Lenovo ist nicht nur die Mutterfirma von Motorola, sondern bringt mit dem Brand „ZUK“ eine ganz eigene Smartphone-Marke mit Cyanogen OS auf den Markt. Das ZUK Z1 ist das erste Smartphone unter dem neuen Namen. Ich habe mir für euch das Gerät anschaut. Was es zu bieten hat und wo seine Schwächen liegen, lest ihr in diesem Testbericht.
Schon beim ersten in die Hand nehmen fällt auf: Das ZUK Z1 ist deutlich dicker als die Flaggschiffe anderer Hersteller, dafür kostet es aber auch nur etwas mehr als 300 Euro. Das gute Stück wird von einem Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AC angetrieben, welchem 3 GByte RAM zur Seite stehen. Fotos und Videos, die man mit der 13MP Haupt- oder der 8MP Frontkamera aufnimmt, kann man im 64 GByte großen Speicher ablegen. Ist der integrierte Speicher hingegen voll, bleibt keine Möglichkeit zur Erweiterung.
WTF ist ZUK? Hinter dem neuen Brand steckt das Unternehmen ShenQi, an dem Lenovo — wie bei Motorola — Mehrheits-Eigner ist. Insofern steckt im ZUK Z1 also in etwa gleich viel Lenovo wie im Motorola X Play.
Die Hardware
Für das IPS LPTS Display wählte man die aktuellen Standardwerte 5,5 Zoll und 1920×1080 Pixel. Das Smartphone kann mit 2 Nano-SIM-Karten im LTE-Netz genutzt werden. Im Unterschied zu diversen asiatischen Modellen mit Dual-SIM handelt es sich dabei aber nicht um einen Hybrid-Slot, der wahlweise auch als Single-SIM plus microSD eingesetzt werden kann.

Unterstützte Verbindungsmöglichkeiten sind Wifi 802.11b/g/n/ac, Bluetooth 4.0 und USB Typ C. Für die nötige Energie sorgt der 4100mAh Akku. Nicht mit an Bord ist NFC, auch drahtlos Laden unterstützt das Z1 nicht.

Mit 175g fällt das Gerät relativ schwer aus. Die Rückseite besteht aus Plastik, der Rahmen aber aus Metall. Insgesamt fühlt sich das ZUK Z1 sehr solide an. Die Rückseite ist durch die glatte Oberfläche aber etwas rutschig.
Akku & Display
Bei einem 4100 mAh großen Akku erwartet man zu Recht eine herausragende Akkuleistungen. Diese bietet das ZUK Z1 auch bei der Gesprächszeit: 48 Stunden liegen hier laut Hersteller drin. Doch als Dauerzocker bin ich vom ZUK-Gerät etwas entäuscht. Ich habe im Testzeitraum Minions und Springfield gespielt. Damit lagen „nur“ 4-5 Stunden Screen-On-Time drin und der um 7 Uhr voll geladene Akku musste um 18 Uhr wieder ans Netzteil. Immerhin: Das Z1 unterstützt auch Quick Charging und es liegt ein passendes Ladegerät bei (USB Type C), sodass der Akku recht schnell wieder fit ist. Wer nicht pausenlos mit CPU – und GPU-intensiven Anwendungen aka Spielen beschäftigt ist, kommt man aber gut durch den Tag.


Der verbaute Snapdragon 801 gilt eigentlich als solide CPU (ist ja nicht mehr der jüngste Chipsatz). Belastet man das Handy aber über längere Zeit stark, wird das ZUK Z1 vor allem in der oberen Hälfte sehr, sehr warm. Hier zeigt sich der Metallrahmen als funktionierende Heat-Pipe, doch der Rahmen wird teilweise so heiß, dass man ihn kaum noch anfassen kann. Deshalb auch hier der Hinweis: wer viel zockt, wird mit dem ZUK Z1 nicht glücklich werden!
Der Metallrahmen ist eigentlich EINE Heatpipe!
Das Display stellt alles schön scharf und natürlich dar. Auch bei Sonnenlicht kann man es noch gut ablesen. Wird es aber zu hell, dann wird es auch bei diesem Gerät schwierig. Zudem kam es teilweise bei der Helligkeitsanpassung zu Verzögerungen. So blieb das Display manchmal wenige Sekunden nach dem Einschalten des Geräts noch zu dunkel und schaltete erst später „hoch“. Die Blickwinkel des verbauten LCD-Panels sind absolut ok.
Software: Cyanogen OS 12.1
Bei der internationalen Version des Gerätes — also auch auf unserem Testgerät, das wir bei Amazon bestellt hatten — kommt Cyanogen OS 12.1 (Android 5.1.1) zum Einsatz. Positiv fiel mir dabei neben vielen Kleinigkeiten auf, dass man die Benachrichtigungs-LED sehr feingliedrig einstellen kann. So kann man für jede App eine individuelle Farbe einstellen. Das Blink-Intervall ist auch änderbar. Diese Funktion fehlt mir bei anderen Geräten.


Abgesehen davon unterscheidet sich Cyanogen OS 12.1 nicht groß von CyanogenMod oder der grafischen Oberfläche von Nexus-Geräten, auch wenn es optisch durchaus Unterschiede gibt.


Die Benchmarkergebnisse bestätigen den guten Eindruck des Snapdragon 801. So erreicht das ZUK Z1 bei AnTuTu ca 46600 Punkte. Beim Vellamo HTML-5-Test erreicht es 3300 Punkte und liegt damit zwischen dem Asus Zenfone 2 und Samsungs Galaxy Note 4. Die restlichen Benchmark-Resultate und die kompletten technischen Daten des ZUK Z1 finden sich wie üblich auf einer separaten Seite auf android-user.de
Kamera
Das ZUK Z1 verfügt über eine 13-Megapixel-Hauptkamera mit optischer Bildstabilisation und eine Frontcam, die mit 8 Megapixeln auflöst. Beide Kameras machen sehr gute Bilder. An die besten Smartphone-Kameras (Galaxy S6, Note 4, LG G4) kommt das Z1 allerdings nicht heran. Bei schlechten Lichtverhältnissen kommt es zu Rauschen, die Bilder sind aber immer noch brauchbar.



Audio: laut aber schrecklich
Der Lautsprecher schafft eine gute Lautstärke. Die Klangqualität ist aber eher Mittelklasse. Und man hat nicht wirklich Freude an der Musik. Bei Kopfhörern ist es besser. Hier muss man aber unbedingt vorher die Medienlautstärke ganz runter drehen, da man sich sonst das Gehör beschädigen kann. Für mich persönlich ist die leiseste Einstellung, bei der man etwas hört, schon zu laut.
„Der Kopfhörerausgang ist klar zu laut eingestellt!“
Davon abgesehen ist der Klang über Kopfhörer sehr gut. Der Sound ist ausgewogen und bietet auch recht guten Bass. Dem Gerät liegen aber keine Kopfhörer bei. Daher habe ich die vom Oppo Find 7a genommen.
Besonderheiten
ShenQi setzt bei dem ZUK Z1 auf einen physischen Homebutton mit integriertem Fingerabdruckscanner. Dieser funktioniert sehr gut auch wenn man den gespeicherten Finger um 90° oder 180° dreht. Die Finger werden aber nur bei eingeschaltetem Display gescannt. Damit dauert das Entsperren etwas länger als zum Beispiel beim Huawei Mate S.
Neben dem Homebutton gibt es noch zwei kapazitive Tasten, welche jeweils nur durch einen leuchtenden Punkt dargestellt werden. Dies ist anfangs irritierend, da einem nicht gezeigt wird, mit welchem Button man zurück kommt und mit welchem man den Taskmanager öffnet. Aber man kann sich daran gewöhnen. Es hat zudem den Vorteil, dass es bei Design- oder Belegungsänderungen keine Probleme gibt. Wer lieber On-Screen-Tasten nutzt, kann diese in den Einstellungen aktivieren.

Fazit
Trotz des etwas älteren Prozessors kann das ZUK Z1 mit den aktuellen Topmodellen mithalten: Es lässt sich absolut flott bedienen und leistete sich in den Tests keine Patzer oder Ruckler. Einzig das Wärmeproblem hat mir überhaupt nicht gefallen. Beim Preisleistungsverhältnis führt das ZUK Z1 den Markt sogar an. Für 300 Euro 64 GByte Speicher, Fingerprint-Reader und Full-HD-Panel bietet kaum ein anderer Hersteller. Wer für unter 300€ ein solides Gerät sucht ist hier also genau richtig. Bei dem Preis muss man aber mit Hitzeentwicklung und ohne NFC leben. Dafür bekommt man aber bereits USB Type-C und Cyanogen OS.