2. Dezember 2023
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Phicomm Clue M mit Android 4.4 „KitKat“ im Test

Im Frühling 2015 stellte Phicomm mit dem Clue M in Barcelona ein neues Einsteiger-Smartphone mit Android 4.4 vor. Das Clue M sollte ursprünglich 149 Euro kosten, Phicomm senkte die UVP zur Markteinführung aber auf  129 €, sodass das Handy nun bei MediaMarkt und Saturn für 99 Euro zu haben ist.  Wir haben uns angeschaut, was der eher unbekante Hersteller für diesen Preis zu bieten hat und für wen sich der Kauf lohnt.

Phicomm ist ein Unternehmen aus Shanghai, das vor allem Endgeräte für mobile Kommunikation (aka Smartphones) und Router herstellt. 2012 gründeten die Chinesen einen Firmensitz in München, um ihre Geräte auch auf dem europäischen Markt an den Mann bringen zu können. Wir hatten mit dem Phicomm 610 und Phicomm 710 frühe Phicomm-Geräte mit Mängeln aber auch mit tollen Features im Test und mit dem Phicomm Passion hat man der Konkurrenz gezeigt, dass man durchaus auch im Mittelfeld mithalten kann.

Das Clue M führt die Reihe der günstigen Einsteigergeräte fort. Es wird in einer kleinen, bedruckten Pappschachtel geliefert. Im Lieferumfang sind neben dem Smartphone noch ein USB-Kabel und ein Netzstecker enthalten, welche zum Übertragen von Daten vom Computer auf das Handy und zum Aufladen gedacht sind.

Als Prozessor dient dem Handy ein Qualcomm Snapdragon 410, also einen Quad Core Prozessor mit je 1,2 GHz pro Kern, der seinen Job sehr zuverlässig ausübt. Unterstützt wird der Prozessor von dem 1 Gigabyte großen Arbeitsspeicher. Bluetooth 4.0 ermöglicht eine energiesparende Kopplung zu Tastaturen oder anderen Bluetooth-Geräten, um Daten auszutauschen. Das verbaute WLAN-Modul unterstützt zwar Direct-Wifi, aber nur die Standards b/g/n, also das übliche 2,4-GHz-Netz.

Der verbaute Snapdragon 410 unterstützt Dual-SIM-Support und LTE.
Der verbaute Snapdragon 410 unterstützt Dual-SIM-Support und LTE.

Der verbaute GPS-Sensor unterstützt A-GPS zur genauen Standortbestimmung. So können die genauen Daten zum Aufnahmeort eines Fotos gespeichert werden, oder man kann das Gerät als mobile Landkarte benutzen. Zwar fehlt dem Gerät die Möglichkeit zu NFC (Near Field Comunication), welches für Android Beam und zum Zahlen mit dem Handy gebraucht wird – dieses kann aber bei einem Smartphone dieser Preisklasse nicht erwartet werden. Gespeichert werden alle Daten auf dem 8 Gigabyte großen Hauptspeicher, welcher sich optional mit einer microSD-Karte bis 64 Gigabyte erweitern lässt.
Das Handy liegt mit den Maßen: 133 x 65.2 x 9.6mm angenehm in der Hand und passt, wie vom Hersteller angegeben, in praktisch jede Hosentasche. Anfangs liegt das Clue M zwar noch etwas rutschig in der Hand, nach wenigen Minuten ist man aber an die Rückseite, die nur in einem metallisch glänzendem Petroleum-Blau erhältlich ist, gewohnt und hat nicht mehr das Gefühl, das Gerät würde einem aus der Hand gleiten. Die Verarbeitung ist solide, denn nichts knarzt oder wackelt.

Auf dem Phicomm Clue M ist Android in leicht abgewandelten Version von Android 4.4.4 „KitKat“ vorinstalliert, welches bei normaler Nutzung wie bei Scrollen oder dem Benutzen von einfachen Apps sehr flüssig läuft. Angeblich soll sogar ein Update auf Android L geplant sein, was der 64-Bit-CPU bestimmt noch etwas mehr Leistung bescheren dürfte. Die Angabe von Phicomm, dass das Gerät seine Ressourcen gut ausnutzt und schnell auf Berührungen reagiert kann ich durchaus bestätigen. Wenn eine App geöffnet wird, geschieht das ohne große Wartezeiten oder Ruckler.

Vorinstalliert sind wenige Apps, wie zu Beispiel ein Radio, ein Musik- und Videoplayer, ein einfacher Browser und eine Weltzeituhr. Mikroruckler gibt es außerdem auch praktisch nie. Beim Booten, also beim Hochfahren, benötigt es nur ungefähr eine halbe Minute, was für ein Android Gerät sehr flott ist. Allerdings muss beim Aufwecken aus dem Standby-Modus ca. 2 Sekunden gewartet werden.  Aber auch bei Spielen leistet das Clue M einiges. Es besteht den Spieletest nicht nur bei Spielen wie z.B. Flappy Bird sondern auch bei ausgewachsenen Grafikbomben wie Asphalt 8 Airborne auf mittleren bis hohen Grafikeinstellung, bei denen man sich zwar auf verlängerte Ladezeiten freuen kann, welche aber während des Spiels flüssig laufen, wie auf Geräten die einer höheren Preisklasse angehören.

Auch bei unseren Standard-Benchmarks schneidet es für ein relativ billiges Handy nicht schlecht ab. Bei Antutu- Benchmark erreicht das Clue M einen Score von 20197 Punkten und beim Vellamo Metal Benchmark erreichte es 826 Punkte und liegt damit leicht über dem Level eines Galaxy S3. Im HTML-5-Test von Vellamo bringt es das Phicomm-Smartphone auf 1980 Zähler.

Im täglichen Gebrauch

Ein entsprechend großer Akku ist allerdings auch sehr wichtig, um mit dem Handy gut über den Tag zu kommen. Phicomm hat sich hier für einen auswechselbaren 1750mAh Akku entschieden welcher ebenfalls nicht allzu schnell versagt. Zwar schwankt die Leistung wie bei jedem gewöhnlichem Akku am Anfang etwas, jedoch pendelt sie sich nach zwei- bis dreimaligem vollen Aufladen so ein, dass man gut über den Tag kommt, und wenn man sparsam ist, sogar über zwei Tage.

Unter Last frisst der Snapdragon 410 mächtig Power, im Standby gibt sich das Clue M hingegen genügsam.
Unter Last frisst der Snapdragon 410 mächtig Power, im Standby gibt sich das Clue M hingegen genügsam.

Der Punkt am Handy, der etwas enttäuschend ist, ist das Display. Es unterstützt Multitouch mit maximal zwei Fingern und bringt es mit der Auflösung von 480 x 854 Bildpunkten auf 4,5 Zoll Bilddiagonale auf 240 ppi (Pixel pro Quadratzoll). Die Glasoberfläche stammt vom japanischen Herstellers Asahi und soll gegen Kratzer geschützt sein. Wenn man den Bildschirm anschaut, fällt keine übermäßige Unschärfe auf, und auch die Farben zeigen ein sehr lebendiges Bild an. Die Helligkeit ist auch bei Tageslicht hell genug und die Kontraste sind sehr stark (wenn nicht zu stark). Doch die wirklich katastrophalen Blickwinkel schmälern das Erlebnis mit dem Clue M doch enorm. Sobald man auch nur ansatzweise (geschätzte 10-15 °) von oben auf das Smartphone schaut, fangen die dunklen Stellen auf dem Display an, komplett schwarz zu werden und die Farben sind total verfälscht . Dieses Problem tritt allerdings nur auf, wenn man von oben auf den Screen schaut — von den Seiten und von Unten sind die Blickwinkel stabil.

Schaut man im 90° Winkel auf das Display, dann stimmen Farben und Helligkeit des Displays.
Schaut man im 90° Winkel auf das Display, dann stimmen Farben und Helligkeit des Displays.
Bereits bei einer leichten Neigung werden bestimmte Stellen des Screens schwarz.
Bereits bei einer leichten Neigung werden bestimmte Stellen des Screens schwarz.

Das Gerät besitzt abgesehen von den Power- und Lautstärketasten nur hintergrundbeleuchtete Softkeys. Die Powertaste und die Wippe zum Einstellen der Lautstärke sitzen beide an der rechten Seite des Gerätes und sind aus dem gleichen Kunststoff wie die Rückseite gefertigt. Auch sie sind solide in den Rahmen eingebaut und wackeln nicht. Die Softkey’s sind unter dem Display angebracht und werden, nachdem sie angetippt wurden ca. 5 Sekunden, in hellblauer Farbe hintergrundbeleuchtet. Der Home-Button (Mitte) ist auch ohne Hintergrundbeleutung zu sehen, da an seiner Stelle die schwarze Farbe des Displayrandes fehlt. Dementsprechend leuchtet er am Tag gut sichtbar, strahlt in der Nacht oder in dunklen Räumen fast sogar zu hell. An dieser Stelle würde ich mir eine automatische Anpassung oder manuelle Einstellung der Helligkeit wünschen, so etwas lässt sich auch für ein Einsteigergerät programmieren.

Die Kamera

Ein Smartphone ersetzt heutzutage viele Geräte. Vor allem werden aber Digitalkameras langsam aber sicher von Smartphones ersetzt, weshalb die Kamera eines Handys oft auch als ausschlaggebender Grund für eine Kaufentscheidung ist. Das Clue M besitzt wie jedes aktuelle Handy eine Kamera auf der Rückseite, welche für normale Fotos geeignet ist und eine Frontkamera. Die Hauptkamera auf der Rückseite verfügt über eine Auflösung von 5 Megapixeln und schießt bei Tageslicht durchaus akzeptable Bilder. Die Fotos enden beim Heranzoomen sehr schnell in Pixelbrei, sind aber als Erinnerung gut zu gebrauchen. Die „Selfie-Kamera“ hat eine Auflösung von 0,3 Megapixeln, verdient den Zusatz „Selfie“ also nicht wirklich. Bei einem Gerät dieser Preisklasse kann also von den Kameras nicht allzu viel erwarten und sollte, wenn man eine gute Smartphonekamera sucht, etwas tiefer in die Tasche greifen.

Verblühter Löwenzahn, aufgenommen mit dem Clue M von Phicomm. Das Foto ist als Erinnerung brauchbar.
Verblühter Löwenzahn, aufgenommen mit dem Clue M von Phicomm. Das Foto ist als Erinnerung brauchbar.
Gleiches Motiv mit dem  OnePlus One fotografiert. Die Detailtreue ist deutlich besser.
Gleiches Motiv mit dem OnePlus One fotografiert. Die Detailtreue ist deutlich besser.

Stärken und Schwächen

Die Eigentliche Besonderheit des Clue M liegt in der Funktion zwei SIM-Karten auf einmal benutzen zu können. So kann ich zum Beispiel eine private und eine geschäftliche Nummer oder Nummern verschiedener Provider auf nur einem Handy nutzen, ohne jedes Mal die SIM-Karte auszutauschen. Doch Phicomm setzt noch ein Feature drauf, indem man im ersten SIM-Slot sogar 4G, also LTE für eine blitzschnelle Datenübertragung nutzen kann.

Neben dem Blickwinkel fielen mir noch ein paar Kleinigkeiten negativ auf, wie die nach oben abstehenden Ränder am Displayrand, die wahrscheinlich als eine Art Displayschutz gedacht sind. In der Praxis stören sie aber beim Wischen von außerhalb des Displays. Zwischen Softkey’s und Display gibt es einen kleinen schwarzen Balken, dem ich keine Funktion zuordnen konnte. Würde man sich diesen Balken sparen, könnte man die Größe des Geräts bei gleicher Displaygröße minimieren.

Fazit

Alles in allem laufen die meisten Apps und Spiele auf dem Clue M sehr flüssig und auch flüssiges Spielen von performancefressenden Games ist möglich. Die Performance ist also für den Preis gut, das Handy bietet  einen starken Kompromiss aus Design und Performance. Die Hauptschwäche des Geräts liegt eindeutig beim Display, denn die schlechten Blickwinkel nerven und zerstören zum Beispiel das Anschauen von Fotos und Filmen.  Ich empfehle das Smartphone höchstens Android-Einsteigern, die eine günstige Möglichkeit suchen, sich mit Android vertraut zu machen und dabei gleich LTE und Dual-SIM benötigen. Ansonsten bietet zum Beispiel ein gebrauchtes Moto G (2013) mit 16 GByte Speicher und Android 5.0 für 89 Euro das deutlich bessere Nutzererlebnis oder du greifst etwas tiefer in die Tasche und holst dir das Moto E 2015 für 129 Euro.

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