Google Chromecast ist seit kurzer Zeit auch hierzulande offiziell erhältlich. Der kleine HDMI-Stick bootet ein Linux-System, über das sich Filme und Musik auf einem großen TV-Gerät mit HDMI-Eingang anschauen lassen. Mit 35 Euro fällt der Preis sehr moderat aus, doch ist der Dongle überhaupt sein Geld wert?
Zum Preis von 35 Euro ist der Chromecast-Dongle ein „Nobrainer“, also ein Produkt, bei dem man gar nicht nachdenkt, ob man es braucht oder nicht. Einfach an den großen Fernseher anschließen, WiFi einrichten und schon kann man YouTube, Watchever und ein paar andere Apps (siehe auch unseren Artikel zu den Möglichkeiten von Chromecast) über den Google-Dongle genießen. Doch spätestens, wenn die erste Freude vorüber ist, stellt sich die Frage: war es das schon oder was kann ich mit dem Dongle noch machen?
Schlecht für unterwegs, auch zu Hause nicht optimal
Wenn Sie über ein Handy mit HDMI-Ausgang (Micro-HDMI, MHL oder Slimport) verfügen und die Übertragung auf einen größeren Display nicht nur zu Hause sondern auch mal unterwegs nutzen möchten, dann werden Sie am Chromecast-Dongle keine allzu große Freude haben. Das hängt unter anderem daran, dass der Dongle sich zunächst stets ins WiFi-Netzwerk einwählen und eine Internetanbindung haben muss. Zudem braucht er eine externe Stromversorgung. Denkbar unpraktisch ist der Chromecast-Dongle also zum Beispiel, um in der Schule oder bei einer Firma eine Präsentation zu halten. Denn haben Sie das Setup hinter sich, dann müssen Sie zunächst dafür sorgen, dass die Präsentation irgendwie vom Chromecast verarbeitet werden kann. Das klappt via Notebook/Smartphone und einer Präsentation in Google Drive halbwegs vernünftig, aber eben nur in dieser Konstellation — und stets eine Internetanbindung vorausgesetzt. Das fertige PDF oder die PowerPoint-Präsentation einfach mal so über das Smartphone oder das Tablet vorzuführen, das haut mit dem Chromecast-Dongle nicht hin. Und seine Präsentation auf den eigenen Webserver hochzuladen, um sie dann über einen Tab in Chrome zu zeigen, ist bestimmt nicht jedermanns Ding.
Auch zu Hause ist der Dongle nicht unbedingt die bessere Lösung. Ein YouTube-Video abzuspielen, das klappt wunderbar und auch Musik aus der Cloud anzuhören, ist ein Kinderspiel. Mit alternativen Chromecast-Apps gelingt auch die Wiedergabe von lokalen Inhalten, nicht nur via Google. Doch spätestens beim Wunsch, ein tolles Spiel via Controller am TV-Gerät zu genießen oder den kompletten Inhalt des Android-Tablets/Smartphones zu spiegeln, kann der Chrome-Stick nicht mit einem Slimport-Adapter oder einem echten HDMI-Ausgang mithalten. Es gibt zwar inzwischen eine Handvoll Spiele, die Chromecast-fähig sind, aber das war’s dann auch schon.
Je nach TV-Gerät bzw. Stromversorgung ist der Dongle auch ein unnötiger Stromfresser. Steckt der Stick im Fernseher und bekommt aus einem externen Ladegerät Strom, dann verbraucht er auch im Standby durchs Band 2 Watt. Nur bei Fernsehern, die dem USB-Ausgang beim Ausschalten den Strom abdrehen, verbraucht der Dongle keinen Strom. 2 Watt sind zwar nicht die Welt, aber für ein Gadget, das man nur ab und zu mal braucht, immer noch zu viel. Bei der aktiven Nutzung weist der Chromecast-Dongle aber die deutlich bessere Ökobilanz auf: 2-3 Watt genügen im Betrieb und das Display des Tablets oder Smarpthones, das zur Steuerung benutzt wird, kann komplett ausgeschaltet werden. Über einen HDMI-Ausgang muss der Bildschirm immer an sein, sonst bricht die Verbindung ab.
Holen Sie sich den Chromecast-Dongle, wenn…
- Wenn Sie oft über YouTube oder andere Apps, die den Dongle bereits unterstützen, Filme schauen, dann sind die 35 Euro sehr gut investiert. Einfach über das Handy/Tablet den gewünschten Film auswählen und starten. Sie müssen sich weder um die Akkuanzeige des Tablets/Smartphones kümmern noch auf die anderweitige Nutzung verzichten. Eine Liste von Apps, die den Google-Stick unterstützen, finden Sie zum Beispiel über die App Cast Store für Chromecast oder einfach über eine Suche nach Chromecast bei Google Play. Viele der in den USA angepriesenen Inhalte wie Netflix sind hingegen in Europa nicht oder nur über Umwege erhältlich.
- Wenn Sie einen mit DRM-Verschlüsselung geschützten Video-Streaming-Dienst nutzen, der die Wiedergabe über HDMI gar nicht erst erlaubt, wie zum Beispiel bei Maxdome oder neuerdings auch bei Watchever.
- Wenn Sie den Stick als Investition in die Zukunft sehen und von den Apps und Erweiterungen für den Chrome-Browser profitieren möchten, die bereits in recht großer Anzahl vorhanden sind oder gerade in der Entwicklung stecken.
- Wenn Ihnen die oben genannten Einschränkungen beim Preis von 35 Euro egal sind („Nobrainer“).
- Wenn Ihr Handy/Tablet über keinen HDMI-Ausgang (Micro-HDMI, MHL, Slimport) verfügt.
In allen anderen Fällen werden Sie vermutlich an einem entsprechenden Adapter, der das Bild Ihres Androiden via Kabel auf das TV-Gerät überträgt mehr Freude haben. Zudem müssen Sie hier nichts einrichten. Einfach die passenden Stecker zusammenschieben und das Android-Gerät wie gewohnt bedienen. Entsprechende Kabel gibt es bei Amazon für weniger als 10 Euro.