Kann man mit Apps aus dem Play Store illegal Filme herunterladen? Und wenn ja, wie funktionieren diese Apps und warum löscht Google sie nicht? Im Rahmen einer Recherche zu diesem Thema sind wir auch auf die Apps Movie Tube HD und Movies Now Hollywood gestoßen und haben Erstaunliches festgestellt.
Google räumt täglich Apps aus dem Play Store, die gegen die Richtlinien des App-Ladens verstoßen oder bei denen Urheberrechtsverletzungen auftreten. Da wunderte es uns natürlich, warum es Apps bei Google Play gibt, mit denen man Hollywood-Blockbuster bereits vor dem Kinostart in den USA oder kurz danach auch hierzulande anschauen kann. Wir recherchierten nach den entsprechenden Apps und werden in einer späteren Ausgabe von Android User einen detaillierten Bericht veröffentlichen. Doch bereits jetzt sind uns die gesammelten Infos einen Beitrag wert.
YouTube macht’s möglich
Die Piratenbucht oder die Boerse sind zwar immer noch beliebte Anlaufstellen für alle, die auf der Suche nach gratis Filmen sind, inzwischen gibt es die meisten Blockbuster aber einfach auf YouTube als Stream. Hier werden die Filme hochgeladen und man verlässt sich darauf, dass sich bei YouTube niemand beschwert. So kann es vorkommen, dass ein relativ neuer Kinofilm über Tage oder sogar Wochen bei YouTube verfügbar ist, bevor dieser (per Zufall) von jemandem beanstandet wird und von Google entfernt wird.
Aktuelle Kinofilme über eine Android-App anzuschauen oder sogar herunterzuladen, ist kinderleicht.
Während es bei den meisten Filesharing-Netzwerken relativ einfach ist, über eine Suche an einen bestimmten Kinofilm zu gelangen, braucht es bei YouTube schon etwas mehr Geschick. So findet zum Beispiel eine Suche nach „Hangover 3 Full Movie“ über 140.000 Treffer. Hier den Film in voller Länge zu finden, braucht schon etwas Geduld und Geschick, zumal es auch etliche Videos gibt, die lediglich ein paar Sekunden lang sind und im Video, im Vorschaubild oder in der Beschreibung eine KurzURL enthalten, die zum angeblichen Download führt. Auch diese Videos benennen sich natürlich so, um möglichst gut gefunden zu werden.
Die App als Lösung
Die Lösung des Problems ist ganz einfach. Man programmiert eine App und stellt diese bei Google Play ein. Die App füttert man dann mit den Daten der Filme, die man frisch zu YouTube hochlädt. Wird der Film von Google gelöscht und kurze Zeit später auch der YouTube-Account gesperrt, stellt man das Material halt einfach über einen neuen Account online und frischt die App-Daten auf. So ist sichergestellt, dass die User immer das passende Futter in der App finden. Die Anbieter der Apps berufen sich in den Beschreibungen der Anwendung darauf, lediglich Filme von YouTube abzuspielen, die frei verfügbar seinen. Es ist aber ganz klar, dass es sich hier um ein illegales Angebot handelt.
Besonders beliebte Filme stehen gleich in mehreren Versionen zum Anschauen bereit.
Bis an diesen Punkt der Recherche dachten wir, dass solche Apps Hobbyprojekte sind. Dem ist aber nicht so. Denn über den Download und die Nutzung der Android-Apps lässt sich natürlich Geld verdienen, sodass es sich hier um ein professionelles Business handelt. Das erkannten wir daran, dass von Google gelöschte Apps innerhalb kürzester Zeit, aber in der Regel noch am gleichen Tag unter einem anderen Account und einem ähnlichen Namen wieder online sind. Manchmal werden auch gleich zwei identische Apps eingestellt. Entfernt Google eine davon, kann man die Nutzer immer noch über die zweite erreichen und hat so stets mindestens eine App im Play Store.
Im Unterschied zu YouTube gibt es bei Google Play nur eine überschaubare Zahl an Apps, die sich Movie Tube HD oder Movies Now Hollywood nennen (um hier nur zwei von vielen Beispielen zu nennen). So erreichen diese Apps innerhalb einer Woche nicht selten mehr als eine halbe Million Downloads, wodurch sich dann mit Anzeigen schon etwas Geld verdienen lässt. Dabei setzen die Hintermänner nicht auf klassische Google-Anzeigen, da Google die Auszahlung von Google Play und YouTube absichtlich zurückbehält, um in solchen Fällen nichts auszahlen zu müssen. Auch in den YouTube-Videos sind aus dem gleichen Grund keine Anzeigen eingebaut. Dafür bekommen Sie allerlei Anzeigen von absolut seriös bis Abofalle angezeigt, die Macher sind hier nicht wählerisch.
Am 7. Oktober bemerkten wir, dass einige der von uns beobachteten Apps gelöscht wurden. Am 8. Oktober waren praktisch alle unter leicht abgeändertem Namen wieder im Play Store.
Die App-Programmierer gehen sogar noch einen Schritt weiter: Da viele Filme von YouTube innerhalb weniger Wochen wieder gelöscht werden, gibt es separate Apps, die dem Nutzer täglich per Push-Meldung mitteilen, welche Blockbuster gerade bei YouTube gelandet sind. Über weitere Apps lassen sich die meisten YouTube-Filme dann auch auf dem Handy oder Tablets speichern.
Innerhalb einer Woche verzeichnete diese App mehr als eine halbe Million Downloads.
Vorsicht vor illegalen Apps!
Mal abgesehen, dass man sich in Deutschland mit dem Download von Filmen, die der Urheber nicht zum Download freigegeben hat, strafbar macht, stecken in den Apps nicht selten auch aggressive Anzeigen oder sogar Abofallen. Auch bei den Apps mit Push-Funktion sollten Sie sehr vorsichtig sein, da in unseren Tests zwei der Apps äußerst fragwürdige Berechtigungen verlangten (Display-Sperre deaktivieren, Konten abrufen). Es gibt inzwischen mit Amazon, Google Play Movies, Watchever, und zahlreichen weiteren Online-Videotheken genügend Angebote, um legal an die entsprechenden Filme zu gelangen.
Unsere Recherchen haben aber einmal mehr gezeigt, dass Google keine Kontrolle über die Apps im Play Store hat. Die Apps haben meistens den gleichen Namen und auch der Code der Apps dürfte zu 99 Prozent indentisch sein. Dennoch schaffen es die Entwickler problemlos, immer wieder neue Versionen einzustellen. So bietet ihnen Google mit der Kombination aus dem Play Store und YouTube die ideale Plattform, um illegal Filme zu verbreiten. Fortsetzung folgt…