Seit seinem Marktstart in Deutschland hat sich Bq in den vergangenen rund 18 Monaten zum echten Geheimtipp für Android-User gemausert. Die Spanier produzieren nicht nur sehr schöne Smartphones, die meisten Geräte sind auch ihren Preis klar wert. Für diesen Test habe ich mir das Bq Aquaris X5 über zwei Wochen lang genauer angeschaut.
Das Aquaris X5 von Bq ist ein echtes Allroundtalent ohne Schwächen aber mit sehr vielen praktischen Seiten. Dazu gehört zum Beispiel der Dual-SIM-Support zuzüglich microSD-Einschub. Du kannst mit dem Aquaris X5 also nicht nur zwei SIM-Karten, sondern auch noch eine microSD-Karte benutzen und musst dich nicht für das eine oder andere entscheiden, wie bei den typischen Dual-SIM-Smartphones mit Hybrid-Slot.
Zu den weiteren Stärken gehört das schöne 5 -Zoll-Display mit 1280 x 720 Pixeln und Quantum Color+-Technologie. Darunter versteht Bq eine selbst entwickelte Display-Technik, die weiße Punkte nicht wie bei anderen Displays vorwiegend aus blauen LEDs mit viel Gelb erstellt, sondern gleichmäßig aus blauen, roten und grünen LEDs. Soweit die Theorie, in der Praxis fällt das nur im direkten Vergleich mit einem zweiten Display auf, dass das Rot in Gmail zum Beispiel sehr kräftig wirkt und leicht in Richtung Sauerkirsche geht, auf einem anderen Display hingegen eher wie ein Ferrari-Rot aussieht. Die Farben sind kräftig, die Kontraste hoch und Weiß ist Weiß.

Etwas schwach gibt sich das Aquaris X5 beim gewählten Chipsatz. Der Snapdragon 412 von Qualcomm ist „nur“ eine Quad-Core-CPU, die mit einer maximalen Taktrate von 1,4 GHz arbeitet. Damit schafft das Bq-Smartphone im AnTuTu-Benchmark gerade mal 30.000 Zähler. Doch auch hier gilt: In der Praxis ist davon kaum etwas zu spüren: praktisch alle Anwendungen starten flott, Ruckler gibt es keine und auch bei gleichzeitiger Nutzung mehrerer Apps verrichtet das Aquaris X5 problemlos seinen Dienst. Selbst grafikintensive Spiele wie zum Beispiel Alto’s Adventure, die mein Oneplus X zum Ruckeln brachten, besteht das Bq Aquaris X5 problemlos.

Der erste Eindruck fällt überraschend gut aus. Das Aquaris X5 liegt nicht nur sehr gut in der Hand, es wirkt durch den Rahmen aus Metall auch sehr hochwertig. Einzig für die Rückseite aus blauschwarzem Kunststoff hätte ich mir etwas mehr Grip gewünscht.

Das Aquaris X5 verfügt über eine Benachrichtigungs-LED oben links, zudem sind auch die drei Sensortasten unten beleuchtet.
Mit Cyanogen OS 12
Das von mir getestete Aquaris X5 kommt von Haus aus mit Cyanogen OS 12. Dabei handelt es sich um die kommerzielle Version von CyanogenMod auf Basis von Android 5.1 „Lollipop“. Das Aquaris X5 reiht sich somit in die bereits von der Android-User-Redaktion getesteten Cyanogen-OS-Smartphones ein: Wileyfox Storm, Lenovo ZUK Z1 und OnePlus One. Es wird auch ein Update auf Android 6.0 bzw. Cyanogen OS 13 erhalten. Mit diesem ist aber laut Hersteller erst im Sommer 2016 zu rechnen.
„Das Aquaris X5 ist das aktuell beste Cyanogen-OS-Smartphone in Europa!“
Neben der von uns getesteten Cyanogen-OS-Versoin, die nur in Schwarz verfügbar ist, gibt es das Bq Aquaris X5 auch mit der Bq-eigenen Android-Oberfläche und in den Farben Weiß und Rosa. Von der Hardware her sind die Smartphones identisch, die Bq-Version ohne Cyanogen OS gibt es aber auch mit 32 GByte internem Speicher.


Cyanogen OS bietet die bereits von CyanogenMod und den von der Redaktion getesteten Cyanogen-OS-Smartphones her bekannten Features, die bei Android 5.1 fehlen. Dazu gehören diverse Sicherheitsfunktionen inklusive Privacy Guard, PIN Scramble, Theme-Support und die — optionale — Integration von Truecaller, um Spam-Anrufe besser erkennen und blockieren zu können. Als E-Mail-Anwendung kommt Boxer zum Einsatz, auch beim Kalender hat sich Cyanogen für eine eigene App mit Boxer-Hintergrund entschieden.

Auch der automatische Nachtmodus von Cyanogen OS mit Blaufilter ist vorhanden, und das Aquaris X5 lässt sich per Doppeltap-Geste aus dem Standby aufwecken.
„Das Aquaris X5 beherrscht das Aufwecken per Doppeltippen.“
Etwas überrascht war ich, auf dem Gerät auch eine Handvoll spanischer Apps zu finden, also Bloatware. Diese Anwendungen lassen sich aber problemlos deinstallieren, im Gegensatz zu den Google-Apps, die fest ins Cyanogen-OS-System verankert ist. Von den 16 GByte Speicher stehen somit nach dem Entfernen sämtlicher Bloatware ziemlich genau 10 GByte für Nutzerdaten zur Verfügung. Es ist aber problemlos möglich, neu installierte Apps auf die microSD-Karte auszulagern, mit Android 6.0 wird diese Möglichkeit ja noch deutlich erweitert.

Kamera & Audio
Für mich muss ein gutes Smartphone auch einen halbwegs brauchbaren Speaker mitbringen und gute Fotos schießen. Beide Anforderungen erfüllt das Aquaris X5 gerade so. Während der Lautsprecher ohne Zweifel zu den besseren seiner Art gehört und für einen lauten und gut hörbaren Klingelton sowie satten Sound über Kopfhörer sorgt, liegt die 13-Megapixel-Kamera leider nur leicht über Mittelmaß und schießt in etwa gleich gute Bilder wie mein Oneplus X oder das Nexus 5. An die neuen Kamera-Generationen wie beim SGS6, dem Nexus 5X oder dem Huawei P8 kommt das Bq-Gerät allerdings nicht heran.

Bei den Kamera-Apps sorgen zudem zwei Symbole für Verwirrung, da sowohl die Kamera-Anwendung von Cyanogen OS vorinstalliert ist (Camera 2) als auch die Bq-eigene Kamera-App. Hier empfehle ich klar die Bq-Kamera zu benutzen, da diese schneller arbeitet, sich einfacher bedienen lässt und zum Beispiel bei den Zeitlupen-Videos auch 120 FPS unterstützt nicht nur 60 wie bei der Cyanogen-Kamera. Die Camera 2 bringt dafür mehr Einstellungsmöglichkeiten mit.

Erwähnenswert ist auch die 5-Megapixel-Frontcam. Sie macht wirklich gute Aufnahmen und verfügt zudem auch über einen Blitz als Selfie-Hilfe.

Akkulaufzeit
Eine Stärke des Aquaris X5 stellt der mit 2900 mAh recht große Akku dar. Bedenkt man, dass das Display „nur“ 1280 x 720 Pixel darstellt und der Snapdragon 412 eine recht genügsame CPU ist, dann kann man sich in etwa ausrechnen, wie groß das Stehvermögen des Aquaris X5 ist: sehr groß! Der Akku hielt in meinen Tests locker zwei Tage durch, sodass ich das X5 oft erst am dritten Tag ans Ladegerät anschließen musste. Zum Vergleich: Mein Oneplus X muss üblicherweise jeden zweiten Tag ans Ladegerät.
„Das Aquaris X5 hält locker zwei Tage durch, auch bei fleißiger Nutzung!“
Bei der Onscreen-Zeit kommt das Aquaris X5 allerdings auf keine Spitzenwerte. Mehr als fünf bis sechs Stunden Display-Zeit liegen nicht drin, wenn du die Helligkeit nicht absichtlich möglichst dunkel einstellst. Quantum Color + scheint also auch seine Schattenseiten zu haben.
Das hat mir nicht gefallen
Dass die Kamera leider nur gutes Mittelmaß ist, habe ich oben bereits erwähnt. Doch es gibt noch ein paar negative Details, die du vor dem Kauf wissen musst. Als Datenkarte lässt sich nur eine SIM benutzen (zwei Nano-SIM-Karten passen in den Slot). Die zweite SIM-Karte lässt sich also nur zum Telefonieren benutzen. Das Wechseln der Datenkarte zu SIM2 hat über die Einstellungen zudem nur nach einem Neustart funktioniert, nicht on-the-fly. Zudem schaltete Bq bei der Daten-SIM automatisch den 2G-Modus als Standard ein und ich musste manuell LTE/4G als bevorzugten Modus auswählen. Wenn du aber nicht ständig die SIM-Karten wechseln möchtest, dann kannst du diesen Nachteil getrost vernachlässigen.


Beim Reinigen des Aquaris X5 über meine Jeans ist mir aufgefallen, dass sich zwar die Rückseite problemlos wie neu polieren lässt, aber nicht das Display. Das ist meistens ein Anzeichen dafür, dass kein Gorilla Glass verbaut ist. Tatsächlich setzt Bq hier auf die etwas günstigere Alternative Dragontail. Kratzer gab es im Testzeitraum keine, der Unterschied zu Gorilla Glass fällt minimal aus.
Last but not least ist der 2900-mAh-Akku fest verbaut. Für mich persönlich ist das kein Problem, aber es soll ja Leute geben, die auf einen wechselbaren Akku bestehen, weshalb das nicht unerwähnt bleiben soll.
Fazit
Mit dem Aquaris X5 ist Bq nicht nur ein sehr schönes Android-Smartphone geglückt, sondern ein sehr hochwertiges noch dazu. Fünf Zoll sind für mich persönlich weiterhin die ideale Display-Größe, das Aquaris X5 macht bei der täglichen Nutzung einfach nur Freude. Für eine Bestnote fehlen dem Aquaris X5 eine noch bessere Kamera, WLAN 802.11ac und ein etwas schnellerer Chipsatz. Dann wären die Spanier mit 300 Euro immer noch im Rennen. So bleibt es bei einem Rating von 4,2 von 5,0 Punkten und beim Fazit: Das Aquaris X5 ist das aktuell beste Cyanogen-OS-Smartphone in Europa!