Smartphone-Besitzer tragen quasi stets eine digitale Wanze mit sich herum und geben neben dem Standort auch weitere Daten preis. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Wanze entschärfen können.
Die Enthüllungen von Edward Snowden haben gezeigt, wie ungeschützt die Privatsphäre jedes Einzelnen ist. Smartphones sind ein Schlaraffenland für Geheimdienste: Alle persönlichen Daten finden sich versammelt an einem Platz. Über Kontakte, Kalender und persönliche Fotos bis hin zu E-Mails, Chatverläufen und sogar Kontoinformationen sind alle Daten auf den kleinen Computern gespeichert. Die meisten großen Internetfirmen stammen aus den USA. Da die dortigen Behörden nach aktuellem Wissensstand ein relativ leichtes Spiel haben, an die Daten heranzukommen, müssen Sie davon ausgehen, dass ein Teil Ihrer Privatsphäre nicht wirklich existiert. Auch in Deutschland lesen die Behörden viele Informationen mit. Doch Sie müssen Ihre Daten nicht leichtsinnig preisgeben: Mit einigen Tricks und Tipps bewahren Sie Ihre Privatsphäre so gut wie möglich trotz Smartphone.
Keine Panik!
Die in diesem Artikel geschilderten Einstellungen sind Vorsichtsmaßnahmen, die Ihnen bewusst sein sollten, die Sie aber nicht nutzen müssen, wenn Sie zum Beispiel auf die Ortung via Mobilfunknetz für bestimmte Apps nicht verzichten möchten. Jeder Nutzer muss seine eigene Entscheidung treffen, welche Daten er im Internet preisgeben möchte. Zwischen panischer Paranoia und leichtsinniger Freigabe gilt es also, einen guten Kompromiss zu schließen. Es kann genauso sinnvoll sein, seinen Standort permanent öffentlich freizugeben, als zu versuchen, ihn komplett zu verheimlichen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen!
Standortfreigabe
Sie hinterlassen bei jedem Streifzug durch das Internet Spuren, die wiederum von anderen gelesen und gespeichert werden können. Durch die IP-Adresse, die Sie zwingend bekannt geben müssen, wenn Sie eine Webseite besuchen, kann bereits jeder Webseitenbetreiber Ihren ungefähren Standort ermitteln [1]. Über Cookies lässt sich zudem Ihr Surfverhalten weiter analysieren. Deutlich mehr Informationen geben Sie an den Hersteller des Browsers weiter. Dieser ist in der Lage, Ihre aufgerufenen Webseiten, eingegebenen Passwörter und viele weitere Daten zu speichern. Google, Microsoft, die Mozilla Foundation oder Opera sind bekannte Browserhersteller. Wenn Sie einen Browser dieser Firmen nutzen, dann können Sie – relativ – sicher sein, dass Ihre gespeicherten Passwörter nicht missbraucht werden. Doch was ist mit den vielen alternativen Browsern bei Google Play, hinter denen unbekannte Entwickler stehen?
Neben der IP-Adresse besteht auf dem Handy die Möglichkeit, eine genaue Ortung durch das Mobilfunksignal durchzuführen. Bis auf wenige Meter genau kann man Sie via GPS orten. All diese Informationen stehen auch einer Browser-App zur Verfügung, wenn die App die Rechte bei der Installation beantragt und zugeteilt bekommen hat.
Google Chrome
Wir zeigen Ihnen die zur Verfügung stehenden Optionen anhand von Google Chrome, ähnliche Einstellungen gibt es aber in jedem anderen Browser auch, auch beim Standardbrowser von Android. Öffnen Sie also den von Ihnen präferierten Browser und navigieren Sie in die Einstellungen. Bei Chrome klicken Sie auf die Menütaste beziehungsweise auf das Symbol mit den drei Punkten und wählen Sie Einstellungen. Als ersten Punkt bekommen Sie gleich die Synchronisation mit Ihrem Google-Account angezeigt. Legen Sie viel Wert auf Ihre Privatsphäre, dann sollten Sie diese deaktivieren. Denn damit Google etwas synchronisieren kann, müssen erst einmal die Daten gespeichert werden. Am einfachsten und am schnellsten beenden Sie den Datenaustausch mit den Google-Servern, indem Sie das Konto komplett aus dem Browser entfernen. Am unteren Displayrand gibt es hierfür einen Button mit der Aufschrift Verbindung zum Google-Konto trennen. Diesen Schritt lässt sich die Anwendung einmal bestätigen. Anschließend taucht in den Einstellungen der Punkt mit Ihrem Google-Konto nicht mehr auf, stattdessen befindet sich ganz unten ein Button In Chrome anmelden.

Unabhängig davon, ob Chrome mit dem Google-Konto verbunden ist, speichert der Browser in der Grundeinstellung Passwörter, um dann beim erneuten Aufruf einer Seite Ihnen die Anmeldung abzunehmen. Das klingt zunächst einmal sehr bequem (ist es auch), bedeutet aber auch, dass der Browser die Passwörter für alle Ihre benutzten Dienste kennt und eventuell auch in der Cloud speichert. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen vor allem bei unbekannten Browser-Apps, auf diese bequeme Möglichkeit zu verzichten und sich lieber ein paar Passwörter zu merken. In Google Chrome schalten Sie die Funktion einfach mit dem An/Aus-Switch unter Passwörter speichern aus. Hier finden Sie auch eine Liste der Webseiten, deren Passwörter der Browser bereits gespeichert hat und bei denen Sie das Sichern verboten haben.
Auch Kleinvieh macht Mist
Nun kommen Sie zu den erweiterten Einstellungen von Chrome. Unter diesem Titel sind Dinge wie die Do Not Track-Funktion, Cookies und JavaScript zusammengefasst. Beginnen Sie mit der Kategorie Datenschutz. Dort gibt es zwei relevante Optionen. Bei der Aktivierung von Do Not Track sendet der Browser bei jedem Zugriff auf eine Webseite eine sogenannte Do-Not-Track-Anforderung mit. Anhand dieser Information weiß dann eine Webseite, dass Sie Ihnen zum Beispiel keine personalisierte Werbung anzeigen und Ihren Besuch nicht speichern soll. Inwieweit ein einzelner Anbieter diese Anforderung akzeptiert und entsprechend interpretiert, können Sie jedoch nicht nachvollziehen: Es hängt komplett vom Seitenbetreiber ab. Insofern bietet die Option keinerlei Sicherheit.
Zusätzlich zu diesem Feature befindet sich ganz unten der Button zum Löschen der Browserdaten. Über diesen können Sie die vom Browser gespeicherten Daten wie Verlauf, Cookies, AutoFill-Daten und Passwörter auf einen Schlag löschen. Das sollten Sie in jedem Fall als Erstes tun, wenn Sie beim Aufräumen sind.

Die letzte für die Privatsphäre interessante Kategorie im Browser sind die Inhaltseinstellungen. Eine Reihe von Optionen ermöglicht hier den erheblichen Ausbau Ihrer Privatsphäre. Über den Eintrag Cookies zulassen, schalten Sie die Schnüffelkekse ab. Cookies sind eine Art Krümel, die Webseiten auf Ihren Geräten speichern. Häufig werden diese verwendet, um zu erkennen, ob Sie sich bereits auf einer Webseite angemeldet haben oder eben nicht. Anhand dieser kleinen Informationsdateien ist aber auch eine Nachverfolgung möglich: Denn durch wiederholtes Auslesen und Setzen von Cookies können Webseitenbetreiber Ihr Gerät und somit Sie selbst einwandfrei identifizieren, auch wenn Sie mit einer anderen IP-Adresse unterwegs sind.
Ein Anbieter erkennt via Cookie, ob Sie bereits auf seiner Seite waren oder das erste Mal da sind. Er sieht, wann Sie zuletzt da waren, welche Seiten Sie zuletzt bei ihm aufgerufen haben und so weiter. Auch personalisierte Werbung kann durch Cookies geschaltet werden. Durch die Deaktivierung gewinnen Sie also ein deutliches Stück Privatsphäre, verlieren aber auch an Komfort. So verweigern einige Webseiten die Nutzung komplett, wenn die Cookies deaktiviert sind. Die meisten Webseiten nutzen Cookies nicht, um Sie auszuspionieren, sondern um spezielle Funktionen anzubieten. So lässt sich zum Beispiel durch eine Kombination von Cookie und IP-Adresse bei Abstimmungen verhindern, dass jemand doppelt abstimmt.
Ähnlich sieht die Situation mit JavaScript aktivieren aus. Durch die Möglichkeit zur Ausführung von JavaScript-Code erlangt der Webseitenanbieter viele Informationen über Ihr Gerät und Ihr Verhalten. Aber ohne die Ausführung von JavaScript-Code im Browser ist die Benutzung mancher Webseiten erheblich eingeschränkt oder sogar unmöglich. Möchten Sie Ihre Privatsphäre bestmöglich schützen, empfehlen wir aber die Deaktivierung von JavaScript und das Verbieten von Cookies. Entfernen Sie dazu einfach die zwei entsprechenden Haken in den Inhaltseinstellungen.

Manche Webseiten ermöglichen Sprach- und Videoanrufe. Doch auch diese Funktion birgt die Gefahr, missbraucht zu werden. Deshalb sollten Sie grundsätzlich den Zugriff auf Kamera und Mikrofon verbieten und die Funktion nur dann aktivieren, wenn Sie sie explizit benötigen. In der Grundeinstellung ist diese Option in Chrome deaktiviert.
Wenn Sie die genannten Punkte alle berücksichtigen, surfen Sie mit Google Chrome deutlich geschützter durch das Netz und hinterlassen viel weniger Spuren.
Android-Einstellungen
Seitdem es Smartphones gibt, halten Ortungsfunktionen über GPS oder das Mobilfunknetz in die Geräte Einzug. Damit kommen viele nützliche Apps auf Ihr Gerät, die den Standort sinnvoll nutzen, um Ihnen einen Mehrwert zu bieten: Wetter-Widgets finden dadurch Ihren aktuellen Aufenthaltsort automatisch heraus, und Navigationsapps sind überhaupt erst dank GPS möglich.
Welche App wann und wie oft auf Ihren Standort zugreift, können Sie in aktuellen Android-Versionen überprüfen [2]. Doch was die Apps mit den Daten dann machen, darauf haben Sie keinen Einfluss mehr. In den Android-Einstellungen Ihres Handys finden Sie eine Kategorie Standort. Hier legen Sie zunächst einmal mit dem Schalter in der oberen Leiste fest, ob Sie generell die Standortfreigabe aktiviert haben möchten. Als nächsten Punkt bestimmen Sie den gewünschten Modus, wie der Standort ermittelt werden soll. Es stehen Ihnen drei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen die Bestimmung des Standorts nur anhand von GPS (Nur Gerät). GPS ist bis auf wenige Meter genau und braucht in der Regel einige Sekunden, bis die Ortung steht. Die andere Option ist die alleinige Nutzung von WLAN und Mobilfunknetzen (Stromsparfunktion). Hierbei ist der ermittelte Standort deutlich ungenauer, aber erheblich schneller bekannt, und das GPS muss dazu nicht aktiv sein. Die dritte und letzte Auswahlmöglichkeit besteht aus der Kombination der beiden anderen Verfahren (Hohe Genauigkeit). Um die Privatsphäre zu schützen, ist es ratsam, die Freigabe des Standortes für Apps komplett zu deaktivieren und den Standort nur dann freizugeben, wenn Sie Apps benutzen, die diese Option benötigen. Versuchen Sie es dann zuerst mit der Einstellung für die WLAN- und Mobilfunknetze. Diese braucht weniger Strom und ist auch nicht ganz so genau.
In den Standorteinstellungen erhalten Sie auch einen Überblick über alle Apps, die in letzter Zeit Ihren Standort ermittelt haben.
Standortbericht deaktivieren
Ganz am Ende der Standorteinstellungen gibt es den Punkt Standortbericht von Google. Bei der Einrichtung jedes Android-Geräts werden Sie gefragt, ob Sie dieses Feature aktivieren möchten. In solchen Situationen macht man sich häufig keine Gedanken über mögliche Auswirkungen und Folgen, und der Haken wird einfach gesetzt. Wenn Sie den Google-Standortbericht und / oder den Google-Standortverlauf aktiviert haben, zeichnet Google permanent Ihre Position auf und speichert diese als Verlauf in Verbindung mit Ihrem Google-Konto. Möchten Sie das nicht, dann müssen Sie den Standortbericht und den Standortverlauf ausschalten. Dabei werden auch die bisher gesammelten Daten gelöscht [3].
Zu guter Letzt ist es noch ratsam, die Sicherung der Daten auf den Google-Servern zu deaktivieren. Unter dem Einstellungspunkt Sichern & zurücksetzen in den Android-Einstellungen finden Sie die entsprechende Option Meine Daten sichern.
Eventuell haben Sie schon bei der Einrichtung des Handys dieses Feature aktiviert. Das hat wieder zur Folge, dass sicherheitsrelevante Daten wie WLAN-Passwörter und andere Einstellungen auf den Google-Servern gespeichert werden. Entfernen Sie den Haken bei der Checkbox, und schon bleibt das WLAN-Passwort nur lokal gespeichert. Neben den Passwörtern merkt sich Google auch das persönliche Wörterbuch und die Liste der installierten Apps. Das hat den Vorteil, dass Sie beim Setup eines neuen Android-Handys praktisch nichts mehr von Hand machen müssen. Wie bei jeder Einstellung verlieren Sie also auch hier etwas an Komfort, gewinnen aber sehr viel an persönlicher Sicherheit.
Persönliche Anzeigen
Werbung ist etwas Tolles: Es gibt Leute, die schauen im TV lieber die Werbung als das eigentliche Programm, weil Werbung mehr Spaß macht. Wieder andere Leute hassen jede Form von Reklame und installieren Werbeblocker. Doch auch Adblocker führen ein Tracking durch, sodass auch diese Lösung Schwächen zeigt. Egal, wie Sie es anstellen: Anzeigen gibt es auch auf dem Android-Handy und Sie haben es in der Hand, ob diese personalisiert sein sollen oder ob Sie Anzeigen über entsprechende Root-Apps komplett blockieren. Falls Chrome mit Ihrem Google-Konto verbunden ist (siehe oben), speichert Google zudem auch die besuchten Webseiten, um Ihnen passende Reklameangebote zu unterbreiten.
Wenn Ihr Handy nicht gerootet ist, können Sie die Werbung nicht komplett blockieren. Aber über die App Google Einstellungen haben Sie die Möglichkeit, die personalisierten Ads ein- und auszuschalten und Ihre Tracking-ID für die Reklame zurückzusetzen. Sie können aber auch gewisse Interessensbereiche komplett ausblenden. Das ist zum Beispiel dann praktisch, wenn Sie Ihrer Liebsten zu Weihnachten "Shades of Grey" gekauft haben und in den nachfolgenden paar Tagen nicht unbedingt Anzeigen zu ähnlichen Büchern und Themen sehen möchten.
Klicken Sie in den Google-Einstellungen auf den Eintrag Anzeigen, sehen Sie ganz zuoberst Ihre Werbe-ID. Diese benutzen Google und Partner von Google, um Ihnen personalisierte Werbung anzuzeigen: Sie suchen nach einem Hotel in Barcelona, dann erscheinen im Browser Anzeigen zu Barcelona oder zum Hotel. Sie haben die Webseite eines Mobilfunkanbieters besucht, dann erhalten Sie Anzeigen von diesem und so weiter. Über die Checkbox Interessenbezogene Anzeigen deaktivieren schalten Sie dieses Verhalten (nicht die Anzeigen an sich) ab. Google zeigt dann irgendwelche Anzeigen an. Möchten Sie die über Sie gesammelten Daten löschen und komplett neue Anzeigen bekommen, ohne die personalisierte Werbung auszuschalten, dann tippen Sie auf Werbe-ID zurücksetzen und bestätigen Sie die Sicherheitsabfrage.
Falls Sie die personalisierten Anzeigen beibehalten, die Tracking-ID nicht löschen, aber die Auswahl der angezeigten Anzeigen ändern möchten, tippen Sie auf den Eintrag Anzeigeneinstellungen. Er öffnet die entsprechende Google-Supportseite im Browser, und Sie können über den Link Anzeigeneinstellungen anpassen die Reklame von Drittanbietern und von Google ändern. Ein Blick auf diese Seite [4], die Sie auch über Ihr Google-Konto erreichen, lohnt sich in jedem Fall, da Sie dort auch sehen, welche Informationen Google über Sie gespeichert hat. Hier können Sie auch festlegen, ob die interessenbezogenen Anzeigen nur im Web oder nur bei den Google-Apps erscheinen sollen.
Fazit
Durch die vielen kleinen, aber wichtigen Häkchen in den Einstellungen schreiben Sie Ihrem Smartphone recht detailliert vor, was es über Sie im Internet und gegenüber den Google-Servern preisgibt. Mit den richtigen Einstellungen verringern Sie Ihre Datenspur im Netz und erschweren privaten Firmen, aber auch den Behörden die Schnüffelei in Ihren Daten. Inwieweit Sie dafür auf etwas Komfort verzichten möchten, müssen Sie selbst entscheiden.
Infos
- Standortermittlung via IP-Adresse: http://utrace.de
- Rechte nachträglich einschränken: https://www.android-user.de/Apps/Update-Verstecktes-Feature-Android-4.3-unterstuetzt-nachtraegliche-Rechtebeschraenkung
- Standortverlauf erklärt: https://www.android-user.de/News/Wussten-Sie-wo-Sie-vor-14-Tagen-waren-Google-weiss-es!-So-deaktivieren-Sie-Googles-Location-History
- Anzeigeneinstellungen bei Google: http://www.google.com/settings/ads