ZTE hat mit dem Blade S6 ein Android-Smartphone im Portfolio, das auf den ersten Blick stark ans iPhone von Apple erinnert. Ganz an das Vorbild aus Cuppertino kommt ZTE jedoch nicht heran, weder hinsichtlich Performance noch Design, aber es kostet auch nur einen Bruchteil. Was das Blade S6 kann und an welchen Stellen es sehr deutlich wird, dass es nur ein Mittelklassegerät ist, erfährst du im Testbericht.
Das ZTE Blade S6 ist ein Android-Smartphone, das sich keinesfalls hinter Smartphones im höheren Preissegment verstecken muss. Android 5.0 „Lollipop“, LTE, WIFI 802.11ac, Dual-SIM, Snapdragon 615 und 720P-Display sind die Kernkomponenten des ZTE-Smartphones, das bei Amazon aktuell 230 Euro kostet. Neben dem Blade S6 bietet ZTE den Androiden auch mit einem 5,5-Zoll-Display unter dem Namen ZTE Blade S6 Plus an. Dieser Testbericht bezieht sich auf die Version ohne Plus mit 5-Zoll-Display.
Verarbeitung und Design
Ohne Zweifel erinnert das Design des Blade S6 an ein IPhone 6. Zwei Mal wurde ich im Testzeitraum auf diese Ähnlichkeit angesprochen. Siehst du Dir das Gerät im Detail an, erkennst du aber schnell größere Unterschiede wie andere Tasten, Materialwahl und die Größe.
Die Materialwahl ist einerseits grandios und andererseits Mittelmaß. Während die Front des S6 mit einer genialen, von ZTE „2,5D Glas“ genannten Oberfläche bestückt ist, besteht die Rückseite aus Kunststoff, der sich nicht gut anfühlt. Das Glas auf der Front ist an allen Seiten leicht gebogen. Somit macht Dir die Benutzung viel mehr Spaß, da das Wischen von den Kanten zum Bildschirm angenehmer ist.
Die Rückseite ist der Front des Geräts nicht würdig. Sie ist leicht rutschig und fühlt sich billig an. Matter Kunststoff wäre eine bessere Wahl gewesen. Für Aluminiumfreunde hat ZTE das Blade V6 im Angebot, das wir demnächst auch für euch testen werden!
Alle Knöpfe sitzen fest und haben einen angenehmen Druckpunkt und befinden sich an der rechten Seite des Smartphones. On/Off Knopf und die Lautstärketasten sind ohne Probleme zu erreichen. Screenshots lassen sich sogar ganz leicht einhändig erstellen. Das Blade S6 benutzt einen kreisförmigen Soft-Key als Home-Taste. Die anderen zwei Funktionstasten sind ebenfalls Soft-Keys. Die Home-Taste des Blade S6 ist immer sichtbar. Die anderen Funktionstasten sind bei hellem Sonnenlicht schwer erkennbar, da diese nur per blauer Hintergrundbeleuchtung angedeutet werden. Das hat man aber schnell draußen, welche der beiden Tasten an welcher Stelle sitzt.
Unterschiede zum ZTE Blade V6: Zu den Unterschieden zwischen dem Blade S6 und dem ZTE Blade V6 erfährst du in unserem Testbericht zum Blade V6 mehr.
Insgesamt ist die Verarbeitungsqualität gut. Beachtest du den Preis von 230€ wirst du über die kleinen Makel hinwegsehen können.
HD, aber kein Full-HD-Display
Das ZTE Blade S6 besitzt einen 5 Zoll großen Bildschirm, der mit 1280X720 Pixeln auflöst. Damit ist er mehr als ausreichend scharf. Pixel sind nicht erkennbar. Dennoch können sehr kleine Schriften leicht ausgefranzt wirken. Dieser Unterschied ist jedoch nur bemerkbar, wenn ein Gerät mit Full-HD-Display (1080p) oder besserer Auflösung direkt neben dem Blade S6 liegt.
Die Farben der Anzeige sind gut gelungen. Sie werden realistisch dargestellt und wirken nicht übersättigt, oder wie von einem grauen Schleier bedeckt. In den Einstellungen ist es zudem möglich, die Farben des Displays zu konfigurieren.

Auch die Blickwinkel sind in Ordnung. Aus jeder erdenklichen Lage ist der Bildschirminhalt, dank IPS-Technologie, lesbar. Farben werden dabei nicht verfälscht. Bei direkter Einstrahlung von starkem Sonnenschein ist das Display allerdings schlecht lesbar. Das Displayglas spiegelt dazu zu stark. In anderen Szenarien hast du keine Probleme, den Bildschirminhalt zu erkennen.
Kamera
Wenn es nach dem Datenblatt ginge, hätte das Blade S6 eine gute Kamera. Mit 13 Megapixeln auf der Rückseite und 5 Megapixeln auf der Front ist es besser ausgestattet als Konkurrenten im selben Preissegment. In der Realität werden die Bilder nur mit 13 MP aufgenommen, wenn du die Bilder im 4:3-Format schießt. Möchtest du im 16:9-Format fotografieren, musst du dich mit 9 MP begnügen.
Dennoch ist dies über dem Standard. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Bilder gut und vor allem scharf. Lediglich in schwierigen Lichtsituationen, wie starkem Gegenlicht werden die Bilder unschön. Zu wünschen übrig lässt die Brennweite des Blade S6. Das Fotografieren von größeren Objekten, wie dem Kölner Dom, war nur mit genügend Abstand möglich. Im direkten Vergleich mit dem HTC One M8 ist mir das gleich aufgefallen.


Videos werden mit beiden Kameras in 1080P und mit 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Hier ist die Qualität eher dürftig: Die Farben wirken verwaschen und durch fehlende Bildstabilisation sind Videos recht wackelig.
Ton und Audioqualität
Der Lautsprecher auf der Rückseite des Blade S6 ist überraschend gut. Er klingt laut und klar. Erst bei maximaler Lautstärke wird der Ton verzerrt und das Smartphone vibriert etwas. Da der Lautsprecher bei 75% laut genug ist, kann dies vermieden werden. Negativ ist noch seine Positionierung. Frontlautsprecher wie beim HTC One sorgen für ein besseres Sounderlebnis.
Die Audioqualität über Kopfhörer ist mittelmäßig. Schaltet man jedoch den Dolby-Audio Equalizer dazu hört sich alles eine Ecke besser an. Die Option HIFI, welche mehr Akku verbraucht, macht den Ton minimal schlechter, kann ich also nicht empfehlen.

Die Qualität des Mikrofons ist in Ordnung für ein Gerät dieser Preisklasse. Stimmen klingen leicht blechern und dumpf. Selbst hört man den Gesprächspartner aber ohne Probleme. Der Empfang bereitete keine Probleme. Es gab in den Tests weder Aussetzer noch Empfangschwierigkeiten. Hier funktioniert alles tadellos, auch das 5-GHz-WiFi.
Performance & Akkulaufzeit
Mit dem Qualcomm Snapdragon 615, der Adreno 405 GPU und 2 GByte RAM hat man im Alltag gar keine Probleme. Apps laden schnell, Spiele ruckeln nicht und Multitasking ist anfangs auch kein Problem. Jedoch wird das Gerät nach einiger Zeit langsamer und erwärmt sich, wenn man ungefähr 10 Apps im Hintergrund laufen lässt.
Dennoch schneidet das ZTE Blade S6 im Antutu Benchmark im Durchschnitt mit 30.000 Punkten rund 3.000 Zähler schlechter ab als das BQ Aquaris M5, welches die gleiche CPU, GPU und Arbeitsspeichergröße und sogar ein Full HD Display besitzt. Die Performance ist aber gefühlt sehr gut und liegt knapp unter der eines Samsung Galaxy S4 oder HTC One M7.

Wenn du kein Poweruser bist und unzählige Apps im Hintergrund laufen lässt, dann wirst du mit der Performance zufrieden sein. Das Gerät hatte an keinem Punkt große Aussetzer und musste neu gestartet werden oder ähnliches. Das User Interface lässt sich geschmeidig bedienen und alle Spiele laufen ohne Probleme. Selbst Performancehungrige Spiele wie GTA San Andreas und Riptide GP2 laufen ruckelfrei, wenn man die Details etwas reduziert.
Nun folgt die größte Macke des ZTE Blade S6: Drückt man die Power-Taste, muss man etwas länger als eine Sekunde warten, bis der Bildschirm angeht. Egal ob auf dem Gerät viele Apps laufen oder keine: man wartet lange. Selbst ein HTC Desire S aus dem Jahre 2011 mit Single-Core und Android 4.0.4 reagiert schneller. Dieser Fehler ist unverzeihlich und nervig zugleich.
Die Akkulaufzeit ist der nächste verbesserungswürdige Punkt. Mit einem 2400mAh großen Akku, einem 720P Display und einer sparsamen CPU solltest du eigentlich keine Probleme haben über den Tag zu kommen. Für einen Poweruser, der das Display bei 100% Helligkeit betreibt, ist das aber nicht möglich. Regelst du jedoch die Helligkeit etwas runter, benutzt das Smartphone nicht zu lange und spielst sehr wenig, hält der Akku knapp einen ganzen Tag durch. Zu beobachten ist, dass der Akkuverbrauch im Standby-Modus sehr gering und beim Benutzen ungewöhnlich hoch ist. Hier muss ZTE also klar noch am System arbeiten, denn der Snapdragon 615 sollte eigentlich mit weniger Power klarkommen.
Besonderheiten
Das ZTE Blade S6 besitzt keine dedizierte Benachrichtigungs-LED. ZTE umgeht dies mit dem Home-Softkey. Bekommt man eine Benachrichtigung so pulsiert das Licht des Softkeys. Das Ganze nennt sich Breath Light und ist ein wenig anpassbar.

Auch eine Gestensteuerung ist mit dem Blade S6 möglich. Die Gesten sind aber meist nur ein Gimmick und anpassbar sind sie nicht. Man kann sie lediglich aktivieren oder deaktivieren. Die Geste, die am besten funktioniert ist das Schütteln. Dadurch lässt sich die Taschenlampe aktivieren. Jedoch kann dies auch unabsichtlich in einer Tasche geschehen.

ZTE setzt beim Blade S6 nicht auf Stock Android. Dies ist wohlmöglich der Grund für die vergleichbar schlechte Performance zu Geräten mit ähnlicher Ausstattung. Das User Interface nennt sich Mifavor und besitzt wie bei den meisten asiatischen ROMs keinen App Drawer. Die Apps werden alle auf mehreren Screens angezeigt und sind nach Belieben platzierbar. Widgets können verwendet werden und verschiedene Animationen sind auch wählbar.

Fazit
Das ZTE Blade S6 ist eigentlich ein tolles Smartphone, aber es hat ein paar kleine Mängel, die es recht unattraktiv machen. Man wartet eine gefühlte Ewigkeit bis das Displa angeht, der Akku ist nicht besonders stark und die Performance bleibt leicht hinter den Möglichkeiten des Chipsatzes zurück. Andererseits ist das Display scharf, die Verarbeitung solide, das Design gut, und die Performance immer noch mehr als ausreichend. Dazu kommt noch eine Kamera, mit der gute Fotos möglich sind und der sehr faire Preis von 230 Euro. Mit dem ZTE Blade S6 bekommst du also das, wofür du bezahlt hast: ein Mittelklasse-Smartphone. Es ist kein Preisknaller wie das One Plus One oder das erste Motorola Moto G sondern ein Smartphone, das seinen Job macht. Von Android User gibt es eine Kaufempfehlung unter Vorbehalt: wenn ZTE die angesprochenen Mängel via Software-Update noch beheben kann, dann ist das Blade S6 sein Geld in jedem Fall wert!