Das Ulefone Paris ist ein kleines aber schickes Smartphone für rund 120 Euro, wenn man es direkt aus China bestellt. Ulefone bewirbt beim Paris vor allem das Design und den starken Chipsatz. Wie sich das Smartphone in der Praxis bewährt, erfährst du in unserem Testbericht.
Ulefone ist hierzulande noch eher unbekannt. Die chinesische Firma stellt in erster Linie Budget-Smartphones her, stößt mit dem neuen Ulefone Future mit randlosem Display oder dem Ulefone Power mit 6000 mAh-Akku aber auch in neue Bereiche vor.
Beim Ulefone Paris handelt es sich um ein klassisches Einsteigergerät. Es verfügt weder über ganz besondere Funktionen, noch über besonders viel Leistung oder andere Alleinstellungsmerkmale. Die Spezifikationen zum Ulefone Paris, die du in unserer Gerätedatenbank im Details findest, platzieren das Paris ebenfalls im Einsteigersegment, wobei es im Unterschied zu anderen Smartphones im 120 Euro Bereich über 16 GByte internen Speicher verfügt und ein wirklich schönes HD-Displaypanel verbaut hat. Unser Testgerät haben wir von gearbest.com erhalten.
Mit oder ohne X
Bei der Suche nach dem Ulefone Paris auf Amazon ist mir aufgefallen, dass es zwei praktisch identische Modelle gibt, die sich im Preis um ca. 10 Euro unterscheiden. Das Ulefone Paris X ist das ältere der beiden Smartphones. Während das Paris X einen Quad-Core-Prozessor und eine 8-MP-Kamera von Sony mitbringt, verfügt das Ulefone Paris über einen 8-Kern-Prozessor und eine 13-MP-Kamera von OmniVision. Zudem unterstützt das Paris X kein Glonass, nur GPS bzw. A-GPS. Zur Verwirrung sorgen auch die verbauten Chipsätze von MediaTek: Im Paris X sitzt ein MT6735 (Quad Core, 32 Bit) im neuen Paris der MT6753 (Octa Core, 64-Bit).

Ein weiteres wichtiges Detail: Ziemlich sicher wird (nur) die 64-Bit-Version also das Ulefone Paris ohne ein Update auf Android 6.0 erhalten. Das Update war für den März geplant, wurde aber auf den Sommer 2016 verschoben. Aktuell ist auf beiden Smartphones Android 5.1 Lollipop vorinstalliert.

Bei der Dual-SIM-Funktionalität bietet das Ulefone Paris die in der Preisklasse übliche Dual-Standby-Funktion: Beide Karten können angerufen werden, aber nur eine Karte lässt sich als Datenkarte benutzen. Bei einem aktiven Gespräch ist die zweite Karte für die Dauer des Anrufes nicht erreichbar. Welcher Slot die Datenverbindung stellt, legst du einfach in den Einstellungen fest, die Karten zu tauschen ist dazu nicht notwendig.
Der erste Eindruck
Das Ulefone Paris wird in einer recht flachen schwarzen Kartonschachtel geliefert. Mein Testgerät, das ich im Februar erhalten habe, stammt vom 26. Januar 2016, zwischen Produktion und Lieferung vergehen also nur wenige Tage. In der Box befindet sich ein EU-Adapter, ein passendes USB-Kabel (Micro-USB) und ein In-Ear-Headset von der Sorte „Oberbillig“. Obwohl das Display offiziell aus Gorilla Glass 3 besteht, fand ich in der Pappschachtel auch zwei Display-Folien, eine dritte war auf dem Gerät schon angebracht. Da ich die Folien nicht besonders mag, habe ich die vormontierte zum Test entfernt und in den vergangenen 14 Tagen keinen Kratzer eingefangen.

Gut zu wissen: Bei der zweiten mitgelieferten Displayfolie handelt es sich um einen Anti-Blaulicht-Filter. Er sorgt dafür, dass weniger blaues Licht ins Auge dringt und man somit abends besser einschlafen kann, verpasst dem Display aber auch einen leichten Farbstich. Hier sind Software-Lösungen wie bei Cyanogen OS die bessere Alternative, finde ich.
Im Lieferumfang des Ulefone Paris befindet sich je nach Angebot auch eine besonderes Cover, das beim Aufklappen automatisch das Display des Smartphones einschaltet und beim Zuklappen bzw. beim Betätigen des Power-Buttons ein Uhrenwidget anzeigt. Die Software-Implementierung ist aber nicht perfekt gelungen: Bei gefühlt jedem zweiten Aufklappen blieb der Widget-Bildschirm von Android sichtbar. Das hängt aber mit dem Nova Launcher zusammen. Mit dem Launcher 3 oder dem U-Launcher funktioniert das Smart Cover 1A.

Die Verarbeitung des Ulefone Paris hat fünf Sterne verdient. Das abnehmbare Cover auf der Rückseite sitzt gut und fängt auch nach mehrmaligem Entfernen und Wiederanbringen nicht zu wackeln an. Die Tasten verfügen über einen guten Druckpunkt und das Gerät fühlt sich wertig an.
„Das Ulefone Paris ist ein richtiger Handschmeichler!“
Durch das an den Ecken abgerundete (2.5D) Glas liegt das Paris sehr angenehm in der Hand, ohne dass man Angst haben müsste, es fallen zu lassen.
Die Software
Vorinstalliert auf dem Paris ist Android 5.1.1 in der 64-Bit-Version. Da ich in der Vergangenheit mit Smartphones von Gearbest schon einige Erfahrungen sammeln durfte, was die vorinstallierte Software anbelangt, habe ich vor dem Test die offizielle Firmware von Ulefone für das Paris auf das Gerät eingespielt. Auch hier unterscheidet sich Ulefone positiv von anderen chinesischen Anbietern, die eine solche Installation nur über Umwegen oder gar nicht möglich machen.
Den eigentlichen Anstoß für die Installation der offiziellen Firmware gab eine komische Google-Suchleiste, die so gar nicht mehr wie die aktuelle Suchleiste aussieht. Diese Leiste ist aber auch bei der offiziellen Firmware vorhanden (und lässt sich auch nicht wie ein Widget entfernen). Ich bin deshalb für die Dauer des Tests zum Nova Launcher gewechselt und habe dort die offizielle Suchleiste von Google benutzt.

Der Standard-Launcher von Ulefone ist der Launcher3, der von der Optik und Bedienung her recht nahe an den Google Now Launcher herankommt. Wer es etwas asiatischer bzw. im iOS-Stil mag, findet in den Einstellungen unter Gerät | Startseite noch den ibingo (U-Launcher) als Alternative. Dazu gibt es auch noch eine Theme-Engine mit zahlreichen bunten Icon-Themes zur Auswahl.

Eine Besonderheit des U-Launchers stellt der Homescreen ganz rechts dar. Hier findest du deine zuletzt geschossenen Fotos mit der Möglichkeit, gleich ohne Öffnen der Kamera-App ein neues Foto zu schießen.

Darüber hinaus bietet das Ulefone Power Standard-Android-Kost mit kleinen Feinheiten, die MediaTek in seinen Chipsätzen verbaut hat. Du findest diese Möglichkeiten in den Einstellungen unter Action.

Dazu gehört zum Beispiel das automatische Stummschalten beim Umdrehen des Smartphones oder das automatische Fotografieren über den Annäherungssensor.
Generell reagiert das Ulefone Paris recht flott, leistet sich aber manchmal eine Denksekunde. Nicht zufrieden war ich in den Tests mit der Benachrichtigungsleiste. Diese ließ sich oft nur beim zweiten oder dritten Mal ausklappen. Zudem sorgte bei mir als Nexus-Nutzer die Anordnung der unsichtbaren Softbuttons für etwas Verwirrung: Der Zurück-Button befindet sich rechts, die Menütaste links. In die Multitasking-Ansicht kommt man über das Gedrückthalten des kreisrunden Home-Buttons.

Alle drei Tasten sind beleuchtet, glimmen aber nur, wenn man eine der drei Tasten antippt. Die Beleuchtung fällt dabei so minimal aus, dass man sie am Tag überhaupt nicht bemerkt. Für Einsteiger erschwert das die Bedienung von Android unnötigerweise.
Kamera und Audio
Das Ulefone Paris besitzt einen Mono-Speaker an der Unterseite des Geräts und den üblichen 3,5mm Stecker auf der Oberseite (auch der Micro-USB-Anschluss befindet sich oben).

Der verbaute Lautsprecher kommt nicht an die Möglichkeiten anderer Smartphones heran und bietet zwar einen lauten Klingelton, aber kein angenehmes Musikhören. Die unter Klangverstörung (sic!) zu findenden Audio-Specials sorgen für keinerlei Klangverbesserung, höchtens etwas mehr Bass und etwas mehr Brei.

Dank des gut hörbaren Lautsprechers und einer guten Gesprächsqualität bringt es das Ulefone Paris aber dennoch auf drei von maximal 5 Sternen bei der Soundqualität.
Nicht so bei den Kameras. Hier schneidet das Ulefone Paris hinter dem Durchschnitt ab. Wenn du dir mein YouTube-Video zum Ulefone Paris anschaust, dann berichte ich dort von einer recht guten Kamera. In den ersten Tests war ich denn auch mit der 13-MP-Kamera absolut zufrieden, nachdem ich in den Einstellungen die Auflösung auf 12 MP heruntergeschraubt hatte.


Seither hat sich mein Bild über die Kamera allerdings deutlich verschlechtert, denn die für die Preisklasse brauchbaren Fotos gelingen nur bei sehr gutem bzw. Tageslicht. Sobald es etwas dunkler wird, lässt der Sensor trotz Blende F/1.8 sehr schnell nach und produziert viel Bildrauschen. Für Innenaufnahmen ist das Paris also recht schlecht geeignet.
„Tipp: Die Kamera des ULEFONE Paris macht die besten Fotos, wenn du die Auflösung auf 12 MP einstellst!“
Auch die Frontkamera kommt nicht an andere Knipsen mit einer Auflösung von 8 Megapixeln heran. Vermutlich setzt Ulefone hier auf Interpolation, um an die nötigen Megapixel zu gelangen.
Akkulaufzeit und Fazit
Zufrieden war ich in meinen Tests mit der Akkulaufzeit des Ulefone-Smartphones. Benutzt du nur eine SIM-Karte dann schaffst du es bei vier bis fünf Stunden Displayzeit problemlos über den Tag. Schaltest du den Screen weniger häufig ein, dann liegen auch zwei bis drei Tage drin. Verantwortlich dafür zeigt sich ein besonderer Stromsparmodus (Intelligentes Energiesparen im Bereitschaftsmodus), der sich in den Einstellungen unter Akku auch deaktivieren lässt.

Bei zwei SIM-Karten und/oder recht aktiver Nutzung wird es jedoch am Abend eng und du bist auf ein Ladegerät angewiesen.
Unterm Strich bietet das Ulefone Paris ein gutes Preisleistungsverhältnis und hebt sich vor allem dank der 16 GByte Speicher und 2 GByte RAM von der Konkurrenz ab. Als Alternative kommt zum Beispiel das Wiko Rainbow Jam in Frage, das aktuell bei Amazon 129 Euro kostet. Wenn du auf eine besonders gute Kamera verzichten kannst, dann wird dich das Ulefone Paris nicht enttäuschen. Hoffentlich halten die Chinesen auch ihr Marshmallow-Versprechen!