Schließt man viele aktuelle Androiden per USB-Kabel an einen Linux-Rechner an, dann passiert — außer dass das Gerät geladen wird — nichts. Der Dateimanager reagiert nicht, so dass sich keine Daten auf das Handy kopieren lassen. Ubuntu "Raring Ringtail" 13.04 bringt nun als eine der ersten großen Linux-Distribution eine verbesserte Unterstützung für das MTP-Protokoll mit, damit haben Sie nun wieder vollen Zugriff auf das Handy.
In den Anfangstagen von Android ließ sich jeder Androiden an beliebige Windows-, Mac- oder auch Linux-Rechner per USB-Kabel anschließen und Daten konnten zwischen den beiden Geräten hin- und hergeschoben werden. Der universelle Massenspeichermodus verwandelte das Handy beim Anstecken an den PC quasi in einen USB-Speicherstick.
So bequem dies auch war, der Massenspeichermodus hat ein paar gravierende Nachteile: Zum einen muss der Speicherbereich mit dem von Microsoft patentierten FAT-Dateisystem formatiert sein, damit Windows (oder auch andere Systeme) den Speicher problemlos einlesen können. Für die Unterstützung des FAT-Dateisystem fallen jedoch Lizenzkosten an, die von den Handy-Herstellern nur ungern an Microsoft gezahlt werden.
Des weiteren benötigt der Massenspeichermodus exklusiven Zugriff auf den Datenträger. Steckt man also das Handy an den PC an, muss das Handy den Speicherbereich komplett an den PC übergeben. Auf Apps oder Daten, die auf diesem Speicher liegen, kann das Android-System in dieser Zeit nicht mehr zugreifen. Wichtige System-Apps und Einstellungen müssen daher immer auf einer Extra-Partition im Speicher liegen, aufgrund der Aufteilung geht somit immer Speicherplatz verloren.
Abhilfe schafft hier das Media Transfer Protocol (kurz MTP). Bei diesem ursprünglich für Kameras entwickelten Protokoll (dort läuft es unter dem Namen Picture Transfer Protocol — PTP) kommunizieren Handy und PC miteinander, dem Desktop-PC ist dabei egal auf was für einem Dateisystem die Dateien des Handys liegen. Auch der exklusive Dateizugriff ist nicht mehr nötig, Handy und PC können gleichzeitig die Daten nutzen.
Allerdings unterstützt nur Windows MTP wirklich sauber, unter MacOS X benötigen Sie ein extra Tool und unter Linux funktionierte der Dateitransfer über lange Zeit kaum. Der GNOME-Hacker Philip Langdale hatte Anfang des Jahres die MTP-Unterstützung jedoch nun auch unter Linux verbessert. Linux-Distributionen wie Ubuntu 13.04, die jetzt auf den Markt kommen, bringen die von Langdale gemachten Neuerungen nun von von Haus aus mit.
$ sudo add-apt-repository ppa:langdalepl/gvfs-mtp$ sudo apt-get update && sudo apt-get dist-upgrade
Unter älteren Ubuntu-Installation können Sie den verbesserten MTP-Support nachrüsten. Der Entwickler hat für Ubuntu 12.04 und neuer entsprechende Updates der betroffenen Pakete erzeugt und stellt diese per Paketquelle zum Download bereit. Über die zwei obenstehenden Befehle aktualisieren Sie Ihr bestehendes Ubuntu-System ohne größeren Aufwand.