Es ist schon ein paar Tage her, als wir davon berichteten ,wie du auch ohne Einladung von Sony in den Genuss kommen kannst, dein Xperia Z3 oder Z3 Compact mit der Concept-Firmware Android 6.0 zu versehen. Ich muss zugeben, ich habe mit mir gehadert, mein gerade perfekt eingestelltes und sauber laufendes Z3C überhaupt mit einer noch nicht ausreichend getesteten Firmware zu bestücken, für dessen Test ich mich zwar über die Concept-App angemeldet habe, ich wiederum aber noch keine offizielle Einladung erhalten habe. Die Neugier hat schlussendlich gesiegt. ;)
Als Vorwort sei erwähnt, dass es sich hier wirklich ausschließlich um eine Beta-Version der Firmware handelt und somit selbstverständlich davon auszugehen ist, dass nicht alle Funktionen fehlerfrei und auch nicht alle Apps absturzfrei davonkommen würden. Wer den Schritt wagt, von einer stabilen Android-Version auf eine Beta zu wechseln, sollte sich dessen also bewusst sein.
[Update: 2016.03.08] Sony hat inzwischen das offizielle Update für die meisten Xperia-Modelle zum Download freigegeben. Du solltest Concept Marshmallow also nicht mehr benutzen, sondern zur finalen Version wechseln!

Und so machte ich mich ans Werk, anhand einer der zahlreichen Installationsanleitungen in den XDA-Foren die notwendige Software – das Flashtool – und die entsprechende *.ftf Datei der gesuchten Firmware von Sony herunterzuladen. Da ich bisher noch keinerlei Erfahrung mit dem Tool hatte, bedurfte es einiger Zeit, mich ein wenig einzulesen, damit ich mir im Ernstfall auch ja nicht direkt das Gerät zerschiesse.

Im Grunde wird das Smartphone per USB an den Rechner geklemmt, man startet das Programm, schaltet das Telefon wieder aus und auf Befehl des Flashtools wird es mit gedrückter Leiser-Taste wieder reaktiviert und schon wird automatisch die Installation der Firmware vollzogen. Wie sich herausstellen sollte, geschah dies allerdings als sogenannter „dirty flash“ der Firmware-Daten- sprich: ohne das Zurücksetzen des Telefons in den Werkszustand. Das hatte nun leider folgende Konsequenzen:
Kaum war das Handy entsperrt und die Sim-PIN eingegeben, schon verabschiedeten sich die Google Play Dienste im sekündlichen Dauertakt, was das Bedienen des Handys nahezu unmöglich machte, da die Fehlermeldung alles blockierte. Schuld waren hier die zuvor noch unter 5.1.1 Lollipop installierten Play Dienste, welche nunmal auf eben jene Firmware zugeschnitten waren. Das Über-Installieren einer aktuelleren, auf 6.0-zugeschnittenen Version hat leider keine Abhilfe gebracht. Zu guter Letzt habe ich mich dann am Folgemorgen entschieden, ein Factory-Reset (das Zurücksetzen des Geräts in den Werkszustand bei völligem Verlust seiner Daten) durchzuführen. Und siehe da – alles gut. Nachdem ich alles neu eingerichtet und installiert hatte, konnte es nun also losgehen.
Es war vollbracht! Mein Z3C startete sich neu, optimierte wie üblich nach einem Update alle Apps und schon konnte ich mich anmelden. Was ich erblicken durfte, war mehr als erfreulich. Sony hat tatsächlich sein Versprechen gehalten und für seine Concept-Firmware auf ein entschlacktes Android, nah am Stock Android, wie man es von den Nexus-Geräten kennt, gesetzt. Die Benachrichtigungsleiste, die Navigationsleiste, die Icons – alles erinnert an ein völlig unberührtes Betriebssystem, fernab von den optischen Änderungen, die Sony, Samsung und Co. sonst vornehmen.
Was mir ebenfalls positiv ins Auge fällt ist, dass Sony auf die meisten seiner hauseigenen Apps verzichtet hat. Lediglich die Galerie „Album“ ist noch vorhanden. Außerdem vorinstalliert sind die bekanntesten Google Apps, wie Google+, Chrome, Fotos und Hangouts. So brauchte ich zum ersten Testen erst einmal nichts weiter zusätzlich installieren. Eine App sei besonders hervorgehoben: „Beta Feedback“, womit dem Nutzer die Möglichkeit gegeben wird, direkt Fehler und Verbesserungsvorschläge an Sony zu übermitteln.
Vielleicht liste ich einfach mal kurz auf, welche Dinge vielleicht nicht großer Worte bedürfen, allerdings ausgesprochen schnell auffallen:
- „Now on Tap“ funktioniert bereits tadellos, allerdings derzeit nur wenn die Systemsprache Englisch eingestellt ist
- der System UI Tuner ist aktivierbar und lässt eine Menge Einstellungen für die Benachrichtigungsleiste zu


- die Uhr im Lockscreen wurde leicht abgeändert, nachdem viele Nutzer unter Lollipop monierten, dass unterschiedliche Textbreiten störend seien

- wird nach dem Gerätestart eine SD-Karte erkannt, so kannst du nun festlegen, ob du diese als internen oder externen Speicher verwenden willst

- geänderte Einstellungsmöglichkeiten des Homescreens (unter anderem lässt sich nun festlegen, ob im Dock App-Namen angezeigt werden sollen)


- die „alten“ Stock-Wallpaper von Sony wurden ersetzt durch meiner Meinung nach weniger schöne (Apps wie „Walloid“ können da aber schnell Abhilfe schaffen)
- erstellte Screenshots lassen sich bei Nichtgefallen direkt im Dropdown-Dialog löschen

- der Stock-Android-Dialer ersetzt nun den ehemaligen Dialer von Sony

Natürlich gibt es bei so einer Betaversion nicht nur Positives berichten. Wie bereits zu Beginn erwähnt, sorgte die unsaubere Flashmethode der von mir gewählten Anleitung für reichlich Ärger im Nachhinein.
ALLES IN ALLEM EINE SEHR STABILE UND SCHNELLE FIRMWARE, ABER…
Beim Betätigen der Powertaste erschien bisher immer ein Menü, in dem ich neben dem Geräteneustart oder eben dem kompletten Ausschalten des Handys auch einen Screenshot vom Display machen konnte. Eine Funktion, die mein Z3 Compact vielen anderen Geräten voraus hatte. Leider erscheint unter 6.0 derzeit nur der Dialog „Ausschalten“, sonst nichts.

Das Anfertigen von Screenshots ist auf die wesentlich nervigere Variante umgebaut worden, dass die Power-Taste zusammen mit der Leiser-Taste gedrückt gehalten werden muss. Ein meiner Meinung nach unnötiger Schritt – aber immerhin alles schließlich noch BETA.
Ebenfalls fehlte zuerst auch noch die Option des „Doppeltippen zum Aufwecken“ in den Einstellungen des Displays. Hier hat Sony aber bereits ein Update nachgeliefert, welches eben diese Einstellung wieder reaktiviert hat. Weniger störend ist, dass leider nicht der originale Bootscreen von Android 6.0 Marshmallow verwendet wurde, sondern immernoch der aus der Vorgängerversion von Sony. Die Animationen der Apps beim Öffnen und Aufrufen aus den „Recent Apps“ wirken platt gesagt „langatmiger“, was den ganzen Prozess langsamer wirken lässt. Allerdings empfinde ich diese Animationen als sehr angenehm und „smooth“.
Was mich derzeit wesentlich mehr stört, ist die Tatsache, dass ich immer mal wieder verschiedensten Apps dabei zusehen kann, wie sie sich in den App-Freeze verabschieden. Nicht oft, nicht bei jeder App, aber leider nunmal nicht von der Hand zu weisen. Hier muss Sony noch reichlich nachbessern. Aber auch da bin ich guter Dinge!
Willst du in der Concept-Firmware deine mobilen Daten daheim deaktivieren, weil du dort ja eh über WLAN surfst, so reicht es nicht mehr, die Schnelleinstellungen zu öffnen und auf den entsprechenden Button „Mobilfunkdaten“ zu tippen, sondern musst nun erst noch ein weiteres sich öffnendes Fenster über dich ergehen lassen, welches deinen aktuellen Verbrauch an Datenvolumen anzeigt. Ganz oben findet sich dort dann auch endlich der Trigger für die De-/Aktivierung der Einstellung. Das ist Gewöhnungsbedürftig.

Und beim Blick in die Schnelleinstellungen fällt noch etwas auf. Leider ist der vielgenutzte „Stamina“-Modus derzeit noch nicht mit an Bord. Dieser ermöglicht unter Lollipop derzeit teils Akkulaufzeiten von bis zu 10 Tagen (im Ultra-Stamina). Allerdings darf an dieser Stelle erwähnt sein, dass ich seit Verwendung von 6.0 eine enorme Zunahme meiner Batterielaufzeiten zu verzeichnen habe. Schuld ist hier der neu eingeführte Doze-Modus, welcher dein Smartphone bei ausgeschaltetem Display irgendwann in einen Tiefschlaf „dösen“ lässt, der alle Hintergrundprozesse eventuell noch aktiver Apps pausiert. Auch hier bin ich wieder positiv überrascht, wie stark sich dieser Modus auszuwirken scheint.

Zu guter Letzt möchte ich noch die ebenfalls mit Marshmallow eingeführten App-Benachrichtigungen erwähnt wissen. Bereits beim ersten Öffnen einer neuen App wirst du direkt gefragt, ob diese zum Beispiel auf deine Fotos oder Kontakte zugreifen darf, um gewisse Funktionen ausführen zu können. In den Einstellungen lässt sich dann auch im Nachhinein noch genau festlegen, welche App was, wann, wie darf und eben auch was nicht. iPhone – Nutzer lächeln hier vielleicht, weil dieses Feature eine der Kernfunktionen von iOS ist. Nichtsdestotrotz war es längst überfällig auch unter Android diese Rechte eingeräumt zu bekommen.

Was lässt sich nun also als derzeitiges Statement zur aktuellen Concept Firmware 6.0 von Sony sagen? Wer wie ich updatesüchtig ist und gern so früh wie möglich ein rundum erneuertes Betriebssystem antesten mag, dem sei der Schritt durchaus ans Herz zu legen. Für eine Betaversion ist sie jetzt schon ausgesprochen gut nutzbar, wenn gleich auch bei Weitem nicht fehlerfrei. Der Doze-Modus und die App-Benachrichtigungen sind es bereits allemal wert. Jedem Anderen sei gesagt, dass sich das Warten auf die finale Version lohnen wird! Ein wesentlich pureres Android-Erlebnis kombiniert mit den zahlreichen Neuerungen von Android Marshmallow – das Update ist quasi schon jetzt eine Pflicht für jeden Xperia-Nutzer, dem sein Handy am Herzen liegt ;)
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