12. Mai 2023
StartMagazinDas ultraflache Kazam Tornado 348 mit Achtkern-Prozessor im Test

Das ultraflache Kazam Tornado 348 mit Achtkern-Prozessor im Test

Fünf Millimeter sind wirklich sehr wenig. Wie flach das Kazam Tornado 348 aber tatsächlich ist, merkst du erst, wenn du es zum ersten Mal und ohne Schutzhüllen in den Händen hältst oder vergebens danach in deinem Jacket oder deiner Tasche suchst, weil es eben nicht so leicht zu finden ist. Doch welche Kompromisse musste der Hersteller dafür eingehen? Und ist der Preis von rund 300 Euro das Design wert? Unter anderem diese Fragen beantwortet dir unser Testbericht.

Das Kazam Tornado 348 ist eigentlich ein Gionee Elife S5.1. Das Handy wird zudem auch noch unter anderen Namen vertrieben. Dieser Testbericht bezieht sich einzig auf die Version von Kazam, also auf das Tornado 348. Das ist deshalb nicht ganz irrelevant, weil es durchaus Unterschiede bei der vorinstallierten Software gibt und Kazam für seine Smartphones im ersten Jahr einen gratis Displayersatz bietet. Dieses bei Kazam exklusive Feature relativiert auch den gegenüber der Konkurrenz etwas höheren Preis von 299 Euro.

Die Fakten

Mit einer Bauhöhe von 5,1mm hält das Kazam Tornado 348 weiterhin den Rekord für das dünnste Android-Smartphone. Doch auch die restlichen Parameter sind nicht von schlechten Eltern: Das 4,8 Zoll große AMOLED-Display löst mit 1280 x 720 Pixeln auf, darunter werkeln eine Achtkern-CPU von MediaTek (MT6592) und die Mali-450-GPU. Mit 1 GByte könnte der RAM-Speicher etwas fetter ausfallen, auch der Akku ist mit 2050 mAh nicht allzu groß bemessen. Die Leistung reicht aber problemlos, um mit dem Tornado 348 gut und praktisch ruckelfrei über den Tag zu kommen. Abstriche musste man wegen des flachen Designs beim SIM-Slot machen. Für ein MediaTek-Gerät ungewohnt gibt es nur einen Slot. Zudem sind die 16 GByte Flash-Speicher nicht erweiterbar.

An der Performance des KitKat-Smartphones (Android 4.4.2) gibt es nicht viel auszusetzen. Die Benchmark-Werte sind ok und bei der täglichen Nutzung ist das Smartphone nie als langsam oder stotternd negativ aufgefallen.

Typische Z-Kurve: unter Last braucht die verbaute CPU viel Strom, im Standby praktisch keinen.
Typische Z-Kurve: unter Last braucht die verbaute CPU viel Strom, im Standby praktisch keinen.

Carefree Launcher

Die Android-Oberfläche des Tornado 348 sieht auf den ersten Blick wie ein reines Android aus. Unter der Haube arbeitet aber mit dem Carefree Launcher von Gionee ein eigener Startbildschirm (der auch auf dem Elifee 5. 1 und dem Soul X2 Mini zum Einsatz kommt). Der Launcher reagiert flott auf Eingaben und macht auch sonst einen recht aufgeräumten Eindruck. Zum Beispiel bietet er eine intuitivere Oberfläche für das Hinzufügen von Widgets oder App-Symbolen auf den Desktop, auch die Quicksettings fallen umfangreich aus. Allerdings hätte es mir deutlich besser gefallen, wenn ich in den Schnelleinstellungen über „Mehr…“ die kompletten Einstellungen gefunden hätte und nicht nur die Einstellungen der Schnelleinstellungen. Aber das ist Gewöhnungssache.

Eine Mischung aus HTC Sense und reinem Android 4.4. Der Carefree-Launcher macht einiges anders und besser.
Eine Mischung aus HTC Sense und reinem Android 4.4. Der Carefree-Launcher macht einiges anders und besser.
Die zahlreichen Schnelleinstellungen sind praktisch.
Die zahlreichen Schnelleinstellungen sind praktisch.

Die Anzahl der vorinstallierten Apps fällt erfreulich gering aus, sodass von den 16 GByte ROM-Speicher rund 12 für eigene Apps und Daten übrigbleiben. Allerdings ist der Speicher von Haus aus wie bei KitKat üblich in Telefonspeicher und Systemspeicher aufgeteilt. In bestimmten Fällen kann es also doch zu Engpässen bei der Installation einer App kommen, obwohl eigentlich noch genügend Speicher auf dem Handy vorhanden ist. Vorinstalliert sind ein Dateimanager und die App Rescue von Kazam bzw. Logmein. Damit lässt sich das Handy auf Wunsch fernwarten. Diese Möglichkeit muss allerdings explizit aktiviert werden, sonst kann sich das Support-Team von Kazam nicht mit dem Handy verbinden. Zudem zeigt die App einen klaren Hinweis an, sie nur dann zu Starten, wenn ein Techniker von Kazam dazu aufgefordert hat.

Unbedingt erwähnenswert sind die vom Mediatek-Chipsatz unterstützten Gesten für den Sleep-Modus. Ist der Bildschirm aus, lässt er sich via Doppeltip aktivieren. Zudem lassen sich direkt vom dunklen Display aus Apps starten oder Anrufe tätigen. Vier U-Gesten bietet die Kazam-Software dazu in den Einstellungen unter Intelligente Bewegung | Schnelle Bewegung an. So kannst du zum Beispiel ein C zeichnen, um die Kamera-App zu starten oder Carmen anzurufen. Zwischen dem Zeichnen und dem Ausführen der Aktion vergehen ein paar Sekunden, aber die Funktion hat in den Tests zuverlässig ihren Dienst verrichtet. Auch einen Anruf entgegenzunehmen, indem du das Handy einfach ans Ohr hältst, ist über die intelligenten Bewegungen möglich.

Vier Gesten unterstützt der MediaTek-Chipsatz. Du kannst damit Apps starten oder einen Kontakt anrufen.
Vier Gesten unterstützt der MediaTek-Chipsatz. Du kannst damit Apps starten oder einen Kontakt anrufen.

Eine weitere Besonderheit ist mir beim Anschließen des Smartphones an den Rechner aufgefallen. Das Tornado 348 unterstützt neben den Verbindungsmöglichkeiten MTP und PTP auch noch den klassischen USB-Massenspeichermodus.

Totgeglaubte leben länger. Der USB-Massenspeichermodus hat durchaus auch seine Vorteile.
Totgeglaubte leben länger. Der USB-Massenspeichermodus hat durchaus auch seine Vorteile.

Last but not least bieten die Einstellungen auch die Möglichkeit, Kontakte, SMS,/MMS, das Anrufprotokoll und die E-Mails lokal zu sichern bzw. aus einem Backup wiederherzustellen. Das Backup solltest du logischerweise nicht auf dem Handy aufbewahren, da es sonst bei einem Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen verloren geht. Und es gibt eine Möglichkeit, den Flugmodus zeitgesteuert ein- und auszuschalten. Das ist praktisch für alle, die ihr Handy abends in den Flugmodus schalten, wenn das Telefon auf dem Nachttisch liegt.

Ton und Bild

Die 8-Megapixel-Kamera des Tornado 348 macht recht gute Fotos, die allerdings bei schlechtem Licht schnell zu Bildrauschen neigen. Als „Fotohandy“ eignet sich die flache Flunder somit weniger gut, für den einen oder anderen Schnappschuss hingegen schon, da die Kamera recht schnell auslöst. Der Sensor der 5-Megapixel-Frontkamera ist etwa gleich gut, produziert aber alleine aufgrund der hohen Anzahl an Pixeln brauchbare Selfies und eignet sich auch für Videotelefonie. Die beiden Kameras gehören aber klar nicht zu den besten.

Ausschnit aus einem Testfoto. Das Bildrauschen ist nicht zu übersehen.
Ausschnit aus einem Testfoto. Das Bildrauschen ist nicht zu übersehen Antippen für 1:1-Ansicht.

Die mit dem Tornado 348 gemachten Testvideos haben mir schon besser gefallen. Aber auch hier kommt die Qualität aufgrund des verbauten Sensors nicht an andere Smartphones in der Preisklasse heran.

Der verbaute Lautsprecher tut seinen Dienst bei Klingeltönen, für Musik eignet er sich weniger (siehe auch den nächsten Abschnitt). Die Audioqualität über Kopfhörer ist gut bis sehr gut. Im Lieferumfang befindet sich auch ein Headset, das ich aber nicht ausprobiert habe (um die Klangqualität besser und objektiv vergleichen zu können, benutze ich dazu immer meine eigenen In-Ear-Kopfhörer).

Die Sprachqualität bei der Telefonie war in den Tests sehr gut. Allerdings ist mir schon mehrfach aufgefallen (und auch jetzt bei diesem Test), dass bei einigen Geräten evtl. auch bei einigen Providern die Rauschunterdrückung so gut arbeitet, dass das Gegenüber den Eindruck bekommt, es gäbe ein Problem mit der Verbindund. Komplette Rauschunterdrückung ist also nicht unbedigt das A und O beim Telefonieren. Das nur mal so als Hinweis, keinesfalls als Kritikpunkt für das Kazam Tornado 348.

Das geht mal gar nicht

Der Akku des Tornado 348 ist fest verbaut und auch der interne Speicher von 16 GByte (davon 12 Gbyte frei) lässt sich nicht erweitern. Das sind „Kritikpunkte“ mit denen Otto Normalnutzer ziemlich sicher leben kann. Das Kazam-Smartphone muss sich aber auch ein paar echte Kritikpunkte gefallen lassen. Die Macher haben den Power-Button und die Laustärkewippe auf der linken Seite des Smartphones untergebracht. Das erfordert bei der Bedienung doch recht viel Umgewöhnung. Andererseits ist das Tornado 348 so prädestiniert für Linkshänder, die sich noch nicht an den Einschaltknopf auf der rechten Seite gewöhnt haben.

Die Soft-Buttons entsprechen nicht den Google-Richtlinien sondern sind wie bei Samsung angeordnet: Zurück geht’s also rechts, links findest du den Menü-Button. Ist je nach Gewohnheit ein Vor- oder Nachteil.

Gar nicht zufrieden war ich in den Tests mit dem Helligkeitssensoren. Er regelt viel zu oft und viel zu aggressiv. Eigentlich kann man das Smartphone deshalb mit der Einstellung „Automatik“ nicht benutzen und ist dazu gezwungen, die Helligkeit des — schönen — Displays manuell zu regeln. Dabei unbedingt in den Einstellungen auch die Checkbox für extreme Helligkeit bei Sonnenlicht setzen. Das bewirkt wirklich viel, wenn die Sonne direkt aufs Display scheint.

Wenn es draußen wieder heller wird, solltest du unbedingt den HBM-Modus einschalten.
Wenn es draußen wieder heller wird, solltest du unbedingt den HBM-Modus einschalten.

Dass eine flache Rückseite mit integriertem Lautsprecher nicht funktioniert, ist mir spätestens seit dem Nexus 4 klar. Google und LG haben hier das Design später so geändert, dass das Nexus 4 auf der Rückseite zwei ganz kleine Noppen um den Speaker herum bekommen hat. Mit dem gleichen Problem hat auch das Kazam Tornado 348 zu kämpfen: Liegt es ohne Schutzhülle auf einer glatten Oberfläche, dann ist der Lautsprecher praktisch nicht zu hören. Hebt man das Handy hingegen an, dann dröhnt es richtig laut aus dem kleinen Mono-Speaker. Unser Testgerät kam von Haus aus mit einer Gummi-Schutzhülle, die genau deshalb um den Lautsprecher herum zwei kleine Erhebungen aufweist und damit dieses Problem verhindert. Achte beim Kauf (einer Schutzhülle) unbedingt auf dieses kleine Detail.

Die bei unserem Testgerät mitgelieferte Schutzhülle verhindert durch kleine Noppen, dass das Kazam Tornado 348 auf der Rückseite flach aufliegt und den Lautsprecher verdeckt.
Die bei unserem Testgerät mitgelieferte Schutzhülle verhindert durch kleine Noppen, dass das Kazam Tornado 348 auf der Rückseite flach aufliegt und den Lautsprecher verdeckt.

Fazit

Kazam hat für seinen Werbespot mit einer leicht bekleideten Frau beim Bügeln einer Bluse sehr viel Kritik geerntet. Fakt ist aber, dass das Handy schon sehr sexy aussieht und wirklich ultraflach ist. Dieser Umstand alleine macht aber noch kein gutes Handy, im Gegenteil: eigentlich lässt sich das Tornado 348 nur mit einer Schutzhülle täglich nutzen. „Nackt“ würde ich es höchstens zu einem eleganten Abendessen zu zweit bei Kerzenlicht empfehlen. Doch der Formfaktor ist — wie immer — Geschmackssache, also schau es dir an. Der Preis ist bei Kazam im Unterschied zur Konkurrenz deutlich höher (unter anderem Namen gibt es das Handy bereits unter 230 Euro). Da bei Kazam jedoch eine gratis Displayreparatur in den ersten 12 Monaten im Kaufpreis inbegriffen ist, finde ich das Preis-Leistungsverhältnis ok. Abgesehen von den erwähnten Kritikpunkten weist das Handy keine wirklichen Schwachstellen auf. Soll dein neues Handy also möglichst flach und sexy sein, dann ist das Tornado 348 eine gute Wahl.

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