Es gibt drahtlose Kopfhörer und Bluetooth-Headsets, und es gibt das LG Tone infinim mit seinem ganz speziellen Design als Aufsatz auf dem Nacken und den ausziehbaren In-Ear-Kopfhörern. Das ist cool, doch ob es auch in der Praxis etwas taugt, verrät dir unser Testbericht.
Als ich das Tone infinim zum ersten Mal in den Händen hatte, war ich etwas skeptisch und verwirrt. Wie soll das funktionieren, wie praktisch ist das überhaupt, wenn man das Headset quasi permanent auf hat? Seither hatte ich die „Nackenhörer“ ein paar Tage im Betrieb und ich bin vom allgemeinen Komfort her recht angetan. Doch das Headset birgt auch ein paar Nachteile, die ich dir nicht verschweigen möchte.
Wie trägt man das?
Die erste Reaktion bei Freunden, denen ich das Headset in die Hand drücke besteht normalerweise darin, dass sie versuchen, es so auf den Kopf zu setzen, dass der Bügel irgendwie zu den Ohren passt. Dafür habe ich natürlich nur ein Lächeln übrig, und ziehe dann ganz elegant die Kopfhörer aus ihrem Versteck heraus. Der AHA-Effekt ist bisher kein einziges Mal ausgeblieben.

Der erste WOW-Effekt stellt sich ein, wenn ich dann einen Anruf tätige und das Tone infinim anfängt, deinen Nacken links mit deutlich spürbaren Vibrationen zu massieren. Jetzt weißt du, dass es Zeit ist, mindestens einen Ohrstöpsel einzustecken und links (also dort wo es vibriert), den Anruf entgegenzunehmen. Das funktioniert nach den ersten paar Fehlversuchen auch ganz gut. Zum Glück rufen die meisten Leute noch einmal an, wenn’s dringend ist.
Der erste Start
Die erste Inbetriebnahme gestaltet sich recht einfach: Du schaltest das Headset ein, öffnest auf deinem Handy die Bluetooth-Einstellungen und verbindest dich mit dem Tone infinim. Falls das Pairing nicht klappt, dann waren die Kopfhörer schon einmal gekoppelt und du musst eine andere Pairing-Methode benutzen.
LG Tone infinim Paring: Es steht zwar auch in der mitgelieferten Bedienungsanleitung, aber weil das Pairing nicht ganz trivial ist, hier noch einmal die Anleitung. Schalte das Headset aus, Halte den Anruf-Button für zwei Sekunden gedrückt und schalte das Headset ein, ohne den Anrufbutton loszulassen. Sobald die blaue LED an der Innenseite des Tone infinim permanent leuchtet, ist das Headset im Pairing-Modus.
Liegt das Headset bequem um den Hals, findest du rechts oben den Button für den Musikplayer, links oben den Knopf, um einen Anruf zu tätigen oder entgegenzunehmen. Rechts auf der Seite findet sich ein Schieberegler, um SMS, Chat-Nachrichten und Statusmeldungen von Social-Media-Quellen zu erhalten oder um zum nächsten Song zu springen. Zur linken findest du einen gleichen Schieberegler, um die Lautstärke einzustellen oder dir den Akkustand vorsprechen zu lassen. Die Information zum Akku bekommst du auch gleich nach dem Einschalten, das Headset spricht dabei englisch.

Dass du die Kopfhörer herausziehen musst, solltest du also jetzt bereits gemerkt haben. Um diese wieder einzufahren, drückst du den kleinen Button auf der Innenseite des U-Bügels. Es gibt dafür je einen separaten Knopf rechts und links. Das ist deshalb nicht irrelevant, weil du für die Headset-Funktion üblicherweise eh nur ein Ohrstück benötigst, so stört das zweite Kabel nicht unnötig. Ebenfalls auf der Innenseite befinden sich hinter einer kleinen Gummiklappe der Micro-USB-Anschluss, um das Tone infinim aufzuladen (links) und der Ein-/Auschalter (rechts, wenn du das Headset trägst).
Im Praxistest
Das Tone infinim ist erste Klasse, wenn du ein Bluetooth-Headset mit möglichst gutem Tragekomfort suchst. Die Kopfhörer wiegen lediglich 53 Gramm und wenn du sie einmal auf hast, merkst du nach ein paar Sekunden überhaupt nicht mehr, dass du ein Headset um den Nacken trägst. Die Sound-Qualität der Kopfhörer ist nicht schlecht, ich war aber eher etwas enttäuscht. Zugegeben, nach dem Test der RHA T10: High Fidelity hatte das LG-Headset auch einen schweren Stand. Wie bei praktisch allen Bluetooth-Headsets ist auch hier ein leises Grundrauschen zu hören. Sehr gut ist hingegen die Sprachqualität für den Anrufer und für dich, wenn du angerufen wirst. Das Tone infinim ist für mich das optimale Headset für Leute, die viel im Auto unterwegs sind oder viel telefonieren.
Leicht enttäuscht war ich auch von der Verarbeitung: Die Kopfhörer sehen edler aus, als sie in Wirklichkeit sind und bestehen zu 99 Prozent aus Plastik. LG stellt sie auch nicht selbst in Korea her, sondern lässt sie in China produzieren.
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Mir persönlich nicht gefallen hat der Einziehmechanismus. Ich habe mich in den Tests ein paar mal erwischt, dass ich spontan versucht hatte, die Ohrteile über ein erneutes Ziehen am Kabel aufzuwickeln. Das ist in der Praxis einfach bequemer, als in Nackennähe nach einem sehr kleinen Knopf zu suchen. Das ist aber vermutlich Geschmackssache.
Recht gut fällt die Akkulaufzeit des Bluetooth-Headsets aus. Vor allem für das geringe Gewicht bin ich erstaunt, wie es problemlos zwei drei Tage mit ausgiebigem Musikgenuss durchhält. LG gibt offiziell bis zu 14 Stunden Musik-Wiedergabe und bis zu 17 Stunden Gesprächszeit an, wobei diese Werte stark von der Lautstärke abhängen. Ich konnte jedenfalls zehn Stunden Musik in drei Tagen abspielen, ohne den Akku leer zu bekommen.
Katastrophale Software
LG bietet zum Tone infinim auch eine separate App an. Damit ist es möglich, sich Chat-Meldungen,SMS, Facebook-Postings und viele weitere Benachrichtigungen vorlesen zu lassen. Die App funktioniert aber nur bis Android 4.4, was insofern peinlich ist, weil LG das Tone infinim auch im Bundle mit dem LG G3 im Angebot hatte und das G3 schon mit Lollipop läuft. Beim versuchten Start der App gibt es eine Fehlermeldung, und die App crasht zwar nicht sichtbar, aber es funktioniert halt nichts. Wenn du also schon Android 5.0 benutzt, kannst du dir den Download der App ersparen. Noch schlimmer: auch der Anruf-Button und der Musik-Button funktionieren unter Android 5.0 nicht wie gewünscht, obwohl es sich dabei eigentlich um Standard-Funktionen eines Bluetooth-Headsets handeln sollte.


Die Creme de la Creme der LG-App bildet die Integrierte Text-to-Speech-Engine. Diese installiert die App nach dem Download aus dem Play Store als separate APK-Datei. Kopf -> Tisch. Nicht genug, dass LG für jede Sprache eine separate App in den Play Store eingestellt hat, man fordert den Nutzer sogar noch dazu auf, eine App aus unbekannter Quelle zu installieren. Keine Ahnung, wer bei LG für die Programmierung der Tone & Talk App verantwortlich war, aber ich würde ihn nicht als Entwickler beschäftigen.

Du benutzt noch Android 4.4 oder älter? Dann kannst du die — eigentlich tollen — Zusatzfunktionen des Headsets benutzen und dir Meldungen oder die Uhrzeit vorsprechen lassen. Auch kannst du in den Einstellungen der App festlegen, wie oft das Headset bei einer neuen Nachricht vibrieren soll. Dieses Feature erscheint unter Android 5.0 gar nicht mehr zur Auswahl. Eine detaillierte Beschreibung der Tone & Talk App erspare ich mir hier, weil ich hoffe, das LG die App komplett über den Haufen wirft und eine neue, funktionierende Alternative in den Play Store bringt.

Fazit
Das Tone infinim kostet bei Amazon aktuell rund 115 Euro. Wenn du noch Android 4.4 oder älter benutzt und auch vorhast, noch eine Weile dabei zu bleiben, dann ist das Bluetooth-Headset eine gute Wahl. Benutzt du bereits Android 5.0 oder kannst auf die Zusatzfunktionen wie Vibration und SMS vorlesen verzichten, dann bist du mit dem etwas älteren und weniger chiquen LG Tone+ für 48 Euro mindestens so gut bedient. LG raten wir dringend an, beim nächsten Mal die Programmierung einer App etwas besser zu überdenken. Die aktuell Lösung wirft kein gutes Licht auf die Software-Abteilung der Koreaner.
Abschließend muss aber noch einmal der Tragekomfort positiv hervorgehoben werden. Hier können dem LG-Bluetooth-Headset konventionelle Lösungen nicht das Wasser reichen.
