24. September 2023
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Unter der Lupe: Gratis-SMS-Apps

Die Gratis–SMS-Anbieter Pinger und Yuilop ermöglichen das kostenlose Verschicken und Empfangen von Kurznachrichten. Wir haben die beiden Dienste genauer unter die Lupe genommen und sämtliche Funktionen getestet.

Jeder kennt das: am Monatsende macht der Posten „SMS“ einige Euro mehr auf der Rechnung aus, als einem lieb ist. Dabei hatte man doch schon das SMS-Pack deutlich erweitert! Auf dem Android Market finden sich mehrere Anbieter, die laut Eigenauskunft kostenloses Texten, Chatten und SMS-Schreiben ermöglichen. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen gewagt – ist hier tatsächlich Gold, was glänzt?

Erste Schritte

Yuilop [1] ködert potentielle Kunden mit dem Spruch „Wir machen Kommunikation kostenlos“. Laut Aussage des spanischen Start-Up-Unternehmens kann man alle seine Freunde erreichen, auch wenn sie kein Yuilop installiert haben. Zunächst einmal muss man sich schon vor dem Download darüber im Klaren sein, dass man Yuilop neben dem Zugriff auf die SD-Karte nicht nur seine kompletten Telefon-Kontaktdaten zur Verfügung stellt, sondern es dem Dienst ebenfalls ermöglicht, empfangene und gesendete SMS zu lesen. Was blumig als „100% Adressbuch–Synchronisation“ beschrieben wird, ist also nichts anderes als ein weiteres Verteilen persönlicher Daten im Netz. Außerdem weiß Yuilop stets, wo man sich befindet – denn es bekommt mit der Anmeldung des Users auch Zugriff auf dessen GPS–Daten. Ist die App auf das Handy geladen, muss man Yuilop seine zudem seine eigene Handynummer zur Verfügung stellen. Man bekommt dann innerhalb kürzester Zeit einen fünfstelligen Bestätigungscode zugesendet, den man zur Aktivierung benötigt. Nun kann man sofort mit dem Versand von SMS mit einer neuen, kostenlosen Telefonnummer beginnen – allerdings nur bis 160 Zeichen Länge. Das hat uns als fleißige SMS-Schreiber ein bisschen irritiert, denn diese Anzahl Buchstaben sind schnell verbraucht.

Abbildung 1: Einloggen und Loslegen.
Abbildung 1: Einloggen und Loslegen.

Messages auf allen Kanälen

Mit Yuilop gibt es drei Möglichkeiten, mit Freunden per Textnachricht in Kontakt zu treten. Zum einen kann man seinen bei Yuilop eingeloggten Freunden SMS-unabhängige Messages zukommen lassen und zum anderen „echte“ SMS an Yuiloper und nicht-Yuiloper verschicken. Die dritte Möglichkeit besteht darin, direkt auf der Yuilop-App per Facebook-Chat weiter zu texten. Das ist dann besonders praktisch, wenn man sich gerade auf dem Notebook oder PC im Chat unterhalten hat und nun „mobil“ weitermachen will. Einfach das Handy schnappen, Yuilop starten und weiter gehts! Diese Funktion ist für all jene eine gute Sache, die den Facebook-Chat gerne und oft nutzen und ihn neben der SMS-Funktion auf einer Plattform haben wollen. Ein weiterer Vorteil von Yuilop besteht darin, dass sich der SMS-Dienst in allen deutschen Mobilfunknetzen kostenlos einsetzen lässt und auch das Versenden von MMS ermöglicht.

Abbildung 2: Mit dem Grundguthaben lässt es sich munter drauflos schreiben.
Abbildung 2: Mit dem Grundguthaben lässt es sich munter drauflos schreiben.

Scotty, Energie!

Bevor man Textnachrichten verfassen kann, braucht man bei Yuilop jedoch ein „Energie“-Guthaben, dass sich auf verschiedene Arten auffüllen lässt. Dies funktioniert zunächst über das Empfangen von SMS oder Yuilop-Messages und durch das Einladen von Freunden. Yuilop bietet auch die Option, über den Download von sogenannten App-Tipps neue Energie zu erhalten. Das bedeutet nichts anderes, als dass man auf die Homepage eines App-Dienstes weiter geleitet wird, bei dem man zum Teil kostenpflichtige Apps downloaden kann. Spielefans kommen hier voll auf ihre Kosten! Wenn man die verlinkten Spiele durchspielt, bekommt man Energie-Punkte gutgeschrieben. Je nach Spiel reichen bereits einige Level aus, den Speicher wieder ein wenig aufzufüllen. Über die Funktion „Gutscheine in deiner Gegend“ lassen sich zudem Gutscheine in Geschäften in der Nähe des eigenen Aufenthaltsortes einlösen und damit weitere Energiepunkte sammeln.

Abbildung 3: Bei Yuilop lässt sich das Energieguthaben auf verschiedene Arten wieder auffüllen.
Abbildung 3: Bei Yuilop lässt sich das Energieguthaben auf verschiedene Arten wieder auffüllen.

(Inter)nationale Kommunikation

Yuilop hat in der letzten Zeit seinen Nutzungsbereich deutlich erweitert. Der Dienst ist bereits in rund 100 Ländern weltweit einsetzbar – und es werden ständig mehr. Der SMS-Dienst Pinger, der erst im September sein Debüt auf dem deutschen Markt hatte, ist hingegen bis jetzt auch nur in Deutschland vertreten. Er ermöglicht kostenlose SMS in alle deutschen Mobilfunknetze – darüber hinaus ist er noch nicht einsetzbar. Auch hier gilt wieder: haben meine Freunde Pinger auf dem Smartphone installiert, klappt die kostenlose Kommunikation. Haben sie kein Pinger, schwindet das eigene Punkteguthaben (das bei Pinger auch tatsächlich so heißt) mangels Ausgleich langsam dahin. Man muss also wie bei Yuilop selbst dafür sorgen, dass das eigene Konto ausgeglichen ist.

So einfach wie möglich

Pinger [2] erscheint auf den ersten Blick ein wenig seriöser. Das Layout der Homepage und der App ist sehr aufgeräumt – doch auch die Funktionen sind übersichtlicher als bei Yuilop. Guthaben-Punkte lassen sich nur über das gegenseitige SMS-Schreiben „verdienen“ – andere Möglichkeiten gibt es nicht. Pinger nennt den Vorgang des gegenseitigen Punkte-Ausgleichens das „Gamification-Prinzip – ein Fachbegriff aus der Spieltheorie. Kurz gefasst funktioniert das so: Schreib ich Dir eine Gratis–SMS, ist der Anreiz für Dich sehr hoch, mir auch eine Gratis-SMS zu schreiben. So lange der SMS-Punktestand ausgeglichen bzw. innerhalb eines bestimmten Guthaben-Bereiches angesiedelt ist, entstehen keine Kosten. Genau wie bei Yuilop ist man also selbst bemüht, mehr Nutzer zu finden, um den Punktestand ausgeglichen zu halten. Allein darauf beruht auch das Erfolgsprinzip der SMS–Versender

Das Unternehmen behauptet, dass keine verdeckten Kosten entstehen. Genau betrachtet ist dem nicht immer so, wenn man beachtet, dass für Benutzer anderer Mobilfunknetze, die SMS an einen Pinger-Nutzer schicken, eben doch Kosten entstehen können. Gestartet wird auch hier mit einem Guthaben von hundert Punkten, die für die ersten 10 SMS ausreichen. Jede gesendete SMS verbraucht ab dann 10 Punkte und jede erhaltene „bringt“ wiederum 10 Punkte. Wenn man bei Null Punkten angekommen sein sollte, geht auch wirklich nichts mehr. Nun ist das Einladen von Freunden per Email oder Facebook angesagt!

Abbildung 4: Rien ne va plus! Das Punkteguthaben ist verbraucht.
Abbildung 4: Rien ne va plus! Das Punkteguthaben ist verbraucht.

Alles Marketing, oder was?

Yuilop und Pinger versprechen ihren Nutzern sehr viel. Kann man tatsächlich „unbegrenzt texten, simsen und chatten“, wie die Hersteller sagen? Ja und Nein. Ja, da der Datenaustausch bei ausreichendem „Energie“-Level tatsächlich kostenfrei funktioniert. Das große „aber“ folgt sogleich: Dies funktioniert nur dann, wenn man über ein ausreichendes Energieniveau verfügt. Reicht dieses nicht, muss man neue Yuilop-Freunde finden – und das ist unter Umständen nicht selbstverständlich, denn nicht jeder wird sofort freudig einwilligen, wenn man ihm den Beitritt zu Yuilop oder Pinger vorschlägt. „Wir glauben an die Kraft und Macht der Community. Je mehr Leute Yuilop benutzen, desto mehr profitiert jeder Einzelne davon“. Hört sich das für Sie ein wenig blümerant an? Dass die Dienste Selbst-Marketing betreiben, gehört zur Geschäftsidee. Man darf daher nicht darüber hinweg sehen, dass die App nur für jene Kunden Sinn macht, die sich die Mühe machen wollen, möglichst viele Freunde einzuladen, deren Reaktion ungewiss ist. Dass bei Yuilop Energie auch über teils zweifelhafte Angebote gesammelt werden kann, hat uns nicht so begeistert. Man sollte sich deshalb vor dem Start das Kleingedruckte bei Yuilop und Pinger genau durchlesen. Ist man nämlich selbst kein Yuilop- oder Pinger-User und tritt mit einem Yuiloper oder Pingerer in Kontakt, helfen einem auch die SMS-Flatrates vieler Provider nicht weiter, es sei denn man hat eine ALL NET FLAT. Beide Dienste lassen sich nämlich keinem deutschen Mobilfunk-Anbieter zuordnen, sie zählen als eigene Provider.

Fazit

Kosten lassen sich bei Yuilop und Pinger nur über Eigeninitiative effektiv vermeiden. Lädt man selbst keine Freunde ein oder versucht sein Konto anderweitig auszugleichen, droht das „Energie“- respektive „Punkte“-Aus und damit nur der Griff zur möglicherweise kostenpflichtigen „Normal“-SMS. Wenn man jedoch über ein langsam aufgebautes Netzwerk an Yuilop- bzw Pinger-Freunden verfügt, lassen sich mit den Diensten so einige Euros einsparen. Tipp: ein Blick in die eigenen Vertragsunterlagen enthüllt oft ungeahnte SMS-Vorräte-oder eben nicht. Dann heißt es: nichts wie ab in den App-Market! Dass beide Dienste in Zukunft auch kostenloses Telefonieren anbieten wollen, wird sicher viele zusätzliche Benutzer anziehen.

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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