22. September 2023
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Mediaserver oder Medien sorgt für zu hohen Akkuverbrauch: So schaffen Sie Abhilfe

Seit Android 4.0 plagt sehr viele Android-Nutzer ein großes Problem: Der Prozess Mediaserver, Medienspeicher oder Media saugt den Akku innerhalb von Stunden förmlich leer. Wir erklären, wann und warum das Problem auftritt, warum Google es nicht lösen kann und wie Sie selbst Abhilfe schaffen.

Sie gehören auch zu den geplagten Nutzern, bei denen der Akku durch einen ominösen Media-Prozess viel zu schnell leer wird? Dann sind Sie hier genau richtig. Neben Android OS als Akkukiller ist dies das Problem Nr. 1 vieler Android-Nutzer. Wir erklären Ihnen, warum es über fast alle Hersteller und Geräte hinweg ab Android 4.x auftritt und welche Schritte Sie selbst unternehmen können, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Neu seit Android 4.0

Schuld am Problem ist das mit Android 4.0 eingeführte und ursprünglich von Microsoft entwickelte Media Transfer Protocol (MTP). MTP löste mit Android 4.0 USB-Massenspeicher als Hautplösung für den Anschluss an einen PC ab. MTP bringt viele Vorteile mit: So bleibt zum Beispiel der interne Speicher den Apps auch dann verfügbar, wenn das Handy mit einem Rechner verbunden ist, und dank der internen Datenbankstruktur sind genaue Synchronisationsvorgänge möglich. MTP hat jedoch auch seine Schwächen. Es ist nicht möglich, beliebige Dateien auf das Handy zu übertragen, sondern nur diejenigen Dateitypen, die MTP akzeptiert. Zudem sind die Client-Programme für Mac OS X und Linux nicht besonders ausgereift.

Seit Android 4.0 ist  MTP aktiv und der Standard. Das bedeutet, dass der komplette interne Speicher nach jedem Neustart nach neuen Inhalten durchsucht wird. Dieser Vorgang dauert beim allerersten Mal besonders lange (mehrere Stunden sind keine Seltenheit). Ist die Datenbank hingegen einmal komplett aktualisiert, läuft das Auffrischen deutlich flotter über die Bühne.

Die App Medienspeicher kümmert sich darum, dass alle Dateien auf dem Android-Gerät fein säuberlich indiziert werden.
Die App Medienspeicher kümmert sich darum, dass alle Dateien auf dem Android-Gerät fein säuberlich indiziert werden.
Auf Samsung-Geräten lautet der Prozess für den Medienspeicher einfach Medien. Bildquelle: www.android-hilfe.de
Auf Samsung-Geräten lautet der Prozess für den Medienspeicher einfach Medien. Bildquelle: www.android-hilfe.de

Mediaserver oder Medienspeicher?

Generell muss man zwischen zwei Prozessen unterscheiden, die leider je nach Hersteller und Android-Version anders benannt werden. Der eine Prozess (unter Nexus-Geräten in der aktuellen Android-Version Mediaserver genannt) tritt immer dann in Kraft, wenn Sie Multimedia-Inhalte abspielen, also Videos schauen oder Musik anhören. Dieser Prozess ist nur dann an erster Stelle bei den Akkuverbrauchern, wenn Sie über lange Zeit Musik hören oder Videos anschauen. Steht er an erster Stelle, obwohl Sie gar keine Musik hören, dann muss eine (schlecht programmierte) App für den hohen Akkuverbrauch verantwortlich sein.

Hier besteht offensichtlich ein Problem mit dem Prozess Media Server. Es ist keine weitere Multimedia-App in den Top 5 zu sehen.
Hier besteht offensichtlich ein Problem mit dem Prozess Media Server. Es ist keine weitere Multimedia-App in den Top 5 zu sehen.
Hier besteht hingegen kein Problem: Der Mediaserver-Prozess steht nur deshalb an erster Stelle, weil mit dem Handy über lange zeit nur Musik gehört wurde (an der WiMP-App zu erkennen).
Hier besteht hingegen kein Problem: Der Mediaserver-Prozess steht nur deshalb an erster Stelle, weil mit dem Handy über lange zeit nur Musik gehört wurde (an der WiMP-App zu erkennen).

Der zweite und ähnlich genannte Prozess durchsucht das Dateisystem nach (neuen) Dateien und heißt auf aktuellen Android-Systemen Medienspeicher oder Media (englisch Media Storage). Dieser Prozess taucht auch in der Liste der installierten Apps auf, lässt sich beenden oder deaktivieren.

Der Medienspeicher durchsucht das Handy nach neuen Dateien. Dabei macht der Dienst auch vor Verzeichnissen mit dem Vermerk .nomedia keinen Halt. Es werden alle Dateien im internen Speicher und auf der MicroSD-Karte durchsucht, egal ob diese etwas mit dem Medienplayer zu tun haben. Der Vermerk .nomedia dient lediglich dazu, dass Audio- und Videoplayer so gekennzeichnete Verzeichnisse nicht automatisch anzeigen. MTP schert sich aber nicht darum und scannt fleißig. Wie Sie unschwer erraten können, dauert der Scanvorgang je länger, desto mehr Dateien Sie auf Ihrem Gerät gespeichert haben. Wer also nicht nur den internen Speicher sondern auch eine 64-GByte-MicroSD-Karte mit diversen Dokumenten vollgepackt hat, muss damit rechnen, dass der erste Scan mehrere Stunden dauert. Ein großes Problem können dabei Dateinamen mit Sonderzeichen darstellen. Hier kann es sein, dass sich der Scanner daran stört und der Prozess hängen bleibt. MP3-Dateien an sich sind nicht das Problem. In unseren Tests indizierte das Samsung Galaxy S3 Mini eine Sammlung von 16 GByte MP3-Dateien innerhalb von rund 30 Minuten. Es sind vielmehr die vielen kleinen Dateien, die sich in den Verzeichnissen der diversen Apps ansammeln und jegliche Art komprimierter Archive, die den Scanner über die Maßen beanspruchen. Und natürlich hat auch die Größe und die Qualität des verbauten Flash-Speichers einen Einfluss auf den Vorgang.

Generell tritt das Problem bis Android 4.1 vermehrt (sehr häufig) und im Zusammenhang mit dem Mediaserver auf. Seit Android 4.2 beschränken sich die meisten Bug-Reports auf den Medienspeicher/Media-Prozess. Die Wurzel ist aber in beiden Fällen ziemlich sicher identisch.

Verflucht seien die Task-Killer!

Wie oben erwähnt startet der Medienspeicher automatisch nach jedem Neustart und durchforscht das komplette Dateisystem des Nutzers. Dabei verbraucht der Dienst mächtig CPU-Power, was bei einem installierten Task-Manager so manchen Nutzer dazu treibt, den Prozess zu killen. Dabei richten Sie aber wie in den meisten Fällen mehr Schaden als Nutzen an, weil der Medienscanner dann einfach neu startet und wieder von vorne anfangen muss. Stellen Sie sich am besten einen Raum mit 20.000 Reiskörnern vor. Diese müssen sie mit einem kleinen Besen zusammenwischen und jedes einzelne Korn dabei kurz anschauen. Der Taskmanager verstreut die bereits gesammelten Reiskörner wieder im Zimmer und Sie müssen wieder von vorne anfangen. Das ist sehr frustrierend und Sie werden recht schnell an das Ende Ihrer Kräfte gelangen. Schalten Sie deshalb in jedem Fall automatische Taskkiller ab, am besten löschen Sie diesen komplett.

Taskkiller lösen schon lange keine Probleme mehr. Sie schaffen höchstens neue.
Taskkiller lösen schon lange keine Probleme mehr. Sie schaffen höchstens neue.

Ähnliche Probleme können auch dann auftreten, wenn Sie Ihr Smartphone über Nacht regelmäßig ausschalten. Benötigt der Mediascanner-Prozess länger als 16 Stunden, verhindern Sie damit, dass der Task erfolgreich zu Ende kommt. Generell raten wir von der Nutzung von Task-Killer-Apps unter Android 4.x ab, da diese meistens mehr Schaden anrichten als zu nutzen.

Warum Google nichts tut

Google ist das Problem bewusst. Davon zeugen die vielen Bug-Reports auf code.google.com, deren Auswertung auch die Grundlage für diesen Artikel bilden (hier, hier und viele mehr). Da man aber an MTP festhält, kann Google nicht viel mehr tun, als den Prozess so gut wie möglich zu optimieren. So möchten Sie als Nutzer weder zu lange darauf warten, dass alle Dateien indiziert sind, noch möchten Sie natürlich, dass der Prozess zu viele Ressourcen frisst. Dateien mit Sonderzeichen sollten den Medienscanner inzwischen nicht mehr zum Absturz bringen (zumindest konnten wir dieses Problem auf Android 4.4 und 4.3 nicht mehr reproduzieren). Insofern liegt der Ball nicht wirklich bei Google, außer man entscheidet sich in Mountain View ein komplett neues Protokoll als MTP-Ersatz zu entwickeln.

Schuld ist vielmehr in den meisten Fällen eine App oder ein bestimmtes Verzeichnis auf der SD-Karte/im internen Speicher. So tritt der Bug stets ,,plötzlich„ auf, nachdem man ein paar Apps installiert hat, neue Musik zu Google Play Music hinzugefügt oder ein paar neue Offline-Karten installiert hat. Das ist eine klare — und zugleich auch die einzige — Gemeinsamkeit aller Bug-Reports. Dass es keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen der Installation von Openstreetmap-Karten und dem Mediaserver an erster Stelle des Akkuverbrauchs gibt, macht das Problem aber so schwer greifbar und sorgt für viele Spekulationen.

So lösen Sie das Problem

Sind Sie sich der Ursache erst einmal im Klaren, können Sie selbst Abhilfe schaffen. Dazu gibt es mehrere Mittel. Die brutalste Methode, die wir nur im Notfall empfehlen, besteht darin, die AppMedienspeicher zu deaktivieren. Das stoppt die Indizierung und verhindert auch, dass der Prozess erneut startet. Wir raten von dieser Methode aber explizit ab, da anschließend viele Android-Apps nicht mehr funktionieren. Dazu gehören neben Audio- und Videoplayer auch die Kamera-App, die Galerie und viele weitere, die sich auf die Indexdaten des Medienspeichers verlassen. Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Herstellern: So stürzen bei Nexus-Geräten praktisch alle Multimedia-Apps ab, wenn Sie den Medienspeicher deaktivieren, bei Samsung gab es keine solchen Fehlermeldung. In jedem Fall ist das Schreiben auf die MicroSD-Karte oder den internen Speicher dann nicht mehr möglich. Sie können also keine Fotos aufnehmen etc. Wir haben Sie gewarnt! Haben Sie Ihr Handy gerootet, können Sie auch einfach das Verzeichnis /sdcard aushängen. Das führt zum gleichen Erfolg.

Den Medienspeicher zu beenden oder sogar zu deaktivieren, ist keine langfristige Lösung.
Den Medienspeicher zu beenden oder sogar zu deaktivieren, ist keine langfristige Lösung.

Die sinnvollste Lösung besteht darin, den Scanvorgang ein erstes Mal komplett zu Ende kommmen zu lassen, sodass Android die nötige Datenbank aufbauen kann. Üblicherweise sollte das auch bei 64 GByte internem Speicher und 64 GByte MicroSD-Karte innerhalb von 12 bis 16 Stunden über Nacht problemlos klappen. Lassen Sie Ihr Handy am Wochenende mal länger am Ladegerät, deaktivieren Sie jegliche Taskkiller-Apps und starten Sie es auch nicht neu. Anschließend sollte der Prozess nicht mehr in den Top 5 auftauchen.

Bringt dieser Versuch keine Abhilfe, dann kommen Sie nicht um Trial&Error herum. Folgende Dinge können Sie ausprobieren, die bei einigen Nutzern Abhilfe brachten, bei anderen hingegen nicht. Denken Sie immer daran: es kann jede App sein, es gibt keinen logischen Zusammenhang zu (Multi-)Media. Denken Sie nach, welche Apps Sie zuletzt installiert hatten oder welche Dateien Sie auf die SD-Karte kopiert hatten. Und wie oben bereits erwähnt: Der Scanner durchsucht wirklich alle Dateien, auch den Browser-Cache, das Adressbuch etc.

  • Löschen Sie alle Apps, die Sie nicht benötigen und/oder leeren Sie bei diesen Apps den Cache. Der Cache besteht üblicherweise aus vielen kleinen Dateien. Haben Sie sehr viele Apps installiert, dann gibt es auch viele Cache-Dateien, die den Medienscanner unnötig lange aufhalten. Natürlich wird beim erneuten Start dieser Apps auch der Cache wieder gefüllt, was ebenfalls CPU-Leistung und somit Akku kostet. Sie sorgen aber dafür, dass der Scanvorgang mindestens einmal erfolgreich durchläuft.
  • Starten Sie das Handy nicht unnötig oft neu. Von Windows ist man sich gewohnt, den Rechner bei einem Problem einfach neu zu starten. Falls Sie dies tun, weil der Media-Prozess zu viel Akku verbraucht, dann schießen Sie damit ein Eigentor. Der Prozess hat keine Chance durchzulaufen und Sie verschlimmern die Situation nur noch.
  • Entfernen Sie die MicrSD-Karte für ein paar Tage. Überprüfen Sie, ob das Problem dann weiterhin besteht. Falls ja, liegt es nicht an den Dateien auf der MicroSD-Karte. Falls nein, wissen Sie, dass irgendeine Datei auf der Speicherkarte der Sünder ist. Eine bekannte Fehlerquelle sind Offline-Karten, die nicht selten aus mehreren Tausend Kleinstdateien bestehen.

Nutzen Sie noch Android 4.0 oder 4.1, dann suchen Sie nach Dateien mit den Sonderzeichen % und _, die den Scanner aus dem Tritt bringen. Der Bug ist offiziell mit Android 4.2 behoben, eventuell tritt er aber trotzdem noch bei einigen Herstellern auf, wenn diese den Patch nicht übernommen haben. Diese Zeichen müssen sich nicht in einr Multimedia-Datei befinden, es kann auch der Cache von Skype, WhatsApp, Chrome oder einer beliebigen App sein.

Hilft alles nichts oder haben Sie keine Lust auf Experimente, dann setzen Sie das Handy/Tablet auf die Werkseinstellungen zurück und füttern es aber im Anschluss danach nicht sogleich mit einer vollen MicroSD-Karte und zig verschiedenen Apps, sondern Stück um Stück. In allen Fällen, die über eine Lösung des Problems berichten, war letztendlich irgendeine Datei einer zusätzlich installierten App für den hohen Akkuverbrauch verantwortlich, nicht der Medienscanner an sich.

Fazit

Der hohe Akkuverbrauch durch einen Prozess mit Media im Namen hat nichts mit irgendwelchen Multimedia-Dateien zu tun, sondern hängt mit dem Media Transfer Protokoll (MTP) zusammen, das mit Version 4.0 in Android Einzug hielt. Deshalb tritt der Bug auch nicht auf Geräten mit Android 2.3 auf.

Die einzige Lösung, die garantiert in jedem Fall funktioniert, besteht darin, das Handy/Tablet auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen, keine MicroSD-Karte einzulegen (oder nur eine leere), das Handy über 12 bis 16 Stunden am Ladegerät zu lassen und es in den ersten 24 Stunden nicht neu zu starten. Bei üblicher Nutzung steht an der ersten Stelle des Akkuverbrauchs dann das Display oder der Ruhezustand und der Akkuverbrauch beträgt über Nacht innerhalb von 10 Stunden bei voll aktiver Verbindung (alle Dienste sind aktiv) nicht mehr als 10 Prozent.

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Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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