Das lineare Fernsehen hat ausgedient. Die Zukunft gehört dem Programm, das man sich selbst zusammenstellt. Ohne lästige Werbung, zum monatlichen Pauschalpreis und mit Blockbustern zum mieten. Geschaut wird dort, wo es gerade passt: unterwegs auf dem Handy, im Bett mit dem Tablet oder am TV-Gerät im Wohnzimmer.
Das klassische Fernsehen hat für mich seinen Reiz verloren. Viele Sendungen sind nicht wert, dass man sie sich anschaut und auf einigen Sendern wird aus einem 90 minütigen Film schnell eine mit Werbung zugestopfte Dreistunden-Angelegenheit. Das größte Problem mit dem klassischen TV stellt aber die Zeit dar. Ich will nun mal nicht nur von 20 Uhr bis 23 Uhr vor der Glotze sitzen.
Ich habe deshalb mein Programm schon seit längerem nahezu komplett auf Streaming-Anbieter umgestellt. Das ganze fing mit der Geburt meines ersten Sohnes an. Auf einmal war man 24/7 auf Standby, der hart verdiente Feierabend auf der Couch wurde oft unterbrochen durch ein schreiendes Baby. Hat Mann sich mal eine DVD aus der Videothek geholt, kam es oft vor dass er sie ungesehen zurückbringen musste, weil er es einfach nicht geschafft hat, den Film rechtzeitig zu gucken. Das Problem wurde damals dann erstmal durch Lovefilm von Amazon gelöst.
Heutzutage steht gleich eine ganze Reihe von Anbietern zur Auswahl. Sie unterscheiden sich stark in den Inhalten die man ansehen kann, aber auch im Preis und beim Android-Support. Im Folgenden stelle ich euch einige Dienste vor die für mich in Frage kommen. Zu diesem Zweck habe ich mir bei folgenden eine Flat zugelegt: Amazon Prime, Netflix, Watchever, Maxdome, Sky Snap.
Den Fokus habe ich auf die Android-Apps für euer Smartphone oder Tablet gelegt.
Amazon Prime
Um es gleich vorweg zu nehmen: Amazons Lovefilm-Nachfolger ist nach dem aktuellen Update meiner Meinung nach auf jeden Fall einer der besten Dienste.


Das liegt zum einen an der kürzlich hinzugefügten Möglichkeit, sich Filme und Serienepisoden für „on the go“ herunterzuladen, zum anderen an dem besten Preis/Leistungsverhältnis am Markt. Eine Prime Mitgliedschaft kostet 49€ im Jahr, umgerechnet sind das also knapp 4,10€ monatlich. Alleine für den Streaming-Service wäre das verglichen mit den Mitbewerbern schon ein wahnsinnig guter Preis, aber in der Mitgliedschaft ist ja noch wesentlich mehr enthalten.

Die Qualität des Angebotes ist sehr gut. Die Filme sind nicht zu alt, ich finde immer mal wieder wirklich welche, die ich noch nicht gesehen habe. Ab und an kommen die sogar richtig fix, als Beispiel könnte man da den „Medicus“ nennen. Kaum war der in der Videothek verfügbar, gab es ihn auch auf Amazon Prime. Ehrlicherweise muss man jedoch sagen dass man dieses Phänomen eher bei nicht so erfolgreichen Filmen beobachtet. Aber immerhin… Gute Serien findet man auch. Zum Beispiel „Breaking Bad“, „The Walking Dead“, “ Fear the Walking Dead“, „Game of Thrones“, „Under the Dome“, „Grimm“ oder „Der Tatortreiniger“. Außerdem werden, genau wie bei Netflix, eigene Serien gedreht. Diese laufen natürlich auch nur exklusiv hier. Da sind zu nennen „Alpha House“ oder „Mozart in the Jungle“. Letztere ist sogar in HDR verfügbar, soweit man ein entsprechendes Endgerät verfügt.
Außerdem macht Amazon immer mal wieder den „Freitag Filmeabend“ bei denen es aktuelle Filme, allerdings in SD-Qualität, für 0,99€ zum Leihen gibt. Finde ich super, und konnte dort schon den einen oder anderen Film für die Hälfte des lokalen Videothekenpreises von meiner Couch aus sichern. Bei einigen von euch dürfte die Ersparnis noch größer sein, denn ich glaube Bremerhaven hat hier sehr humane Preise ;)
Ein großer Aspekt für mich als Vater ist die Qualität der angebotenen Kinderfilme und vor allem Serien. So einiges geht ja kostenlos über YouTube, hier sei allen Eltern mal der Kanal von mwiem1junior empfohlen. Was aber Amazon Prime für mich ganz besonders interessant macht ist, dass sie sehr viele Serien aus meiner Kindheit anbieten, die ich meinen Kindern gerne anbieten möchte. Zum Beispiel Janosch Traumstunde, Sesamstraße Classics, Benjamin Blümchen, Babar oder Inspektor Gadget.
Außerdem bietet Amazon meiner Meinung nach nicht irgendwelche Serien an, sondern sehr hochwertige, zum Beispiel alle Staffeln von dem beliebten Shaun das Schaf, die wilden Kerle, die Pfefferkörner oder Bibi Blocksberg.
Meine Kinder sind momentan noch in einem Alter, in dem ich strikt den Fernsehkonsum steuere. Das bedeutet, dass sie fragen ob sie dies oder das gucken dürfen, und ich stell ihnen das an oder aus. Soweit so gut. Wenn ich jetzt jedoch mal ein paar Jahre weiter denke, wäre so eine „Profilregelung“ wie Netflix sie bietet schon optimaler. Hier patzt Amazon zurzeit leider (noch). Zumal ich davon ausgehe das die Kinder (ich habe bald 3), eventuell nicht alle vor einem TV sitzen. Vielleicht hat jedes sein eigenes Tablet und macht sein eigenes Programm. Das Mädchen will vielleicht ganz andere Sachen gucken wie die Jungs.
Amazon Prime bietet mir hier nur eine einzige Watchlist, nur eine Ansicht der zuletzt genutzten Serien und Filme. Dafür ist eine sehr gute Suchfunktion und Menüstruktur vorhanden. Aber Netflix macht das etwas besser, dazu aber gleich mehr.
Wie oben schon erwähnt hat Amazon vor kurzem die Offline-Funktion für seine App nachgeliefert. Damit ist es sehr einfach, sich mal schnell eine Folge seiner Serie für die Bus- oder Zugfahrt, oder einen oder mehrere Filme für den Urlaub herunterzuladen. Die App bietet euch in den Einstellungen hier drei Qualitätsstufen an (gut, besser und optimal).


Während man eine Episode oder einen Film herunterladet, kann man sich allerdings nichts anschauen. Tut man das trotzdem, wird der Download zwischenzeitlich angehalten. Sobald du den Film pausierst oder ausmachst, startet der Download wieder automatisch. Sehr gut funktioniert auch die Synchronisation zwischen all deinen Geräten. Du kannst eine Folge auf dem Smartphone anfangen zu gucken, und sie gegebenfalls dort wo du aufgehört hast auf dem Tablet weitersehen. Was allerdings bei mir nicht geklappt hat ist, einen Film unterwegs mit dem Smartphone offline anfangen zu gucken, und dann zu Hause im heimischen WLAN mit dem Tablet fortzusetzen.
Ein kleiner Nachteil der Amazon-App besteht darin, dass man den Film den man gerade anschaut nicht an einen Chromecast (siehe meinen Testbericht) oder eine PS3 zum Beispiel übergeben kann. Hängt natürlich mit dem Konzept an sich zusammen, hier hat Amazon ja die eigene Hardware am Markt, zum Beispiel den neuen Fire TV.
Eine Kindersicherung wird geboten, sie muss jedoch über das bekannte „Mein Konto“ Menü der Amazon Webseite eingerichtet werden. Innerhalb der App geht das nicht.
Die Installation der App gestaltet sich sehr ungewöhnlich. Man kann die App nicht aus dem Play Store herunterladen. Es gibt sie nur im App-Shop von Amazon. Das bedeutet, du musst erst diesen herunterladen, um dir dann aus diesem, die App Amazon Video herunterzuladen. Verrückt!
Netflix
Netflix ist der Weltmarktführer aus den USA im Streaming Segment. Den Dienst gibt es seit ungefähr einem Jahr auch bei uns. Vom App-Design her haben wir schon mal den klaren Gewinner hier.

Sehr gut gefällt mir bei Netflix, dass man verschiedene Nutzerprofile einrichten kann. So erhält jeder einen für sich personalisierten Homebereich, und ich habe trotzdem noch die „Kontrolle“ darüber, was die Kinder sich so anschauen. Außerdem können alle Familienmitglieder sich bei Bedarf an ihren Geräten, (ausgediente Smartphones und Tablets als „Client“ für die Kids) ihr Programm anschauen.


Eine Kindersicherung ist auch hier vorhanden. Ich kann je Profil festlegen, dass ab einer bestimmten FSK ein Pin eingegeben werden muss. Kinderprofile zeigen von vornherein aber schon eine Auswahl für Kinder bis 12. Verfeinern lässt sich das wie gesagt durch die Pin. Diese Einstellungen müssen auf der Webseite vorgenommen werden. Ein kleiner Workaround der seitens der Kinder möglich ist, wäre dass sie sich anstatt in Ihren eigenen Account, in den der Eltern einloggen. Denn die Profile an sich lassen sich nicht mit einem Passwort belegen. Um diesen “Hackerangriff” abzuwehren, bleibt bei Bedarf als Gegenmaßnahme nur übrig, auch im eigenen Profil einen restriktiveren Passwortschutz einzustellen ;)

Für die mögliche, zeitgleiche Nutzung wird allerdings die Premium-Variante fällig die mit 11,99€ pro Monat zu Buche schlägt. Soviel zur Theorie, meine Kinder sind ja noch nicht im entsprechenden Alter.
Die einzigen Optionen, die euch in der App geboten werden, sind die Möglichkeiten die Video-Wiedergabe auf WLAN zu beschränken und Push-Benachrichtigungen zu aktivieren.
Ein feiner Zug von Netflix ist die Chromecast und FireTv/FireTvStick-Unterstützung. Die ist in meinem Haushalt Gold wert. Das bedeutet für dich, falls du doch mal auf der großen Glotze sehen willst: günstigste Option = Chromecast für 19€ aus dem Angebot kaufen!
Netflix produziert genau wie Amazon seine eigenen Serien und dies überaus erfolgreich, meine Frau liebt „Orange is the New Black“ und „Sons of Anarchy“. Als Breaking Bad-Fan bevorzuge ich „Better call Saul“. Auch Filme gibt es gute und nicht allzu alte.
Für die Kinder gibt es eine wirklich große und auch gute Auswahl an Filmen (viele Disney Filme, Madagascar usw.) und Serien (Die Schlümpfe und viele mehr). Natürlich leidet aber auch Netflix unter dem Stigma der Streaming Dienste: Hat man einmal alle Filme und Serien gesehen, die einen interessieren, ist der Neuzuwachs eher spärlich.
Ein erheblicher negativer Aspekt dieser App ist der fehlende „offline Modus“, für den Preis kann das schon mit drin sein. Das Design der App an sich gefällt mir sehr gut, besonders auf Amoled-Screens kommt das dunkle Design gut zur Geltung. Auch die Menübar ist gut sortiert, auf der Suche nach einem bestimmten Film wird man schnell fündig.
Positiv ist auch das die nahtlose Wiedergabe klappt. Wenn man mal einen Film unterbrochen hat, kann man direkt dort weitergucken, egal auf welchem Gerät.
Watchever
Auf den ersten Blick fällt wieder positiv die Chromecast Unterstützung ins Auge. Das Design der App finde ich nicht ganz so gelungen wie bei den Mitbewerbern, genauso wie die Menüstruktur. Die ist nicht so schön übersichtlich wie bei den anderen. Das liegt aber auch einfach daran das die App umfangreichere Optionen bietet. Vorbildlich ist zum Beispiel die Kindersicherung. Hier könnt ihr in verschiedenen FSK Stufen festlegen ob ein PIN eingegeben werden muss bevor man den entsprechenden Film ansehen kann. Du kannst hier festlegen, dass für jeden Film vorher eine PIN eingegeben werden muss, oder für die FSK 6,12,16,18.
Eine richtig coole Sache — wenn auch deine Freunde den Dienst nutzen — ist die Facebook-Integration: Ich finde diese soziale Komponente zu integrieren, ist einen richtig gute Idee.


Watchever ist höchst interessant, wenn du den Dienst hauptsächlich nutzen möchtest, um offline Filme in den Urlaub etc. mitzunehmen. Denn heruntergeladene Inhalte können 30 Tage lang offline angesehen werden. Das ist spitze, soviel bietet kein anderer Anbieter. Verreist du öfter mal länger an Orte ohne stabile Internetversorgung? Watchever ist Deine Wahl. Zum Vergleich, Amazon gibt mir 3 Tage, um die Inhalte zu sehen.
Maxdome
Öffnet man die App des deutschen Urgesteins des Streaming-Angebotes wird man von einer sehr übersichtlich und schön designten Oberfläche empfangen. Das typische Chromecast-Symbol in der oberen rechten Ecke garantiert günstige Konnektivität zu Fernsehern, die nicht von Haus aus eine App dafür mitliefern. Perfekt!


Eine Kindersicherung ist vorhanden, jedoch nicht in der App. Generell sucht man eine Option „Einstellungen“ vergeblich. Um Änderungen vorzunehmen, musst du den Umweg über die Webseite nehmen. Dort kannst du dann alles komfortabel ändern. Um auch FSK-18-Inhalte ansehen zu können, muss man einmalig seine Personalausweisnummer eingeben.
Eine Besonderheit ist, dass Maxdome (lt. Auskunft der Hotline) beliebig viele Geräte akzeptiert, und auch bei gleichzeitig laufenden Streams kein Limit setzt.
Die Auswahl der Filme ist riesig, und die Qualität wirklich ausgezeichnet. Ein weiterer Vorteil für einige Nutzer rührt daher, dass der Dienst von der ProSiebenSat.1 Media SE betrieben wird. Das bedeutet, hier hast du auch die aktuell im TV laufenden Serien zur Hand. Eine neue Folge von „The Strain“ verpasst? Null Problemo, Maxdome hat sie. Du kannst sie auf dein Smartphone herunterladen und auf der langen Zugfahrt am Wochenende nach Hause genießen.
Hervorzuheben ist außerdem, dass ich jeden Film mit dem Android-Sharebutton mit allen meinen Apps die so installiert habe, teilen kann. Das bietet sonst keiner, obwohl es eine optimale Lösung ist. Vielleicht möchte ich ja einen Film eben über Whats App, SMS, E-Mail, Twitter oder Google Plus teilen und nicht nur über Facebook. Und ich rede hier wohlgemerkt von der App, nicht vom Browserclient. Dort kann man mit jedem Dienst Filme über die drei üblichen Verdächtigen — Facebook, Twitter und Google+ — teilen.
Sky Snap
Vorweg muss ich gleich sagen, dass Sky Snap hier im Vergleich nominell mit 3,99€ zwar das kostengünstigste Angebot ist, Amazon aber monatlich nur 0,09€ teurer ist aber inhaltlich wesentlich(!) mehr zu bieten hat.


Dafür umfasst das Angebot von Sky einen Jugendschutzpin, Chromecast-Unterstützung und einen Offline-Modus. Für den benötigt man allerdings schon die Zusatzoption “Snap extra”. Du liegst dann bei 6,99 Euro, und das ist ein absolutes SKY no GO ;)
Auch das nahtlose anknüpfen an einen pausierten Film und die Suche nach neuem Stoff klappt problemlos. Die gebotenen Filme und Serien sind jedoch alt und reissen echt keinen vom Hocker. Snap bietet keine exklusiven Titel und keine eigenproduzierten Serien an. Auch die Kinderserien und Filme lassen sich nicht mit Amazons Angebot vergleichen.
Eine Perle bei den Kinderserien gab es dann doch: „Tao Tao – Tiergeschichten aus aller Welt“ habe ich leider noch bei keinem anderen Anbieter gefunden. Aber dafür 4€ im Monat? Sehr überrascht war ich von der gähnenden Leere im Einstellungsmenü. Hier geht im Prinzip nur Zahlart hinterlegen, eventuell mal die Adresse ändern.
Fazit
Eine gute Streaming Lösung für Dein Smartphone/Tablet muss einfach zwingend eine offline Wiedergabe von Filmen und Serien ermöglichen. Denn was hilft mir ein Streaming Abo, wenn ich nicht für den Urlaub, die Busreise oder die Zugfahrt Filme oder Serienepisoden vorhalten kann? Damit fällt Netflix schon mal raus. Hier muss der US-Riese nachbessern, ansonsten bieten sie ein rundes Angebot. Für alle, die immer etwas länger brauchen, bis es mit dem Anschauen klappt, ist dank 30 Tage Leihfrist Watchever eine gute Option.
Mein klarer Favorit ist seit dem neuesten Update Amazon Prime. Hat man die umständliche Installation erstmal hinter sich gebracht, bietet Amazon alle wichtigen Funktionen und eine große Auswahl zu einem unschlagbaren Preis. Alle anderen Prime-Vorteile gibst sozusagen noch gratis oben drauf. Amazon musst du nur dann links liegen lassen, wenn du unbedingt via Chromecast schauen möchtest: das bietet der Dienst nicht an.