Immer mehr chinesische Firmen bieten ihre Smartphones direkt in Europa an, so auch Coolpad, das seit 2015 offiziell in Deutschland vertreten ist. Mit dem Moden 2 bringt Coolpad einen überfälligen Nachfolger für das erste Modena, das bei den Specs nicht wirklich zu punkten wusste. Ob es der Nachfolger besser macht, verrät dir unser Testbericht.
Auf den ersten Blick ist das Coolpad Modena 2 (Amazon-Preis 176 Euro) ein schickes 5,5″-Smartphone mit leicht abgerundetem Display und einem prominenten Coolpad-Schriftzug auf der Front sowie einer leicht hervorstehenden Kamera auf der Rückseite. Das Design erinnert durch die ebenfalls abgerundete Rückseite und die kreisrunde Kamera etwas an HTC-One-Modelle, die Front ist aber klar China-inspiriert und sieht so auch bei vielen anderen Android-Smartphones aus.
Ebenfalls an HTC erinnert das verbaute 5,5″-Display, das ein rund 2mm breiter Rahmen ziert. Hier hätte man das Screen-to-Body-Verhältnis durchaus noch optimieren können. Das verbaute Panel löst zwar nur mit mageren 1280 x 720 Pixeln auf, das stört jedoch bei der täglichen Nutzung kaum.

So edel und hochwertig das Äußere wirkt, so mager fällt das Innenleben aus. Mit gerade mal 1 GHz taktet der verbaute 64-Bit-fähige Quad-Core-Chipsatz von MediaTek (MT6735p) und schafft so im Metal-Benchmark von Vellamo bescheidene 720 Punkte. Auch der HTML5-Benchmark von Vellamo fällt mit 1600 Zählern relativ schwach aus, AnTuTu kommt auf 24730 Punkte. Dank 2 GByte RAM (gut, dass Coolpad hier nicht gespart hat) und dank der Mali-720MP-GPU fällt der etwas schwachbrüstige Prozessor aber im Alltag nicht negativ auf. Für die meisten Aufgaben bietet er genügend Power und nur selten lassen sich Apps beim Start mehr Bedenkzeit als zumutbar.
Beim Modena 2 handelt es sich um ein Dual-SIM-Smartphone mit LTE und Hybrid-Slot. Das bedeutet, dass sich das Handy entweder mit zwei SIM-Karten – von denen eine über LTE ins Netz kann – oder mit einer SIM-Karte und einer microSD-Karte als Speichererweiterung benutzen lässt.

Von den 16 GByte Speicher sind knapp 8 GByte bereits belegt, für die eigenen Apps und Daten bleiben also lediglich 8 GByte frei. Android 6.0 ist in der 64-BIt-Version vorinstalliert und dank eines kürzlich veröffentlichten Updates auf dem Sicherheitspatch-Stand vom 5. September 2016.
Mit Coolpad UI
Softwareseitig hat sich Coolpad für eine eigene grafische Oberfläche auf Basis von Android 6.0 entschieden, die den üblichen chinesischen Oberflächen wie ein Ei dem anderen gleicht. Es gibt also keinen separaten App-Drawer, sondern Coolpad benutzt wie Huawei, ZTE und andere Hersteller (bzw. wie bei Apple) den Desktop als App-Ablage. Somit findest du alle Apps auf dem Homescreen. Falls du dich damit nicht anfreunden kannst, lässt sich dieses Problem aber über einen alternativen Launcher lösen.
Die Coolpad UI lehnt sich in vielen Bereichen sehr stark der Emotion UI von Huawei/Honor an. Das zeigt sich auch im Bildschirm „Über das Telefon“, der wie eine 1:1-Kopie aussieht.

Auch ein paar eigene Apps bringt das Modena 2 mit. Dazu gehört mit Coolpad Clone ein Werkzeug, um sämtliche Daten des Smartphones auf ein neues Smartphone umzuziehen. Cool Manager hält das Android-Gerät sauber, löscht Apps, blockiert Anrufe und überwacht die mobilen Daten. Die App erinnert stark an CM Security. Als Tastatur kommt Touchpal mit Swype-Support zum Einsatz.

Weiterhin vorinstalliert sind WPS Office, ein Kompass, ein Radio, ein Video-Player und Zuimei Weather. Diese Apps lassen sich zwar beenden, aber mit wenigen Ausnahme weder deinstallieren noch deaktivieren.

Eine weitere Besonderheit der Coolpad-Oberfläche sind die Quicksettings, die sich durch eine Wischgeste von unten aufrufen lassen. Apple-inspiriert bieten sie so Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie WLAN-Einstellungen, Mobilfunkdaten und merh. Da die Quicksettings allerdings nur von unten aufrufbar sind, erfordert das für routinierte Android-Nutzer etwas Umstellung.
Kritikpunkte
Coolpad hat dem Modena 2 zwei 8-MP-Kameras spendiert. Das hört sich zunächst mal nicht schlecht an, aber die verbauten Kameras sind nicht die besten. Bei der Frontkamera ist mir das persönlich egal, weil ich praktisch keine Selfies schieße, aber die Hauptkamera ist definitiv nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Schlecht gelöst hat Coolpad den verbauten Lautsprecher auf der Rückseite. Liegt das Gerät flach auf einem Tisch, dann reduziert das die Sound- oder Klingeltonausgabe um mehr als 60 Prozent. Liegt das Gerät sogar auf einem weichen Untergrund, zum Beispiel auf einem Sofa oder auf einem Mauspad, dann hört man vom integrierten Lautsprecher praktisch gar nichts mehr. Umso mehr fällt dann auf, wenn man zum Beispiel das Telefon beim Klingeln in die Hand nimmt und aus dem ganz leisen Klingelton mit einem Mal ein laut schrillendes Handy wird. Hier kann ein entsprechend präpariertes Case Abhilfe schaffen.

Die Soundausgabe über den 3,5mm-Ausgang ist in Ordnung, auch die Gesprächsqualität über den verbauten Ohrhörer ist akzeptabel bis gut.
Der verbaute 2500-mAh-Akku fällt zwar nominell gar nicht mal so schlecht aus, im Unterschied zu anderen Smartphones schafft das Modena 2 damit aber lediglich 4 Stunden Gesprächszeit. Es liegen damit auch keine 2 vollen Tage drin, wie zum Beispiel mit dem Nubia Z11 mini (Testbericht), das zwar über das kleinere Display verfügt, aber dafür mit Full-HD-Auflösung.
Fazit: Nicht schlecht, aber zu teuer
Coolpad hat beim Modena 2 viele Kritikpunkte des Vorgängers ausgebessert. Aber trotz dieses Upgrades reicht es in den meisten Disziplinen nur für eine durchschnittliche Leistung. Für 180 Euro gibt es definitiv bessere Smartphones, zum Beispiel das P9000 von Elephone (Testbericht des P8000) oder das Honor 4X für 160 Euro. Dennoch: Das Coolpad Modena 2 ist kein schlechtes Smartphone: es arbeitet in der Praxis genügend schnell, es sieht wirklich schick aus und – last but not least – es bekommt auch Software-Updates. Insofern gehört es für alle, die sich ein 5,5″-Smartphone kaufen möchten auf die Merkliste!