
2014 schuf das chinesische Start-Up OnePlus einen regelrechten Hype um sein erstes Smartphone. Über Monate hinweg ging es regelmäßig in einschlägigen Tech-Blogs nur um das OnePlus One. Als ,,Flaggschiff-Killer„ bezeichnet, konnte es zum Preis von einem Mittelklassegerät mit High-End Spezifikationen aufwarten, was den Hype nur verstärkte. Einzig die Verfügbarkeit war der große Haken. Daran hat sich auch beim OnePlus 2 nichts geändert. Was besser und was nur neu ist, verrät dir unser Testbericht.
Das in China übliche Invite-System führte beim Launch des OnePlus One vielerseits zu Frustration. Es waren schlichtweg zu wenig Geräte verfügbar und hierzulande war das System neu. Ende Juli präsentierte OnePlus dann den erwarteten Nachfolger des One — das OnePlus 2. Im Vorfeld wurde das Event in der Netzgemeinde mit Spannung erwartet. Hohe Erwartungen waren an das Unternehmen gerichtet — in der Frage, ob diese erfüllt wurden, teilen sich die Meinungen. Für die einen ist es der von OnePlus propagierte Flaggschiff-Killer 2016, für die anderen ein Mittelklasse-Smartphone mit schlechter Verfügbarkeit.
Dazu kommt, dass das neue Modell mit 399€ für die 64 GB Variante gute 100 Euro teurer ist, als der Vorgänger. Wie gut ist also das OnePlus 2? Ist der Preis gerechtfertigt und lohnt sich eventuell sogar ein Upgrade vom OnePlus One? Wir haben das OnePlus 2 mehrere Wochen intensiv getestet und klären nun mit diesem Testbericht alle Fragen.
Design und Verarbeitung
Die ersten Renderings und Leaks, wie das neue Smartphone aussehen sollte, tauchten bereits vor der offiziellen Vorstellung auf und sorgten zunächst für Kritik. Als das Gerät dann aber wirklich da war und sich richtig zeigte, verflog die erste Meinung bei den Meisten. Auf der Rückseite hat sich im Vergleich mit dem OnePlus One nicht sonderlich viel getan. Hier dominiert weiterhin die schwarze sandsteinartige (Sandstone Black) Rückseite. Die Kamera hingegen wurde leicht in ihrer Position verändert, ist jedoch weiterhin in den bekannten silbernen Rahmen eingelassen. Die Seiten des OnePlus 2 werden von einem Metallrahmen eingefasst, der sich sehr hochwertig anfühlt. An der oberen linken Seiten ist die 3,5m Klinken-Buchse zu finden, an der Unterseite der Mono-Lautsprecher und der USB-Type-C Anschluss.

Schaut man sich das Button-Placement an, fällt eine Veränderung zum OnePlus One auf. Power und Lautstärkenwippe befinden sich nämlich beim zweiten Modell von OnePlus direkt beieinander an der rechten Seite. Dafür hat das Unternehmen auf der linken Seite einen Switch eingebaut, der es — ähnlich wie beim iPhone — ermöglicht, zwischen Benachrichtigungsmodi hin und her zu schalten. Nach einer Eingewöhnungsphase ist das enge Button-Placement an der rechten Seite auch kein Problem mehr und man freut sich über die neuen Funktionalitäten des Switches.

Auf der komplett in schwarz gehaltenen Glasfront gibt es nicht sonderlich viel zu entdecken, hier steht weiterhin der Minimalismus im Vordergrund. Lediglich unter dem Bildschirm kann man eine spannende Neuerung entdecken — einen im Home-Button eingelassenen Fingerabdruck-Scanner. Doch ist der Home-Button nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, eine echte Taste, sondern wie die Zurück und Letzte-Apps-Taste auch lediglich ein kapazitiver Button ohne Druckpunkt.

Im Allgemeinen fühlt sich das OnePlus 2 äußerst hochwertig an und macht trotz seiner vergleichsweise großen Abmessungen von 151,8 x 74,9 x 9,85 mm und dem Gewicht von 175 Gramm einen angenehmen Eindruck in der Hand. Darüber hinaus hat es OnePlus endlich geschafft, die schon beim One versprochenen, austauschbaren Rückcover bereitzustellen.
So kann man bei der Bestellung seines Smartphones zwischen 4 Covern aus Bambus-, Kevlar, Aprikosen- und Rosenholz wählen und sie dann einfach wechseln. Diese Möglichkeit gibt noch mal einen größeren Spielraum, sein eigenes Smartphone zu individualisieren. Und zugegeben — so eine Holzrückseite wirkt schon edel. Eine komplette Personalisierung, wie sie Motorola mit dem Moto Maker anbietet, ist allerdings nicht möglich.

Software und Performance
Auf dem OnePlus One lief noch CyanogenMod. Die Zusammenarbeit ist mittlerweile aber Geschichte. OnePlus und Cyanogen sind keine Partner mehr, sodass für die Smartphones ein eigenes ROM her musste. Dazu hat OnePlus einige Entwickler des bekannten Paranoid ROMs eingekauft, die fleißig am sogenannten Oxygen OS arbeiten. Nachdem dieses ROM bereits für das One zur Verfügung steht, war klar, dass es auch auf dem OnePlus 2 zum Einsatz kommt.
Dadurch, dass Oxygen OS noch ein relativ neues ROM ist, beherbergt es längst noch nicht so viele Funktionen und Zusatzfeatures wie damals CyanogenMod, orientiert sich aber ebenfalls stark am Stock Android. Als Basis liegt Android 5.1.1 zugrunde, wann/ob ein Update auf Android 6 kommen soll, ist noch nicht bekannt. Wir rechnen aber fest damit.
Zu Beginn enthielt die Software auf dem OnePlus 2 noch einige gravierende Fehler und Bugs, zum Beispiel hängte es sich immer wieder beim Ein- bzw. Ausschalten des Flugmodus auf. Mit einem Update von Oxygen OS hat OnePlus aber größtenteils alle Kinderkrankheiten behoben, sodass man im Alltag mit dem 2 keine größeren Probleme hat. Kleinere Bugs findet man dennoch ab und zu, zukünftige Updates werden hier wohl Abhilfe schaffen.
Das OnePlus 2 kommt je nach Speichergröße mit 4 GB (64 GB-Version) bzw. 3 GB (16 GB-Version) Arbeitsspeicher daher. Das ist ordentlich viel und sorgt in Kombination mit dem Qualcomm Snapdragon 810 Prozessor und einer Adreno 430 Grafikeinheit für eine sehr gute Performance. Wir konnten in unseren Tests keinerlei Geschwindigkeitsprobleme feststellen. Alles läuft flüssig und smooth. Als auf dem Datenblatt des OnePlus 2 der Snapdragon 810 auftauchte, befürchteten viele, dass das OnePlus 2, ähnlich wie andere Smartphones mit diesem verbauten Prozessor, Hitzeprobleme haben würde.
„Ganz problemfrei arbeitet der Snapdragon 810 auch im OnePlus 2 nicht. Es wird deutlich wärmer als das OnePlus One.“
OnePlus wiegelte direkt ab und erklärte, dass beim OnePlus 2 eine entsprechende Bauweise dafür sorge, dass keine Probleme entstehen. In der Praxis können wir dem grundsätzlich zustimmen, bei normaler Nutzung spürt man keine erhöhte Wärmeentwicklung. Spielt man aber beispielsweise über längere Zeit ein grafisch aufwendiges Spiel oder übt eine andere hardwareintensive Aktivität aus, wird die Rückseite doch relativ schnell warm. Für mein Empfinden hält sich das noch in einem vertretbaren Rahmen, ganz problemfrei — wie OnePlus selbst vom OnePlus Two spricht — ist es aber nicht. Die spürbare Wärme ist ein gutes Zeichen dafür, dass das Ableiten der Hitze funktionert; ein cooles Phone fühlt sich aber definitiv anders an.

Besonderheiten
Laut OnePlus ist das 2 das erste Smartphone auf dem Massenmarkt, das mit einem USB-Type-C Port ausgestattet ist. Besonders an diesem ist, dass er von beiden Seiten passt, ähnlich wie Apples Lightning Stecker. Zum jetzigen Zeitpunkt kommen mit diesem neuen Anschluss aber Kompatibilitätsprobleme ins Haus, denn Micro-USB-Kabel passen entsprechend nicht mehr. Am besten besorgt man sich also gleich noch ein paar Kabel.
„Hol dir am besten bei Amazon gleich ein paar der neuen USB Type C Kabel!“
Als Highlight ist der Fingerabdruckscanner auf der Vorderseite zu sehen. Mit ihm lässt sich das Smartphone vor unbefugten Zugriffen schützen. Dabei funktioniert der Scanner äußerst schnell und zuverlässig, meistens erkennt das Gerät den Finger direkt beim ersten Auflegen. Der Sensor funktioniert wie bei den Huawei-Geräten ohne vorherige Aktivierung. Du musst also nicht zuerst das Display einschalten, damit dieser aktiv wird.

Das OnePlus 2 ist weiterhin das erste Smartphone von OnePlus mit Dual-SIM-Funktionalität. So lassen sich zwei SIM-Karten gleichzeitig nutzen, beispielsweise eine Daten-SIM-Karte und eine zum Telefonieren. Auch für Business-Anwender ist die Funktion interessant, da keine zwei Handys mehr benötigt werden. Zudem unterstützt das neue OnePlus-Gerät alle in Deutschland vertretenen LTE-Frequenzen, was beim One noch anders war. Diese Vorteile gegenüber dem OnePlus machen den Umstieg vom Vorgänger schmackhaft. NFC habe ich in den Tests nicht wirklich vermisst.
Display
Beim Bildschirm hat sich zum One nicht wirklich viel getan. Verbaut ist ein 5,5 Zoll großes LCD Display. Die Auflösung beträgt Full HD, was 1920 x 1080 Pixeln entspricht. So kommt das 2 auf 401 ppi — genau wie das One. Diesen Schritt von OnePlus begrüßen wir, ihr neues Gerät nicht mit einem QHD Display auszustatten und im Gegenzug dem Nutzer dafür mehr Akkuleistung zu lassen. Das Display des 2 kann mit guten Blickwinkeln und hoher Helligkeit punkten. Letztere ist uns in manchen Situationen sogar zu hell, abends/nachts würden wir uns wünschen, die Helligkeit noch weiter nach unten schrauben zu können. Ebenfalls machen die Farben und Kontraste des Bildschirms auf uns einen fast ausgewaschenen und blassen Eindruck, hier hätten wir uns eindeutig mehr erwartet. Geschützt wird die Vorderseite von Corning Gorilla Glas, eine Displayschutzfolie ist von Haus aus trotzdem angebracht.

Kamera
Im OnePlus 2 kommt ein 13-Megapixel-Sensor zum Einsatz. Optische Bildstabilisierung sorgt dafür, dass Fotos nicht so leicht verwackeln. Das klappte in unseren Tests erstaunlich gut und machte sich wirklich bemerkbar. Darüber hinaus hat das chinesische Unternehmen neben einem Dual-LED-Blitz die vom LG G3 bekannte Laser-Autofocus-Technik integriert. Das sorgt dafür, dass der Fokus beim 2 sehr zuverlässig und schnell arbeitet. Weniger gut hingegen finden wir die manchmal doch längere Auslösezeit, die dann den schnellen Fokus wieder zunichte machen kann.
„Die Kamera kann sich mit den besten Smartphones am Markt messen!“
Alles in allem macht die Kamera aber äußerst gute Bilder und kann sich bei guten Lichtverhältnissen mit den besten Smartphone-Kameras am Markt messen. Sobald aber schlechtere Lichtverhältnisse herrschen, beginnen die Fotos schnell zu rauschen. Zudem fokussiert die Kamera des OnePlus 2 im Video-Modus ständig neu, was zu unschönen Aufnahmen führt.

Die Kamera-App hat mit dem letzten System-Update viele Verbesserungen und neue Funktionen erhalten. Sie unterstützt nun auch einen manuellen Modus, der es erlaubt, Parameter wie Blende, Weißabgleich, Verschlusszeit und ISO komplett selbst festzulegen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit Zeitraffer und Zeitlupe-Aufnahmen (720p, 120 FPS) zu machen sowie Panoramen zu erstellen.
Akku
Auf dem Datenblatt ist der Akku des OnePlus 2 mit 3300 mAh aufgeführt, was theoretisch zu einer langen Nutzungsdauer führen sollte. Dem ist leider nicht so, denn der Snapdragon 810 geht anscheinend nicht gerade sparsam mit Strom um. Nicht selten hatten wir nach einem Arbeitstag schon abends nur noch wenige Prozent Energie übrig. Und das auch bei geringeren Screen-On-Zeiten von zwei bis drei Stunden.

Das schafft inzwischen selbst das Nexus 5 mit Android 6.0 ,,Marshmallow„. Vom OnePlus 2 haben wir uns mehr erhofft. Die fehlende Unterstützung für Wireless Charging, NFC und Quick Charging sind drei weitere Kritikpunkte, die bei einem als Flaggschiff-Killer angepriesenen Smartphone definitiv nicht existieren dürften.

„Drei Stunden Screen-On-Time SInd nicht genug. Hier haben wir deutlich mehr erwartet.“
Fazit
Zusammenfassend ist das OnePlus 2 ein solides Gerät mit mehreren Highlights wie einer tollen Verarbeitungsqualität und einem guten Fingerabdruckscanner. Auf der anderen Seite trüben negative Punkte wie die schlechte Akkulaufzeit und das nur durchschnittliche Display den positiven Eindruck. Features, die bei einem High-Ende Smartphone mittlerweile Standard sind, hat OnePlus ganz weggelassen. Und für 399€ zzgl. 20€ Versand ist das Gerät auch nicht mehr so günstig, wie der Vorgänger. So lässt sich sagen, dass das OnePlus 2 zwar nicht der versprochene Flaggschiff-Killer 2016 ist, aber dennoch ein Gerät, das in der Preisklasse in Erwägung gezogen werden sollte — sofern man an einen der raren Invite-Codes herankommt; denn das nervige Invite-System besteht immer noch.
Persönlich werde ich beim OnePlus 2 bleiben. Die etwas schwache Akkulaufzeit stört mich zwar, aber hier wird OnePlus via Software-Update bestimmt noch nachbessern, spätestens mit Android 6.0 „Marshmallow“. Für mich überwiegen die Dual-SIM-Funktionalität als größter Vorteil und der Praxisnutzen des Fingerabdruckscanners. Ich werde deshalb beim OnePlus 2 bleiben.