Mit dem X screen bringt LG eine kleinere und günstigere Version des LG V10 nach Deutschland. Wie der Name bereits verrät, verfügt das X screen über einen ganz besonderen Bildschirm, besser gesagt zwei Screens. Ist das praktisch oder bloß ein Gag? — Unser Testbericht verrät es dir!
Mit der X-Serie hat LG ein paar ganz tolle Mittelklasse-Geräte mit Android 6.0 „Marshmallow“ am Start. Den Anfang machen die beiden Modelle X screen und X cam, weitere Geräte sind bereits angekündigt. Der eigentliche Modellname steht dabei für die besonderen Fähigkeiten des jeweiligen Geräts, beim X screen steht somit der Bildschirm im Mittelpunkt. Das LG X screen kostet aktuell bei Amazon 185 Euro und siedelt sich damit preislich im unteren Mittelfeld an.
Der erste Eindruck
Das X screen liegt mit seinem 5″Display und der flachen Bauweise sehr gut in der Hand. Durch die Kunststoffrückseite in „Glasoptik“ ist es etwas glitschig, kommt aber hier in keiner Weise an das Nexus 4 oder das OnePlus X bzw. andere Geräte mit echter Glasrückseite heran. Du kannst das LG X Screen also auch ohne Case benutzen, oder es in eine Hülle stecken.
Zwei weitere Punkte fallen bei der ersten Inbetriebnahme auf: Das LG X screen ist mit seinen 120 g überdurchschnittlich leicht und verfügt über dem Hauptscreen über einen zweiten Bildschirm. Mehr dazu weitere unten. Zudem steht die 13-MP-Kamera hinten leicht aus dem Gerät hervor. Das verleiht der Rückseite einen leichten HTC-Touch. Rückseitig verbaut ist auch ein NFC-Modul, keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse! Die kompletten technischen Daten des LG X screen findest du in unserer Gerätedatenbank.


Einen Designpreis gewinnt das X screen dennoch keinen, denn die Anordnung des Lautsprechers, des Micros, der USB-Buchse und des Kopfhörereingangs auf der Geräteunterseite ist alles andere als ästhetisch, dafür stimmt der Sound sowohl über den verbauten Speaker als auch über den Klinkenausgang.
Die X-Serie von LG verzichtet auf den LG-typischen Rear-Key, das LG Xscreen lässt sich also ganz normal über den Powerbutton auf der rechten Seite des Smartphones einschalten. Hier befindet sich auch der Slot für die Nano-SIM-Karte und eine microSD-Karte. Die linke Seite bietet Platz für eine relativ kurze Lautstärkewippe, die aber über einen angenehmen Druckpunkt verfügt.

Von den 16 GByte an fest verbautem Speicher stehen lediglich knapp 9 GByte für den Nutzer zur Verfügung. Die Nutzung des microSD-Slots ist somit nur eine Frage der Zeit. Wie bei den restlichen Marshmallow-Geräten von LG ist auch hier das Zusammenlegen des externen und internen Speichers nicht ohne weiteres möglich. Du musst also selbst Hand anlegen, wenn du diese neue Funktion von Marshmallow benutzen möchtest.
Softwareseitig entspricht das LG X screen dem LG G5 mit Marshmallow (zum LG G5 Testbericht). Du kannst also auswählen, ob du den neuen LG Launcher ohne separaten App-Drawer benutzen möchtest oder lieber den neuen Launcher im iOS-Stil. Die Marshmallow-Umsetzung von LG weiß zu gefallen, ist aber natürlich Geschmackssache.
Second Screen
LG führte den zweiten Bildschirm oberhalb des Hauptdisplays zum ersten Mal beim LG V10 ein und konnte so einige Nutzer von der Technologie überzeugen. Die Idee dahinter ist simpel und nützlich: Der Second Screen übernimmt nicht nur die Benachrichtigungen und erspart dem Nutzer so in manchen Fällen die häufigen Wischgesten nach unten, sondern dient auch gleichzeitig als Active Display. So kann der Hauptbildschirm länger ausgeschaltet bleiben, was Strom spart und für eine längere Akkulaufzeit sorgt.
In der Praxis funktioniert aber meistens nur die erste Funktion reibungslos. Mit dem LG X screen zu arbeiten, entspannt. Der zweite Bildschirm sorgt dafür, dass eingehende Nachrichten beim Lesen von E-Mails oder beim Browsen nicht stören. Zudem lassen sich über das kleine Display auch Anrufe annehmen, und du kannst den Musikplayer steuern. Das sind alles Kleinigkeiten, die aber in der täglichen Nutzung wirklich viel Ärger ersparen. So gesehen übernimmt der kleine Screen also auch das Multitasking.

Je nach App kann das Display auch komplett die Funktion der Benachrichtigungsleiste übernehmen. Startest du zum Beispiel ein Video in YouTube oder eine Diaschau in der LG eignen Galerie-App, dann erscheint diese automatisch im Vollbildmodus und die Benachrichtigungsleiste wandert in den zweiten Bildschirm.

Über eine Wischgeste auf dem Second Screen erscheinen dann die Android-Navigationselemente als transparentes Overlay wieder. Das zweite Display verfügt über zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. So kann es auf Wunsch nur dann eingeschaltet sein, wenn der Hauptbildschirm aus ist. Du kannst es aber auch immer anschalten oder komplett deaktivieren.

Zudem bietet LG in den Einstellungen sämtliche Features einzeln zur Auswahl. Wenn du den Second Screen also zum Beispiel nur als Medienplayer benutzen möchtest oder nur als Erinnerungsfunktion für den Kalender, dann kannst du alle anderen Features (Schnellkontakte, Lieblingsapps, Tools, Quick Toggles) ausschalten.

Was definitiv nicht funktioniert, ist Drag & Drop zwischen dem Hauptbildschirm und dem zweiten Screen. Deshalb laufen auch unsere Versuche, eigene Apps dem Display hinzuzufügen stets ins Leere.

Seine eigentliche Stärke spielt der zweite Bildschirm aber bei den Benachrichtigungen aus. Hier sorgt er nicht nur für ein entspanntes Arbeiten sondern auch dafür, dass keine Neuigkeit mehr verloren geht. Leider zeigt LG aber nur die eigentliche Benachrichtigung an, keine Inhalte (zumindest nicht bei Google Hangouts). Im Vergleich zu einer klassischen LED sieht man aber gleich, um welche Art von Benachrichtigung es sich handelt.
Auch hier besteht das klitzekleine Problem, dass man die Benachrichtigungsleiste auf dem zweiten Screen nicht herunterziehen kann, um bei ausgeschaltetem Hauptdisplay an die Infos zu gelangen. Hier hilft der bei LG übliche Doppeltip auf das Display, um das Gerät aufzuwecken.
Performance, Kamera, Audio
Der verbaute Snapdragon 410 macht aus dem LG X screen natürlich kein Highend-Gerät, bei der üblichen Nutzung konnte ich aber in den Tests keine wirklichen Probleme feststellen. Im Gegenteil, das X screen arbeitet überdurchschnittlich flott, was ziemlich sicher auch den 2 GByte RAM zu verdanken ist. Lieber ein etwas langsamerer Prozessor, dafür genügend RAM.
Zufrieden war ich auch mit der verbauten 13-MP-Kamera. Sie macht bei guten Lichtverhältnissen schöne Fotos, verfügt über einen guten Autofokus, und dank LG besitzt die Kamera-App auch ein sehr schönes und benutzerfreundliches Interface.
Bei schlechten Lichtverhältnissen lässt die Leistung dann aber recht schnell nach. LG schafft es aber dabei, das entstehende Rauschen durch einen gelungenen Weichzeichner wieder wett zu machen. Trotzdem bleibt die Kamera des LG X screen unterm Strich nur etwas besser als der Durchschnitt. Wenn du mehr Wert auf eine tolle Kamera legst, dann gibt es ja immer noch das LG X cam.

Die Gesprächsqualität des LG X screen ist gut, die Audio-Qualität über Kopfhörer ebenfalls. Der verbaute Lautsprecher tönt etwas blechern und lässt jegliche Art von Bass vermissen, dafür sind die Klingeltöne und Benachrichtigungen gut hörbar, was letztendlich wichtiger ist.
Das LG X screen verfügt auch über ein FM-Radio, falls du mal Musik ohne Internet hören möchtest. Wie üblich benötigt das Gerät dazu ein Headset als Antenne, das praktischerweise zum Lieferumfang gehört.
Kritikpunkte
Die Akkulaufzeit des LG X screen könnte etwas besser sein, denn mit dem aktuellen 2300 mAh Akku reicht es nicht immer problemlos über den Tag. Hier zeigt sich der Umstand, dass das zweite Display halt auch Strom verbraucht und ziemlich sicher den Doze-Modus von Android 6.0 verhindert. Wer komplett darauf verzichtet (über die Einstellungen möglich), kann pro Tag bestimmt noch eine Stunde Laufzeit oder mehr herausholen.
Der interne Speicher beträgt 16 GByte. Davon sind aber gerade mal 9 GByte für den Benutzer frei. Hier sollte LG seine Software etwas aufräumen bzw. platzsparender gestalten, denn bei anderen Herstellern bleiben üblicherweise 10 bis 11 GByte frei, von Custom-ROMS, die mit 2-3 GByte inklusive Google-Apps klar kommen ganz zu schweigen.
Schade, dass man dem zweiten Display nicht eigene vier Apps als Schnellstartsymbole hinzufügen kann. LG pickt sich zwar automatisch die meisten benutzten Apps heraus, das entspricht aber nicht immer den Apps, die man schnell per Fingertip bedienen möchte. Mal schauen, ob sich das per Software-Update später ändern lässt.
Die Helligkeit und Blickwinkeltstabilität des zweiten Displays könnte besser sein. Im Freien reicht es bei Sonnenschein oft nicht aus, um zum Beispiel die Uhrzeit ablesen zu können. So muss dann doch der Hauptbildschirm herhalten, was den eigentlichen Zweck des Second Screens zunichte macht.
Fazit
Das LG X screen ist ein absolut gelungenes, solides Android-Gerät für alle, die einen verlässlichen Begleiter für jeden Tag suchen, der zwar in keiner Disziplin — außer dem Display — besonders hervorsticht aber eben auch in keinem Bereich patzt. Das zweite Display erweist sich als wirklich praktischer Begleiter und erspart so manches Aufwecken des Screens, um nur mal schnell nach der Uhrzeit zu schauen.
Durch den etwas schwachbrüstigen Snapdragon Prozessor reicht es nicht ganz für ein Top-Ranking beim LG-Smartphone. Das separate Display hat uns aber in den Tests dermaßen gut gefallen, dass wir dem LG X screen klar eine Kaufempfehlung aussprechen können. Wer einfach auf der Suche nach einem soliden Gerät für unter 200 Euro mit besonders guter Benachrichtigungsfunktion ist, der kann beim LG X screen nichts falsch machen.