18. September 2023
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Tablets unter 150 Euro bei Amazon Betrug oder Top?

Günstige Tablets unter 150 Euro gibt es bei Amazon mittlerweile in Massen. Oftmals werden diese mit einer hohen Ausstattung beworben und auch die vielen positiven Amazon Bewertungen sprechen für sich und sollen zum Kauf bewegen. Unserer Erfahrung nach steckt hinter dieser Masche bei Amazon Betrug am Verbraucher. Worauf du dabei achten musst, damit du nicht in diese Falle tappst, zeigen wir dir in diesem Artikel.

Am Anfang steht eine tolle Auswahl an günstigen Tablets unter 150 Euro mit top Bewertungen

Wenn du ganz frisch bei Amazon nach Android Tablets unter 150 Euro suchst, bekommst du eine tolle Auswahl an Tablets angezeigt. Die Bewertungen sind alle top und die Geräte vermitteln den Eindruck, dass du hier ein super Gerät erhältst.

Auch wir von Android User bekommen oftmals günstige Tablets in dieser Preisklasse angeboten und ein paar wenige haben wir auch mal getestet. Auf dem Papier war die Performance immer hoch angepriesen. Nach dem Einschalten machte sich aber stets Ernüchterung breit. Das Statement der Hersteller war immer wie folgt: „Das muss sich erstmal einspielen, nach einiger Zeit läuft es performant“ – ja ne, is klar.

Die Amazon Fake Bewertungen

Es wurde ja schon oft darüber berichtet und viele wissen es bereits: Viele Amazon Bewertungen sind Fake. Doch wie läuft sowas ab? Offizielle Kanäle erhalten direkt eine Anfrage, ob man eine positive Bewertung abgibt. Als privater Käufer kann es bei einer schlechten Bewertung passieren, dass ein Mitarbeiter der Firma dich direkt kontaktiert. Du wirst direkt gefragt, ob du die negative Bewertung in eine positive ändern kannst. Oftmals liegt einem Produkt auch ein Kärtchen bei mit einer Kontakt-E-Mail Adresse bei (das soll Amazon natürlich nicht wissen).

Angeboten wird dann meistens, dass man seine Bewertung im Austausch gegen Amazon Geschenkgutscheine ändern soll. Entweder du löschst deine Bewertung, oder du änderst sie zu einer 4-5 Sterne Bewertung. Die einzelnen Hersteller lassen sich das schonmal etwas kosten. Dass dies funktioniert, kannst du ja selbst auf Amazon sehen – die billigsten Produkte haben in der Anfangszeit fast durchgehend positive Bewertungen. Dass hier auf Amazon Betrug stattfindet, ist schlichtweg Fakt.

Wie schummeln die Hersteller bei der Hardware?

Die Hersteller dürfen ja keine Spezifikationen anbieten, die die Geräte nicht haben. Also wird hier einfach etwas getrickst. Viele der günstigen Tablets unter 150 Euro zum Beispiel haben einen großen Arbeitsspeicher. Auf dem Titelbild und in den Technischen Daten werden 7 GB RAM und mehr angepriesen. Wenn das Gerät dann bei dir zu Hause ist und du dir die Spezifikationen einmal genauer ansiehst, stellst du fest, dass es eigentlich nur 4 GB RAM sind und zusätzlich 3 GB virtueller RAM.

Also ist das auf dem Produktblatt nicht direkt gelogen, man war nur etwas kreativ ;-)

Was hat es mit dem virtuellen RAM auf sich?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem Massenspeicher (ROM) und dem Arbeitsspeicher (RAM). Der ROM ist quasi deine „Festplatte“, auf dem du deine Daten wie Bilder, Videos, etc speicherst. Der RAM ist für das kurzfristige Speichern von Daten vorgesehen und soll diese dem Betriebssystem schnell und effizient zugänglich machen.

Öffnest du also zum Beispiel eine App, dann sind deren Daten in den RAM gespeichert. Öffnest du die App später erneut, ist ein erneutes Laden der Daten nicht notwendig, da sie bereits im Arbeitsspeicher liegen.

Aus dem Grund muss der Arbeitsspeicher (ROM) auch schnell sein. Denn nur so ist gewährleistet, dass eine App nach dem Öffnen auch schnell lädt.

Der Arbeitsspeicher ist eine fest verbaute Komponente in deinem Tablet oder auch Smartphone und diesen kann man nicht so einfach erweitern. Was die Hersteller nun tun ist, dass sie einen Teil vom Massenspeicher (ROM) nehmen, umformatieren und als Arbeitsspeicher (RAM) nutzen. Da der Massenspeicher aber niemals so effizient und schnell ist als der eigentliche Arbeitsspeicher (das liegt in der Natur der Sache), wird diese Art von virtuellem RAM niemals wirklich schnelle Resultate liefern. Nüchtern betrachtet ist der virtuelle RAM im Grunde einfach nur eine Marketingstrategie, um das Produkt auf dem Papier aufzuhübschen und somit mehr Umsatz zu generieren.

Was darf ich für eine Performance von Tablets unter 150 Euro erwarten?

In den meisten Fällen sind günstige Tablets und Smartphones mit der Android Go Edition ausgestattet. Android Go ist eine angepasste Android-Version, entwickelt für Geräte mit langsamer Hardware. Manchmal benennen die Hersteller ihr Betriebssystem auch anders, aber am Ende basiert es eben auf Android Go. Die Mindestanforderung an Geräte für die Nutzung von Android Go war bisher immer Arbeitsspeicher (RAM) von mindestens 1 GB. Soll Android 13 auf den Geräten laufen, setzt Google seit dem Jahr 2022 allerdings mindestens 2 GB Arbeitsspeicher (RAM) voraus:

JahrAndroid-VersionMin. Arbeitsspeicher (RAM)
2017Android 8512 MB
2018Android 9512 MB
2019Android 10512 MB
2020Android 111 GB
2021Android 121 GB
2022Android 132 GB

Wir hatten ja nun schon ein paar dieser Tablets im Test. Auch privat hatten wir das ein oder andere günstige Tablet dieser Preisklasse in der Hand. Entscheidend ist natürlich immer der subjektive Eindruck. Du solltest einem solchen Gerät immer erst einmal die Chance geben und warten, bis alle Updates nach der Ersteinrichtung heruntergeladen und installiert sind.

Aber sei es, wenn du Texteingaben mit der Tastatur machst, die App Youtube oder einen Browser versuchst zu öffnen, oder dann im Browser Webseiten aufrufst und scrollst. Die Performance ist stets langsam und hakelig.

Fazit

Man könnte argumentieren, dass die Hersteller gerne jede Preisklasse mit ihren Tablets erreichen möchten. Oftmals werden diese günstigen Tablets auch als Kids-Tablets bezeichnet, denn der Anspruch an deren Hardware ist subjektiv betrachtet geringer als bei einem normalen Tablet.

Schaust du dir das große Ganze an, dann ist hier schlichtweg von Betrug am Kunden die Rede. Die Hersteller überschwemmen den Markt mit Schrott-Hardware und preisen diese mit ihren Marketing-Tricks als etwas Höherwertiges an, was sie aber einfach nicht sind.

Daher lautet die Empfehlung von uns: Kauft keines der günstigen Tablets in dieser Preisklasse. Sie sind das Geld nicht wert und mit jedem verkauften Tablet sehen die Hersteller, dass ihre Masche funktioniert. Tablets, die einigermaßen etwas taugen, fangen vielleicht bei 300 Euro an. Und hier bewegen wir uns noch am unteren Ende der Fahnenstange.

Andy Ziegler
Andy Ziegler
Leidenschaftlicher Tech-Enthusiast mit einer Vorliebe für Android und Linux. Falls du Fragen rund um Android und Smartphones hast oder Hilfe benötigst, schreib mich gerne an.

2 Kommentare

  1. Guter Artikel! Es wird Zeit, dass die EU eine Mindestsupportzeit für Hardware vorschreibt. Dann lohnt sich der Verkauf dieses Schrotts in der EU nicht mehr.

  2. Hi Michael, ja, das ist ein guter Punkt. Auch das Thema Sicherheitsupdates ist so eine Sache. Auf eine neuere Android Version darf man da meistens eh gar nicht mehr hoffen. Aber ich wüsste jetzt auch nicht, dass es da überhaupt Sicherheitsupdates o.ä. gibt. Mindestsupportzeiten wären da wirklich angespracht.

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