Ein Smartphone mit einer Wärmebildkamera. Wer braucht das schon außer Handwerkern, denkt man im ersten Moment. Doch der Einsatzzweck reicht weit über das Baugewerbe hinaus, wie unser Kurztest zeigt.
Was möchten unsere Nutzer? Diese Frage stellen sich praktisch alle Smartphone-Hersteller, und so verwundert es nicht, dass zum Beispiel Samsung beim Galaxy S7 den microSD-Slot wieder eingeführt hat, oder LG beim G5 trotz Metallgehäuse an der auswechselbaren Batterie festhält. Die Kunden von Cat wünschten sich eine Wärmebildkamera, deshalb gibt es nun das S60, das ein entsprechendes Modul vom Marktführer Flir installiert hat.
Abgesehen davon ist das Cat S60 ein ganz normales rugged Android-Smartphone mit Android 6.0 unter der Haube. Angetrieben wird es vom Snapdragon 617 mit 3 GByte RAM. 32 GByte interner Speicher sind fest verbaut und über einen microSD-Slot erweiterbar. Im Unterschied zu den meisten Android-Smartphones gibt es für SIM-Karten (das S60 ist Dual-SIM fähig) keine fummeligen Einschübe auf der Seite, sondern eine spezielle Klappe auf der Rückseite. Das Einlegen der zwei SIM-Karten ist aber auch hier eine Angelegenheit, die Fingerspitzengefühl benötigt.

Wie seine Vorgänger ist auch das Cat S60 Mil-Spec 810G zertifiziert und wasser- sowie staubdicht. Als Besonderheit lässt sich das S60 auch auf Tauchgänge bis zu 5 Metern Tiefe mitnehmen. Dazu müssen jedoch drei kleine Klappen umgelegt werden, um Lautsprecher Mikrofon und den rückseitigen Slot mechanisch vor Wasser zu schützen. Damit wird das Telefon quasi unbrauchbar (ohne Mikor und ohne Lautsprecher), deshalb ist dieses Setup nur für spezielle Anlässe vorgesehen.

Die Hauptkamera löst mit 13 Megapixeln auf, die Frontkamera mit 5 Megapixeln. Darüber hinaus findet sich auf der Rückseite über der Hauptkamera noch die Flir-Wärmebildkamera. Diese bedingt auch die etwas spezielle Form, die an die Smartphone-Pioniere von Nokia und Ericsson erinnert, als anstelle einer Antenne nur noch ein kleiner Stummel aus dem Gehäuse herausragte.
Das Cat S60 fühlt sich sehr gut in der Hand an. Es ist nicht zu schwer und wirkt absolut hochwertig. Das vorinstallierte Android 6.0 reagiert sehr schnell und macht Spaß.
Coole Kamera
Das eigentliche Highlight ist aber klar die Wärmekamera. Mit ihr kann man nicht nur festlegen, welche Fenster oder Türen eines Hauses nicht genügend dicht sind, sondern auch ob die Kinder fieber haben, ob der Kaffee noch zu heiß zum trinken ist oder — wie in meinem Fall — ob das iPhone 6 mehr Wärme abgibt oder das Nexus 5.

Ein wichtiges Detail, das mir zumindest nicht bewusst war: Mit jedem Wärmebild nimmt das S60 auch ein gewöhnliches Foto in 5 MP auf und überlagert die Objekte anschließend. Das dient dazu, dass man besser erkennt, was sich auf dem Foto befindet. Zudem lassen sich die geschossenen Wärmebilder nachträglich umfangreich auswerten, um zum Beispiel den wärmsten oder kältesten Punkt auf dem Foto zu finden. Und last but not least, kann man auch Wärmebild-Videos drehen, streamen oder was auch immer damit tun.

Dank des relativ kleinen 4,7″ Bildschirms in Kombination mit einem 3800 mAh Akku bringt es das Cat S60 laut Hersteller auf recht gute Akkulaufzeiten. Die Nutzung der Flir-Kamera benötigt deutlich mehr Energie, als der Einsatz einer normalen Kamera. Für meinen Kurztest heute auf dem MWC in Barcelona konnte ich das freilich nicht testen, zudem waren auf dem Stand weitgehend Vorseriengeräte zu finden. Die finale Version soll ab Juni zur UVP von 649 Euro verfügbar sein.
Fazit
Weg vom Einheitsbrei! Mit der Integration einer Wärmebildkamera im S60 ist Cat genau dieser Schritt erfolgreich gelungen, und ich bin mir sicher, dass hier noch deutlich mehr an Innovation drin liegt. Zum Beispiel ein Laser, um Distanzen genau zu messen oder ein besonders schneller Barcodescanner. Das S60 ist in jedem Fall einen näheren Blick wert!