21. September 2023
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Neuerungen der Google Play-Dienste 7.5: Die Schaltzentrale von Android erklärt

Seit gestern läuft Googles alljährliche Entwicklerkonferenz, die Google I/O 2015.
Im Rahmen dieser Veranstaltung werden neue Produkte und Entwicklungen präsentiert, die sich vorrangig an die Entwicklercommunity wenden. Eines der wichtigsten Tools von Android sind die Google Play-Dienste, die auf jedem Android Smartphone ab Android 2.3 (Gingerbread) vorinstalliert sind. Wir erklären in diesem Artikel, was die Google Play-Dienste tun und welche Neuerungen Google auf der Hausmesse angekündigt hat.

Die Google Play-Dienste stellen quasi das Herzstück von Android dar. Ohne eine aktuelle Version der entsprechenden App funktionieren die neuesten Google-Anwendungen überhaupt nicht mehr. Doch schaut man in den Play Store, scheint die fundamentale Bedeutung dieser App bei vielen Usern gar nicht bekannt zu sein. Im Gegenteil, Anwender beschweren sich über die Platzverschwendung durch Google Play-Dienste (in der aktuellen Version immerhin 135 MByte) und möchten wissen, wie man YouTube ohne Google Play Dienste benutzen kann.

Die meisten Anwender haben schlicht keine Anhnung, mit wem sie es bei "Google Play-Dienste" zu tun haben.
Die meisten Anwender haben schlicht keine Anhnung, mit wem sie es bei „Google Play-Dienste“ zu tun haben.

Ja, die App hat umfangreiche Berechtigungen. Ja, es ist nicht gerade die platzsparenste App im Play Store und ja, diese App ist zwingend notwendig für die Funktionalität anderer Apps. Aber warum ist das so?

Wozu brauche ich die Google Play-Dienste?

Im Allgemeinen handelt es sich bei den Google Play Diensten um eine Schnittstelle, die einzelne Anwendungen untereinander und mit dem System verbindet oder integrieret. Zentraler Bestandteil der Play Dienste sind die APIs oder auch Application Programming Interfaces. Diese Programmierschnittstellen geben Entwicklern die Möglichkeit, zentrale Googledienste in ihre Apps zu einzubinden. Insgesamt gibt es 17 Top Level APIs, welche dutzende einzelne Sub-APIs beinhalten.

Liste einige Top-Programmierschnittstellen von Google Play Services. Bildquelle: Livestream von der Google I/O.
Liste einige Top-Programmierschnittstellen von Google Play Services. Bildquelle: Livestream von der Google I/O.

Die Google-Fit-API zum Beispiel sorgt dafür, dass Activity Tracker oder Sport Apps Zugriff auf verschiedene Sensoren in eurem Smartphone haben, um unter anderem Schritte zu zählen oder die Anzahl eurer Klimmzüge zu registrieren. Das wäre zwar auch ohne die Google Play-Dienste möglich, aber dann müsste jede App selbst die nötige Programmierung vornehmen. Hättest du zwei Schrittzähler installiert, würde so jede App für sich die Schritte zählen und Strom verbrauchen. So müssen die beiden Apps nur die Anzahl Schritte bei den Google Play Diensten abfragen. Das vereinfacht die App-Entwicklung.

Mit der Maps API stellt man Entwicklern die Möglichkeit zur Verfügung Google-Maps-Karten und Funktionen von Google Maps in andere Apps zu integrieren, ohne dass du dazu aus der App herausgehen und extra Google Maps öffnen müsstest.

Als konkretes Beispiel eignet sich die Cast-API. Den meisten von uns dürfte das Symbol mit den drei Viertelkreisen und dem Monitor geläufig sein. Ihr findet es in der YouTube-App, Musik-Apps, Foto-Apps und in einer ganzen Reihe anderer Applikationen, die alle eines gemeinsam haben: Sie können Medien an ein Google Cast fähiges Gerät, wie zum Beispiel euren Chromecast senden. Im Klartext erlaubt die Cast-API also die Integration der Streaming-Funktionalität in jede dafür vorgesehene App. Dazu muss der Entwickler einer App das Rad nicht neu erfinden und die komplette Streaming-Funktionalität programmieren, sondern er greift einfach auf die Google Cast API zurück.

Integriert also ein Entwickler eine API in seine App, dienen die Google Play Services als Schnittstelle für die Funktionen die sich hinter dieser API verbergen. Ein weiteres Tool, das die Play Dienste beinhaltet, ist das Google+-Login-Feature. Es gibt euch die Möglichkeit, auf Drittanbieterplattformen mit einem Google-Account zu authentifizieren.

Wenn du dich mit deinem Google-Konto bei einer anderen App anmeldest, arbeiten im Hintergrund ebenfalls die Google Play-Dienste.
Wenn du dich mit deinem Google-Konto bei einer anderen App anmeldest, arbeiten im Hintergrund ebenfalls die Google Play-Dienste.

Last but not least sorgen die Google Play-Dienste auch dafür, dass du dein Handy im Google Gerätemanager wieder findest, sollte es dir gestohlen worden sein oder falls du es einfach verlegt hast.

Eine so hohe Anzahl von Funktionen in einer App, kann natürlich auch zu Fehlern führen. In Version 7.2 und 7.3 der Play Dienste gab es in Verbindung mit Android 5.0.X Probleme mit der Akkulaufzeit. Hierfür verantwortlich war ein Bug in der Updateroutine, der das Smartphone daran hinderte in den sogenannten Deep Sleep Modus zu gehen. Das System wurde also ständig „wachgehalten“, was zu einem erhöhten Stromverbrauch führte.

Ein anderes Problem von Android ist die starke Fragmentierung. Viele verschiedene Hersteller haben dutzende Smartphones auf dem Markt, welche jeweils verschiedene Androidversionen nutzen. Da aber die Google Play-Dienste herstellerunabhängig via Play Store mit Updates versorgt werden, können viele Funktionen und Features auch auf ältere Geräte gebracht werden, ohne dass Entwickler zu stark durch die verschiedenen Android Versionen eingeschränkt werden.

Es geht auch ohne! Wenn du praktisch keine Google-Dienste benutzt, also weder bei YouTube, Gmail oder Google+ aktiv bist, dann kannst du dein Android-Smartphone auch komplett von den Google-Diensten befreien und die Google Play-Dienste App deaktivieren. Die Akkulaufzeit deines Handys wird in jedem Fall spürbar besser ausfallen.

Daher legt Google großen Wert auf die ständige Weiterentwicklung dieser Dienste. Denn je höher der Funktionsumfang für die Entwickler ist, desto komfortabler können diese Ihre Apps programmieren. Dies bedeutet wiederum mehr und vor allem bessere Apps für Android.

Gestern wurde auf der Google I/O die neue Version 7.5 der Google Play Dienste vorgestellt. Alleine im Letzen Jahr wurden fünf aufeinanderfolgende Versionen der Play Dienste veröffentlicht, welche über 1 Milliarde Android Geräte erreichen. Google hat die bestehenden APIs weiterentwickelt und natürlich laufend neue hinzugefügt. Im vergangenem Jahr zum Beispiel Android Wear APIs und die Google Fit APIs. Die populärste Weiterentwicklung dürfte die neue Camera API sein.

Google Play-Dienste 7.5

Die Spieler unter uns dürfen sich über die gestern vorgestellte Nearby Connections API und die Remote Display API freuen. Erstere birgt die Möglichkeit, euer Android Smartphone zu einem vollwertigen Gamecontroller, für das mittels Remote Display API an euren Fernseher gestreamte Spiel zu machen. Das bedeutet ihr könnt auf eurem Smartphone ein Spiel laufen lassen, welches ihr auf den TV oder einen anderen Cast fähigen Bildschirm streamt und euer Display verwandelt sich währenddessen automatisch in einen Gameconroller.

In den Play Services 7.5 lässt sich ein Android-Smartphone als Controller für Chromecast-Apps benutzen. Bild: Google-I/O-Livestream
In den Play Services 7.5 lässt sich ein Android-Smartphone als Controller für Chromecast-Apps benutzen. Bild: Google-I/O-Livestream

Selbstverständlich möchten Entwickler mit ihren Apps auch Geld verdienen. Hierfür hat Google gestern unter anderem die Play Games Analytics API und App Invites vorgestellt. Während Entwickler mit der Play Games Analytics API wertvolle Statistiken über In-App-Käufe und Nutzung der App sammeln können, bietet Ihnen App Invites ein Standard-User-Interface um Freunden eine App- Empfehlung zu schicken und dabei direkt auf einzelne Inhalte der App zu verweisen. Dies soll zu mehr App-installationen führen und somit zu höheren Einnahmen.

Keine Updates auf eigene Faust! Die Google Play-Dienste APK gibt es auch auf dem APK Mirror von Android Police. Du solltest dich aber hüten, hier eine aktuellere Version zu installieren und somit bestimmte neue Dienste zu erzwingen. Denn die Google Play-Dienste-Version muss exakt zu deinem Android-System passen, sonst verweigert so manche App ihren Dienst. Hältst du dich nicht an unseren Rat und bekommst später Schwierigkeiten, musst du die Google Play-Dienste über die Einstellungen wieder deinstallieren bzw. auf die Werksversion zurücksetzen und im Anschluss das automatisch empfohlene Update installieren.

Für die Sportskanonen unter uns dürfte die erweiterte Google Fit API weitere Möglichkeiten eröffnen. War es bisher meist nur möglich Schritte zu zählen, können nun zum Beispiel auch Wiederholungen gemessen werden. Wer möchte, kann in Kombination mit einer Android-Wear-Uhr sogar beim Golfen seinen Abschlag analysieren lassen.

Fazit

Wie Ihr seht, sind die Google Play-Dienste kein unnötiger Speicherfresser oder gar ein Datendieb, sondern ein wichtiger Bestandteil des Android-Systems. Ohne die darin enthaltenen APIs während die Nutzung zahlreicher Apps nicht möglich oder stark eingeschränkt. Google wurde lange Zeit aufgrund der Androidfragmentierung kritisiert. Mit den Play-Diensten wurde ein mächtiges Tool entwickelt, welches die Fragmentierung weitgehend vergessen lässt. Für die Zukunft bedeutet das: Je mehr Dienste und Geräte wir miteinander verknüpfen, desto umfangreicher müssen die Google Play Dienste werden. Die Zahl der APIs wird steigen und deren Integration wird immer einfacher werden. Wenn sich dein Handy also beim nächsten Mal über die fehlenden Google Play-Dienste beschwert, dann installiere einfach das vom Play Store vorgeschlagene Update.

3 Kommentare

  1. Ich kann das jetzt gar nicht auf die Schnelle sagen: Funktionieren Apps wie Youtube oder der Playstore eigentlich auch ohne die Google-Play Dienste? Nein, oder?

    • In der neuesten Version der jeweiligen App nicht mehr. Du müsstest dann alle Updates auf deinem Handy deinstallieren, um ein altes Youtube, altes Gmail etc. zu erhalten.

  2. Nun, in Android 2.1 gabe es keine Google Play-Dienste – dennoch waren die APKs einige 100 kB oder auch mal 2-.4 MB groß. „Obwohl sie alles selbst implementieren mußten“ Nun soll das durch die Google Play-Dienste vereinfacht sein, und die APK sind 20-30 MB groß und sprengen ein grade mal 2 Jahre altes Phone, wenn man mehr als Whatsapp , FB und y sontwas haben will? Das klingt nicht sehr plausibel.

    Bsp. altes clever tanken ohne die Google Play-Dienste war viel kleiner, als dea neue, das die Google Play-Dienste benötigt!

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