Karten helfen seit Anbeginn der Zeit, den richtigen Weg zu finden. In der Neuzeit hat man diese Karten in entsprechende Navigationssysteme gepackt und lässt den Standort mittels Satelliten bestimmen.
Android Smartphones waren praktisch von Anfang an mit einem GPS-Empfängern ausgerüstet. Brauchte es zu Beginn entsprechende Apps um die Vorteile des verbauten GPS Chips nutzen zu können, kam Google schnell auf die Idee die eigene Maps App mit einer Navigationsfunktion zu versehen. Zwar gab es zu diesem Zeitpunkt bereits Anbieter, die Navigations-Apps im Android Market angeboten haben, Google half der Android Navigation jedoch zum Durchbruch. Heute tummeln sich recht viele Apps im Market. Wir stellen die – unserer Meinung nach – vier besten vor.
Offline oder Online?
Google Maps mit Navigation ist ein so genanntes Online -avigationssystem, das heisst die Kartendaten befinden sich nicht auf dem Gerät, sondern werden vom entsprechenden Anbieter, hier Google, über das mobile Datennetz bezogen, was natürlich für entsprechenden Datenverbrauch sorgt. Nutzer von modernen Smartphones sollten flächendeckend mit einer Datenflatrate ausgestattet sein, anders machen diese Always-On Systeme keinen Sinn und werden schnell teuer, aber auch mit entsprechender Flatrate haben Online Navigationssysteme mit einigen Hürden und Einschränkungen zu kämpfen.
Grundvoraussetzung für die Nutzung von Online Systemen ist natürlich die permanent vorhandene Datenverbindung zum Anbieter des entsprechenden Systems. Leider ist die mobile Netzabdeckung nicht überall so, wie wir uns das wünschen, gerade in entlegenen ländlichen Gebieten sieht es hier schnell schlecht aus. In solchen Fällen verliert die Navigationsanwendung schnell die Verbindung, auch wenn das GPS Signal ausreichend stark wäre, kann die Karte nicht aktualisiert werden und die entsprechenden Daten zur Anzeige der Karte oder der Ausgabe von Richtungsanweisungen fehlen. Häufig reicht eine nicht ausreichend schnelle Datenverbindung aus, um Aussetzer der Navigation herbeizuführen, meist dann, wenn man die Ansagen dringend benötigen würde.
Ein nicht abstreitbarer Vorteil der Onlinesysteme ist die Aktualität der Kartendaten. Da diese nicht auf dem Endgerät vorgehalten werden müssen, sondern beim Anbieter liegen, hat man immer Zugriff auf das jeweilig aktuelle Kartenmaterial des Anbieters. Für die gelegentliche Navigation sind Onlinesysteme eine sehr gute Wahl, der Datenverbrauch für eine Navigationsstrecke hält sich in Grenzen und Varianten wie Google Maps mit Navigation sind kostenlos, daher häufig die erste Wahl von Anwendern.
Ist man auf das Navigationssystem häufiger angewiesen, oder nutzt es beruflich, dann kommen so genannte Offlinesysteme ins Spiel, also Navigationsanwendungen wie man sie noch aus Zeiten der Pocket PCs und Windows Mobile Systeme her kennt, auch dedizierte Navigationssysteme, egal ob mobil oder Festeinbauten, fallen in diese Kategorie, denn alle haben eines gemeinsam: die Kartendaten liegen auf dem Gerät.
Die Vorteile liegen auf der Hand, die Kartendaten sind unabhängig vom Datenempfang immer verfügbar, lediglich das GPS Signal muss empfangen werden, kurze Abbrüche meistern die meisten Anwendungen mittlerweile mittels Interpolierung und navigieren mit der zuletzt bekannten Gewschindigkeit weiter und richten die Position erneut aus, sobald das Signal wieder empfangen wird. Gerade bei Tunneldurchfahrten, Brücken und ähnlichen „Signalblockern“ eine willkommene Funktion.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Punkt: die grundlegende Navigationsfunktion führt bei keinem der Systeme zu mobilem Datenverbrauch. Immer dann wichtig, wenn man mit seinem navigierenden Android Smartphone außerhalb des Landes unterwegs ist, wo eine Datennutzung zu teuren Roaminggebühren führen und einen Urlaub schnell sehr teuer werden lassen würde. Mit Offlinesystemen kann man sich jedoch beruhigt zu seinem Reiseziel leiten lassen, ohne Sorgen haben zu müssen.
CoPilot Live Premium
ALKs CoPilot [1] ist eine der ersten Anwendungen für Navigation im Android Market gewesen und sicherlich vielen ein Begriff. Preislich liegt CoPilot Premium Live zwischen rund 21 Euro für die DACH Variante und rund 38 Euro für die Europa Version. Irritierend: die ältere Version 8 ist ebenfalls im Market vertreten und nennt sich CoPilot Live, ohne den Zusatz Premium. Einige Käufer könnte dies in die Irre führen und nur der höhere Preis dürfte vor einem Fehlkauf schützen. Nach dem Download der App aus dem Android Market kann man die gewünschten Kartendaten herunterladen, für diesen Vorgang sollte man sich zwingend in einem WLAN Netzwerk befinden. Anschliessend wird die Anwendung registriert und ein Benutzer bei ALK angelegt und CoPilot ist einsatzbereit.
CoPilot Live Premium begrüßt den Anwender mit vielen bunten Menüoptionen und kann im ersten Moment durchaus verwirren, dass man sich das Menü nach seinem eignen Geschmack zusammenstellen kann, hilft im ersten Moment nur bedingt.
Die Adressauswahl erfolgt über Eingabe von Ort und Strasse, Favoriten, Letzte Ziele oder über eine direkte Auswahl auf der Karte, sowie Zugriff auf die Daten der Kontakte im internen Adressbuch von Android. Weitere Arten der Zielauswahl sind möglich, sowie die Auswahl von Point of Interests (POI). POIs können in der Nähe, auf der Route oder „in anderer Stadt“ ausgewählt werden, eine Suche nach POIs in Zielnähe fehlt leider.
Die Eingabe der Ziele erfolgt immer mit Vorschlägen, tippt man also „Fr“ dann bekommt man Freiburg, Frankfurt und ähnliche Orte immer vorgeschlagen, identisch verhält es sich bei der Eingabe der Strasse. Lediglich schnell tippen sollte man hier nicht, da nach jedem Buchstaben eine Abfrage der Datenbank zu erfolgen scheint und die neuen Vorschläge generiert werden.
Ist das gewünschte Ziel gefunden, erfolgt die Routenberechnung schnell und die vorgeschlagene Route wird angezeigt. Eine Auswahl nach kürzester oder schnellster Route wird von CoPilot nicht angeboten, man kann sich allerdings Alternativrouten anzeigen lassen, die hin und wieder einen Blick wert sind. Die Navigation zum Ziel erfolgt im Regelfall sicher und zuverlässig, markante Verkehrsknoten werden von CoPilot dank „Clear Turn“ symbolisch abgebildet und mit einem Spurassistenten versehen.

Routenumleitungen, aufgrund von Verkehrsmeldungen können vom System automatisch vorgeschlagen werden, hierzu benötigt man allerdings einen zusätzlichen Premiumdienst, der aus der App heraus für UK, Frankreich und Deutschland erstanden werden kann. Die Ansangen von CoPilot sind definitiv ausbaufähig, die TTS-Stimme konnte nicht überzeugen und ein Blick auf die Kartenansicht war überdurchschnittlich häufig nötig, hier gibt es Anbieter, die dies besser beherrschen.
CoPilot hinterlässt im Test ein befriedigendes Bild, die Premium Dienste runden den Funktionsumfang der App positiv ab, sind jedoch in Form eines Jahresabos zu beziehen.
Bewertung:
Tipp
Die Auswahl der Anbieter im Android Market ist groß, zudem bietet fast jeder Anbieter mehrere Apps an. Sind Sie sich nicht sicher, und bewegen Sie sich weitgehend im deutschsprachigen Raum, dann wählen Sie die sogenannte „DACH“-Variante für Deutschland (D), Österreich (A) und die Schweiz (CH). Für alle anderen Fälle wird eine Europaversion fällig. Hier sollte man sich die Beschreibung des Herstellers durchlesen, denn Europa ist ein weiter Begriff.
Navigon
Was Navigationslösungen angeht ist Navigon [2] ein alter Hase, die Firma aus Würzburg ist mittlerweile von Garmin gekauft worden, bietet seine Software aber weiterhin unter dem Namen Navigon im Android Market an. Mit einen Startpreis von knapp 50 Euro für die DACH-Version ist Navigon im Feld die teuerste Variante, die Europaversion kostet 10 Euro mehr und lässt die DACH-Variante beinahe obsolet wirken. Die kostenlose Navigon Select im Android Market lohnt sich für HTC-, Samsung-, Sony-Ericsson-, Motorola- oder LG-Besitzer mit einer SIM der deutschen Telekom oder für Kunden mit einer SIM-Karte im Telekomnetz von Debitel, MobilCom oder Talkline, in diesem Falle unabhängig des Geräteherstellers laut den Angaben im Android Market.
Das Menü von Navigon ist sehr übersichtlich und minimalistisch gestaltet, durch Wischen bewegt man die beiden Menübalken zur gewünschten Funktion.

Die Adresseingabe funktioniert wie schon bei Copilot nach dem Schema: Ortsauswahl | Strassenname und geht dank intelligenter Autovervollständigung leicht von der Hand. Nach erfolgter Zieleingabe bekommt man das Ziel in Form von Koordinaten und Adresse angezeigt, samt Wetter am Zielort und Direktzugriff auf Parkmöglichkeiten. Ebenso kann man sich das Ziel auf der Karte anzeigen lassen oder die Navigation starten, worauf man mit einer vorgeschlagenen Route und zwei Alternativen begrüßt wird. Wählt man hier nicht aus, startet die Navigation innerhalb weniger Sekunden.

Die Routenführung und Kartenübersicht ist vorbildlich, hier profitiert Navigon von seiner langen Erfahrung im Navigationsmarkt. Navigon ist schon früher für seine äußerst guten Sprachansagen bekannt gewesen und wird diesem Ruf auch unter Android gerecht, die Ansagen klingen von allen getesteten Systemen am angenehmsten und kommen immer rechtzeitig und klar verständlich. Ansagen in der Form von, „wechseln sie die Autobahn auf die A66 in Richtung Frankfurt“ sind für jeden Anwender klar umsetzbar und leider eine Ausnahme im Android Navigationsmarkt.
Navigon bietet viele Funktionen, fotorealistische Autobahnschilder, Fahrspurassistent, Geschwindigkeitsassistent (zulässige Höchstgeschwindigkeiten werden in der Navigationsansicht eingeblendet) und vieles mehr. Leider sind Live Traffic Dienste, wie schon bei CoPilot auch nur als Premium Dienst verfügbar und müssen über einen In-App Kauf separat bezogen werden.
Navigon wird seinem Preis durchaus gerecht und leistet sich keine groben Fehler, ist allerdings weniger auf die persönlichen Bedürfnisse anpassbar als CoPilot und spürbar teurer. Für die vorbildlichen Ansagen gibt es dennoch fünf von fünf Sternen.
Bewertung:
Route66
Route 66 [3] war bereits in den frühen Pocket PC Zeiten ein Geheimtipp für eine gute Alternative. Recht neu auf dem Android Markt präsentiert sich Route 66 mit einigen Alleinstellungsmerkmalen. Die Software stand bis Ende Januar zum kostenfreien Download im Android Market zur Verfügung und konnte für 30 Tage vollumfänglich getestet werden, inklusive aller Dienste wie Verkehrsinformationen oder Follow Me (siehe unten). Nach der Testphase gibt es Route 66 nun als 30-Tage Abo für 7,99 Euro oder als permanente Lizenz für 49,99 Euro. Die Preise gelten für eine weltweite Lizenz, zum Zeitpunkt der Artikelerstellung gibt es noch keine kleineren Landespakete, da Route 66 gerade erst gestartet ist. Eine Kreditkarte ist für den Kauf verpflichtend, aber diese benötigt man für die anderen Systeme, bei einem Kauf über den Android Market, ebenfalls.
Die Zieleingabe von Route 66 wird bei der ersten Bedienung verwirren und man wird nach der alternativen Eingabe in der bekannten Form von Ort | Strassennamen suchen. Lässt man sich allerdings auf die freie Textsuche ein, findet man sein Ziel meist schneller. Eingaben wir „Weidenb Frankf“ reichen aus, um die Weidenbornstraße in Frankfurt am Main zu finden, ohne sie Buchstaben für Buchstaben in eine Eingabemaske mit Autovervollständigung eingeben zu müssen. Möchte man dies allerdings unbedingt, so kann man die Option Suche | Adresse nutzen.
Hat man sein Ziel in der Suche gefunden, bekommt man verschiedene Optionen angezeigt und kann sich navigieren lassen, oder direkt auf POIs in der Nähe des Zieles zugreifen, sowie sich das Ziel auf der Karte anzeigen lassen.
Startet man die Navigation, hat man Zugriff auf das Novum von Route 66, man kann mittels Klick auf die Karte, die Ansicht zwischen klassischer Kartenansicht und AR-Navigation wechseln. In der AR-Ansicht (Augmented Reality) bekommt man das Kamerabild des Smartphones eingeblendet und kann sich die Richtung als Einblendung über das Kamerabild legen lassen. Voraussetzung ist hierfür eine Halterung die die Kamera des Smartphones nicht verdeckt, was leider häufig der Fall ist.

Mit der Follow Me Funktion soll die Navigation noch intuitiver von statten gehen, hierzu blendet Route 66 ein virtuelles Fahrzeug ein, das vorbildlich den Blinker setzt und auf der Strasse vorfährt. Der Anbieter behauptet dass diese Art des Folgens für viele Menschen noch einfacher ist, als sich an Kartenansichten zu orientieren. Die AR-Ansicht weiß auf jeden Fall zu gefallen, ist aber nur mit Smartphones praktikabel die über eine reaktionsschnelle Kamera verfügen, im Test mit dem Galaxy Note war dies problemlos möglich, Nachts sollte man jedoch auf die Kartenansicht wechseln, hier gleicht die AR-Navigation einem Blindflug sofern man sich nicht in hell erleuchteten Innenstädten befindet.
In den grossen Städten wie Frankfurt, Hamburg, Berlin und so weiter, bietet Route 66 eine virtuelle 3D Ansicht zur besseren Orientierung an, Gebäude werden dann als 3D Modell auf der Karte angezeigt und man fährt quasi durch die Häuserschluchten, ähnlich wie man es von der 3D-Ansicht von Google Maps kennt.
Route 66 ist auf jeden Fall einen Blick wert und weiß durch innovative Funktionen zu gefallen, wie man sich in Zukunft am Markt präsentiert muss abgewartet werden, preislich dürften die Länderpakete/Europaversion interessant werden, bei einem Preis von 50 Euro für die Weltedition könnte Route 66 sogar für CoPilot ein Konkurrent werden.
Bewertung:
Sygic
Sygic [4] ist ein absoluter Geheimtipp, die wenigsten Android Benutzer kennen die Software, daher sollte sie an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sygic bietet einige interessante Details: Zum einen beruht es auf Karten von TomTom, startet bei 20 Euro für die DACH-Version, bietet einen kostenfreien 7-Tage Test und Kartenupdates sind im Kaufpreis enthalten! Sygics Zieleingabe unterscheidet sich nicht von Navigon oder Copilot und folgt dem klassischen Muster Ort | Strassenname, allerdings kann man mit Sygic nach Strassen suchen, ohne den genauen Ortsnamen zu kennen, hier werden Vorschläge in der Nähe angezeigt, die man als Ziel auswählen kann.
Die Kartendarstellung von Sygic ist äusserst klar und übersichtlich. Erhebungen werden in der 3D Karte dargestellt, man findet sich mit einem Blick auf die Karte, sofort in der Umgebung zurecht, da Höhenmerkmale identisch abgebildet werden. In grossen Städten blendet Sygic, wie Route 66, 3D-Gebäude ein um die Orientierung zu vereinfachen. Sygic zeigt Autobahnschilder nicht fotorealistisch an, sondern blendet diese symbolisch ein, was in allen Fällen völlig ausreichend ist. Der Spurassistent weist immer den richtigen Weg, wird leider auf der Autobahn immer angezeigt, sobald man eine Ausfahrt passiert, ob sie nun mit der aktuellen Route zu tun hat, oder nicht, ist dem Programm egal, das kann irritieren.
Sygics Sprachansagen sind generischer als die vom Klassenprimus Navigon, sind jedoch klar und verständlich, Strassennamen werden dank der Text-to-Speach Engine klar angesagt und erleichtern dir Navigation ohne Blick auf das Display.
Viele kleine weitere Funktionen runden Sygic zu einem beeindruckenden Gesamtpaket ab, so lassen sich die Landesinfos übersichtlich und vollumfänglich aufrufen, eine Fahrtenstatistik einsehen, oder Standorte und Status über Twitter und Facebook mit Freunden teilen. Sygic ist auf Geräte mit grossen Auflösungen bereits optimiert, einer Navigation auf dem Tablet steht ebenso wenig etwas im Wege, wie der Nutzung unter Android 4.0 Ice Cream Sandwich, welches von Sygic bereits ebenfalls unterstützt wird.
Aufgrund der vielen Funktionen und des attraktiven Preises ist Sygic auf alle Fälle mehr als einen Blick wert. Man sollte die 7-Tage Testversion dringend installieren, wenn man gerade auf der Suche nach einem neuen Navigationssystem ist.
Bewertung:
Fazit
Die Anbieter liefern sich einen harten Kampf, die Unterschiede zwischen den Systemen sind wesentlich geringer als Früher, alle getesteten Systeme berechnen ihre Routen schnell und grundsätzlich zuverlässig. Grobe Ausreißer erlaubt sich kein System. Leider bietet kein Hersteller eine Alternativvariante des Kartendownloads und lässt diesen zum Beispiel über den PC zu, um die Karten anschließend an den PC zu übertragen!
Die Anwenderentscheidung fällt somit meist über den Preis, hier haben CoPilot und Sygic die Nase vorne. Navigon ist ein bekannter Name, der viele Anwendung zum Kauf verlocken wird – man bekommt ein rundum gelungenes System für den Preis, der die obere Grenze der von uns getesteten Systeme markiert.
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