4. Dezember 2023
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Amazon Prime Music – Vergleich mit Google Play Music und Spotify

Amazon hat am Donnerstag vergangener Woche nun auch hierzulande seinen Musikdienst „Prime Music“ gestartet. Damit ist der ehemalige Buchhändler nun auch in Deutschland in fast jedem Bereich unseres digitalen Konsums vertreten (in den USA gibt es den Dienst schon seit einem Jahr). Doch worin unterscheidet sich Amazon Prime Music von anderen Streaming-Flatrates und lohnt es sich für Musik-Fans, den Prime-Dienst von Amazon nur aufgrund des Musik-Angebots zu nutzen? Unser Artikel klärt diese Fragen.

Wenn ihr diesen Blog öfter mal besucht, wisst ihr vielleicht, dass ich ein großer Amazon Fan bin und im Prinzip jeden neuen Dienst mitmache. Ich habe mir deshalb den neuen Service eine Woche lang genauer angesehen, und da es im Prinzip eine kostenlose Dreingabe für Prime Mitglieder darstellt und weniger ein eigenständiges Streaming Angebot, lässt er sich schlecht mit anderen Diensten vergleichen. Aber natürlich tritt er trotzdem in Konkurrenz zu den Varianten von zum Beispiel Google Play Music oder Spotify. Denn es stellt sich ja die Frage, ob ich mich als Prime Mitglied denn nun überhaupt noch bei einem anderen Dienst anmelden muss, wenn es doch jetzt auch Musik dazu gibt?

Das Design ist schön Dunkel gehalten, AMOLED-freundlich ;)
Das Design ist schön Dunkel gehalten, AMOLED-freundlich ;)

Voraussetzung um den Dienst zu nutzen, sind ein gültiges Benutzerkonto in Deutschland oder Österreich und eine Prime Mitgliedschaft. Auf eurem Android könnt ihr den Dienst über die Amazon Music App nutzen.

Für die schnelle Beschallung zwischendurch gibt es moderierte Playlisten
Für die schnelle Beschallung zwischendurch gibt es moderierte Playlisten
Hier tut sich hoffentlich auch regelmäßig etwas
Hier tut sich hoffentlich auch regelmäßig etwas

Laut Pressemitteilung bedankt sich Amazon mit „Prime Music“ auf musikalische Art und Weise für die langjährige Treue der deutschen und österreichischen Prime Kunden. Ausschließlich in diesen Ländern steht der Dienst auch zur Verfügung. Aber wir brauchen uns nichts vormachen. Circa 1,5 Millionen Titel im Angebot sind tatsächlich nicht genug, um sich mit den Größen der Branche zu messen. Bei der kostenpflichtigen Version von Play Music sprechen wir zum Bespiel von über 35 Millionen Songs, und bei Spotify sind es über 30 Millionen im Angebot. Aber das versucht Amazon ja auch gar nicht. Wenn man jetzt nur Prime Music nimmt, liegt der Versandhändler mit einem monatlichen Obolus von 4,- Euro zwar weit unter den Preisen der Mitbewerber, am eingeschränkten Angebot ändert das jedoch nichts. Ich sehe es eher so: Ich bekomme für einen niedrigen monatlichen Beitrag in jedem Bereich etwas geboten. Musik, Filme und Serien, gratis Versand und eine Leihbücherei für meinen Kindle.

Im Netz kursieren diverse Tesberichte aller möglichen Streaming Anbieter, die anhand von Playlisten versuchen ein gewissen Grad an Objektivität insolche Testberichte reinzubringen. Ist bei einem Thema wie Musik, das natürlicherweise hochgradig subjektiv ist, ganz schwer. Wichtig bei der Auswahl eines Anbieters ist nicht die schiere Anzahl an Tracks sondern vielmehr die Auswahl. Und in diesem Punkt trifft Amazon auch mit nur einer Million und ein paar zerquetschten, für mich, voll ins schwarze. Eigentlich bin ich eher der Sammler der sich die CDs gerne kauft und ins Rack stellt, beziehungsweise seit neuestem bei Play Music hochlädt (Größe der Sammlung aktuell 6700 Tracks). Ganz praktisch finde ich es die Musik über Amazon als AutoRip zu beziehen, so bekomme ich das Album als physische CD und habe es auch gleich als MP3 zur Verfügung.

Meinen Workflow habe ich so organisiert, dass der Ordner in dem der AutoRip landet direkt mit Play Music synchronisiert wird. Das bedeutet für mich weniger Arbeit, denn so habe ich die Musik gleich auf allen Devices zur Verfügung. Da gebe ich auch gerne einen Euro mehr aus, das ist es mir wert. Bisher war meine Musikbibiliothek in der Musik App von Amazon sehr unvollständig, da man ja auch mal so eine CD kauft, beziehungsweise halt erst ab einem bestimmten Zeitpunkt angefangen hat dort einzukaufen. Und ich muss sagen, ich sehe es nicht ein, 25,- Euro im Jahr dafür zu bezahlen mehr als 250 Songs hochzuladen. Ich sage aber auch, für vier Mücken im Monat kann man wenig kritisieren. Aber richtig klasse wäre, wenn ich meine Musikbibliothek kostenlos hochladen könnte und sie mit der Mucke aus Prime ergänzen könnte. Damit würde Prime Music wahrscheinlich zu meinem einzig noch genutzten Musikdienst werden! Also Amazon, falls Ihr das hier lest ;)

Amazons Schwerpunkt liegt eindeutig auf deutscher Musik
Die Auswahl geht von „einigen Alben“ bis hin zur kompletten Diskografie

Bei diesen ganzen Testberichten mit standardisierten Playlists schneidet Prime natürlich unterirdisch schlecht ab. Und alle Künstler die bei Amazon vertreten sind, sind das bei Spotify und Google schon lange. Und hier natürlich auch immer mit der kompletten Diskografie, bei Amazon fehlen auch immer mal wieder Alben. Allerdings bietet mir Amazon einen ganz entscheidenen Vorteil, hier kann ich die Mucke in der Reihenfolge hören die ich möchte. Außerdem kann ich sie für den offline-Gebrauch auf meine Devices laden. Bei Google und Spotify geht das in der kostenlosen Variante verständlicherweise nicht.

Aber lasst dich davon nicht abschrecken. Wenn du Prime-Mitglied bist, ist es ja eh kostenlos für dich. Und wenn du Mitglied wirst, dann in den meisten Fällen wahrscheinlich nicht wegen dem Musikangebot des Gesamtpaketes Prime.

Ein Anspruch der ganzen Berichte die man so liest, ist immer ein möglichst breit gefächertes Portfolio abzutesten. Ist ja richtig, denn ein ausschließlicher Streaming Dienst muss natürlich so breit wie möglich aufgestellt sein, um möglichst den Musikgeschmack vieler Kunden zu erwischen. Amazon behauptet ihr Angebot speziell auf Ihre deutschen und österreichischen Kunden zugeschnitten zu haben.

Amazon ist EIN Punkrocker!

Ich habe mich nach Erscheinen am Donnerstag direkt in den Dienst geworfen, und da wurde es mir klar: Amazon ist ein Punkrocker! Du fragst dich jetzt wie ich darauf komme? Ich bin ein Freund des gepflegten Punkrocks. Ob deutsch, amerikanisch, englisch oder italienisch ist dabei eigentlich relativ egal. Bei dem italienischen Stuff ist das mit dem Textverständnis natürlich eher semi ;) Nun kam es dazu dass ich vor einigen Jahren die Arbeitsstelle wechselte und auch in eine neue Stadt zog. Und ich will ja echt nichts gegen Bremerhaven sagen, aber nach zwei Wochen wurde dann auch direkt mal mein Auto aufgebrochen. Das Ergebnis war eine kaputte Seitenscheibe und circa 50 geklaute CDs. Ein Großßteil meiner Sammlung war weg, ohne dass ich sie vorher digitalisiert hätte (im Sinne von in die Cloud laden) oder ein Backup gehabt hätte. Einfach weg. Darunter waren mehrere Alben die nun gar nicht so oft gepresst worden waren, und dementsprechend gebraucht hoch gehandelt wurden. Eines kostet heute sogar locker mal 200,- Euro. Mittlerweile habe ich einige von denen, wenn ich sie in einem geordneten preislichen Rahmen bekommen konnte, wieder nachgekauft und bei Play Music hochgeladen. Aber ein Großteil ist weg.

Und nun, 14 Jahre später, kam Amazon mit Prime Music um die Ecke. Und nachdem ich random die ersten fünf Bands eingegeben hatte und alle ein Treffer waren, von Dreien sogar die komplette Diskografie vorlag, wusste ich es: Amazon belohnt uns für die langjährige Treue mit Punkrock vom feinsten! Sogar eine Neuauflage des lang vermissten 200,- Euro Album war dabei (eine bestimmte Ausgabe des Albums „Fallen“ von „Fliehende Stürme“).

Die Qualität der gebotenen Musik ist wirklich hochkarätig
Die Qualität der gebotenen Musik ist wirklich hochkarätig

Also vorweg kann ich schon mal sagen, gerade im Bereich Deutschpunk ist das Angebot sehr groß und qualitativ echt hochwertig. Egal was ich eingebe: Muff Potter, The T.C.H.I.K., Turbostaat, Le Flay, Liedfett, Montreal oder Talco… Alles vorhanden. Sogar Klassiker wie Die Sterne sind da. Auch neuere und eher unbekannte Bands wie Kitt Wolkenflitzer, oder ehemalige DDR_Punkbands wie Sandow sind vertreten. Es ist echt grandios, ich könnte hier eine echt lange Liste aufzählen. Wie gesagt, hörst du deutschen Punk oder alternativen Rock, dann hoffe ich für dich dass du Prime abonniert hast. Hast du das noch nicht, könnte es sich in diesem speziellen Fall sogar lohnen extra abzuschließen. Einen guten Video Streaming Dienst, ein Leihbuch pro Monat und kostenlosen Versand bekommst du dann gratis dazu. Im englischsprachigen Bereich hören die Knaller nicht auf. UK Subs, The Exploited, Dead Kennedys and so on…

Vielleicht bin ich in Sachen Musik Streaming Dienste aber auch etwas anspruchslos. Mit Radio und vordefinierten Playlisten nach Stimmung und nach was weiß ich noch was konnte ich noch nie etwas anfangen. Aber ja, auch das ist vorhanden. Sie heißen in diesem Fall zum Beispiel „Pop zum Wochenende“, „80er Jahre Hitmix“ oder „Best of Prime: Rock“. Aber wie sieht es denn sonst so aus, zum Beispiel mit der Usability?

Die App stürzte leider häufig ab
Die App stürzte leider häufig ab
Benachrichtigungen froren mehrmals ein, es half nur ein Soft Reset des Gerätes
Benachrichtigungen froren mehrmals ein, es half nur ein Soft Reset des Gerätes

Zusammenfassend gesagt, hat man schon das Gefühl dass an der einen und anderen Ecke etwas der Feinschliff fehlt. Hier und da hat man schon einige Verbesserungswünsche. Zum Beispiel findet man zwar eine Übersicht der zuletzt aufs Gerät geladenen offline-Inhalte, kann diese aber nicht weiter sortieren. Alben, Künstler, alles nicht möglich. So wird es nach einer Weile sehr unübersichtlich. Play Music hat das ganze wesentlich einfacher gelöst, mit dem Schalter den man umlegt um nur heruntergeladene Musik anzuzeigen. Aber für den Anfang und für lau geht das völlig in Ordnung. Die wichtigsten Dinge funktionieren. Allerdings hatte ich in der Testphase einige Abstürze zu verzeichnen. Das muss Amazon unbedingt in den Griff bekommen.

Außerdem müsst ihr natürlich zu dem Thema digitale Musik wissen, auch wenn es deine Mucke ist die du hochgeladen hast, gehören tut sie dir im Ernstfall nicht. Zumindest nicht die Kopie auf Amazons Servern.

Im Vergleich zu Spotify und Play Music

Das gute ist erstmal, dass man alle drei Dienste einen Monat lang kostenlos testen kann. Amazons Dienst bietet leider keine kostenlose Variante wie Spotify das mit Ihrer freien Variante tut. Und die ist prinzipiell richtig gut, wenn man mit Shuffle klarkommt. Denn Zugriff auf das gesamte Angebot gibt es auch so. Will ich also nur Feiern beschallen, könnte das ausreichen.

Und Prime Music lässt sich, wie gesagt eigentlich schlecht vergleichen. Denn für Prime Kunden kostet er ja nichts extra. Und auch wenn es mit 4,- Euro im Monat extrem günstig wäre, als eigenständiger Streaming Dienst lässt er sich mit nur 1,5 Millionen Songs für die allermeisten nicht nutzen. Mein Szenario ist natürlich ein absoluter Glücksfall.

Am ehesten kann man den Dienst vielleicht also mit den kostenlosen Pendants seiner Mitbewerber vergleichen.

Bei Play Music ist das hierzulande leider schnell erledigt, bietet er doch in der kostenlosen (offiziellen, ohne VPN-Trick) Version nur die Möglichkeit seine eigene Musik zu verwalten. Kein Radio, keine moderierten Playlisten oder sogar Mucke im Shuffle umsonst. Wir hoffen dass Google hier noch nachbessert und sich das kostenlose Angebot bald auch außerhalb der Staaten nutzen lässt. Bis dahin müsst ihr euch in der US Version einloggen. Dann genießt ihr O-Ton Google „kostenlose betreute Radiosender passend zu deinen Aktivitäten, deiner Stimmung oder zu deiner gewünschten Musikrichtung“.

Stimmungsradio, US-only ;)
Google Stimmungsradio, US-only ;)
Google Radio sortiert nach Künstlern oder einzelnen Titeln
Google Radio sortiert nach Künstlern oder einzelnen Titeln, auch US-only ;)

Das bringt dir natürlich gar nichts wenn du gerne selbst bestimmen möchtest welche Lieder du heute und in welcher Reihenfolge hörst. Vorteil Amazon: Hier bekomme ich die Lieder, die ich bei Google oder Spotify zufällig in irgendeiner Reihenfolge oder irgendeinem Radio höre, direkt und ohne Umwege auf die Ohren. Das ist auf jeden Fall ein Modell mit dem ich besser klar komme. Wenn ich dann vielleicht auch nicht komplett alle Alben bekomme, kann ich wenigstens selbst bestimmen was ich höre. Aber das mag dir ja eventuell ganz anders gehen.

Wie gesagt, das Thema Musik und Hörgewohnheiten sind halt total subjektiv. Bei der kostenpflichtigen Version sieht das natürlich schon wieder ganz anders aus. Hier bietet Googles Play Music natürlich das komplette Programm. Alles an Musik was Amazon hat, hat Google schon lange. Alle Künstler von denen Prime nur eine unvollständige Diskografie hat, hat Google komplett. Mit einem Chromecast Audio mache ich zudem auch die abgerocktesten Lautsprecher noch zu perfekten Gartenboxen!

Spotify Free, volle Auswahl kostenlos - jedoch nur Shuffle
Spotify Free, volle Auswahl kostenlos – jedoch nur Shuffle
Spotify ist auf jeden Fall optisch der Spitzenreiter
Spotify ist auf jeden Fall optisch der Spitzenreiter

Und das ist auch der größte Kritikpunkt für mich, die fehlende Chromecast Unterstützung bei Amazon, die Spotify und Play Music beide mitbringen. Hier muss man also auf einen Bluetooth Empfänger zurückgreifen. Und den schließe ich normalerweise am Receiver an. Die Mobilität für so einen Fall ist also gleich Null, wenn man nicht gerade auf einen der kleinen teuren, meistens mit wenig brachialer Gewalt ausgestatteten Bluetooth-Lautsprecher zurückgreifen mag. Die beiden oben genannten lassen sich halt mit einem Chromecast Audio an jeder beliebigen Lautsprecherbox nutzen.

Fazit

Prime Music ist eine tolle Ergänzung des Prime Angebotes, zumal man mal wieder einfach mehr bekommt ohne zusätzlichen Aufpreis. Die App hingegen benötigt noch etwas weitere Pflege, sie stürzt oft ab und die Bedienung ist an der einen und anderen Stelle noch etwas unausgegoren.

Als eigenständiger Streaming Dienst kommt Amazon Prime Musik nicht in Frage, dafür ist die Auswahl der Titel quantitativ zu gering und Genre bezogen zu eingeschränkt. Oder anders ausgedrückt: Bist du noch kein Prime-Kunde, dann kaufst du dir für die 49 Euro pro Jahr lieber ein paar gebrauchte CDs.

 

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Dennis Stöckmann
Dennis Stöckmann
Blogger aus Bremerhaven - im Sommer: Grillen!

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