Es gibt seit langer Zeit wieder einmal ein Update für das Team Win Recovery Project. Dabei handelt es sich um eine Art „alternativer Bootlader“ für sehr viele Android-Smartphones. Version 3.0 bringt sehr viele Neuerungen und ein modernes Design, wir haben TWRP 3.0 auf dem Nexus 5 angetestet.
TWRP ist für viele Modder und Android-Fans das Custom-Recovery schlechthin. Mit der neuen Version 3.0 zeigen die Macher auch ganz klar warum, TWRP ist schön, funktionell und jetzt auch in deiner Sprache verfügbar. Der Artikel erklärt kurz die Installation und geht im Anschluss auf die wichtigsten Neuerungen ein.
Custom Recovery – WTF?
Wenn du noch nie vom Team Win Recovery Project gehört hast, dann wunderst du dich vielleicht, wozu das Ganze? Nun über ein Custom Recovery kannst du tolle Dinge anstellen. Zum Beispiel ein Backup deines kompletten Systems anlegen oder dein Smartphone rooten oder ein komplett anderes Android-System installieren. Für ein Custom Recovery benötigst du normalerweise keine Root-Rechte, sondern nur einen entsperrten Bootloader. Root benötigst du nur dann, wenn der Hersteller das Entsperren des Bootlaoders nicht erlaubt. Vor dem Entsperren solltest du aber alle Daten sichern, denn dabei wird dein Smartphone auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt.
Die neue Version von TWRP installierst du genau gleich, wie alle vorherigen Versionen. Du öffnest die Webseite twrp.me und tippst hier oben auf den Eintrag Devices. Hier gibst du nun den Namen deines Smartphones ins Suchfeld ein und lädst die neueste verfügbare Version herunter. Die Entwickler raten aktuell noch dazu, bei der Version 2.x zu bleiben, bis die Kinderkrankheiten von TWRP 3.0 ausgemerzt sind, in meinen Tests konnte ich aber keine solche feststellen. Ob es eine neue TWRP-Version für dein Gerät gibt, verrät dir diese Seite, wenn du den Gerätenamen deines Androiden kennst: jenkins.twrp.me
Nach dem Download hast du also eine Datei mit dem Namen twrp-3.0.0-0-hammerhead.img
auf deinem Rechner, wobei hammerhead
für das Google LG Nexus 5 steht. Falls du ein anderes Smartphone benutzt, muss der Name deines Handys im Dateinamen drin stehen (zum Beispiel bacon für das Motorola Moto G), sonst wird die Installation nicht klappen… Das Custom Recovery ist rund 14 MByte groß.
„Führe diese Anleitung nur dann aus, wenn du genau begriffen hast, welcher Schritt was bewirkt und der Bootloader bereits entsperrt ist!“
Anschließend verbindest du dein Smartphone via USB-Kabel mit dem Rechner, auf dem du adb und fastboot installiert haben musst und schickst dein Smartphone über den Befehl
adb reboot bootloader
in den Fastboot-Modus. Hier installierst du nun das heruntergeladene Recovery über den Befehl
fastboot flash recovery twrp-3.0.0-0-hammerhead.img
auch hier musst du den Dateinamen deinem Smartphone/Tablet entsprechend anpassen, 1:1 kannst du das hier beschriebene nur dann übernehmen, wenn du ein Nexus 5 besitzt! Die Ausgabe sieht wie folgt aus:
marcel@linux-g5qb:~> fastboot flash recovery Downloads/twrp-3.0.0-0-hammerhead.img target reported max download size of 1073741824 bytes sending 'recovery' (14314 KB)... OKAY [ 0.647s] writing 'recovery'... OKAY [ 1.117s] finished. total time: 1.764s
Nach der Installation erfolgt auch gleich der wichtigste Schritt: Zum ersten Mal ins neue Recovery booten. Das klappt üblicherweise, indem du beim Systemstart die Lauter-Taste gedrückt hältst. Oft kannst du aber auch gleich aus dem Fastboot-Modus heraus über die Einträge das Recovery starten.
Was bringt die neue Version 3.0?
Zunächst mal ein sehr schön überarbeitetes Layout auf Basis von Android 6.0 (AOSP), für das sich der Entwickler z31s1g verantwortlich zeigt. Die wichtigste Neuerung überhaupt dürfte sich aber für Einsteiger im Thema hinter dem Menüpunkt Settings verbergen. Hier kannst du über den Globus oben ganz rechts Deutsch als Sprache auswählen.

Eine Verbesserung bietet die neue Version für alle, die bisher ein Theme eingesetzt haben. Falls dieses mit der aktuellen TWRP-Version nicht kompatibel ist, wird automatisch das Standard-Theme benutzt.

Wer kleine Arbeiten oft gleich aus dem Recovery aus erledigt, wird sich über das verbesserte Terminal freuen. Die zugehörige Tastatur enthält nun auch Pfeiltasten, sodass die Navigation im Terminal selbst deutlich leichter fällt. Den Dateimanager gibt es aber nachwievor auch.

Wenn du schon mit Android 6.0 „Marshmallow“ arbeitest, dann wirst du dich über den Support der neuen microSD-Kartenfunktion freuen (Adopted Storage). Auf unserem Nexus 5 konnten wir dieses Feature mangels entsprechendem Slot nicht testen. Ebenfalls neu für Marshmallow-Nutzer: Die Abfrage, ob man das Smartphone rooten möchte, erscheint nun nicht mehr. Mit Systemless Root von Chainfire ist diese Abfrage obsolet.

Dem TWRP-Entwickler HashBang173 ist es zu verdanken, dass man bei bestimmten Firmware-Dateien auch nur Teile davon installieren kann (sparse images). Auch dieses Feature konnte ich noch nicht testen.
Darüber hinaus haben die Entwickler auch zahlreiche Tools aufgefrischt, zum Beispiel für den Zugriff auf USB-Massenspeicher via OTG sowie Exfat- und Fuse-Dateisysteme. Eine Liste aller Neuerungen findet sich auf der TWRP-Homepage.
Probleme? Nö!
In meinen Tests konnte ich auf dem Nexus 5 keine nennenswerten Probleme feststellen, mal abgesehen davon, dass man sich an die deutsche Übersetzung etwas gewöhnen muss. Die Übersetzung ist aber sehr gut gelungen, es gibt keine erzwungenen Begriffe, wenn der englische Ausdruck besser passt, dann wird weiterhin dieser angezeigt.

Wie eingangs erwähnt, raten die Entwickler selbst aber noch dazu, nur dann die Version 3.0 auszuprobieren, wenn man problemlos auch wieder ein älteres Recovery installieren kann. Ich finde das Update rundum gelungen!