In einer fremden Stadt ist man ohne ortskundigen Begleiter oft auf sich alleine gestellt. Smartphones eröffnen ganz neue Möglichkeiten, sich in Metropolen zurechtzufinden. Im folgenden Test haben wir uns zehn der kleinen Stadtführer genauer angesehen.
Smartphone-Benutzer erwarten von einer Stadtnavigations-App möglichst viele Informationen rund um den City-Besuch. Die Ansprüche sind hoch, will man auf Reisen doch möglichst nichts verpassen und darüber hinaus optimal informiert sein. Am besten wäre es, wenn die zusätzliche Anschaffung eines Reiseführers in Buchform wegfallen würde. Im Android Market finden sich Apps verschiedener Anbieter, deren Informationsgehalt stark variiert. Im Folgenden lesen Sie, was die Städte-Apps bieten können.
San Francisco City Guide
Der Führer durch die Hippie-Stadt an der Bucht sucht gleich nach dem Öffnen nach Updates und ist somit immer auf dem neuesten Stand. Die App [1] selbst wirkt aufgeräumt und ist sehr gut strukturiert. Der Smartphone-Benutzer kann sich seinen Stadtbesuch über eine sehr vielseitige Suche zusammenstellen – die Rubrik Learn about San Francisco führt zudem kurz und prägnant in die Stadtgeschichte und kulturelle Themen ein. Ob man Gourmet ist, und die Restaurant-Suche aktiviert, wandern gehen will und über Self Guided Free Tours nach einer schönen Route sucht, oder sich einfach nur Attraktionen anzeigen lässt – die App liefert stets fundierte Informationen rund um das Stadtgeschehen. Die Orientierung gestaltet sich dabei kinderleicht – sämtliche Attraktionen werden per Klick auf einer Karte angezeigt. Zudem gibt es zu allen Sehenswürdigkeiten von A wie Alcatraz bis Z wie San Francisco Zoo zahlreiche Kommentare von anderen Reisenden. Wenn man Spontaneität schätzt, kann man auch einfach nach einem beliebigen Ziel suchen – ganze 512 interessante Orte zeigt die App summa summarum an – inklusive Hotels in allen Preisklassen.
Wir hätten uns ein wenig mehr Bebilderung gewünscht, die langen Textstrecken wirken etwas ermüdend. Ansonsten eine großartige App, die allerdings nur in Englisch erhältlich ist. Aus dem Hause Trip Advisor gibt es übrigens zahlreiche weitere Städte-Apps.
Bewertung:
Tipp
Eine Spezialität des San Francisco City Guide sind die Self-Guided Free Tours. Diese mit Bildern und Kurztexten versehenen Führungen leiten Sie Station für Station an mehreren Sehenswürdigkeiten vorbei: auf einer Karte kann man seiner Route folgen. Schon zu Hause lassen sich so verschiedene Touren betrachten und die Vorfreude auf die Reise steigern. Jede der 13 Rundtouren ist mit einer groben Zeitangabe versehen.

München POI
Für München, der Stadt an der Isar, finden sich im Android Market zahlreiche Orientierungshilfen. München POI [2] ist recht einfach gestaltet: Auf einem Google Maps-Hintergrund werden verschiedene nützliche POIs (Points of Interest) angezeigt. So finden sich neben interessanten Kultur-Attraktionen auch Wertstoffinseln und Toiletten – die App zielt eben nicht nur auf Sightseeing ab, sondern orientiert sich auch stark am Stadtalltag der Einwohner. Über den POI-Filter, der sich am rechten Rand der App einblenden lässt, kann man sich bestimmte Orte, die von Interesse sind, anzeigen lassen. Auf Wunsch navigiert einen die App zur gewünschten Destination, leider gibt es jedoch keine weiteren Beschreibungen oder Erläuterungen der verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Ein zusätzlicher Reiseführer in Buchform ist in diesem Fall also ein Muss.
Schöner Ansatz, Schwächen in der Ausführung: So lässt sich unser Eindruck zusammenfassen. Die App zeigt zwar einige POIs an, bietet jedoch kaum Informationen für den Reisenden. Sie macht für Einheimische mehr Sinn als für Urlauber und ist bei der Suche nach städtischen Einrichtungen eher behilflich ist als beim Auffinden von Attraktionen. Dass das Deutsche Museum nicht angezeigt wird, aber dafür zahlreiche Wertstoffinseln, ist für Stadtbesucher jedenfalls ein großes Manko.
Bewertung:

London Reiseführer: Tourias
London gehört zu den europäischen Stadtreisezielen schlechthin. Entsprechend hohe Erwartungen haben wir an eine App, die uns die Stadt an der Themse näher bringen will. Freundlich grüßt beim London Reiseführer: Tourias [3] die Tower Bridge auf dem Startscreen und insgesamt acht Sightseeing-Kategorien laden den Besucher anschließend zu einem Stadtbummel ein. Unter dem Oberbegriff Sehenswürdigkeiten findet sich beispielsweise eine Liste vieler Attraktionen der englischen Hauptstadt. Hat man sich eine heraus gesucht, kann man sich neben einer Kurzbeschreibung auch noch Informationen zu Anreise, Eintrittspreisen und Öffnungszeiten anzeigen lassen. Außerdem verlinkt die App auf Wunsch mit der Homepage des jeweiligen Zieles und zeigt die Fahrroute an.
Werden die Füße langsam müde, reicht ein Blick auf die App und man erhält Informationen zu Orten, die Entspannung versprechen. Die Liste ist allerdings noch etwas kurz und harrt der Erweiterung. Auch die Anzahl von Shopping-Destinationen, Unterkünften, Restaurants und Ausgehmöglichkeiten beschränkt sich auf das Nötigste und sollte ergänzt werden, will die App eine Alternative zum Reiseführer in Buchform darstellen.
Komplettiert wird das App-Angebot durch eine Kartenansicht, bei der sich über einen Filter alle gewünschten Attraktionen anzeigen lassen. Der Inhalt ist dabei reich bebildert – für das Auge ist hier mehr geboten als bei vielen anderen Apps. Der London Reiseführer ist clever aufgebaut, denn jede Einzelinformation kann zu einer Favoritenliste hinzugefügt werden, die man im Anschluss „abhaken“ kann.
Die App bietet einen Rundumschlag in Sachen Information und begeistert in der Bedienfreundlichkeit. Um voll zu überzeugen, sollten die Entwickler jedoch noch an den Listen für Ausgehmöglichkeiten, Restaurants und Unterkünften arbeiten.
Bewertung:

Guide to Paris
Bei näherer Betrachtung fungiert Guide to Paris [4] nicht als Reise-App, die unmittelbar Stadtinformationen anbietet, sondern fasst lediglich andere Paris-Reise-Apps zusammen. Das ist ganz praktisch, bei einer kurzen Städtereise unserer Meinung nach jedoch etwas zu viel des Guten. Es reicht aus, eine einzige und dafür gut ausgestattete App im Gepäck zu haben. In diesem Fall empfehlen wir den Trip Advisor Paris [5]. Nur für zukünftige Paris-Experten bleibt auch der Guide to Paris eine gute Sache: Die App verbindet direkt zum Pariser Metro-Plan, ermöglicht den Zugriff auf eine Sprachkurs-App namens Talk French und auch eine Verlinkung zu einer App, die französische Zeitungen zusammenfasst, ist integriert. Die Reise-Apps Paris City Guide, Evo Guide Paris und weitere vervollständigen die Auswahl.
Nette Idee, die durch eine einzige App mit integrierten Funktionen jedoch mehr als wett gemacht wird.
Bewertung:

New York Guide
Big Apple darf bei einem Städte-App-Test natürlich nicht fehlen. Die Dynamik New Yorks aufgreifend, eröffnet die App gleich mit der Rubrik What’s Hot: Dem Leser wird hier eine Liste von aktuell interessanten Attraktionen präsentiert. Daneben gibt es eine Auflistung kultureller und musikalischer Events, ergänzt durch einen Restaurant-Guide. Leider werden die einzelnen Themen nur sehr kurz behandelt – will man detailliertere Informationen, ist ein Klick auf Open Article Source nötig. Insgesamt wirkt der New York Guide [6] auf diese Art etwas lieblos – Wir als App-Profis sähen es lieber, wenn die Entwickler die Informationen direkt auf der App unterbringen würden. In ihrem derzeitigen Aufbau muss man ständig von der einen zur anderen Homepage wechseln – damit geht wertvolle Zeit verloren.
Einfach gestrickt, aber gut ist die integrierte Search-Funktion. Hier finden sich eine ganze Menge Attraktionen, die auf Google Maps fertig eingezeichnet sind. Eine Besonderheit unter den Navigations-Apps stellt zudem die Wettervorhersage dar, denn auch Regen und Sonne haben Anteil am Gelingen eines Stadtbesuchs. Etwas einfallslos ist die Verlinkung zu Wikipedia – Die Entwickler hätten sich ein wenig mehr einfallen lassen können, wenn es um die Geschichte der Stadt geht.
Bewertung:

Barcelona Gratis Reiseführer
Der Start der App gestaltet sich etwas umständlich: Man muss sich zunächst per Email eine zip-Datei schicken lassen, diese auf die SD-Karte des Androiden verschieben und erst jetzt kann es losgehen. Was sich dann auf dem Bildschirm präsentiert, wirkt auf den ersten Blick überzeugend. Über ein Ausschlussverfahren auf dem Homescreen kann man sich beim Barcelona gratis Reiseführer [7] nur diejenigen Attraktionen anzeigen lassen, an denen man auch wirklich Interesse hat. Die Auswahl findet aus den Rubriken Sehenswert, Restaurants, Shopping und Nachtleben statt. Die einzelnen Ziele werden durch Filme begleitet, die jedoch sehr kurz ausfallen und bestenfalls einen oberflächlichen Eindruck vermitteln.
Die Auswahl an Besichtigungs- und Ausgehmöglichkeiten auf der App ist dagegen groß und rechtfertigt den anfänglichen Datentransfer per E-Mail. Gefallen hat uns insbesonders, dass in den oben genannten Rubriken verschiedene Unterkategorien ausgewählt werden können. Ist beispielsweise auf der Suche nach einem dem eigenen Geschmack entsprechenden Restaurant, kann hier zwischen Brasserie, Trend, Traditionell, Modern oder einfach Gaststätte sortiert werden. Unter Information findet sich daneben allerlei Wissenswertes zur Geschichte, Verkehrsmitteln oder einfach allgemeine Informationen zur Stadt am Mittelmeer. Zusammenfassung: zu Beginn noch umständlich und dann doch überzeugend.
Bewertung:

Locals Recommend Reykjavik
Bei Locals Recommend Reykjavik [8] wird nicht lange gezögert. Gleich nach dem Download bekommt man eine Liste der angesagtesten Restaurants der isländischen Hauptstadt. Was die Hamborgarafabrikkan anbietet, erschließt sich auch uns Nicht-Isländern, was es jedoch in der Frakkar gibt, sollten Sie selbst nachlesen oder besser nachschauen, denn die Spezialität der App ist die Aufbereitung aller Informationen in filmischer Form. Speziell diese Funktion verleiht der Anwendung einen sehr persönlichen und unmittelbaren Charakter.
Von professioneller Menüführung haben die Entwickler allerdings noch nichts gehört – um in eine andere Sparte zu wechseln, muss man die Einstellungstaste des Androiden bedienen. Dann gibt es jedoch Film-Informationen satt. Zur Rubrik Restaurants gesellen sich Bars/Café, Shopping, Experience, Locals und City Guide. Unter Experience finden sich zudem Einträge zu speziellen Attraktionen der Stadt wie der berühmten Blauen Lagune.
Tipp
Unter Locals finden sich Ausgeh- und Besichtigungstipps von Einwohnern Reykjaviks. So bekommt man einen ganz individuellen Einblick in die überraschend vielseitige Kulturszene der 120.000 Einwohner-Stadt.
Locals Recommend Reykjavik ist eine liebenswerte App mit leichten Schwächen in der Gestaltung. Trotzdem gibt es von uns vier Punkte.
Bewertung:

Sydney City Guide
Um den Sydney-Stadtführer aus dem Hause GuidePal verwenden zu können, muss man sich erst einmal in die GuidePal-Community mit E-Mail und Passwort einloggen und, wenn man will, mit Facebook und Twitter verbinden. Wer diesen Schritt hinter sich gebracht hat, erhält Zugriff auf vier Rubriken: Guide, Map, Nearby und My Trip. Unter Guide findet man aller relevanten Informationen zu einem Aufenthalt in der Stadt, wobei die Unterrubriken Know the City und See and Do am meisten Informationen zur Metropole in Down Under bereit halten. Auch hier gilt: Zu allen Destinationen gibt es sämtliche relevanten Daten inklusive einer Verbindung zur jeweiligen Homepage.
Auf der implementierten Karte werden alle Attraktionen dargestellt. Über den Nearby-Button verwendet man den Androiden als Reiseführer. Wie bei den beiden folgenden Apps kann man auch mit Sydney City Guide [9] die Umgebung nach Attraktivitäten abscannen.
Bewertung:

Stockholm Info Guide
Stockholm, die schwedische Hauptstadt, schickt eine App des eigenen Tourismusamtes ins Rennen. Sie kommt aus dem gleichen Hause wie die Sydney-App, ein Einloggen in die GuidePal-Community ist hier jedoch nicht von Nöten. Auch Stockholm Info Guide [10] teilt sich in vier Hauptrubriken auf: Guide, Map, Near und Agenda. Der Guide ist dabei der wichtigste Part und bietet einen Überblick über alle Stadt-Aktivitäten. Unter See&Do findet sich ein Minireiseführer; Eat&Drink zeigt eine Liste von Restaurants für alle Geschmäcker auf und auch Nachtschwärmer kommen unter Nightlife voll auf ihre Kosten. Wie beim San Francisco Travel Guide kann man sich auch hier einigen Stadtführungen zu Fuß folgen – man muss lediglich auf Tours drücken und schon hat man die Wahl zwischen 17 Routen.
Fast schon Pflicht ist die Übersichtskarte – alle Destinationen werden dem orientierungsfreudigen Gast mit verschiedenen Icons angezeigt. Wie bei Definitely Dubai verfügt die Stockholm-App über eine Scanfunktion. Hat man sich im Guide einige Wunschziele gemerkt, können diese in der Agenda abgelegt werden, um sie beim Stadtbummel stets parat zu haben. Gefällige, solide App die alle nötigen Angaben und Daten parat hält.
Bewertung:

Definitely Dubai
Dubai hat im letzten Jahrzehnt einen geradezu kometenhaften Aufstieg hinter sich. Entsprechend attraktiv ist die Stadt auch als Reiseziel geworden. So präsentiert sich Definitely Dubai [11] grafisch sofort sehr ansprechend. Tippt man auf dem Homescreen Info an, wird unter About Dubai eine Auflistung aller wissenswerter Dinge rund um die Stadt zusammengestellt. Diese ist jedoch fast zu lang und umfangreich. Eine feingliedrigere Unterteilung wäre wünschenswert. Will man genauere Informationen zur Anreise und weiteren Punkten betrachten, versorgt einen die App mit Internet-URLs. Eine richtig gut gemachte Städte-Anwendung würde diese Angaben jedoch direkt enthalten.
Dass Dubai teuer ist, ist kein Geheimnis. Deswegen bietet die App noch vor dem Featured-Button, unter dem sich Informationen zu Hotels, Shopping und Attraktionen befinden, sogar eine Rubrik mit Namen Deals – Schnäppchenjäger sind also auch in den vornehmen Emiraten willkommen. Was die Ausstattung im allgemeinen angeht, lassen die Untermenüs von Definitely Dubai nichts zu wünschen übrig. So ist die Anzahl der möglichen Aktivitäten sehr zahlreich, es findet sich für jeden etwas. Leider konnten wir die Near Me-Funktion nicht ausprobieren – über diese gibt man einen Radius um den eigenen Standpunkt in Kilometern an und „scannt“ anschließend mit der Smartphone die Umgebung. Das ist eine innovative und sehr praktische Idee für Touristen, die sich per Smartphone Attraktionen in der Nähe anzeigen lassen wollen. Unter Explore und Whats on finden sich zudem allerlei Tipps zu Festivals und Events. Ein kleiner Sprachführer ergänzt das Angebot.
Bewertung:
Fazit
In der Kategorie Stadt-Navigation können nur wenige Apps voll überzeugen. Die Mitnahme von Reiseführern in Buchform ist für umfassend interessierte Städtefans daher immer noch ein absolutes Muss. Werden einzelne Apps noch überarbeitet, wird die Luft für die Print-Konkurrenz jedoch dünner: Der San Francisco City Guide macht es vor.