Wiko ist bekannt für seine recht guten und günstigen Einsteiger-Smartphones. Zu dieser Kategorie gehört auch das Birdy 4G, das für 139 Euro den Weg nach Deutschland gefunden hat. Wir haben getestet, was der LTE-Einsteiger in der Praxis taugt.
Das Wiko Birdy besitzt ein System on a Chip von MediaTek. Der MT6582 basiert auf vier Cortex-A7-Kernen und ist auf maximal 1,3 GHz getaktet. Das reicht zwar, um Android 4.4.2 ,,KitKat„ halbwegs ruckelfrei zu bedienen, sorgt aber für keine Spitzenleistungen bei den Benchmarks: Knapp 1800 Zähler beim HTML5-Test von Vellamo und 18000 Punkte bei AnTuTu galten vor rund zwei Jahren als gut. Damit liegt das Birdy zwar auf dem Papier auf dem Level des Nexus 4, gefühlt arbeitet der MediaTek-Chipsatz aber deutlich langsamer. Gut ist hingegen die Grafik: Dank Mali-400-GPU laufen die meisten Spiele problemlos auf dem Birdy.
Wiko Wax gewinnen! Nimm an einer kurzen Umfrage zu diesem Artikel teil und gewinne ein Wiko Wax oder einen Amazon-Gutschein über 30/20 Euro. Zur Umfrage…
Das ist drin
Schon auf den ersten Blick gibt sich das Wiko Birdy farbenfreudig. Das Innenleben ist im Wiko-typischen Türkis gehalten, für die Rückseite stehen sieben Farben (5 Farben + SW) zur Auswahl. Wir haben uns für unser Testgerät für eine rote Rückabdeckung entschieden, das sich offiziell ,,Coral„ nennt. Power-Button und Lautstärkewippe befinden sich auf der rechten Seite, der 3,5mm-Eingang für Kopfhörer oben links und der Micro-USB-Anschluss sowie das Mikrofon für Gespräche und die Spracheingabe unten rechts. Neben der 5-Megapixel-Hauptkamera befindet sich auf der Rückseite unten mittig ein Mono-Lautsprecher ohne besondere Qualitäten aber brauchbar. An der Verarbeitung des Birdy gibt es nichts auszusetzen: Die Tasten verfügen über einen guten Druckpunkt, die Rückseite über eine angenehme Oberfläche, und nichts knarzt. Im Vergleich mit dem Moto G 2013 ist das Birdy zudem angenehm flach und liegt gut in der Hand.
Im Lieferumfang befinden sich neben dem USB-Kabel und dem Ladegerät auch drei SIM-Kartenadapter, sodass du mit dem Birdy auch dann sogleich loslegen kannst, falls du eine Nano-SIM besitzt. Die zwei anderen Adapter bringen dir beim Birdy nichts, da es eine Micro-SIM einsetzt, aber du kannst die Dinger für ein paar Euro verkaufen. Dafür, dass Wiko bei allen Smartphones passende SIM-Karten-Adapter beilegt, gibt es von uns ein ganz besonderes Lob!
Eine Besonderheit des Birdy ist das verbaute LTE-Modem. Wenn du in einem LTE-Ballungszentrum wohnst oder auf dem Land bereits LTE-Abdeckung vorhanden ist, dann wirst du dich über dieses Feature freuen, das bei einem Android-Smartphone unter 150 Euro doch eher selten anzutreffen ist. Freuen darfst du dich auch über recht lange Akkulaufzeiten dank des für ein 4,5-Zoll-Gerät großzügigen 2000-mAh-Akkus. Vor allem via WiFi hält da Birdy tagelang durch, aber auch nur mit Mobilfunknetz kommst du spielend über den Tag.
Die Software
Das Birdy kommt von Haus aus mit Android 4.4. Vorinstalliert auf unserem Testgerät war die Firmware-Version 8, auf der Wikomobile-Homepage gibt es aber schon Version 16 zum Download. Ein Update zeigt das Birdy dennoch keines an, du musst dir also die komplette Software (mehr als 500 MByte) von der Wiko-Seite herunterladen und über einen Windows-Rechner die neueste Version einspielen, wenn du die neueste Version erhalten möchtest. Die zugehörige Windows-Anwendung macht das Birdy dabei platt, es gehen also alle Daten verloren. Nach einem ersten Blick auf das Update-Programm und die Beschreibung von Wiki sieht es ganz danach aus, dass Wiko hier eine spezielle Version des SP Flash Tools von MediaTek mitliefert. Unter Windows 8 musst du zur Installation des Updates zudem auch die Treibersignatur ausschalten. Mehr dazu und zu den MediaTek-Besonderheiten findest du im Artikel MediaTek Geek ab Seite 86.
Das vorinstallierte Android-System bringt wenig Besonderheiten mit und entspricht weitgehend dem puren Android (AOSP) inklusive ein paar Anpassungen, die für MediaTek-Geräte typisch sind. Dazu gehört die SIM-Verwaltung, die auch dann aktiv ist, wenn es sich nur um ein Handy mit einem SIM-Slot handelt, wie bei Birdy. Positiv fällt auf, dass Wiko auf die Installation unnötiger Bloatware verzichtet. Neben den Standard-Apps von Android und den vorinstallierten Google-Apps gibt es lediglich die Update-App, einen Dateimanager und eine FM-Radio-App als Zusätze. Du kannst dich also frei entscheiden, welche Apps du auf deinem Handy haben möchtest.

Unbedingt ausprobieren solltest du die zahlreichen Möglichkeiten der im Birdy verbauten Sensoren, die du in den Android-Einstellungen unter Smart Gesture aktivieren kannst. Mit Proxyimity Entsperrung genügt es zum Beispiel, nach der Betätigung des Power-Buttons die Hand über das Wiko Birdy zu halten, um es zu entsperren. Bei Stumm-Modus schaltet sich der Lautsprecher automatisch aus, wenn du das Handy ins Querformat drehst. Praktisch ist auch die Rufannahme via Proxyimity: Klingelt das Handy, musst du es nicht separat abnehmen, sondern einfach die typische Handbewegung machen und es ans Ohr halten, damit das Gespräch angenommen wird. Da die einzelnen Einträge nicht immer selbsterklärend sind, gibt es am Ende der Liste einen Eintrag Mehr zur Gestensteuerung. Hier findest du zu jedem Eintrag eine kurze Beschreibung.

Ein weiteres nettes Feature finden sich in den Einstellungen unter Datenverbrauch: Schaltest du hier den Switch für Auf Sperrbildschirm anzeigen ein, dann erscheint auf dem Lockscreen eine grafische Skala zum aktuellen Datenverbrauch, sodass du die Bites und Bits immer im Blick hast.

Günstig mit Schwächen
Das Display gehört klar nicht zu den Stärken des Wiko Birdy. Die Farben sind etwas mau, der Touchscreen reagiert ab und an träge, und er unterstützt maximal zwei Finger beim Multitouch. Dieser Umstand fällt bei der normalen Nutzung nicht auf, aber wenn es mal etwas schneller gehen sollte, dann kommt das Birdy schnell an seine Grenzen. Ebenfalls schnell ans Limit kommst du mit dem Birdy beim internen Speicher, der mit 4 GByte von Haus aus sehr gering ausfällt. Davon sind über 2,5 GByte belegt, du musst also mit knapp 1,5 GByte haushalten. Immerhin: wenn eine MicroSD-Karte im Handy eingelegt ist, lässt sich der Hauptspeicherort auf die MicroSD-Karte auslager und so Speicher sparen. Das klappt aber nicht bei allen Apps und selbst dann verbleibt ein Teil der App stets auf dem internen Speicher. Wer gerne Musik für das Offline-Hören herunterlädt, wird also am Birdy keine Freude haben.
Die 5-Megapixel-Kamera liefert einen für China-Smartphones in dieser Preisklasse üblichen Pixelbrei mit leichter Farbverfälschung und liegt damit in etwa auf dem Level des Moto G 2013, das allgemein für seine schlechte Kamera bekannt ist (nicht zu verwechseln mit dem aktuellen Moto G 2014, das über eine recht gute Kamera verfügt). Bei ausreichendem Licht kann man damit aber auch Fotos machen. Die Frontkamera verfügt über 2 Megapixel, und auch hier sind die Ergebnisse nicht berauschend. Zum Glück gibt es für Selfies einen eingebauten Beauty-Modus. So lassen sich die Pixel gleich auch noch weichzeichnen. Videos nimmt das Birdy mit maximal 1280 x 720 Pixeln auf, die Qualität ist angemessen.

Fazit
Alternativen zum Birdy sind zum Beispiel das Smart 4 Turbo von Vodafone für 90 Euro mit identischem Display, wobei du hier mit Vodafone-Branding leben musst und die Specs des Vodafone-Smartphones schlechter ausfallen (das Wiko verfügt über den etwas größeren Akku, die etwas bessere CPU/GPU und die bessere Frontcam). Dennoch dürfte die Preisdifferenz von fast 50 Euro dann doch ausschlaggebend sein. Von Wiko selbst gibt es das etwas größere Wiko Rainbow für 159 Euro. Es verfügt über ein 5-Zoll-Display mit 1280 x 720 Pixeln und 8 GByte internen Speicher. Wenn der Formfaktor also nicht zwingend ist, dann lohnen sich die 20 Euro Aufpreis.
Aus Android Power User… | |
---|---|
![]() |
Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe #04 von Android Power User. Du findest unser digitales Magazin bei Google Play.Zum Play Store… |