Das Schweizer Unternehmen Zattoo ist ein alter Hase im TV-Streaming-Business. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nahm Zattoo in der Schweiz den Betrieb auf, seitdem lässt sich das aktuelle Fernsehbild via Internet auf den PC oder inzwischen auch auf das Android-Handy streamen. Die überarbeitete Version bietet nun einen EPG und auch Streaming über das Mobilfunknetz.
Zattoo empfängt Sie mit einer Übersicht, was auf welchem Sender gerade läuft. Ein Klick auf einen der Einträge startet umgehend den Videostream des Live-TV-Bilds. Im Hochformat legt sich das Bild ins obere Drittel der App, drehen Sie das Handy quer, dann schaltet Zattoo automatisch ins Vollbild. Vom linken Rand aus, lässt sich nun eine Seitenleiste aufziehen, von der aus Sie die einzelnen Funktionen der App aufrufen können.
Bei einem Klick ins Bild erscheint eine transparente Tool-Leiste, aus dieser heraus können Sie den Stream stoppen oder die Einstellungen öffnen, Time-Shift — also das Einfrieren des Bildes und zeitversetztes Weitersehen — bietet Zattoo in Deutschland bisher nicht. Unsere Schweizer Leser haben es hier besser, sie können das komplett TV-Programm der letzten sieben Tage auch nachträglich abrufen. In den Settings haben Sie die Wahl zwischen einer reduzierten Stream-Qualität für das Mobilfunknetz und eine besseren Qualität für den Zugang über das ungedrosselte WLAN-Netz.
In unserem Test konnten wir jedoch zwischen beiden Stream-Arten keinen Unterschied bemerken. Sowohl die Bildqualität, wie aber auch die Datenrate (etwa 7,5 MByte Daten pro Minute während des Streams der ARD) blieben unter beiden Settings praktisch identisch. Auch wenn Zattoo nun Streams über die Mobilfunkanbindung erlaubt, wer nicht eine Mobilfunkvertrag mit riesigem Inklusiv-Paket abgeschlossen hat, sollte unterwegs Zattoo lieber auslassen. Ein typischer Smartphone-Tarif mit 300 MByte ungedrosseltem Mobilfunkvolumens wäre mit Zattoo in 40 Minuten komplett aufgebraucht.
Besonders hilfreich ist der nun erstmals bei Zattoo gezeigte elektronische Programmführer (EPG). Sie sehen so nicht nur was gerade läuft, sondern wie lange die Sendung noch geht und was danach abgespult wird. Die orangefarbene Linie symbolisiert den aktuellen Stand. Die Daten des EPG reichen eine Woche vor- und zurück. Die im Web-Frontend Zattoos integrierte Suche, wurde noch nicht in die App eingebaut.
Zattoo lässt sich kostenlos nutzen, Sie müssen lediglich einen Account anlegen. In diesem Fall finanziert sich der TV-Dienst jedoch durch Werbung in der App und auch beim Wechsel zwischen den Sendern. Oft — nicht immer — erscheint dann ein kurzer TV-Spot, den Sie nicht beenden können. Mit einem Abo befreien Sie Zattoo gänzlich von Werbung (außer im TV-Bild natürlich) und, schalten auf dem PC-Desktop auch noch verbesserte HiQ-Streams frei. Gegen einen zusätzlichen Aufpreis lassen sich auf Pay-TV-Sender abrufen.

In Deutschland ist das für Zattoo übertragene TV-Programm auf die öffentlich rechtlichen Sender beschränkt. Nur Spartensender wie DMAX, Sport1 oder N24 ergänzen das Angebot. Private Sender wie RTL, SAT.1 oder Pro7 fehlen komplett. Die Privaten weigern sich bisher mit Händen und Füßen Lizenzen für Live-Streams ihrer Programme zu vergeben. In der Schweiz ist der Strauß an Programmen jedoch fast komplett, hier fehlt kaum ein wichtiger Sender — auch aus Deutschland.