18. September 2023
StartMagazinTipp: Was verbirgt sich hinter dem Bootloader und dem Android-Recovery-Modus?

Tipp: Was verbirgt sich hinter dem Bootloader und dem Android-Recovery-Modus?

In unserem heutigen Tipp-Artikel widmen wir uns all den armen Seelen, welche mit Vorliebe ihre Smartphones zum Totalabsturz bringen. Passieren kann das zum Beispiel durch die Installation einer verseuchten App. Und mit Totalabsturz meine ich hier: Rien ne va plus – Nichts geht mehr. Kein Start auf normaler Ebene. Der Bildschirm bleibt schwarz. Wie gut, das es hier noch den Bootloader mit dem Recovery-Modus gibt. Reboot to Bootloader ist hier die letzte Rettung.

Was ist der Bootloader?

Der Bootloader oder auch Startprogramm ist eine spezielle Software, die durch das BIOS (Firmware) deines Smartphones geladen und ausgeführt wird. Der Android-Bootloader startet den Recovery Modus und den Kernel, welcher dann das Betriebssystem deines Smartphones startet. Und der Recovery-Modus lässt sich selbst dann starten, sofern das “normale” Betriebssystem einen Defekt aufweist oder komplett den Geist aufgibt.

Der Bootloader kann “geschlossen”, oder “offen/entsperrt” sein. Ein geöffneter Bootloader ist nicht unbedingt das, was sich die Hersteller vorstellen, denn dadurch kann eine Menge Schaden am Betriebssystem entstehen. Ein geschlossener Bootloader jedoch schränkt die Eingriffe ins System stark ein und erschwert somit auch den Einsatz von Custom-ROMs. Es können nur die Updates des Herstellers aufgespielt/installiert werden. Es gibt jedoch auch Custom-ROMs, welche mit ihrem Installer den Bootloader selbständig entsperren.

Was ist der Android-Recovery-Modus?

Der Recovery-Modus ist der Wiederherstellungs-Modus deines Smartphones und sowas wie der Notfall-Startmodus, wenn gar nichts mehr funktioniert beziehungsweise Probleme auf deinem Smartphone auch nach einen normalen Werksreset noch vorhanden sind. Der Recovery-Modus lässt sich auch nur im ausgeschalteten Zustand deines Smartphones starten. Mit ihm können Fehler im System deines Smartphones ausgemerzt, das Betriebssystem modifiziert, Apps mithilfe eines Rechners installiert, oder ein Backup erstellt werden. Der Recovery-Modus setzt dein Smartphone wieder zurück.

Reboot to Bootloader – wie gelange ich in den Bootloader/Recovery-Modus?

Um in den Notfall-Modus zu gelangen, muss dein Smartphone ausgeschaltet sein. Danach ist bei den meisten Smartphones die Tastenkombination aus Ein-/Aus-Knopf und Laut-/Leise-Taste zu benutzen. Du wartest mit gedrückten Tasten, bis sich dein Smartphone wieder einschaltet.

Ausser bei Samsung-Geräten drückst du zusätzlich zur Laut-Taste und Ein-/Aus-Taste noch den Home-Button gleichzeitig. Nachdem das Gerät wieder eingeschaltet ist, lässt du die Ein-/Aus-Taste los, hältst aber die Lauter-Taste sowie den Home-Button weiter gedrückt.

Innerhalb des Recovery-Modus ist die Navigation aber bei allen Herstellern gleich: Mit der Laut-/Leise-Taste wählst du einen Menüpunkt aus und bestätigst diesen mit der Ein-/Aus-Taste.

Durch die Tastenkombination von An-/Aus-Knopf und Laut-/Leise-Taste gelangst du in den Bootloader deines Smartphones.

Du kannst auch per ADB (Android Debug Bridge) in den Bootloader gelangen. Wie das funktioniert, erfährst du in dem weiterführenden Artikel.

Wie sieht das Bootloader-Menü aus?

Das Bootloader-Menü ist ein recht farbloser Geselle, welcher aber eigenständig arbeitet. Auf dem schwarzen Hintergrund des Notfallbetriebssystems befindet sich der kleine Androide und mit ihm mittig oder an der Seite das Wort Start, die erste Bootloader-Funktion. Mit den Laut-/Leise-Tasten navigierst du durch die unten aufgeführten Menüpunkte. Sofern du den Recovery-Modus auswählst, müsste dann ein kleiner auf dem Rücken liegender Androide mit offenem Bauch und einem roten Ausrufezeichen sichtbar werden. Unterhalb steht “no command” oder “kein Befehl”. Du drückst nun erneut die Ein-/Aus- sowie kurz die Laut-Taste deines Smartphones, um in das Untermenü des Recovery-Modus zu gelangen.

Die erste Option im Bootloader ist Start, um dein Smartphone wieder zu starten.

Hier eine Übersicht der Bootloader-Funktionen:

  • Start: Um dein Smartphone einfach wieder neu zu starten.
  • Restart Bootloader: Dieser Befehl startet das Notfallmenü erneut.
  • Recovery Mode: Dies ist der Wiederherstellungsmodus deines Smartphones mit folgenden Funktionen (diese können auch von Gerät zu Gerät leicht variieren):
Per Laut-/Leise-Taste navigierst du im Menü. Der An-/Aus-Knopf bestätigt deine Auswahl.
Nach der Auswahl des Recovery-Modus erscheint ein auf dem Rücken liegender Androide mit dem Schriftzug “no command”.
  • Reboot System Now: Damit lässt sich dein Smartphone ganz einfach wieder neu starten. Das kann nützlich sein, sofern dein Smartphone nicht mehr planmäßig startet.
  • Reboot to Bootloader: Dies ist dieselbe Funktion wie Restart Bootloader und startet das Notfallmenü erneut.
  • Apply data update from ADB: Mit dieser Funktion wird eine Verbindung zwischen deinem Smartphone und dem PC hergestellt. ADB bedeutet Android Debug Bridge und stellt via USB-Kabel eine direkte Schnittstelle zwischen deinem PC und dem Smartphone her. Damit können Custom ROMs geflasht oder andere Programme via PC auf dein Smartphone gespielt werden. Um ADB mit deinem Rechner zu nutzen ist allerdings eine spezielle Software von Nöten sowie die Freischaltung der Entwickler-Optionen durch 7-maliges Tippen auf die Buildnummer in den Einstellungen deines Smartphones. Dort wird dann der USB-Debugging Mode aktiviert.
  • Apply Update from external storage/apply update from SD-Card: Mit der Funktion apply update from external storage/from SD-Card können Updates oder Custom ROMs von einer microSD-Karte aufgespielt werden. Hier ist zu beachten, dass die zu verwendende SD-Karte in Fat32 formatiert ist. Die Rom als Zip-Datei sollte hier in den meisten Fällen als update.zip benannt sein.
  • Apply Update from Cache: Um die Funktion apply update from cache nutzen zu können muss das Gerät 1. gerootet sein und 2. muss der Nutzer die SU-Rechte besitzen. Es wird dann möglich sein, Updates, welche im Cache gespeichert sind, zu installieren. Apply update from cache ist eine ähnliche Funktion wie apply update from external storage oder apply update from ADB. Der Unterschied liegt hier nur im Speichermedium.
  • Wipe Data/Factory Reset: Mit der Funktion wipe data/factory reset setzt du dein Smartphone auf den Werkszustand zurück (alle Daten werden gelöscht und dein Smartphone wird auf Auslieferungszustand zurückgesetzt). Dies hat allerdings keine Auswirkungen auf einen Root deines Gerätes, aufgespielte Custom ROMs oder die SIM-Karte. Der Factory Reset kann nicht rückgängig gemacht werden. Das heißt, bevor diese Funktion aktiviert ist, müssen alle benötigten Daten per Backup auf einem externen Medium gesichert werden.
  • Wipe Cache Partition: Hier verbergen sich alle temporären Daten, welche im System oder durch die Apps gespeichert wurden. Durch diesen Zwischenspeicher werden die Zugriffszeiten auf die installierten Anwendungen beschleunigt. Somit kann der Cache gefahrlos gelöscht werden.
  • Mount System: Hier verbirgt sich ein Modus für Entwickler zum Debuggen
  • View Recovery Logs: Diese Funktion zeigt die Wiederherstellungsprotokolle an.
Die Funktionen im Recovery-Modus sind von Gerät zu Gerät unterschiedlich. Hier ein Nexus 4.
Und hier die Funktionen des Recovery-Modus auf einem Nexus 6.
Mit der Funktion Wipe Cache Partition kann der Zwischenspeicher gelöscht werden.
  • Power off: Schaltet dein Smartphone aus.
  • Factory Mode: Ist wie der Factory Reset das Zurücksetzen auf Werkseinstellung mit dem Verlust aller Daten (sofern nicht vorher gesichert).
  • Barcodes: Hier verbergen sich die IMEI-Nummer deines Smartphones, SKU-Nummer (Produktnummer), das Datum der Herstellung deines Gerätes sowie die Seriennummer als Barcode dargestellt.
  • BP Tools: Entwickleroptionen – Wird für die Radio-Fehlersuche verwendet
  • QCOM: Entwickleroptionen
  • Bootloader Logs: Diese Funktion zeigt dir die Live-Logs des Boot-Modus.

Fazit

Wie du siehst, ist das Bootloader-Menü zwar ziemlich umfangreich, wenn man sich jedoch ein wenig damit beschäftigt, sicher kein Hexenwerk mehr. Kann es doch wie durch Zauberhand so manches schon defekt geglaubte Smartphone wieder an den Start bringen.

Sarah Lindow-Zechmeister
Sarah Lindow-Zechmeister
Android-Fan der ersten Stunde, Pixel Fan Girl und neben Themen rund um Android teste ich liebend gerne smarte Produkte und andere Gadgets.

1 Kommentar

  1. Kommentar zu:
    „Wipe Cache Partition: Hier verbergen sich alle temporären Daten, welche im System oder durch die Apps gespeichert wurden. Durch diesen Zwischenspeicher werden die Zugriffszeiten auf die installierten Anwendungen beschleunigt. Somit kann der Cache gefahrlos gelöscht werden.“
    Dieser Mythos hält sich so hartnäckig, dass selbst Fachzeitschriften davon überzeugt zu sein scheinen! Er ist trotzdem schlichtweg falsch.
    Die Bedeutung von „wipe cache partition“ ist, die Partition „/cache“ zu löschen. Also ist /cache eine eigenständige Partition.
    Es gibt kein AndroidOS, dessen Apps Daten auf andere Partitionen auslagern. Sie sind ausschließlich auf der Datenpartition (/data) zu finden. Auf der Partition /cache ist nicht 1 Byte von irgendeiner App zu finden.
    Probiert es aus: Schaut euch den belegten Speicher an und merkt ihn euch. Startet die Recovery und löscht /cache. Sobald das System wieder normal gestartet wurde, schaut ihr euch wieder den belegten Speicher an. Ihr werdet feststellen, dass nicht 1 Byte mehr zur Verfügung steht als vorher. Auch alle Apps werden noch den Cache so voll haben wie vorher.

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