Das Xperia Z3 Compact ist bereits seit einiger Zeit auf dem Markt und ist für mich der Beweis, dass Sony mit seiner Kompakt-Serie auf dem richtigen Pfad wandelt – ein kleiner Bruder, der jedoch nahezu dieselbe Leistung und mindestens denselben Komfort bietet, wie sein großer Bruder, das Xperia Z3.
Wer das Gerät erstanden hat, wurde mit Android KitKat 4.4 beglückt. Im Zuge der großen Updates fand dann endlich und nach langem Flehen und Warten Mitte März diesen Jahres auch Android 5.0 Lollipop den Weg auf das Z3C. Nach einigen Nutzerbeschwerden über Inkompatibilitäten und fehlerhaften oder gar fehlenden Funktionen (zum Beispiel der “Close all” Button in der Tab-Übersicht) schob der Hersteller dann auch das bisher aktuellste Update hinterher und versorgte uns mit Version 5.0.2 inklusive vieler Verbesserungen. Android 5.1.1 steht aber bereits in den Startlöchern. Doch lohnt sich der Sprung von Android 4.4 auf 5.x überhaupt?
Da ich seit Januar diesen Jahres selbst stolzer Besitzer des Z3C bin, wollte ich Euch einen kleinen Erfahrungsbericht liefern, was sich für den Nutzer unter Verwendung des aktuellsten Updates alles geändert hat und ob sich die Aktualisierung für eingeschworene KitKat-Verfechter mit Root-Rechten überhaupt lohnt.
“Lollipop” – vor allem im Design
Die vermutlich offensichtlichste Änderung von Android L ist ohne Zweifel die neue und flach gehaltene Oberfläche – namentlich “Material Design”. Wo die Menüs zuvor noch hervorgehobene Buttons boten und alles irgendwie deutlich voneinander getrennt schien, prangen nun große einfarbige Karten, deren einzelne Kategorien meiner persönlichen Meinung nach wesentlich übersichtlicher und eleganter unterteilt sind. Die Navigationsleiste am unteren, sowie die Benachrichtigungsleiste am oberen Bildschirmrand passen sich farblich der entsprechenden App an und alles in allem macht diese neue Farbgebung und Gestaltung den definitiv moderneren Eindruck.


Doch nicht jeder Nutzer mag diese teils quietschbunte Optik leiden. Themes der einzelnen Smartphone-Hersteller, sowie alternative Designs durch entsprechende Apps können dort aber schnell für Abhilfe sorgen.
Der neue Sperrbildschirm
Das Entsperren des Z3C ohne Pin, Passwort oder Eingabemuster erinnerte ob des Glittereffekts, der dem Fingerwisch folgte, nicht gerade wenig an das Intro von Disney-Filmen. Die anderen Eingabemethoden im Sperrbildschirm, sei es Pin, Passwort oder das allseits beliebte Muster, unterschieden sich nur marginal von denen anderer Smartphones.
Unter Android Lollipop ändert sich auch daran nicht viel. Allerdings ist das Entsperren per Fingerwisch-Geste optisch nun auch endlich den anderen Geräten nachempfunden. Der Glitter entfällt ;) Die anzuzeigende Uhr im Bildschirm lässt sich auch nach wie vor später in den Einstellungen unter “Personalisierung” ändern.

Was wirklich neu ist, sind die sogenannten Heads-Up Benachrichtigungen, die bei einer neuen Mitteilung angezeigt werden. Rechteckige weiße Kacheln, die auf Wunsch den Inhalt der Nachricht direkt anzeigen und über die man per Geste direkt in die entsprechende App wechseln kann. Des Weiteren lassen sie sich direkt im Sperrbildschirm löschen oder beiseite schieben, um sie dann später zu lesen.
Kleine Mitteilung – große Wirkung
Dass die Geräte der Z-Serie von Sony wasserfest sind und teils selbst zum Tauchen in flachen Gewässern mitgenommen werden können, um unter Wasser Schnappschüsse zu machen ist den Meisten bewusst. Dass dafür allerdings auch entsprechende Verschlussklappen an den Geräteseiten dringend geschlossen sein sollten, damit sich das integrierte Indikator-Papierplättchen nicht verfärbt und eine Garantiehaftung im Schadenfall ausgehebelt wird, wissen wiederum nur die Wenigsten.

Für den Fall, dass eine dieser Klappen einmal nicht richtig verschlossen sein sollte (beispielsweise nach dem Ladevorgang), weist das System den Nutzer nach dem Entsperren direkt grafisch und in Textform darauf hin, diese zu verschließen. Diese Mitteilung lässt sich allerdings durch das Aktivieren einen Häkchens dauerhaft unterdrücken/ausschalten.
Heads Up! Augen auf, Kopf hoch!!
Wie bereits erwähnt, hat Google seinem neuem Betriebssystem die Mitteilungsbenachrichtigungen per Ticker genommen und seine sogenannten Heads-Up Benachrichtigungen eingeführt. Diese Art der Anzeige von Neuigkeiten und Nachrichten ist gedanklich einer Funktion nachgeahmt, die das Team von Cyanogen bereits vorher in einigen seiner Custom-Roms integriert hatte.
Das Prinzip ist simpel: Neue Meldungen erscheinen in einer Art weißen Karteikarte, deren Inhalt auf Wunsch direkt eingeblendet werden kann. Die Sicherheitsstufe der Benachrichtigungen einer jeden App lässt sich nachträglich noch einstellen. Ebenso kann der Nutzer dort auch die Anzeige der entsprechenden ‘Heads-Up’-Anzeige gänzlich deaktivieren.

Mehrere Meldungen der gleichen Applikation werden gestapelt angezeigt, so dass es nicht zu unübersichtlich wird, wenn mal wieder 35 App-Updates vom Play Store angekündigt werden.
Aus 1 macht 2
Das Team von Google hat an der Geste für das Anzeigen der Schnelleinstellungen im überarbeiteten Dropdown-Menü gefeilt. Zuvor wischte ich mit einem Finger vom oberen Bildschirmrand nach unten und konnte auf meine Schnelleinstellungen zurückgreifen.
Jetzt wische ich mit einem Finger nach unten – bekomme meine Benachrichtigungen und die Uhrzeit/das Datum angezeigt – und wische noch einmal, um zu den gewünschten Einstellungen zu gelangen.

In der Theorie klingt das nach einer minimalen Änderung. In der Praxis wiederum ist es wirklich exakt eine Eingabe zu viel, die nun mal meiner Arbeitsgeschwindigkeit entgegen wirkt.
1-Tipp-Bereinigung
Ebenfalls eine kleine aber dafür feine Änderung wurde in der Tab – Übersicht vorgenommen, wenn auch eher im Zuge des Updates von 5.0.1 auf 5.0.2. Geschlossene Apps werden in den meisten Fällen bekanntlich nicht komplett beendet, sondern im Cache des Geräts in der Tab-Übersicht aufgelistet, welche man über einen der Navigations-Buttons am unteren Bildschirmrand erreicht. Sind dort gefühlt 100 Apps gelistet, verweigert auch gern einmal der RAM die weitere Zusammenarbeit und lässt das Handy langsam werden. Was hilft da besser als direkt alle gelisteten Apps mit einem Klick – oder besser – Fingertipp zu beenden?
Genau das geht aber erst wieder seit Android 5.0.2. Der kleine fehlende “Close-All”-Button trieb reihenweise Nutzer in Hass-Tiraden oder ließ sie direkt bei KitKat bleiben.

Camera2 – API ? Fehlanzeige!
Sony ist eine bekannte Größe im Fotografie-Sektor. Google hat genau für Interessenten dieses Themas in Android 5.0 seine Camera – API auf Version 2 aktualisiert, um den Zugriff für Kamera-Apps auf RAW-Fotos und einstellbare Shutter-Zeiten zu ermöglichen. Das passt ja in Kooperation mit Sony wie die besagte Faust auf’s Auge!
Leider verfolgt der Hersteller genau da aber eine andere Philosophie und sperrt seine Geräte auch weiterhin noch für diese Schnittstelle. Die interne App des Geräts macht bereits schicke Fotos im manuellen Modus, aber via RAW-Format lässt sich aus einem guten Foto immer noch etwas mehr herausholen. Mir die Sturheit des Konzerns gegenüber den Möglichkeiten der Camera2-API absolut unerklärlich. Bisher also keine Änderungen für Foto-Enthusiasten.

Reise, Reise, Aaaaufstehen!
Wo der Soldat bei diesen Worten panisch in seiner Garnitur aus dem Bock springt, um festzustellen, dass es lediglich Zeit zum Aufstehen ist, steht das Android-Smartphone förmlich unter Spannung. So zumindest das Display des Z3C, sobald der Nutzer nämlich die Option “Zum Aufwecken tippen” in den Displayeinstellungen aktiviert hat. Dann ist die Spannung des Displays dauerhaft in geringem Maße aktiv (was einen minimal höheren Akkuverbrauch mit sich bringt) und wartet darauf, dass es von einem Finger-Doppeltipp eingeschaltet wird.

Zum Aufwecken tippen ist eine simple und unauffällige Option, die ich heute nicht mehr missen möchte.
MicroSD? Endlich — wieder — vernünftig nutzbar
Das Z3 Compact verfügt über einen Slot für microSD-Karten. So weit, so unspektakulär. Allerdings konnte der Nutzer unter KitKat seine Apps nicht auf diese externen Speichermedien verschieben. Eine Funktion die anderswo durchaus nutzbar war…
Android 5.0.2 sorgt nun endlich dafür, dass ich alle Daten, so also auch meine Apps (hier seien vor allem Navigations-Lösungen inklusive heruntergeladener Karten erwähnt) darauf verschieben kann. Die Option dafür ist in den einzelnen App-Einstellungen über “App-Info” erreichbar.

“Mein Name ist (G)Root!”
Das Rooten eines Z3C ist im Normalfall ohne Weiteres möglich. Ich wende mich an Sony, lasse mir den Bootloader entsperren und erlange im Anschluss die Möglichkeit zu rooten. Durch das Entsperren des Bootloaders gehen allerdings auch die geräteeigenen DRM-Keys verloren, was zur Folge hat, dass beispielsweise die Kamera deutlich schlechtere Fotos schiesst. Für mich war das keine Option!
Tatsächlich lässt sich das Gerät unter Nutzung eines Flashtools und dem Aufspielen einer gerooteten Firmware auch mit geschlossenem Bootloader rooten.
Mein Gerät habe ich allerdings innerhalb weniger Minuten unter Verwendung von KingRoot 4.1 freischalten können und habe dann im Anschluss dank eines kleinen Tutorials im Netz inklusive eines kleinen Scripts SuperSU als Rechteverwaltungs-App installieren können anstelle der KingRoot-internen App. Ihr seht also – es geht ;)

Was lässt sich außerdem berichten? Ebenfalls in Android 5.0 enthalten ist selbstverständlich der neue Lautlos-Modus inklusive seiner undurchsichtigen Profile, an den man sich aber schnell gewöhnen kann oder unter Zuhilfenahme der App SoundHUD dafür sorgt, wieder einen „richtigen“ Lautlosmodus einzurichten. Der Akkuverbrauch ist bei mir zumindest unter 5.0.2 minimal höher als unter 4.4.4, was bei den generellen Akkulaufzeiten des Z3C aber wenig bis gar nicht stört.
Einen wirklichen „Akku-Drain“, von dem andere User bei ihren Smartphones unter Verwendung der aktuellsten Firmware berichten, kann ich nicht feststellen. Aber auch hier gilt – das sind alles eigene Erfahrungen und kann sich von Nutzer zu Nutzer anders gestalten.
Als abschließendes Fazit bleibt mir übrig zu sagen, dass ich tatsächlich ein großer Fan meines Z3 Compact geworden bin. Und Android 5.0.2 Lollipop hat da einen ganz großen Teil zu beigetragen. Die Optik, die Haptik, einfach alles fühlt sich irgendwie runder an. Mal sehen, was das kommende Update auf Version 5.1 an der Nutzererfahrung noch so zu ändern vermag. Angekündigt ist dieses bisher seitens Sony noch für den Juli 2015. Wann es dann in Deutschland aufschlägt, bleibt abzuwarten.