Wer auf seinem Androiden gerne spielt oder hochauflösende Videos übers Internet schaut, der braucht auch das passende Netzwerk-Equipment. Wir zeigen dir, worauf du beim Routerkauf achten solltest, und welche Faktoren sonst noch eine Rolle spielen.
Wenn das Netzwerk spinnt, ist das in vielen Fällen schlimmer, als offline zu sein. Denn ein Spiel, das ruckelt oder ein Videostream, der andauernd abbricht, frustriert einfach unendlich. Doch das muss nicht sein, denn mit dem richtigen Equipment macht nicht nur das Spielen am meisten Spaß sondern funktioniert der Internetanschluss auch generell besser.
In diesem Artikel erklären wir dir, warum der Router (gemeint ist damit stets ein WLAN-Router, kein klassischer Ethernet-Router) die zentrale Komponente des Netzwerks darstellt, wie schnell dein Handy ist und wie du mit dem passenden Router das Beste aus deinem Internetanschluss herausholst. Wir zeigen dir aber auch, wo jede Hilfe zwecklos ist, solange du nicht auf einen schnelleren Internetanschluss umsteigen kannst oder einen neuen Router kaufen möchtest.
Die Basics
Die Grundlage für ein ungestörtes Internet-Erlebnis und problemloses Streaming ist eine schnelle Internetanbindung. Für mobile Gamer bedeutet das HSDPA+ oder LTE mit einer Bandbreite von mindestens 14 MBit/s, wer zu Hause spielt, dürfte diese Bandbreite in der Regel auch mit der schwächsten DSL-Leitung erhalten, das hängt jedoch immer vom Umfeld und vom technischen Stand des Providers bzw. der nächstgelegenen Verteilerstation ab.
Ein HD-Video (1280 x 720 Pixel, 720p) benötigt je nach Codec und Containerformat eine Bandbreite zwischen 4 MBit/s und 10 MBit/s, für Full-HD-Filme/Streams (1080) sind zwischen 10 MBit/s und 20 MBit/s angemessen. Zum Vergleich: die aktuell günstigste DLS-Anbindung bei der Telekom (Magenta S) bietet zum Preis von rund 30 Euro pro Monat 16 MBit/s an Downloadspeed. Das reicht zum Streamen in 1080p, aber wenn du mit mehreren Personen diesen Anschluss teilen willst, dann wird es schon knapp mit der Bandbreite, wenn alle gleichzeitig auf YouTube Filme schauen möchten.

Komplett vergessen musst du beim erwähnten Magenta-S-Paket das eigene Live-Streaming, denn beim Upload erlaubt die Telekom eine maximale Bandbreite von 2,4 MBit/s. Das reicht nicht einmal für einen HD-Stream. Die gleiche Bandbreite bietet die Telekom auch beim mobilen Surfpaket via LTE. Hier sind allerdings nur 10 GByte an Volumen enthalten, anschließend wird die Leitung mächtig gedrosselt.
Das schwächste Glied
Jedes Netzwerkzubehör, das in deiner Wohnung steht, musst du nun mit dieser maximalen Bandbreite des Internetanschlusses vergleichen. Eine klassische Fast-Ethernet-Karte verfügt über eine Bandreite von 100 MBit/s, hast du deinen Rechner in den letzten fünf Jahren gekauft, dann ist er aber ziemlich sicher schon mit einer Gigabit-Ethernet-Schnittstelle ausgerüstet, das sind 1000 MBit/s. Falls du einen alten Rechner benutzt oder einfach mal irgendwo eine Netzwerkkarte gekauft hast, dann kann es durchaus sein, dass diese zwar in den PCI-Slot passt, aber nur im 10-MBit-Modus funktioniert. Die Karte muss dann aber schon sehr alt sein (über 20 Jahre) und du solltest sie in jedem Fall ersetzen, um eine schnellere Verbindung zu erhalten.
Aktuelle Android-Geräte verfügen bei der Mobilfunkschnittstelle über mindestens ein HSPA-Modem das mit 14,4 MBit/s arbeitet. Je nach Provider stehen in deinem Vertrag aber nur 7,7 MBit/s als garantierte Mindestgeschwindigkeit, dieses Detail kann schon mal die Lust am Videostreaming verderben.
Beim verbauten WLAN-Modul gibt es größere Unterschiede: Beherrscht dein Handy den neuesten WLAN-Standard 802.11ac, dann sind theoretisch bis zu 433 MBit/s möglich, beim schon ein paar Jahre alten Standard 802.11n sind es immerhin 240 MBit/s bei perfekten Bedingungen. Wobei dann drei Antennen verbaut sein müssen. Deutlich langsamer arbeitet der Standard 802.11g. Er bringt es auf maximal 19 MBit/s (alles Netto-Angaben), aber auch das reicht immer noch fürs Streaming. Auf eine leicht bessere Geschwindigkeit kommt auch der Standard 802.11a, der von einigen Androiden unterstützt wird. Hier beträgt der Netto-Durchsatz 24 MBit/s.
Für zusätzliche Verwirrung sorgt bei den WLAN-Modulen die Sendefrequenz. 802.11a funkt auf 5 GHz, 802.11g auf 2,4 GHz, der N-Standard kann beide Frequenzen benutzen und der neue AC-Standard setzt wiederum auf das 5-GHz-Band. Last but not least gibt es bei den neueren Standards N und AC Vorseriengeräte, die gebaut wurden, bevor der Standard richtig verabschiedet wurde. Hierbei kochte jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, sodass die Vorseriengeräte oft nicht mit dem Equipment anderer Hersteller kompatibel sind. Einen guten Eindruck des Durcheinanders bietet der Artikel zu 802.11n in der Wikipedia [1].

Wie schnell dein Handy über WLAN funkt, findest du in den Android-Einstellungen unter WLAN heraus. Hier tippst du den aktuellen Hotspot-Eintrag an, und siehst dann unter Geschwindigkeit und Frequenz wie schnell dein Handy im WLAN unterwegs ist. Bei älteren Android-Versionen musst du den Eintrag gedrückt halten, anschließend wählst du Netzwerk ändern aus. Hier steht üblicherweise 65 Mbps, weil dein Handy zwar den Standard 802.11n oder sogar ac unterstützt aber nur auf 20 MHz-Bandbreite mit dem N-Router kommuniziert. Steht hier hingegen 130 MBit/s, dann benutzt das 802.11/n WiFi-Modul eine Antenne mit 40 MHz Bandbreite. Nur bei einem AC-Router und einem Handy mit AC-Support sind schnellere Angaben möglich. Die Angabe ist also so eine Art kleinster Nenner zwischen Handy und WLAN-Router. Welche Standards dein Handy genau unterstützt, findest du nur in den kompletten Spezifikationen deines Handys im Benutzerhandbuch oder auf der Hersteller-Homepage. Android selbst bietet keinen Zugriff auf diese Informationen.

Doch egal, welchen Standard dein Handy unterstützt: selbst mit 802.11g sollte eigentlich jedes Android-Gerät mehr als schnell genug sein, um Filme und Spiele in Full-HD-Auflösung via WLAN zu streamen.
Zwischen deinem Rechner/Tablet und dem Internetanschluss steht der (WLAN-)Router. Er ist deshalb die zentrale Komponente, mit der der WLAN-Empfang steht und fällt. Falls dein Router älter als fünf Jahre ist, dann stehen die Chancen recht hoch, dass er noch mit 802.11g unterwegs ist. Das spielt keine Rolle, wenn du alleine im Internet unterwegs bist. Für eine Familie oder wenn du zum Beispiel am Notebook und am Android-Tablet das Internet benutzt, dann sind die maximalen 24 MBit/s definitiv zu wenig.
Ist dein Router neuer und unterstützt er die Standards 802.11n oder 802.11ac, dann ist er mehr als genug schnell, um im Heimnetz übers Netzwerk zu spielen, selbst Videos zu streamen oder Spiele via Stream anzuschauen/ zu spielen. Wie schnell dein Router arbeitet, steht auf der Verpackung oder auf der Rückseite des Routers.

Der Teufel liegt im Detail
Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es aber sehr viele Störfaktoren: Je mehr Router sich in einem Bereich aufhalten, desto größer wird die Chance, dass es zu Störungen kommt. Auf 2,4 GHz funken nicht nur Router, sondern auch die Mikrowelle benutzt diese Frequenz und auch diverse Spielzeuge für die Fernsteuerung. Früher gab es eine besonders einfache Lösung: 802.11a. Dieses Funknetz ist zwar gleich langsam wie 802.11g, benutzt aber die 5-GHz-Frequenz und ist deshalb weniger anfällig für Störungen. Seitdem aber N-Router und AC-Router ebenfalls auf 5 GHz funken, kann es auch hier zu Störungen kommen. Da hilft es bei Problemen oft nur noch, den Kanal manuell einzustellen, was aber auf Dauer je nach Anzahl der benutzten Geräte recht umständlich ist.
Dein Router steht in der Nähe der Waschmaschine, des Kühlschranks oder eines anderen größeren Geräts? Dann stell ihn einfach mal woanders hin. Mit dem Standort des Routers (und der Ausrichtung der Antennen ) steht und fällt die Qualität des Wifi-Signals. Um die Verbindung zu testen, lohnt sich die Installation der App WiFi Analyzer.
Last but not least verfügen die meisten Router ja auch noch über vier Ethernet-Ports. Auchg hier lohnt es sich bei älteren Geräten zu prüfen, ob es sich dabei um Gigabit-Ports handelt, oder nur Fast-Ethernet.
Fehlersuche
Am einfachsten ist es wohl, mit einem gewöhnlichen Speedtest anzufangen. Dieser testet zwar ,,nur„ die Geschwindigkeit ins Internet und die Latenzzeiten, die erhaltene Zahl sagt aber schon recht viel aus. Hol dir also die App Speedtest.net von Ookla im Play Store und tippe auf Test starten. Liegt der Wert für den Download deutlich unter dem Wert deiner Internetanbindung, dann liegt das Problem beim Router. Dabei solltest du allerdings berücksichtigen, dass es bei jedem Provider Mindestgeschwindigkeiten gibt. Hast du also laut DSL-Vertrag eine 25-MBit-Leitung, dann sind die 25 Mbit üblicherweise nicht die minimal garantierte Geschwindigkeit, sondern die maximale Bandbreite. Bei einem Speedtest müssten dann hier Werte zwischen 15 und 20 MBit/s herauskommen. Das klappt allerdings nur am Vormittag oder mitten in der Nacht. Zu den Stoßzeiten am Abend dürfte die DSL-Leitung nur noch die minimal garantierte Geschwindigkeit hergeben. Wichtig sind auch die Ping-Zeiten. Diese sollten bei einer schnellen Internetanbindung klar unter 20 Millisekunden liegen.
Einen wichtigen Faktor spielt bei Gamern die Latenzzeit (Verzögerung). Damit Spiele und Filme über das Internet ruckelfrei laufen, müssen die entsprechenden Dienste bzw. Protokolle oberste Priorität besitzen. Je nach Router gibt es dazu in den Einstellungen des Routers besondere Checkboxen, um Sprachdienste zu bevorzugen oder Dienste via HTTP und anderen Ports.
Du hast eine All-in-One-Box für TV, Telefonie, WLAN und Internet? Dann kann es durchaus auch vorkommen, dass es sich negativ auf die Bandbreite auswirkt, wenn deine Freundin TV schaut oder telefoniert, ein mitbewohner bei YouTube herumstöbert und du gerne übers Netzwerk spielen möchtest. Dabei muss es nicht nur die Bandbreite sein, sondern die Box kann schlicht dem Telefongespräch eine höhere Priorität zuteilen und somit wichtige Bandbreite dort reservieren.
Router vom Provider? |
Du bist schon seit ein paar Jahren beim gleichen Provider und benutzt immer noch den gleichen Router? Dann frag beim Provider nett um ein gratis Hardware-Update nach. Oft hat der Provider die Infrastruktur in der Zwischenzeit bereits ausgebaut, sodass du unter Umständen mit dem neuen Router eine deutlich bessere Interneterfahrung bekommst, als mit dem alten Gerät, ohne dazu auf einen neuen Vertrag umsteigen zu müssen (oder sich noch einmal für zwei Jahre verpflichten zu müssen). Ist der Vertrag schon über zwei Jahre alt, lohnt sich eine Nachfrage unbedingt. Ist der Vertrag/Router sogar deutlich älter, dann solltest du ihn schon alleine aus Sicherheitsgründen austauschen lassen. |
Welchen Router wählen
Bist du dir ziemlich sicher, dass bei dir zu Hause der Router das Problem ist und bist du nicht an ein Gerät des Providers gebunden, dann lohnt es sich, einen neuen Router zu kaufen. Das gilt vor allem für alle, die Vorseriengeräte des N-Standards oder des AC-Standards gekauft haben. Bei diesen Geräten wurden oft nicht alle Möglichkeitne ausgenutzt und es stehen nur wenige Kanäle zur Verfügung, um die Kompatibilität mit den gleichzeitig verkauften USB-Sticks sicherzustelen. Einen teuren Router zu kaufen, ist keine Garantie dafür, dass er gut und fehlerfrei funktioniert, Markengeräte von AVM (Fritz!Box), Asus, Buffalo, D-Link, Linksys und Netgear sind aber schon mal nicht schlecht. Einen guten Anhaltspunkt für Gamer liefert die Online-Liste von Nvidia für das Streaming mit SHIELD-Geräten. Nvidia empfiehlt hier durchs Band 5-GHz-Geräte, das ist sicherlich nicht verkehrt. Man sollte sich aber von den Fähigkeiten dieser topmodernen Router nicht blenden lassen. Wozu ein Gerät kaufen, das dank sechs Antennen bis zu 1.300 MBit/s leistet, wenn der eigenen Internetanschluss nur 25 MBit schafft und auch die benutzten Endgeräte maximal 130 MBit/s (daran wird sich auch in naher Zukunft nicht viel ändern)?
Wer auf den Geldbeutel schauen möchte: Lieber ein N-Gerät kaufen, das nach der offiziellen Spezifikation auf den Markt kam (ab 2010) anstatt einen AC-Router, der schon zwei Jahre alt ist. Einen — auf dem Papier veralteten — N-Router zu kaufen, könnte sich auch deshalb lohnen, weil voraussichtlich in einem Jahr die AC-Router die Mehrheit stellen werden. Dann ist wieder Platz auf dem aktuell in Ballungsräumen total überfüllten 2,4-GHz-Bereich vorhanden.
Firmware aktualisieren |
Eine oft unterschätzte Speedbremse stellen schlecht programmierte oder fehlerhafte Firmware-Dateien von Routern dar. Diese können nicht nur dafür sorgen, dass Eindringlinge die Router-Software für ihre Zwecke missbrauchen, sondern auch zu Abstürzen des Routers führen und den Zugang zum Internet verlangsamen. Es lohnt sich deshalb in jedem Fall, von Zeit zu Zeit einen Blick in die Admin-Oberfläche des Routers zu werfen und hier nach einem Firmware-Update zu suchen. Zudem sind auch Router nur Computer, sodass ein kompletter Neustart von Zeit zu Zeit nicht schadet. |
Fazit
Sind dein Smartphone und dein Router nicht älter als zwei Jahre, dann ist mit ziemlicher Sicherheit die Internetanbindung des Providers das Nadelöhr zum Netz. 25 MBit/s sind nun mal nicht das Gelbe vom Ei, wenn man 24 Stunden am Tag im Netz herumhängen oder Full-HD-Videos übers Netz schauen möchte. Benutzt du einen älteren Router, dann lohnt sich unbedingt ein Blick auf die Specs auf der Rückseite und ein Upgrade der Hardware, um zu einer schnelleren Internetanbindung zu gelangen. Aktuelle Router sind auch für die schnellste verfügbare DSL- oder Kabel-Internetanbindung mehr als genug schnell, wobei sich ein Umstieg auf das 5-GHz-Netz in Ballungsräumen weiterhin lohnt, da die 2,4-GHz-Router noch sehr weit verbreitet sind.
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