
Ende September präsentierte Google neben zwei neuen Nexus-Smartphones auch zwei neue Chromecast-Modelle: Den klassischen Chromecast für Video-Übertragung und den Chromecast Audio. Wir haben den „New Chromecast“ gleich im Anschluss an die Google-Show online bestellt und nun über das Wochenende ausgiebig getestet.
Auch für den kleinen Geldbeutel hatte Google bei der Vorstellung seiner neuen Geräte in San Francisco was dabei, und präsentierte den „New Chromecast„. Doch was kann der kleine Puck besser als der alte Dongle und lohnt sich das Upgrade? Oder ist nicht vielleicht doch Fire TV von Amazon die bessere Streaming-Lösung? Unser Testbericht verrät es dir!
Der Vorgänger verrichtet seit nunmehr zwei Jahren seinen Dienst in meinem Netzwerk und ist von dort auch nicht mehr wegzudenken. Auch den neuen Chromecast habe ich mir bestellt und geschaut, ob Google die kleinen Kinderkrankheiten abgestellt hat. Der alte hat ja durchaus auch mal rumgezickt.
Die wesentlichen Neuerungen gegenüber dem Vorgänger beschränken sich auf die folgenden Punkte:
- Verbessertes WLAN mit 802.11ac (5 GHz) und bessere Antennen im Kabel
- Fast Play (Vorladen von Filmen im Hintergrund)
- 3 Farben zur Auswahl
- Bessere Gaming Fähigkeiten
Die Hardware
Genau wie sein Vorgänger kam er mit einem bodenständigen Lieferumfang bei mir an: Chromecast, USB Stromkabel, Netzteil, Schnellanleitung (auf die Innenseite der Box gedruckt). Das muss reichen. Und das tut es auch. Mein Unboxing habe ich in folgendem Video festgehalten:

Vor zwei Jahren gab es noch einen HDMI-Extender dazu. Was viele Chromecast-Nutzer nicht wissen: es handelt sich dabei nicht einfach um einen Adapter, wenn beim HDMI-Stecker nicht genügend Platz ist, sondern der Extender dient auch als Antenne bei schwachem Empfang. Den Extender hat Google jetzt sozusagen mit integriert. Der Dongle hängt nun an einem äußerst flexiblen Kabel.


Die Verarbeitung ist tadellos. Das Kabel ist fest verbunden. Ein Austausch ist also nicht so ohne weiteres möglich. Es macht aber nicht den Eindruck als würde es nichts aushalten und sich bald mit einem Kabelbruch verabschieden. Hier besteht also kein Grund zur Panik. Die Status LED und vor allem der Reset Knopf des Vorgängers sind auch in dieser Generation erhalten geblieben. Ob ihr ihn wieder benötigt lest ihr weiter unten ;) Auf den ersten Blick fällt auch sofort auf, dass der HDMI Stecker nicht mehr vergoldet ist, wie noch beim Vorgänger.

Das Aussehen kann man dieses Mal als ungewöhnlich bzw. mit „funktionelles Design“ beschreiben. Man gewöhnt sich schnell daran, und meistens sieht man den Chromecast im Einsatz ja auch nicht. Falls dir das Aussehen wichtig ist, dann wartest du am besten auf die Version in Gelb oder Rot!
Die neue Form ist halt auch der Masse an Bauteilen geschuldet, Google hat bei der neuen Generation einen Schwerpunkt auf die Antennentechnik gelegt.

Verarbeitungstechnisch macht der neue Chromecast auf jeden Fall einen wesentlich hochwertigeren Eindruck als es die erste Generation tat. Die Idee mit dem flexiblen Kabel kann mich voll und ganz überzeugen. So lässt sich der „Stick“ auch einfacher an Fernsehern anbringen die an der Wand montiert sind. Ein ganz pfiffiges Detail finde ich, dass man das Kabel, zum Beispiel zu Transportzwecken, an der Rückseite magnetisch fixieren kann.

Die neue Chromcast App
Für die Einrichtung benötigst Du die neueste Version der Chromecast App, die Google im Zuge der Vorstellung auf die Version 1.12.32 upgedated hat. Dongle anschließen, App starten und den Code auf dem Monitor eingeben. Google macht das Setup noch benutzerfreundlicher als Amazon beim Fire TV.

Mit ihr ist der Einrichtungsprozess einfach und schnell erledigt. Sie bietet nun ein komplett neues Design und zeigt dir übersichtlich angeordnet alle Cast-fähigen Apps auf Deinem Gerät an, sowie die in deinem Netzwerk befindlichen Chromecast-Geräte, egal ob alt oder neu. Außerdem gibt es einen Bereich für neue Chromecast-Apps. Das Update lohnt sich in jedem Fall.


Bist du bei mehreren Streaming Anbietern angemeldet, findest du in der neuen Chromecast-App alle Streaming-Dienste beisammen und kannst von hier aus etwas für den gemütlichen Abend auf der Couch aussuchen, oder neue Apps direkt auf deinem Gerät installieren.
„Die neue Chromecast-App trägt viel zum positiven Eindruck der neuen Chromecast-Hardware bei.“
Ich muss sagen, die neue Version der Cast App macht einen großen Teil des positiven Eindrucks aus, den der neue Stick hinterlässt. Sie ist sehr übersichtlich gestaltet und hilfreich.

Vor dem Update war es eine relativ zeitaufwendige Geschichte, sich erstmal Cast-fähige Apps herauszusuchen. Ich habe sie in einem extra Ordner abgespeichert um komfortabel darauf zu zugreifen. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Gut gemacht, Google! Die Auswahl an Apps ist leider immer noch nicht in dem Maße vorhanden wie ich es mir wünschen würde. Aber die wichtigsten wie YouTube, Netflix, Maxdome, Watchever, Sky Snap, Play Music, Vevo oder Spotify sind dabei. Seit neuesten unterstützt auch endlich Googles Vorzeige-App Fotos das casten. Das eröffnet natürlich auf Familienfeiern ungeahnte Möglichkeiten, und ist für mich persönlich schon alleine ein Kaufargument! Hier hat Fire TV klar das Nachsehen, denn dort gibt es längst nicht so viele Apps zur Auswahl.
Nachdem du das Gerät unter Strom gesetzt und den entsprechenden HDMI Kanal an deinem TV gewählt hast, wirst du zügig durch das Setup geführt. Hierbei dürfte eigentlich nichts schiefgehen. Du verbindest den Chromecast mit deinem WLAN. Das war es schon.
Neue Funktionen
Eine starke Neuerung ist das neue „Fast Play“ getaufte Feature. An einem Beispiel verdeutlicht: Öffne ich die Netflix-App verbindet sie sich in dem Moment schon mit dem Chromecast und puffert im Hintergrund Inhalte, von denen sie annimmt dass ich sie mir ansehen will. Drücke ich nun auf die nächste „Sons of Anarchy“-Folge meiner angefangenen Staffel, dann wird diese sofort über den Chromecast abgespielt. Beim alten Chromecast musste man zuerst die Ausgabe über den Dongle auswählen und erst dann hat er sich mit meiner App verbunden und angefangen die Inhalte zu puffern. Jetzt geht das alles viel schneller, wirklich!

Eine Geschichte die der Google-Stick anderen Streaming Lösungen voraus hat, ist der Gastmodus. Der ist zwar nicht neu aber, wie ich finde, eine seiner großen Stärken. Es ist einfach die simpelste Art und Weise wie meine Freunde auf meinen großen TV was zeigen können, ohne dass ich mein Wifi-Passwort mitteilen muss. Es wird einfach ein Code auf dem Bildschirm angezeigt. Den gibt man ein und kann sich dann per Wifi Direct verbinden. Simpler geht es nicht.
Auch die „Bilderrahmen“ genannte Funktion findet man in der Form zum Beispiel auf dem Fire TV Stick nicht. Kostet nun zwar etwas Strom und der TV läuft natürlich, aber das finde ich richtig klasse und nutze es gerne. Die Quellen-Unterstützung ist sehr gut. Ihr könnt zum Beispiel euren „Bildschirmschoner“ mit Fotos aus Facebook, Google Fotos und Flickr füttern. Alternativ stehen euch Kunstmotive, Satellitenbilder oder Wetter zur Verfügung. Nach dem Zufallsprinzip wird dann aus euren aktivierten Quellen eine Diaschau auf dem Fernseher abgespielt. Wer, wie ich, ein starker Nutzer des Google Play Kiosk ist, wird sich freuen. Auch er kann als Quelle festgelegt werden. Ist schon genial wenn man seinen News-Stream auf dem TV durchlaufen lässt.

Um noch einmal auf den Fire-TV-Stick zurück zu kommen. Ja, er ist preislich in etwa gleich (wobei der neue mit Sprachfernbedienung 50 Euro kostet). Ein Vergleich hinkt jedoch, denn der Chromecast ist wesentlich breiter aufgestellt. Der FireTV Stick, wie auch beide Fire-TV-Geräte sind in erster Linie Plattformen um Amazons Inhalte zu vermarkten. Dabei sind sie etwas offen gestaltet, man kann wirklich sehr viel mit Ihnen machen und aus Ihnen herausholen. Dafür muss man sich jedoch auch etwas mit der Materie auseinandersetzen. Also eher was für Bastelfreunde sozusagen. Suchst du einen Partner für dein Smartphone, der out-of-the-box funktioniert und nutzt du viele Google-Dienste, dann ist der Chromecast die bessere Lösung.
Zu den neuen Gaming-Fähigkeiten kann ich nur folgendes sagen. Bei meinen ersten Probeläufen wird sofort deutlich, der neue ist wesentlich stärker. Mit einem FireTV 2015 kann er natürlich nicht mithalten. Aber Spielen ist definitiv möglich. Dafür braucht man sich diesen Stick aber nicht zu holen. Ich finde das ist absolut kein Kaufargument. Die Spiele, die angeboten werden sind von der Menge und dem Spaßfaktor her sehr mager. Was wirklich Spaß macht ist das Mirroring während man auf dem Smartphone etwas spielt. Zum Beispiel bei Agar.io ;) So wird dein Smartphone zum Controller während du auf dem großen Screen zockst. Das klappte im Test sehr gut, ist aber halt nur so ein nebensächliches Feature, finde ich.
Klasse fande ich auch die angekündigte CEC-Unterstützung. Meine Hoffnungen dass diesmal das Spulen per TV Fernbedienung geht, wurden jedoch nicht erfüllt. Anfangs konnte man den alten ja gar nicht per Fernbedienung bedienen. Das wurde dann irgendwann per Firmware Update nachgereicht, und seitdem von mir fleißig genutzt. Habe ich einmal die neue Serienepisode oder den Film an meinen Chromecast übergeben, nehme ich eigentlich ungern mein Handy nochmal in die Hand. So könnte ich ganz einfach über meine normale TV-Fernbedienung pausieren oder zurückspulen. Das ist wesentlich intuitiver. Soviel zur Theorie. Also Lautstärke ist ja klar ;) Play und Pause Funktion meiner TV-Fernbedienung gingen auch. Aber Vor- und Zurückspulen versagte bei allen VOD-Anbietern immer noch seinen Dienst.
Das ging ausschließlich über die Option in dem App-Interface. Das ist bei meinem Philips TV so, vielleicht geht es bei euch ja mit einem noch smarteren TV? Schreibt das gerne in die Kommentare. Die wichtigsten Funktionen Lautstärke, Play und Pause sind ja vorhanden. Ich bin Google allerdings auch nicht böse, wenn die Funktion irgendwann nachgereicht wird. Die technischen Voraussetzungen wären da.
Praxistauglichkeit
Im direkten Vergleich zum Vorgänger zeigt der neue Chromecast-Dongle eine wesentlich bessere Performance. Die Verbindung zum TV findet viel schneller statt und die ausgewählten Videos starten merklich schneller. Bei der ersten Generation wurde meine Toleranzgrenze immer minimal überschritten, und ich fragte mich jedes Mal ob’s denn noch was wird. Jetzt startet er nahezu verzögerungsfrei die vom Nachwuchs gewünschte Sachgeschichte von „Sendung mit der Maus“ ;)
Das liegt zum einen natürlich an der potenteren Hardware, zum anderen trägt auch das neue „Fast Play“-Feature dazu bei. Es fällt einfach der Schritt des Verbindungsaufbaus weg, wie ich oben beschrieben habe. Ein klasse Schachzug von Google.
„Das neue Fast Play Feature des Chromecast 2015 ist einfach klasse!“
Dieses Mal ist aus dem Stick ein Dongle geworden der mit einem flexiblen Kabel am HDMI Anschluss daherkommt. Dadurch lässt er sich wirklich flexibel hinterm TV platzieren. Das ging mit dem alten allerdings auch wenn man den mitgelieferten “HDMI-Extender” nutzte. Allerdings war der wesentlich starrer als das jetzt verwendete Kabel. Also ist das auf jeden Fall ein Punkt auf der Habenseite.
Beim alten Chromecast kam es vor, dass ich morgens meinem Nachwuchs kurz was über YouTube streamen wollte. Doch der Stick blieb in meinem Netzwerk unauffindbar. Ich musste ihn dann umständlich reseten. Das war natürlich völlig ätzend, und sollte einfach nicht passieren. Beim neuen habe ich das während des Testzeitraums nicht einmal erlebt. Auch der muss sich natürlich erstmal im Langzeittest bewähren. Aber grundsätzlich deutet das schon mal auf eine bessere Zuverlässigkeit hin.

Beim Video-On-Demand-Test mit Maxdome, Sky Snap, Watchever und Netflix gab es keine Probleme. Die Verbindung klappte schnell und war stabil. Das Abspielen der Filme und Serien lief ohne Aussetzer oder Mikroruckler. Was man auch durchaus als kleinen Workaround machen kann, ist Amazone Prime über Screen Mirroring abzuspielen. Hierbei habe ich aber ab und zu einige Ruckler festgestellt, was beim neuen Fire TV nicht der Fall war. Bei den genannten Anbietern kann man übrigens eine kostenlose Testphase durchlaufen, also probiert sie ruhig mal mit Googles Gerät aus.
Die Hitzeentwicklung nach dem Dauerlauftest (sechs Stunden) geht wie beim alten absolut in Ordnung: Auch der neue Chromecast wird gerade mal warm aber nicht heiß.
„Der neue Chromecast wird warm, aber auch nach 6 Stunden Dauertest nicht heiß!“
Alleine von den Specs her sind die Neuerungen jetzt nicht umwälzend, aber ich persönlich empfinde die Leistungssteigerung als derart nützlich, dass ich das Gerät auf jeden Fall behalten werde. Und bei vielen Android-Fans wird es abends auf dem 2,4-er Band ganz schön voll werden. Da ist man für die 5-GHz-Unterstützung auf jeden Fall dankbar, einen entsprechenden Router vorausgesetzt.
Wem die 39€ zu teuer sind, der wartet am besten auf die ersten Angebote. Bestimmt wird auch der neue Chromecast ab und zu für 29 Euro über die Theke gehen! Die erste Generation gab es auch mit Gratisfilmen oder anderen Kombinationen im Angebot. Es lohnt sich also zu warten, falls die Anschaffung nicht arg dringend ist. Sonst sollte dich nichts davon abhalten, jetzt zum Google Store zu gehen…
Fazit
Der neue Chromecast war lange überfällig. Google hat eine sinnvolle Produktpflege betrieben. Mit Apps die Fast Play unterstützen zeigt der kleine Dongle für 39€ eine grandiose Performance. Auch die sporadischen Abbrüche des Vorgängers und die manchmal holprige Übergabe an den Stick sind Geschichte. Zusammen mit der runderneuerten Cromecast-App lässt er sich viel besser bedienen als der Vorgänger. Alles in allem, ist der neue Chromecast empfehlenswert, nicht nur für Nutzer der unterstützten Streaming-Anbieter. Günstiger kann man Streaming derzeit nicht realisieren. Nur wenn du ausschließlich oder hauptsächlich via Amazon Filme schaust, dann ist der Fire-TV-Stick die bessere Alternative.
Technische Daten:
- 51,9 x 51,9 x 13,49 mm (ohne Kabel und Zubehör)
- Stromkabel: 1,75 m
- 39,1 g
- Schwarz
- Zitrone – exklusiv im Google Store
- Koralle – exklusiv im Google Store
- 1080p
- WLAN 802.11ac (2,4 GHz/5 GHz)
- Netzteil, 5 V/1 A
- Wenn Sie ein anderes Netzteil als das aus dem Lieferumfang Ihres Geräts verwenden möchten, achten Sie darauf, dass es sich um ein UL-zertifiziertes Netzteil mit der Kennzeichnung „LPS“ oder „Class 2“ und einer Ausgangsspannung von 5 VDC, 1 A, handelt.
- HDMI
- Micro-USB
- Android 4.1 und höher
- iOS 7.0 und höher
- Mac OS X 10.7 und höher
- Windows 7 und höher