Das MobiWire Taima ist ein Nullachtfünfzehn-Smartphone mit 5,5 Zoll großem Display, Android 4.4 „KitKat“ und einem komfortablen 3000-mAh-Akku. Wie sich das Handy der Franzosen im Alltag schlägt und mit welchen Argumenten MobiWire es an den Mann bringen möchte, verrät dir unser Testbericht.
Es gibt sie noch: Neue Namen im Smartphone-Business. Wie sich bereits Huawei, ZTE und Co früher einen Namen als OEM-Hersteller machten und anschließend unter dem eigenen Brand auftraten, so auch MobiWire. Das Unternehmen von ehemaligen Sagem-Mitarbeitern ist kein komplettes Greenhorn, was Android-Smarthones betrifft, sondern bereits seit ein paar Jahren im Geschäft. Während man früher jedoch nur Handys für große Telcos wie Orange oder Base/Eplus produzierte, wagt MobiWire mit dem Taima und dem kleineren Pegasus den Schritt auf den deutschen Markt. Wir haben das Taima auf Herz und Nieren getestet.
Der erste Eindruck
Das Taima kommt in einer einfachen Pappschachtel mit Ladegerät und USB-Kabel. Laut der deutschen Webseite gehört auch ein Headset zum Lieferumfang. Bei unserem Testgerät fehlte dieses, was eventuell daran liegen kann, dass es eben ein Testgerät ist. Ebenso unspektakulär wie die Box gibt sich das Handset selbst: komplett in Weiß mit zwei blauen Streifen auf der Seite und blauen Einlagen um die Kamera und beim Lautsprecher auf der Front.

Der benutzte Kunststoff ist weder besonders hochwertig noch besonders billig. Allerdings hatte ich beim Abnehmen der Rückseite etwas Angst, die Abdeckung gleich zu brechen, da sie gleich neben der Aussparung für das Öffnen etwas dünner wird. Während der Tests kam es aber zu keinen Problemen. Hinter der Rückabdeckung findet sich der wechselbare 3000-mAh-Akku, die Aussparung für den SIM-Slot und der microSD-Einschub. Das Taima hat zwar offiziell den MT6582-Chipsatz von MediaTek verbaut, ist jedoch nicht Dual-SIM fähig, da sich MobiWire dazu entschlossen hat, anstelle des zweiten SIM-Slots ein LTE-Modem zu verbauen. So entstand die in dieser Hinsicht einmalige Kombination von MT6582U und MT6290M.
Unspektakulär weiter geht es auch mit der Android-Oberfläche des Taima: Die KitKat-Software basiert weitgehend auf dem Android Open Source Projekt bzw. auf der AOSP-Version, die MediaTek für seine Chipsätze anbietet. Das System arbeitet flott und ohne große Ruckler, allerdings lässt sich manch eine App etwas mehr Zeit für den Start als auf anderen Androiden. Dass das Taima kein Rennpferd ist, bestätigen auch unsere Benchmark-Resultate. Mit knapp 18000 Punkten bei AnTuTu und knapp 1700 Zählern im Browser-Benchmark von Vellamo schneidet das Taima schlechter ab, als so manches zwei oder sogar drei Jahre alte Smartphone.


Die kompletten technischen Daten des MobiWire Taima und Benchmark-Ergebnisse findest du wie üblich in unserer Testgeräte-Datenbank.
Die Software
Wie oben erwähnt basiert das Android-4.4-System weitgehend auf dem Android Open Source Projekt. Es gibt aber auch ein paar Abweichungen. Zum Beispiel lässt sich mit der Tastatur auch Swypen und es gibt neben den üblichen Einstellungen auch sechs Kacheln für Quicksettings: Wifi, Synchronisation, Bluetooth, GPS, Hotspot und Flugmodus lassen sich so schnell umschalten. Das Taima verfügt nur über 4 GByte ROM-Speicher (und 1 GByte RAM). Da kommt es gelegen, dass sich in den Einstellungen die MicroSD-Karte als Standardspeicher festlegen lässt. Auch das ist unter den üblichen AOSP-Systemen nicht möglich. Vorinstalliert sind neben den Standard-Apps von Android und den üblichen Google-Anwendungen inklusive Maps, Gmail, Play Store & Co nur ein Dateimanager, eine FM-Radio-App, ein Backup-Werkzeug, eine Taschenlampe und eine Notiz-App. Auch die Kamera-App stammt nicht vom Android Open Source Projekt.


Abweichungen von AOSP finden sich auch in den Einstellungen, die runde, blaue Icons anzeigen. Das passt irgendwie nicht zum Rest des Systems. Hier findet sich auch die MediaTek-typische Möglichkeit, das Smartphone zeitgesteuert ein und auszuschalten sowie ein separater Eintrag für die verbaute Zweifarben-LED.
Vorinstalliert ist Android 4.4.2 und mit dieser Version wird das Taima ziemlich sicher auch alt werden, denn Updates auf eine höhere Version sind nicht geplant.
Screen und Kamera
Eine Auflösung von 1280 x 720 Pixeln sind für ein 5,5-Zoll-Display schon hart an der Grenze. Das verbaute IPS-Display gehört aber glücklicherweise nicht zu den Schlechtesten, was Helligkeit, Schärfe und Kontrast betrifft. Zudem unterstützt der Touchscreen bis zu fünf Finger als Eingabegerät. Gravierende Schwächen zeigt es dafür bei der Blickwinkelstabilität und der automatischen Helligkeit. Die Automatik arbeitet durchs Band viel zu dunkel, und bereits bei einer kleinen Neigung büßt der Taima-Touchscreen viel von seiner Hellikgeit und Farbtreue ein.
Bestenfalls Mittelmaß bieten die verbauten Kameras: 2 Megapixel auf der Frontseite und 8 Megapixel auf der Rückseite sorgen für brauchbare Erinnerungen, die sich zur Not auf 8 x 15 cm noch ausdrucken lassen, aber bei der 100-Prozent-Ansicht vorwiegend aus Pixelbrei bestehen. Und das auch bei guten Lichtverhältnissen.

Akku und Multimedia
Der verbaute Mono-Lautsprecher liegt durchaus im Durchschnitt bei den Android-Geräten und wird dank zwei kleiner Plastiknoppen auch bei einer glatten Oberfläche nicht komplett abgeschirmt. Die Höhen überwiegen stark, was für einen lauten, gut Hörbaren Klingelton sorgt. Die Gesprächsqualität des Taima ist gut, das trifft auch auf die Empfangsqualität zu.
Bei der Akkuleistung zeigt das Taima ein durchwachsenes Bild. Im Standby hält der MediaTek-Chipsatz recht lange durch, unter Last leert sich der verbaute 3000-mAh-Akku jedoch recht schnell. Zudem passierte es mir in der dreiwöchigen Testphase gleich zweimal, dass ich das Handy für zwei bis drei Tage im Standby herumliegen ließ und der Akku bei rund 30 Prozent war. Nach zehn Minuten Nutzung kam dann bereits der Warnhinweis, dass der Akku demnächst leer ist und nach weiteren fünf Minuten schaltete sich das Taima automatisch aus. An der fehlenden Kalibrierung kann das kaum liegen. Generell gilt aber, dass du bei moderater bis normaler Nutzung auf zwei bis drei Tage Laufzeit kommst, bei intensivem Gebrauch auf einen bis zwei Tage.

Wenn es ein Alleinstellungsmerkmal des Taima gibt, dann ist es aber ohne Zweifel der Akku. Hier liegt das MobiWire-Smartphone über dem Durchschnitt.
Fazit
200 Euro für einen doch recht betagten MediaTek-Chipsatz und Android 4.4 sind nicht unbedingt zu teuer, aber dem Taima fehlt einfach das gewisse „Etwas“, um wirklich gut zu sein. Wenn man so will, ist das aber genau das Erfolgsrezept der Franzosen: Otto Normalbenutzer, der einfach mal im Elektronikmarkt auf der Suche nach einem Android-Smartphone ist, wird sich vermutlich freuen, wenn er für 200 Euro ein brauchbares Handy mit einem großen Display bekommt. Dass 4 GByte Speicher nicht weit reichen und die Kamera höchstens Mittelmaß ist, das wird Otto erst später bemerken. Alternativen im 5,5-Zoll-Bereich gibt es zum Beispiel mit dem Honor 4X, das zum gleichen Preis mehr Performance und zudem auch Dual-SIM-Funktionalität bietet. Auch das Lenovo K3 Note bietet sich an, da es zwar etwas mehr kostet, aber dafür auch schon mit Android 5.0 unterwegs ist und zudem deutlich performanter arbeitet. Wer mit einem kleineren Display glücklich ist, holt sich lieber das Moto G 2014 mit 5-Zoll-Display für rund 170 Euro. Wirklich empfehlen können wir das MobiWire Taima also nicht, auch wenn es — abgesehen von den mickrigen 4 GByte ROM — keinen besonderen Grund gibt, es nicht zu kaufen.