16. Mai 2023
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Videos mit Honeycomb schneiden

Seit Version 3.1 bringt Android von Haus aus eine Videoschnitt-Software mit. Damit lassen sich HD-Filme schneiden und vertonen und mit wenig Aufwand zu YouTube hochladen.

Sie kommen gerade aus dem Urlaub zurück und es steht Ihnen noch ein langer Flug oder eine lange Zugfahrt bevor? Kein Problem: als Zeitvertrieb machen Sie schon mal ein paar Urlaubsfilme YouTube-reif.

Videoschnitt auf Tablets?

Mit dem Movie Studio erweitert Google Android um eine einfache aber feine Lösung für den Videoschnitt auf Tablets. Das Video Studio weiß mit einem einfachen Handling, HD-Support und netten Effekten zu gefallen. Um die grafische Oberfläche übersichtlich zu halten und für einen guten Workflow zu sorgen, beschränkt sich die App auf die folgenden grundlegenden Funktionen:

  • Videos importieren oder direkt von der Kamera aufnehmen
  • Einfache Schnitte und Übergänge
  • Titel-Einblendungen
  • Tonspur hinzufügen

Neben Videomaterial unterstützt die Software dabei auch Standbilder, die App eignet sich somit ideal, um aus den Urlaubsfotos eine nette Slideshow mit musikalischer Untermalung zu basteln.

Ab Android 3.1

Das Video Studio gehört zu den Core-Anwendungen von Android 3.1. Das bedeutet, dass Sie die App nicht über den Android Market installieren können. Auch externe Apk-Dateien helfen hier nur bedingt bei älteren Android-Version, da die Videoschnitt-App Root-Rechte benötigt. Aktuell ist das Video Studio beim Acer A500/501 und beim Asus Transformer vorinstalliert. Benutzer des Xoom oder des Samsung-Tablets 10.1 müssen auf ein Android-Update warten/hoffen.

Die ersten Schritte

Beim Start der App wählen Sie zunächst ein neues Projekt aus. Sie sehen nun den Hauptbildschirm des Video Studios. Unten befindet sich die Timeline für die Audio- und Video-Spur, darüber in der Mitte das Vorschaubild und rechts davon der Play-Button. Zur linken Seite sehen Sie einen großen Drehregler. Darüber stellen Sie den Zoom-Modus ein, also wie viele Sekunden bzw. Bilder unten in der Timeline erscheinen sollen.

Die grundlegenden Funktionen erreichen Sie über die fünf Symbole oben rechts. Hier nehmen Sie über das Camcorder/Kamera-Symbol einen Film oder ein Foto auf oder fügen über die Symbole mit dem Pluszeichen bereits vorhandenes Material hinzu. Über das Menü rechts oben ändern Sie den Projektnamen, löschen das Projekt oder starten den Export des fertigen Films.

Abbildung 1: Die sehr übersichtlich gehaltene grafische Oberfläche des Video Studios mit einem Videoclip und einer Audiospur.
Abbildung 1: Die sehr übersichtlich gehaltene grafische Oberfläche des Video Studios mit einem Videoclip und einer Audiospur.

Über den Button oben links wechseln Sie zum Startbildschirm zurück, um bei der Arbeit mit mehreren Projekten zwischen den einzelnen Filmen zu wechseln.

Die orange Linie

Für den ersten Start nehmen Sie am besten zwei-drei kurze Filme über die integrierte Kamera auf. Dazu klicken Sie auf das Symbol mit dem Camcorder, starten die Aufnahme und wählen anschließen OK, um die Szene ins Video Studio zu übernehmen. Anschließend klicken Sie in der Audiospur auf das Pluszeichen und wählen eine Hintergrundmusik aus. Beachten Sie, dass Sie pro Movie nur einen Track auswählen können. Dauert der Film länger als das Musikstück, kümmert sich die Software automatisch darum, dass das Stück von Neuem beginnt.

Das wichtigste Element auf dem Bildschirm ist die vertikale orangefarbene Linie. Sie markiert den Jetzt-Zustand und lässt sich nicht verschieben. An ihrer Stelle bugsieren Sie den Filmstreifen inklusive Audiospur mit einer Wischgeste nach rechts oder links, um zu einem bestimmten Abschnitt zu springen. Diese Arbeitsweise ist nicht nur schnell erlernt, sondern bereitet auch im Vergleich zu traditionellen Desktop-Lösungen enorm viel Spaß. Ebenso intuitiv zu bedienen ist der Drehregler für die Zoom-Funktion und die drei Tasten um den Play-Button herum, über die Sie zum Anfang des Films bzw. zur nächsten oder vorhergehenden Szene springen.

Titel und Übergänge

Haben Sie erst einmal ein paar Szenen eingefügt, möchten Sie diese vermutlich anstelle von harten Schnitten mit einem schönen Übergang kombinieren. Dazu wählen Sie zunächst auf der Videospur die gewünschte Szene aus und klicken dann entweder direkt in der Szene auf das Übergangs-Symbol rechts oder links bzw. wählen oben rechts das gewünschte Symbol aus.

Abbildung 2: Übergänge fügen Sie entweder durch Antippen einer Szene oder über die Symbole oben rechts hinzu.
Abbildung 2: Übergänge fügen Sie entweder durch Antippen einer Szene oder über die Symbole oben rechts hinzu.

Das Android Movie Studio bietet dazu eine Handvoll Übergänge an, darunter neben der traditionellen Überblendung auch transparente Masken, Übergänge zu Schwarz und Einblenden von oben/unten und rechts/links. Ganz unten im neuen Dialog legen Sie die Dauer des Effekts fest, wobei in der Regel die voreingestellten 1,5 Sekunden für ein recht gutes Resultat sorgen. Dabei reicht es, zwischen zwei Szenen einen Übergang auszuwählen, die Verknüpfung erfolgt automatisch.

Abbildung 3: Mit den mitgelieferten Übergängen und etwas Phantasie lassen sich praktisch alle Anforderungen erfüllen.
Abbildung 3: Mit den mitgelieferten Übergängen und etwas Phantasie lassen sich praktisch alle Anforderungen erfüllen.

Während Sie einen Übergang einfügen, berechnet die App die dazu nötigen Bilder neu. Das Video Studio scheint in dieser Zeit nicht zu reagieren, lediglich ein kleiner grüner Fortschrittsbalken im Übergang weist auf den Vorgang hin. Sie können aber bereits eine weitere Szene auswählen und auch hier einen Übergang hinzufügen.

Auf die gleiche Art fügen Sie auch einen Titel ein: Sie klicken dazu entweder auf die Spur zwischen dem Video- und dem Audiotrack oder wählen oben rechts das Symbol mit der Aufschrift "FIN" aus. Zur Auswahl stehen hier lediglich vier Vorlagen: schwarz zentriert oder unten und braun transparent zentriert oder unten. Eine weitere Beschränkung betrifft die Platzierung der Überschriften. Sie können pro Szene nur eine Überschrift einfügen und die App platziert diese stets am Anfang einer Szene, egal, wo sich die Timeline gerade befindet. Durch auswählen und gedrückt halten, lässt sich der Titel aber an einer beliebigen Stelle platzieren, lediglich die Beschränkung "Ein Titel pro Szene" lässt sich nicht umgehen.

Abbildung 4: Das Angebot an Überschriften ist zurzeit auf vier Vorlagen beschränkt.
Abbildung 4: Das Angebot an Überschriften ist zurzeit auf vier Vorlagen beschränkt.

Tipp

Gönnen Sie Ihrem Android-Tablet ein paar Grafiken in verschiedenen Farben und einer Auflösung von 1280×700 Pixel. Diese Bilder eignen sich mit einem entsprechenden Titel versehen gut als Einleitung oder Übergang.

Specials

Mit den vorgestellten Werkzeugen lassen sich bereits sehr schöne Resultate erzielen. Möchten Sie Ihren Urlaubsfilm noch etwas aufpeppen oder zurechtstutzen, dann bietet das Android Video Studio dazu ein paar Filter sowie ein Trim-Werkzeug an, schließlich gelingen die meisten Szenen nicht auf Anhieb oder dauern etwas länger als beabsichtigt.

Um eine Szene zurechtzuschneiden, wählen Sie den Filmabschnitt auf der Zeitlinie aus. Der gewählte Abschnitt ist dann grün markiert und an beiden Enden erscheinen kleine grüne Dreiecke, bzw eine Linie mit einem grünen Punkt. Falls Sie nicht die komplette Szene überblicken können, stellen Sie einfach über den Drehregler den gewünschten Zoom-Faktor ein. Nun halten Sie das grüne Dreieck gedrückt und schieben das Rohmaterial hin und her, bis die Szene genau dort beginnt, wo Sie es gerne hätten. Die Live-Vorschau unterstützt Sie dabei, den passenden Frame zu finden.

Last but not least bietet das Android Video Studio vier Effekte zur Auswahl, über die sich einzelne Szenen etwas künstlerisch gestalten lassen. Auch hier ist die Vorgehensweise mit den übrigen Schritten identisch: Zunächst wählen Sie die gewünschte Szene aus, danach klicken Sie oben rechts auf das Effekt-Symbol (Quadrat mit vier kleinen Quadraten).

Abbildung 5: Weniger ist mehr: setzen Sie Effekte sparsam ein, dann kommen Sie mit dem Angebot schon recht weit.
Abbildung 5: Weniger ist mehr: setzen Sie Effekte sparsam ein, dann kommen Sie mit dem Angebot schon recht weit.

Tipp

Die Lautstärke der Hintergrundmusik lässt sich oben rechts anpassen, nachdem Sie den Track auf der Zeitlinie ausgewählt haben.

Time to export

Nutzen Sie die Vorschaufunktion, dann werden Sie vor allem bei Übergängen ein leichtes Ruckeln feststellen. Aber keine Angst: nach dem Export ist davon auch bei HD-Material nichts mehr zu sehen. Sind Sie mit den Szenen, Übergängen und Titeln zufrieden, dann wählen Sie oben rechts aus dem Menü den Eintrag Film exportieren aus. Hier stehen nun zwei Auflösungen mit drei Qualitätsstufen zur Auswahl. Planen Sie für den Export genügend Zeit ein. Da die Arbeit mit dem Tablet so flott vonstatten geht, vergisst man dabei fast, dass es sich um ein mobiles Gerät und HD-Ausgangsmaterial handelt.

In unseren Tests mit dem Acer A500 dauerte der Export eines fünf Minuten langen Films in HD-Auflösung (720p) mit zwei bis drei Übergängen, einem Titel und einer Hintergrundmusik rund 12 Minuten. Das Tablet lässt sich während des Exports weiterhin nutzen. Achten Sie einfach darauf, nicht auf das Fenster des Video Studios zu klicken, sondern über den Fensterauswahldialog zu anderen Apps und wieder zum Video Editor zurückzukehren. Sonst kann es vorkommen, dass die App den Exportvorgang abbricht und Sie ihn erneut starten müssen. Arbeiten am Projekt bleiben auch ohne Speichern erhalten.

Abbildung 6: Der fertige Film lässt sich nach dem Export zu Youtube hochladen.
Abbildung 6: Der fertige Film lässt sich nach dem Export zu Youtube hochladen.

Kritikpunkte

Das Wichtigste vorweg: Das Android Video Studio stürzte in den Tests kein einziges Mal ab. Wer etwas Erfahrung mit Videoschnitt-Programmen mitbringt, der weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Dennoch gibt es an der Software noch einiges zu verbessern. So aktualisiert die App die Übergänge bei jeder kleinsten Änderung, was zu unschönen Wartezeiten von mehreren Sekunden führt. Mit etwas Übung lassen sich diese Wartezeiten aber durch andere Arbeiten verkürzen bzw. überbrücken.

Ebenfalls schade fanden wir, dass YouTube-Anbindung etwas umständlich funktioniert. Als Export-Option lässt sich zunächst nur die Auflösung (1280×720 oder 848×480) und die Qualität auswählen. Erst nach der erfolgreichen Umwandlung ins MPEG4-Format steht im Menü die Option Film weiterleiten zur Verfügung, die auch einen YouTube-Upload enthält.

Beim Soundtrack unterstützt die Videoschnitt-Software aktuell nur Titel im MP3-Format und nur einen Song pro Film. Als Workaround erstellen Sie hier zunächst einzelne Schnitte mit der gewünschten Hintergrund-Musik und importieren diese anschließend erneut ins Video Studio. Zudem hätte Google dem Nutzer einen Gefallen getan, wenn es drei oder vier einfache freie Musikstücke mitgeliefert hätte, um Problemen mit dem Urherberrecht aus dem Weg zu gehen. Last but not least fehlen für eine Rundum-Sorglos-Lösung noch Farb- und Schrifteinstellungen für die Titeleinblendungen.

Einfach gut!

Ein Adobe Premiere oder Final Cut Pro dürfen sie von der App Video Studio (englisch Movie Studio) nicht erwarten. Abgesehen davon macht die Software aber einen recht guten Eindruck und räumt mit dem Vorurteil auf, dass sich Tablets nur zum Konsumieren, nicht zum Produzieren eignen. Wirklich vermisst haben wir bei den Tests zu diesem Artikel nur Anpassungsmöglichkeiten für eigene Schriften und Farben.

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