14. Mai 2023
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Wiko dringt mit dem Wiko Highway in die Luxusklasse vor

Lange Zeit boten nur die Premium-Hersteller optisch interessant gestaltete Geräte. Schmucke Handys gab es nur von Samsung, HTC, LG oder Sony. Wer ein etwas günstigeres Handy kaufen wollte, der musste praktisch immer mit lieblos gestalteten Plastik-Riegeln vorlieb nehmen. Mit dem Wiki Highway möchte der französische Hersteller dieses ändern! Nicht nur optisch ist das gute Stück gelungen, auch die Technik kann durchaus überzeugen.

Auf den ersten Blick erinnert das Smartphone an eine Mischung aus iPhone 5 und Sony Xperia Z1, was dem Handy durchaus gut zu Gesicht steht. Aber nicht nur das Äußere passt, auch die inneren Werte wissen zu beeindrucken. Mit einem auf 2 GHz getakteten 8-Kern-Prozessor, einem hellen Full-HD-Display und einem großen Akku reiht sich das Wiko-Gerät in die eigentlich den Premium-Herstellern vorbehaltene Top-Klasse ein. Doch was taugt das Handy im Alltag? Wir machen den Test!

Design und Verarbeitung

Wiko hat sich bei der Gestallung des Highways vom iPhone 5 und dem XperiaZ inspirieren lassen. Der um das Gerät herumlaufende Alu-Rahmen erinnert stark an das Apple-Handy und auch die Bohrungen für den Lautsprecher auf der Unterseite lassen das Vorbild erkennen. Vom Sony Xperia Z1 hat das Wiko die komplett in Schwarz gehaltene Rückseite aus Glas geerbt. Nur das Kamera-Objektiv ragt aus der ansonsten flach gehaltenen Rückseite heraus — in unserem Auge ein wenig zu stark.

Insgesamt machen Design und Verarbeitung des Highways einen sehr guten Eindruck. Sony hat das Gehäuse seine Z1 auch nicht besser gebaut — wenn auch dem Wiko-Handy die Resistenz gegen Wasser fehlt. Das Highway dürfen Sie nicht wie das Xperia Z1 ins Wasser fallen lassen. Mit 154 Gramm ist das Highway jedoch deutlich schwerer als ein Samsung Galaxy S4. Gegenüber dem Xperia Z1 mit 170 Gramm ist das Wiko-Handy jedoch weiterhin ein Leichgewicht.

Das Wiko Highway erinnert an iPhone 5 und Sony Xperia Z1.
Das Wiko Highway erinnert an iPhone 5 und Sony Xperia Z1.

Die gläserne Rückseite des Wiko Highway zieht Fingerabdrücke magisch an.
Die gläserne Rückseite des Wiko Highway zieht Fingerabdrücke magisch an.

Wie auch Samsung setzt Wiko beim Highway noch auf physische Tasten und nicht auf virtuelle Buttons wie Google es bei Android inzwischen eigentlich vorgibt. Gerade Android-Einsteigern wird dadurch die Bedienung des Geräts erschwert, da man nie wissen kann ob ein Druck auf die Menü-Taste angebracht ist oder nicht. Man muss wissen, dass es in der aktuellen App ein Menü gibt, das sich aufrufen lässt. Bei Geräten mit virtuellen Buttons blendet Android ansonsten einen Button mit drei horizontal angeordneten Punkten ein — beim Wiko Highway geschieht das nicht.

Die Beleuchtung der Sensortasten deaktiviert sich viel zu schnell.
Die Beleuchtung der Sensortasten deaktiviert sich viel zu schnell.

Auch die zu schnell deaktivierte Beleuchtung der Sensortasten beeinträchtigt die Bedienbarkeit des Handys. Bereits nach wenigen Augenblicken verschwinden diese im Nichts. Auf welcher Taste nun Zurück und auf welcher das Menü liegt, das müssen Sie sich merken oder durch Ausprobieren herausfinden.

Schlichtes Android — aber nur Version 4.2

Beim System setzt Wiko auf ein sehr schlicht gehaltenes Android. Im Gegensatz zu Samsung, HTC und Co. überarbeitet Wiko die Android-Oberfläche kaum. Zusätzliche bunte Widgets und extra Assistenten finden sich auf dem Highway daher nicht. Auf fest installierte Zusatzprogramme wie TouchPal oder die Sicherheits-App TrustGo hätte Wiko jedoch verzichten können. Diese Anwendungen lassen sich nur deaktivieren, sie komplett vom Handy zu löschen ist nicht möglich.

Der Homescreen des Wiko Highway ist schlicht und aufgeräumt.
Der Homescreen des Wiko Highway ist schlicht und aufgeräumt.

Auch beim App-Launcher hat Wiko keine großen Veränderungen gemacht.
Auch beim App-Launcher hat Wiko keine großen Veränderungen gemacht.

Um zwei SIM-Karten unterstützten zu können muss Wiko jedoch einen eigenes Wählprogramm installieren. Dieser erfüllt seine Aufgabe, allerdings fehlt ihm im Vergleich zum Android-Dialer aus Android 4.4 und den Nexus-Geräten die Möglichkeit direkt aus dem Wählprogramm Nummern aus dem Internet zu suchen und anzuwählen. Außerdem konnten wir beobachten, dass der Dialer bei Google+ hinterlegte Photos von Anrufern verzerrt.

Aufgrund der Dual-SIM-Funktion muss Wiko auf einen eigenen Dialer setzen, der nicht alles richtig macht.
Aufgrund der Dual-SIM-Funktion muss Wiko auf einen eigenen Dialer setzen, der nicht alles richtig macht.

Datenleitung und Telefonie

Aufgrund der aufwändigen Gestaltung musste Wiko den 2350 mAh starken Akku fest im Handy verbauen. Auch ein Slot für eine zusätzliche Micro-SD-Speicherkarte findet sich nicht im Gerät. Dafür lassen sich in den zwei seitlich gelegenen Schubladen jeweils eine SIM-Karten in das Handy einlegen. So können Sie etwa eine von der Firma gestellten Karte und ihre privat genutzt SIM gleichzeitig in einem Handy nutzen. 

Das Wiko Highway bietet Platz für zwei SIM-Karten.
Das Wiko Highway bietet Platz für zwei SIM-Karten.

Das Wiko Highway unterstützt Quad-Band-GSM und UMTS auf den Frequenzen 900, 1.900 und 2.100 MHz. Schnellen LTE-Funk bietet das Handy nicht. Auch auf Highspeed-WLAN nach IEEE 802.11ac muss man bei diesem Gerät verzichten, das Wiko-Smartphone unterstützt nur 802.11a/b/g/n. Dafür bringt es Bluetooth 4.0 und selbstverständlich auch GPS mit. Auf NFC-Nahfunk müssen die Käufer des Geräts jedoch auch verzichten.

Das Wiko Highway kann mit zwei SIM-Karten zur selben Zeit hantieren.
Das Wiko Highway kann mit zwei SIM-Karten zur selben Zeit hantieren.

Der Betrieb mit zwei SIM-Karten funktioniert beim Wiko Highway ohne Probleme. In den Einstellungen lässt sich festlegen welche Karte für Telefonate, SMS, MMS oder die Datenleitung verantwortlich sein soll. Allerdings kann nur die primäre Karte eine schnelle UMTS-Verbindung aufbauen, der zweite Kartenslot ist auf träges GPRS beschränkt, das schränkt den nahtlosen Wechsel zwischen beiden Karten durchaus ein. Eine zweite Karte scheint die Akkulaufzeit nicht stark zu beeinträchtigen. Ob mit nur einer oder auch zwei Karten, unser Testgerät "überlebte" jeden Testtag mit noch mehr als 30 Prozent Kapazität.

Prozessor und Arbeitsspeicher

Mit einem Octa-Core-Prozessor spielt das Highway auf den ersten Blick in der absoluten Top-Liga. Zum Einsatz kommt ein mit 2 GHz getackteter MT6592 von Mediatek, der erst im November 2013 vorgestellt wurde. Der Chipsatz kombiniert dazu acht schon etwas ältere Cortex-A7-Kerne zu einem SoC. Unterstützt wird die Recheneinheit von 2 GByte Arbeitspeicher, nur bei wenigen Geräten wie dem Samsung Galaxy Note3 findet man aktuell mehr RAM.

Das Wiko Highway toppt aktuelle Geräte im AnTuTu-Benchmark.
Das Wiko Highway toppt aktuelle Geräte im AnTuTu-Benchmark.

Auch Vellamo zeigt, dass die acht Kerne des Wiko-Geräts viel Leistung bringen.
Auch Vellamo zeigt, dass die acht Kerne des Wiko-Geräts viel Leistung bringen.

Diese Cortex-A7-Prozessorkerne bilden bei der big.LITTLE-Architektur von Octa-Core-Chips anderer Hersteller jedoch üblicherweise die schwächeren Prozessorreihe, die im Standby und Alltagsbetrieb das Handy antreibt. Es fehlen wie bei Samsungs Exynos 5 Octa schnelle Cortex-A15-Kerne, die dem Handy auch bei leistungshungrigen Apps die nötige Rechenpower liefern. Im Alltag mit dem Handy macht sich diese Schwäche durchaus bemerkbar.

Der Energiesparmodus beschränkt die maximale Prozessorgeschwindigkeit.
Der Energiesparmodus beschränkt die maximale Prozessorgeschwindigkeit.

Während man bei den Top-Handys der Premiumanbieter wirklich keine Ruckler in der Bedienung des Geräts spüren kann, gönnt sich das Wiko Highway durchaus ein paar Aussetzer. Besonders nach dem Aufwachen aus dem Standy kommt es beim Einblenden des Launchers oder App-Switchers zu Rucklern in den Übergängen der Oberfläche. Und auch leistungshungrige Spiele bringen die Mediatek-CPU des Highways an ihre Grenzen.

Schuld daran ist in unserem Augen nicht nur die eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Mediatek-CPU, sondern auch das Zusammenspiel zwischen der von Wiko ausgelieferten Android-Version 4.2 und des Handy-Chipsatzs. Besonders die von Haus aus aktivierte Energiesparfunktion scheint eine Tempobremse zu sein. Schalten Sie diese daher eventuell besser ab, massive negative Auswirkungen auf die Akkulaufzeit konnten wir nicht feststellen.

16 GByte interner Speicher — in zwei Partitionen

Wiko stattet das Highway mit 16 GByte internem Speicher aus, ein MicroSD-Kartenslot zum Nachrüsten weiteren Speicherplatzs gibt es nicht. Unglücklich — weil unnötig — ist die Aufteilung des Speichers in zwei Speicherbereiche. Der interne Speicher für Apps und deren wichtigsten Daten beträgt nur 2,4 GByte. Davon sind nach dem Auspacken des Geräts nur 1,4 GByte frei für weitere Apps. Der Telefonspeicher umfasst die restlichen 10 GByte, dort finden Fotos, Videos oder Musik ihren Platz.

Wiko teilt den Speicher des Geräts unglücklicherweise in zwei Hälften.
Wiko teilt den Speicher des Geräts unglücklicherweise in zwei Hälften.


Durch die Aufteilung sind Sie jedoch in der Auswahl ihrer Apps beschränkt. Nicht jede Anwendung erlaubt das Auslagern Ihrer Daten in den Telefonspeicher. Ein Beispiel dafür wäre etwas die App des Video-on-Demand-Anbieters Watchever. Diese unterstützt das Speichern von Offline-Filmen, so können Sie während einer Reise Watchever-Videos ansehen, allerdings müssen diese Daten aufgrund des Rechtemanagements im internen Speicher liegen — und dieser ist beim Wiko Highway eben knapp.

Display und Kameras

Das IPS-Display des Highway miss in der Diagonalen 5 Zoll und besitzt eine Auflösung 1920 x 1080 Pixeln. Aus diesen Werten ergibt sich eine stolze Pixeldichte von 441 ppi. Aufgrund der hohen Auflösung erscheinen Inhalte auf dem Display äußerst scharf, selbst kleinste Schriften lassen sich noch sehr gut ablesen. Einzelne Pixel lassen sich mit ohne Lupe nicht mehr erkennen. Helligkeit, Kontrast, Farbstabilität und Blinkwinkelabhängigkeit sind durch die Bank gut.

Damit das Display nicht zu schnell verkratzt baut Wiko vor das Display eine Scheibe Gorilla Glass 2 von Corning. Auch die Rückseite des Geräts ist mit diesem Glas versehen. Um auch diese vor massiven Kratzern beim unvorsichtigen Ablegen des Handys zu schützen, legt Wiko der Verpackung noch eine unauffällige Hülle aus Hartplastik bei. Diese "schützt" das Gerät auch vor Fingerabdrücken auf der Rückseite. Das dunkel hinterlegte Glas zieht diese sonst magisch an.

Aufgrund des langsamen Autofokus war es schwierig unsere Testkatze zu fotografieren.
Aufgrund des langsamen Autofokus war es schwierig unsere Testkatze zu fotografieren.

Die Kamera des Wiko Highway fängt jedoch auch sehr kleine Details im Bild ein.
Die Kamera des Wiko Highway fängt jedoch auch sehr kleine Details im Bild ein.

Mit 18 Megapixeln auf der Rückseite und 8 Megapixeln auf der Front hat Wiko dem Highway ausreichend leistungsfähige Kameras verbaut. Diese machen für ein Gerät dieser Preisklasse auch sehr gute Bilder. Die Bilder sind scharf und zeigen auch bei Vergrößerung noch feine Strukturen. Die Belichtung ist meist gelungen und auch bei Dunkelheit liefert die Kamera dank des LED-Blitzlichts anständige Bilder. Nur der Autofokus erscheint uns etwas zu träge, 

Wie die "großen" Hersteller hat Wiko zudem die Kamera-App aufgebohrt und ihr zusätzliche Funktionen spendiert. Mit dem Cinemagraphen lassen sich animierte Gifs erstellen, der Radierer entfernt bewegte Objekte wie Passanten vor einer Sehenswürdigkeit aus dem Bild und mit dem Kugelmodus nehmen Sie — wie auch auf den Nexus-Geräten — 360-Grad-Rundum-Panoramen auf. Diese lassen sich jedoch nicht wie bei Google-Handys zu Google+ hochladen.

Die Kamera-App wurde von Wiko mit diversen nützlichen Funktionen aufgebohrt.
Die Kamera-App wurde von Wiko mit diversen nützlichen Funktionen aufgebohrt.

Akku und Laufzeit

Der im Wiko Highway verbaute Akku besitzt mit 2350 mAh eine sehr hohe Kapazität. Der Hersteller gibt eine Standbyzeit von 253 Stunden und eine Gesprächszeit von bis zu 11,5 Stunden im 3G-Netz an. In unserem Praxistest hielt unser Testgerät bei regelmäßiger Nutzung etwa 36 Stunden durch. Das Highway sollte daher auch einen sehr arbeitsintensiven Arbeitstag ohne Nachladen überleben.

Im Alltag hielt das von uns getestete Gerät mehr als eineinhalb Tage durch.
Im Alltag hielt das von uns getestete Gerät mehr als eineinhalb Tage durch.

Die in den Einstellungen aktivierbare Energiesparfunktion bewirkt in unseren Augen keine spürbare Verlängerung der Laufzeit — Wie angesprochen beeinträchtigt sie eher die ruckelfreie Bedienung der Oberfläche. Beachten Sie auch, dass Wiko die automatische Regelung der Bildschirmhelligkeit und das GPS von Haus aus deaktiviert. Besonders die das Einstellen der Leuchtstärke sollten Sie dem Gerät überlassen, da das Display in hellem Licht sonst kaum mehr ablesbar ist.

Fazit

Wiko macht mit dem Highway vieles richtig und nur wenig falsch. Mit einem Straßenpreis von etwa 340 Euro ist es zwar kein billiges Schnäppchen mehr, doch das Gerät muss den Vergleich mit dem Samsung S4, Xperia Z1 oder dem HTC One nicht scheuen — auch wenn diese aufgrund von Generationswechseln nun günstiger angeboten werden. Die Stärken des Wiko Highways liegen beim sehr ansprechenden Gehäuse, dem guten Display und der sehr guten Kamera.

Aber Wiko muss sich auch Kritik gefallen lassen. Die Aufteilung des Handy-Speichers und die feste Integration von Apps, die nicht jeder braucht und will, muss nicht sein. Auch die Möglichkeit eine SD-Karte ins Handy einzulegen — sonst eine Domäne von günstigeren Handys — müsste Wiko vorsehen. Zudem ist auch nicht klar wann und ob Wiko Systemupdates ausliefern wird. Der Hersteller verspricht zwar aktiv zu werden, und auch Mediathek möchte Android 4.4 für seine Chips fit machen, doch die Dual-SIM-Funktion muss Wiko selber noch nachrüsten.

Wir empfehlen das Wiko Highway Android-Usern, die ein schickes Handy suchen, die nicht GByte-weise Daten auf dem Handy vorhalten möchten und die auch nicht unbedingt immer die neuste Android-Generation auf dem Smartphone brauchen. Sind diese Punkte erfüllt, dann macht das Handy durchaus Spaß — auch wenn die Octa-Core-CPU ihren Erwartungen nicht gerecht werden konnten.

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