In der Vergangenheit entschieden sich Entwickler häufig aus Praxisgründen, ihre Anwendungen nur für Apples Betriebssystem iOS zu programmieren. Android holt im Moment jedoch mächtig auf.
In den letzten Monaten war es ein knappes Rennen zwischen Android und Apple, und stets hatte Apple die Nase am Ende vorne: Entwickler arbeiteten häufig nur für Apple, weil iPhone und iPad schlicht weiter verbreitet waren als Android-Geräte und Apple zudem über einen größeren Nutzerkreis verfügt. Dazu kommt die (von vielen kritisierte) Homogenität des Apple-Fuhrparks, der Entwicklern die Abstimmung ihrer Erzeugnisse auf Endgeräte jedoch deutlich vereinfacht. Dadurch, dass viele Entwickler für Apple arbeiteten, und damit viel gute Neuigkeiten produzierten, wurde die Apple-Anziehungskraft ganz von alleine größer.
Stiefkindliche Behandlung
Der zweite Grund für den Apple-Entwicklungsvorsprung ist dieTatsache, dass sich Google bis jetzt herzlich wenig um Android-Entwickler kümmerte. In den ersten Jahren hab es deutlich weniger Android-Smartphones als iPhones und auch der Android Market litt noch unter Kinderkrankheiten – in vielen Ländern war er zudem noch gar nicht erreichbar. Es war für Entwickler schlichtweg sehr schwierig, bares Geld mit ihren Anwendungen zu verdienen.
All das ändert sich jetzt, denn Android holt nicht nur bezüglich der App-Downloads pro Monat zu iOS auf – es gibt inzwischen auch mehr App-Auswahl auf dem Android Market als im App Store. In Anbetracht der iPad Apps, die dem iOS-Ökosystem zu zusätzlichem Schub verhalfen, haben Android-Entwickler bereits ganze Arbeit geleistet.
Android gewann, bevor das iPad erschienen ist, für Entwickler bereits mehr und mehr an Attraktivität. Als es dann erhältlich war, liefen viele erneut auf iOS über und fokussierten sich auf die Arbeit an Apple-Apps. Zudem verkalkulierte sich Google mit der ersten Honeycomb-Veröffentlichung: DasTablet-Android war zunächst fehlerhaft, und viele Hersteller setzen das Preisniveau deutlich zu hoch an.
Bessere Chancen für Android-Entwickler
Doch die Zeiten ändern sich. Der Android-Tablet-Boom rollt erst an, und der Verkauf von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem erreichte kürzlich 700.000 Neuanmeldungen täglich. Da ist es nur eine Frage der Zeit, dass sich die Mehrheit der Entwickler für Android entscheidet. Viele werden ihre neuen Apps sofort auf Android veröffentlichen – das Einstellen gestaltet sich im Gegensatz zur sehr restriktiven, aber auch qualitätssichernden Apple-Politik einfacher.
Wie wir bereits berichteten, hat Google vor kurzem seinen Android-App-Design-Guide vorgestellt – ein Leitfaden für Entwickler, der zum Bau qualitativ höherwertiger Apps anleiten soll. Dieser Schritt war längst überfällig – die Aufmachung vieler Android-Anwendungen litt unter den recht laxen Regeln, was auch auf der Nutzerseite zu wenig Gegenliebe führte.
Mit strengeren Regeln und dem entsprechenden Kundenstamm will Google im Jahr 2012 Apple, was die App-Entwicklungen angeht, überholen.
Positive Marktentwicklung
Das Marktforschungsunternehmen Ovum orakelt, dass die Anzahl von Android-Usern diejenige von Apple-Verwendern 2012 übersteigen wird. Im Moment wird iOS noch von mehreren Dutzend Millionen Personen mehr eingesetzt als Android. Wenn es soweit ist, lässt sich mit Android aufgrund des steigenden Nutzerkreises auch mehr Geld verdienen. Die Marktforscher von IHS gaben sogar an, dass im Jahr 2015 58% aller Smartphone-Besitzer mit einem Androiden telefonieren werden – so man 3-Jahres-Prognosen Glauben schenkt.
Wird Android einmal die populärste Plattform auf dem Markt, werden, so hofft Google, die gleichen Effekte eintreten wie bei iOS in der Anfangsphase. Je mehr Entwickler sich von Grund auf an Android orientieren, desto mehr wirkt dieser ?Sogeffekt? auf andere.