Wenn man als Redakteur bereits mehr als 200 Smartphones in den Fingern hatte, fällt es zunehmend schwerer sich für ein bestimmtes Handy zu begeistern. Eine Ausnahme davon bilden „Exoten“, die hierzulande kaum jemand kennt. Um einen solchen Exoten handelt es sich auch beim P7 Xtreme von Allview Mobile, das wir in den vergangenen 14 Tagen ausgiebig getestet hatten.
Die Firma Allview aus Rumänien ist für uns kein unbeschriebenes Blatt. Wir hatten bereits mehrere Smartphones und Tablets im Test und üblicherweise bieten die Allview-Geräte ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis und – in praktisch allen Fällen – Dual-SIM-Support. Diese zwei Faktoren treffen auch auf das P7 Xtreme zu, das als Dual-SIM-Smartphone mit 4,7-Zoll-HD-Display, 16 GByte internem Speicher, Octacore-Prozessor von MediaTek (MT6592) und 13-Megapixel-Kamera auf der deutschen Homepage des Herstellers aktuell für 269 Euro den Besitzer wechselt.
Die Hardware
Das P7 Xtreme besteht aus einem Unibody-Gehäuse aus Kunststoff. Darunter verbirgt sich ein 2200-mAh-Akku, der laut Hersteller für maximal 8 bis 9 Stunden Gesprächszeit und 244 Stunden Standby-Zeit sorgt. Der Akku lässt sich durch den Benutzer nicht auswechseln. An der Unterseite des Gehäuses hat Allview die Anschlüsse für den 3,5mm Klinkenstecker und den Micro-USB-Anschluss verbaut. Links oben befindet sich der SIM-Slot, der zwei Micro-SIM-Karten Platz bietet. Hier müssen Sie unbedingt darauf achten, Micro-SIM-Karten und nicht etwa eine MicroSD-Karte einzusetzen. Auch eine Nano-SIM mit einem Adapter einzusetzen, sollten Sie nach Möglichkeit vermeiden, da sich sonst der Schacht auch mithilfe der mitgelieferten SIM-Nadel nicht mehr öffnen lässt. Einen MicroSD-Slot bringt das P7 Xtreme keinen mit, Sie müssen also mit den verbauten 16 GByte (wovon rund 12 GByte frei sind) auskommen. Rechts befinden sich Lautstärkewippe und Power-Button, die beide über einen angenehmen Druckpunkt verfügen.

Eine Besonderheit stellt die verbaute 13-Megapixelkamera dar, die sich um etwas mehr als 180° schwenken lässt und somit auch als Frontkamera dient. Mehr dazu weiter unten im Abschnitt Multimedia. Das P7 Xtreme ist sauber verarbeitet, ein leichter Rand schützt das IPS-Display bei Stürzen. Der mit 1280 x 720 Pixeln auflösende Touchscreen zeigt helle und kontrastreiche Farben an und schaltet bei sehr starkem Licht in einen besonders hellen Modus um. Nicht gefallen haben uns die drei Sensortasten. Sie sind bei Tageslicht deutlich zu wenig hell, sodass man das Handy quasi blind bedienen muss. Zudem sind wie bei Samsung-Geräten die Menü- und die Zurücktaste vertauscht. Daran muss man sich gewöhnen.
Das Allview P7 Xtreme besitzt zwei SIM-Kartenslots, von denen beide 3G-fähig sind, es lässt sich aber nur ein Slot jeweils als 3G-Modul benutzen. Sie müssen sich also Entscheiden, welche Karte das schnelle Internet bereitstellen soll. Ebenfalls vorhanden ist ein FM-Radio.
Die Software
Allview hat dem P7 Xtreme wie praktisch allen Modellen mit MediaTek-Prozessor Android 4.2.2 spendiert. Die vorinstallierte Android-Version basiert auf dem Open-Source-Projekt von Android, bringt aber auch sämtliche Google-Apps mit. Allview hat beim P7 Xtreme ein – wie wir finden – recht gewöhnungsbedürftiges Theme als Voreinstellung gewählt, es stehen aber fünf weitere Designs zur Auswahl bereit, darunter auch das Standard-Design von Android 4.2 mit den gewohnten Icons.
Die Performance des Android-Systems ist auf dem Papier sehr gut (2852 Punkte beim HTML-5-Benchmark von Vellamo, 28031 Punkte beim AnTuTu-Benchmark und 857 Zähler beim Metal-Benchmark von Vellamo), im täglichen Betrieb zeigen sich aber ab und zu Ruckler, die wir von anderen Geräten mit MediaTek-CPU zum Teil gewohnt sind. Hier fehlt schlicht das zweite GByte RAM, das P7 Xtreme verfügt nur über 1 GByte Hauptspeicher. Abgesehen von diesen Mikrohängern ist das Smartphone aber mehr als schnell genug.
Allview hat dem P7 Xtreme ein paar vorinstallierte Apps spendiert, die sich nicht löschen lassen. Dazu gehören die Antimalware-Lösung von Bitdefender und die Office Suite 7 von MobiSystems (Testversion). Daneben gib es auch einen Dateimanager, eine Kompass-App und viele weitere kleine Tools.
Es kommt selten vor, dass uns spezielle Änderungen des Herstellers gefallen, aber Allview hat viele kleine Dinge in die Firmware integriert, die praktisch und sinnvoll sind. Dazu gehört zum Beispiel die eigenen Dialer-App. Sie besitzt einen separaten Button, um ein Gespräch aufzuzeichnen und eine integrierte Notiz-Funktion. Gut gefallen hat uns auch der SoftManager. Die App kümmert sich nicht nur um die Deinstallation von App, sondern arbeitet auch als Permission-Manger und Task-Killer, um RAM und Speicher freizuschaufeln. Für jede Aufgabe gibt es zudem die Möglichkeit, die Standard-App festzulegen. Das sind Dinge, die sich zwar auch mit den Bordmitteln von Android (mehr oder weniger) lösen lassen, aber alles andere als intuitiv sind.

Ein Blick in die Einstellungen zeigt ebenfalls, dass Allview recht viele Änderungen am System vorgenommen hat. Es gibt zahlreiche Quicksettings, die sich beliebig anordnen und erweitern lassen. Die Einstellungen selbst sind in eine schlichte Ansicht und die von Android gewohnte ausführliche Liste geteilt. In der detaillierten Ansicht finden sich praktische Tools, wie System-Backup, Flugmodus nach Zeitplan schalten oder die Option, um die Sensortasten zu deaktivieren und durch Software-Buttons zu ersetzen. Hier erhalten Sie dann einen kleinen weißen Kreis auf dem Display, der die typischen Navigationsbutton von Android anzeigt.

Auch beim Design hat sich Allview etwas tolles einfallen lassen: Über ein Widget schalten Sie einfach zwischen den vorhandenen Hintergrundbildern um, ohne dazu in irgendwelche Einstellungen wechseln zu müssen. Einfach einmal antippen und schon ist das Hintergrundbild geändert.
Generell können wir die vorinstallierten Tools von Allview wirklich empfehlen. Wir empfanden zu keiner Zeit den Eindruck, dass das Telefon Bloatware enthalte. Zufrieden waren wir auch mit der Akkulaufzeit des P7 Xtreme und dem GPS-Modul (nur A-GPS, benötigt also zur ersten Standortermittlung eine Internetverbindung). Die Standortbestimmung funktioniert sehr schnell und auch bei intensiven Aufgaben wie Ingress-Spielen geht das Handy nicht in die Knie. Bei der üblichen Nutzung mit etwas Telefonie, E-Mail und Chat sollten Sie also problemlos über den Tag kommen. Im Standby-Modus hält das P7 Xtreme bis zu einer Woche durch.
Die Kamera
Eine drehbare Kamera ist nichts neues und bereits vom Oppo N1/Mini bekannt. Wir hatten ehrlich gesagt keine besonders hohen Erwartungen an das 13-Megapixel-Modul, da bei den China-Smartphones üblicherweise die Kamera einer der größten Schwachpunkte ist (abgesehen vom Wiko Cink Peax 2). Das P7 Xtreme hat uns aber positiv überrascht. Die Kamera schießt bei guten Lichtverhältnissen sehr schöne, detailreiche Fotos. Im Unterschied zu anderen Smartphones sind die Bilder auch dann noch scharf, wenn Sie zu 100 Prozent vergrößern. Das bedeutet auch, dass Sie super hochauflösende Bilder mit der Frontkamera erstellen können. Das Schwenkbare Modul ist zudem praktisch, um zum Beispiel Makroaufnahmen zu erstellen. Die Kamera macht aber nicht nur gute Fotos, sondern löst auch relativ schnell aus und fokussiert flott. Sind Sie also auf der Suchen nach einem Dual-SIM-Smartphone, das sich auch als Fotohandy eignet, dann können Sie beim P7 Xtreme mit der weiteren Suche aufhören.
Für gelungene Schnapschüsse sorgt auch die Option, dass automatisch die Kamera-App startet, wenn Sie das Kameramodul drehen. So schießen Sie innerhalb einer Sekunde ein Foto, ohne dazu das Handy entsperren oder eine Taste drücken zu müssen. Diese Option lässt sich in den Einstellungen auch deaktivieren.
Qualitätseinbußen gibt es lediglich bei schlechtem oder sehr schlechtem Licht: Hier fällt die Qualität recht schnell zurück.

Kritikpunkte
Mit der automatischen Displayhelligkeit des P7 Xtreme konnten wir uns gar nicht anfreunden. Das Display reagiert viel zu schnell auf kleinste Lichtveränderungen und schaltet auch sehr schnell die Hintergrundbeleuchtung zurück. Hier bietet sich eine manuelle Einstellung an, die nicht zu dunkel ist. Ebenfalls nur ein Genügend erhält das Allview-Smartphone von Android User für den verbauten Lautsprecher auf der Geräterückseite. Er sorgt für einen recht dünnen Sound und ist der einzige Lautsprecher bei der Multimedia-Wiedergabe. Die Gesprächsqualität des P7 Xtreme ist gut, aber nicht top. Wie oben bereits erwähnt, leistet sich das Android-System ab und zu Mikroaufhänger. Diese lassen sich aber verkraften.
Das P7 Xtreme von Allview ist das erste Smartphone, das einen für unsere Ansprüche zu sanften Vibramotor besitzt. Das ist aber Geschmackssache, wie so vieles. Unbedingt ändern muss Allview hingegen die Standardeinstellungen für das Roaming. Bei unserem Modell war nach der Inbetriebnahme für beide SIM-Slots das Datenroaming aktiviert. Das kann Sie unter Umständen teuer zu stehen kommen.

Fazit
Sinnvolle, praktische Ergänzungen anstelle von unnötiger Bloatware machen das Allview P7 Xtreme für uns zu einem Top-Smartphone zu einem guten Preis. Die drehbare 13-Megapixel-Kamera sorgt zudem für Selfies (und Videotelefonie) in einer bisher unbekannten Qualität. Kommen Sie mit 16 GByte internem Speicher, dem fest verbauten Akku und Android 4.2 klar, dann können wir das Allview P7 Xtreme absolut empfehlen.