Testbericht: Amazon Fire TV 2015 mit 4K-Support – lohnt sich das Upgrade?

Amazon hat seiner erfolgreichen Fire-Serie ein Update spendiert, darunter auch dem Fire TV. Die ersten vorbestellten Geräte der Streaming-Box werden aktuell ausgeliefert. Wir haben uns die Box für 99 Euro geholt und schon fleißig damit gestreamt — hier unser erster Eindruck.

Die 2014er Version der Box und den Fire Stick gab es vor einem Jahr für Prime-Mitglieder zum Sonderpreis. Eine ähnliche Schnäppchen-Aktion bietet der Versandhändler dieses Jahr leider nicht an. Die neue Amazon Fire TV kommt für 99,99 € zu euch nach Hause, den neuen Fire TV Stick mit Sprachbedienung bietet der Online-Versandhändler für 49,99 Euro an. Betrachtet man die Leistung und die Preise der Mitbewerber, kann man hier aber trotzdem noch von einem konkurrenzfähigen Angebot sprechen. Laut Aussage des Online-Händlers ist es die erste Streaming Box die Ultra HD kann, wir sind der Meinung, dass das SHIELD TV ebenfalls kann ;-)

Die diesjährigen Verkaufsargumente sind eben die genannten 4K-Fähigkeiten, der schnellere Prozessor, schnelles ac-WLAN, der via microSD-Karte erweiterbare interne Speicher, die besseren Gaming Fähigkeiten und der Preis. Wir haben uns das Gerät geholt und werden in einem kurzen Schnelltest klären, ob es sich für euch lohnt jetzt auf den Streaming-Zug aufzuspringen oder, falls ihr den Vorgänger besitzt, umzusteigen.

Pluspunkte: 4K ready, schnelles WLAN ac, Bluetooth 4.1 LE, Fernbedienung über WLAN, microSD-Slot, HEVC-Support, FireOS 5

Ein HDMI-Kabel liegt im Lieferumfang leider nicht dabei.

Der Lieferumfang entspricht in etwa dem Vorgänger: Fire TV (2015), Voice Remote Control (via WLAN) inkl. 2xAAA Batterien, Netzteil, Bedienungsanleitung. Ein HDMI-Kabel ist leider nicht dabei. Am besten bestellt ihr also gleich zumindest ein HDMI-Kabel mit, zum Beispiel AmazonBasics für 5,50 Euro. Falls du vorhast, viele Apps und Spiele auf deine Box zu laden, bietet Amazon dieses Jahr in Zusammenarbeit mit SanDisk extra für Fire TV zertifizierte, angeblich besonders schnelle microSDHC-Karten von 32 bis 128 GByte ab 17,99 Euro an. Aber auch meine alte 32 GByte große Class-10-Karte aus dem Galaxy S2, die schon einige Jahre aufm Buckel hat funktionierte ohne Probleme. Muss man also nicht unbedingt kaufen. Ich sehe das eher als Marketing Gag von Amazon.

Auf der Rückseite liegen die Unterschiede. Oben der neue Fire TV, unten der alte (2014) mit optischem Ausgang aber ohne microSD-Slot.
Treffen der zwei Fire-TV-Generationen, wer ist wer?

Nach dem Auspacken unterscheidet sich Amazon Fire TV auf den ersten Blick erstmal nicht von seinem Vorgänger. Die Neuerungen liegen größtenteils unter der Haube und auf der Rückseite.

Die Hardware

Angetrieben wird die neue Generation durch einen Mediatek 8173c SoC. Das ist ein big.LITTLE Quad-Core-Chipsatz, den Mediatek auf dem diesjährigen MWC in Barcelona vorgestellt hat. Er besteht aus zwei ARM Cortex A72-Kernen und zwei ARM Cortex A53-Kernen und liefert volle 64-Bit-Unterstützung. Damit verbaut Amazon eine Lösung, die viel Leistung bei relativ niedrigem Stromverbrauch verspricht. Flankiert wird das Ganze von einer Power VR Rogue GX6250 GPU. Als Arbeitsspeicher stehen, wie voriges Jahr, 2 GByte RAM zur Verfügung.

Diese Hardware liefert 4K-Videostreams mit 30fps, sowie Full HD (1080p) und HD (720p) mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Auch Spiele laufen rund. Im Rahmen des Marktstarts bietet der Online Händler eine Reihe von Filmen und Serien in 4K an, diese finden Prime Mitglieder mit einem entsprechenden Fernseher in einem gesonderten Bereich. Die Rede ist hier von 8 Serien und 65 Filmen. Laut Auskunft des Amazon Kundendienstes liegen diese jedoch bisher ausschließlich in englischer Sprache vor und funktionieren momentan ausschließlich mit diesen Geräten:

  • Samsung Ultra HD-Fernsehern ab 2014
  • Sony Ultra HD-Fernsehern ab 2014
  • LG Ultra HD-Fernsehern ab 2014

Besitzern eines gewöhnlichen Full-HD-Fernsehers wird diese Kategorie erst gar nicht angezeigt, ich konnte die Funktion also nicht testen. Einige Amazon Original Serien werden sogar schon direkt in 4K gedreht. Zusammen mit Netflix ist Amazon einer der Anbieter, die den kommenden Standard massiv pushen. Ich finde, man muss sich das mal vor dem Hintergrund des niedrigen Preises für ein Jahres Abo vorstellen: 49 Euro für das Komplettpaket sind wirklich unschlagbar. Für Eigentümer eines unterstützten Ultra HD Fernsehers ist Amazon momentan der Place to be, nirgends kommt man einfacher und günstiger an 4K Inhalte heran, von Pearl.tv mal abgesehen ;-)

Aber auch für alle, die noch mit Full HD arbeiten, lohnt sich die Anschaffung, sofern sie nicht den Vorgänger besitzen und dieser klaglos seinen Dienst verrichtet. Denn Amazon steigt auf den HEVC Standard (H.265) um. Der verspricht auch bei langsameren Internetanschlüssen eine bessere Performance durch eine stärkere Kompression der Daten.

Für diejenigen unter euch, die die Möglichkeit haben ihre Geräte per LAN zu verbinden ändert sich nichts: Auf Ethernet Seite steht ein Anschluss 10/100 Mbps zur Verfügung (sic!). Über Gigabit-Ethernet hätten wir uns ehrlich gefreut!

Für alle, die gezwungen sind ihren Fire TV per WLAN zu verbinden, gibt hingegen es gute Nachrichten: Der neue verbindet sich auch per ac-Wlan mit zwei Antennen (2×2 MIMO, 2,4GHz und 5GHz Dual-Band) mit eurem Netzwerk. Habt ihr den passenden Router dazu, dürft ihr euch auf eine stabilere und schnellere Verbindung freuen.

Wer seine Heimkino Anlage — wie ich — noch mit einem etwas betagteren AV-Receiver befeuert, wird eventuell nicht so erfreut sein über den Wegfall des optischen Audio-Ausganges. Es existiert jetzt nur noch ein HDMI-Port. Du brauchst also einen Verstärker mit HDMI-Eingang, wenn du die Box an deine Heimkino-Anlage anschließen möchtest. Das ist sozusagen die Stunde der Wahrheit für Audiophile und dürfte einige vom Kauf abhalten. Nicht weil die neue Box zu schlecht wäre, aber weil es kaum bessere Verstärker gibt…

HEVC erklärt
HEVC (High Efficiency Video Coding) ist der Nachfolger von AVC (Advanced Video Coding). Es handelt sich im Prinzip um ein Verfahren um Daten zu komprimieren und dabei auch gleich zu verschlüsseln. Verglichen mit seinem Vorgänger liefert dieser Codec die gleiche Bildqualität mit einer halb so großen Datenmenge. Das bedeutet sozusagen, dass man als Prime Kunde nur einen halb so schnellen Downstream wie bisher benötigt, um Full HD Filme sehen zu können. 4K benötigt eine sehr hohe Bandbreite weil sehr viele Daten übertragen werden. Das ist ein Problem, weil nicht jeder einen entsprechend dimensionierten Breitbandzugang hat. Aber Amazon findet jeder soll in den Genuß des neuen 4k Standards kommen und das macht dann einfach die Nutzung dieses neuen Codecs erforderlich.

Seit längerem bietet Amazon ja schon HDMI-Kabel an, die auch den Internetanschluss ermöglichen, zum Beispiel über die Verbindung mit dem Fernseher. Im günstigsten Fall habt ihr also nur noch zwei Kabel vom Fire TV weglaufen: den Stromanschluss und das HDMI-Kabel mit Bild, Ton und Internet. Eigentlich eine feine Sache. Natürlich kann man auch ganz einfach nur Bild und Ton per HDMI zum Fernseher schicken.

Die Software und Neuerungen

Ausgeliefert wird direkt mit dem neuen FireOS 5 „Bellini“, welches auf Android 5.1 basiert. Rein optisch hat sich absolut nichts geändert. Für die Inbetriebnahme müsst ihr einen kleinen Moment einplanen. Zuerst werden Updates heruntergeladen und installiert. Ob die Box nun direkt mit Bellini kam, oder erst nach Anschluss auf die neue Versionsnummer gehievt wurde kann ich nicht sagen, denn bevor ich sie unter Strom setzte, schloss ich alle Verbindungen inklusive LAN-Kabel an.

An der Optik der Amazon-Oberfläche ändert sich auch mit Fire OS 5 alias „Bellini“ nichts.

Denjenigen von euch, die noch keinerlei Erfahrungen mit dem Fire TV gesammelt haben, sei gesagt: Das geniale am ersten Fire TV war die perfekt funktionierende Sprachsteuerung, die es sehr einfach machte, nach passenden Filmen oder Serien zu suchen. Leider funktionierte sie bisher nur mit Amazons eigenen Inhalten. Und genau das macht der neue jetzt besser, theoretisch. „Universal Search“ heißt die neue Suche, die auch Inhalte in Drittanbieter-Apps, wie zum Beispiel Netflix oder den Mediatheken von ARD und ZDF findet. So war es zumindest angekündigt. Bei meinem Testgerät funktionierte das leider nicht, und der Kundendienst konnte hierzu keine Auskunft geben. Ich hoffe das wird noch nachgereicht.

Von vornherein klar war, dass die Sprachassistentin „Alexa“ hierzulande nicht dabei ist, sondern nur in den USA. Genauso fehlt eine „on Deck“ Funktion, um Filme wie in der Instant Video App offline zur Verfügung zu stellen. Das könnte Amazon in Zukunft per Update einspielen, Fire TV würde sich damit weit von der Konkurrenz absetzen.

Existieren und funktionieren sollte eigentlich der Kundendienst “Mayday”. Das tat er leider bei meinem Test ebenfalls nicht — die Amazon-Mitarbeiter konnten keine Verbindung zu meinem Gerät aufbauen. Wenn es funktioniert, geht das ganze über Screen Sharing. Der Mayday-Button steht nur auf folgenden Geräten zur Verfügung: Kindle Fire HDX (3.Gen), Kindle Fire HDX 8.9 (3.Gen), Fire HDX (4.Gen), Fire Phone. Generell muss ich sagen, dass mein erster Eindruck von dem Gerät also recht zwiespältig ist.

Gibt’s nicht. Geht nicht. Geht in Deutschland nicht! Geht auf dem Gerät nicht!

Ursprünglich war beim alten Fire TV ausschließlich der interne Speicher (8 GByte) für das Speichern von Apps und Spielen vorgesehen. Die Möglichkeit, Apps nach der Installation auf ein angeschlossenes Speichermedium zu schieben, wurde dann später per Firmware-Update nachgeschoben. Auf einem angeschlossenen Massenspeicher abgespeicherte Medien ließen sich mit Apps wie VLC-Player abspielen. Genau so musste ich mir leider auch beim neuen Gerät behelfen, eine native Möglichkeit gibt es immer noch nicht.

Die Konfiguration beim neuen Fire TV sieht nun folgendermaßen aus: Apps und Spiele können zusätzlich auf einer bis zu 128 GByte großen MicroSDHC-Karte gespeichert werden. Am USB-2.0-Port kann man Zubehör anschließen, darunter auch Festplatten. Meinen Fritzbox Medienserver hat Fire TV — out Of the box — auch nicht erkannt. Wer allerdings etwas Spaß am Basteln hat, macht mit Kodi/XMBC im Handumdrehen eine perfekte Medienschaltzentrale aus seinem Fire TV 2015. Das Navigieren durch die Menüs, und generell die ganze Bedienung des Gerätes geht wieder äußerst flott.

Die Fernbedienung

Die Fernbedienung sieht auf den ersten Blick identisch zum Vorgänger aus. Im direkten Vergleich offenbart sich, dass sie ein kleines Stückchen in die Länge gewachsen ist. Die Oberfläche des Vorgängers war aus griffigem gummiertem Plastik, die Knöpfe dafür aus glattem Material. Bei der neuen verhält es sich umgekehrt. Dieses Jahr ist die Oberfläche an sich aus glattem Plastik, die Knöpfe dafür aus Gummi. Ich befürchte hier könnten sich nach starker Nutzung die aufgedruckten Symbole abnutzen, das kennt man ja von Gummiknöpfen.

Im direkten Vergleich erkennt man erst die marginalen Unterschiede zum Vorgänger: Rechts das neue Modell.
Die Fernbedienung funktioniert mit handelsüblichen AAA-Batterien.

Aber sie ist leichter geworden. Das empfinde ich als positiv. Wobei ich sagen muss, auch beim Vorgänger hat mich das Gewicht nicht gestört. Anstatt mit Bluetooth arbeitet sie nun mit WLAN. Das war eine gute Entscheidung seitens Amazons. Es erhöht massiv die Reichweite und senkt signifikant den Stromverbrauch. Laut Amazon soll eine Batterieladung über ein Jahr ausreichen. Das muss sich natürlich im Laufzeittest erst herausstellen.

Auch dieses Jahr setzt Amazon auf handelsübliche AAA/LR03 (Micro) Batterien. Dadurch fällt die Fernbedienung natürlich nicht ganz so schmal aus, wie zum Beispiel bei Apple TV. Das ganze birgt aber auch den Vorteil, dass man die Dinger beim nächsten Aldi-Einkauf mal eben in den Einkaufswagen schmeißt und eigentlich immer im Haus hat. Passiert mir mit den Knopfzellen nie ;) Ich finde diese Lösung durchaus praktischer. Sie liegt auch wirklich gut in der Hand, und lässt sich auch mal mit ’nem feuchten Lappen abwischen. Gar kein Punkt zur Kritik also.

Tastenkombos für Profis
Auflösung ändern Auswahl+Rechts+Zurück+TitelZurück für 10 Sekunden gleichzeitig gedrückt halten
Neustart Auswahl + Play/Pause für 10 Sekunden lang gleichzeitig drücken
Werksreset Rechts + Zurück 10 Sekunden lang gleichzeitig drücken.

Fazit

Für Besitzer eines unterstützten Ultra-HD-TV-Geräts führt momentan kein Weg an der kleinen 4k Streaming Box von Amazon vorbei. Prime wird mit der neuen Generation zum besten Streaming-Angebot. Nur mit Fire TV bekommst Du momentan eine Menge Ultra-HD-Inhalte direkt auf deinen Schirm ins heimische Wohnzimmer geliefert, ohne auch nur das Sofa zu verlassen. Und Dank Amazons und Netflix Ambitionen in diesem Bereich dürfte auch für die Zukunft die Versorgung gesichert sein. Allerdings ist die 4K-Fähigkeit aus meiner Sicht momentan auch das einzige wirkliche Kaufargument. Viele neue Funktionen fehlen hier in Deutschland (noch), und viele verbesserungswürdige Punkte wurden nicht angegangen. Zudem scheint es Mehrtonkanal-Audio nur mit Amazons angeboten zu geben. Alle anderen Anbieter müssen mit Stereo vorlieb nehmen. Wer jetzt neu einsteigt und über einen Verstärker mit HDMI-Eingang verfügt, holt sich „den Neuen“. Besitzer eines Full-HD-Fernsehers und/oder eines älteren AV-Receivers sowie die Modder unter den Fire-Nutzern sind bis zum Umstieg auf UHD mit dem alten Fire TV noch gut bedient, der einen Zehner günstiger ist.

Überblick der Rezensionen
Praxiseinsatz
Preisleistung
Haben-Will-Faktor
Blogger aus Bremerhaven - im Sommer: Grillen!
testbericht-amazon-fire-tv-2015-mit-4k-support-lohnt-sich-das-upgradeDas Angebot von Amazon ist rein vom Preis her unschlagbar. Mit 49 Euro für den Prime-Dienst und 99 Euro für den neuen Fire TV sind jede Menge Kinoabende gesichert. Allerdings bringt das neue 2015-er Modell nicht alle Verbesserungen auch nach Europa, ohne 4K-Fernseher lohnt sich ein Update also nur bedingt.

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