In der letzten Woche hatten wir uns mit dem anonymen Surfen mittels Tor-Browser sowie dem Darknet und Deep Web beschäftigt. In dieser Woche beleuchten wir noch einen Teil des World Wide Web: Das Usenet.
Was ist das Usenet?
Das Unix User Netzwerk ist ein eigener, 1979 gegründeter, selbständiger Dienst des Internets, welches neben dem World Wide Web existiert. Es war gedacht als Diskussionsplattform, über die der Nutzer schnell und unkompliziert Informationen austauschen konnte. Am Anfang wurden nur Textdateien ausgetauscht. Mittlerweile werden hierüber allerdings auch andere Dateiformate wie Musik-, Bild- oder Videodateien ausgetauscht. Das Teilen dieser Dateien findet in sogenannten Newsgroups statt. Abgerufen werden die Dateien dann über einen Newsreader, welcher von einem Usenet-Provider zur Verfügung gestellt wird.
Das Usenet ist dezentral, das heißt, es gibt keinen zentralen Server, sondern nur viele voneinander unabhängige Newsserver. Die Daten selbst werden immer nur auf den am Usenet teilnehmenden Newsservern gespeichert. Somit dient das Usenet nur zur Verteilung der Daten und ist damit weniger angreifbar.
Im Usenet gibt es im Grunde keine Überwachung. Was du dir dort herunterlädst weißt nur du, da Downloads nicht protokolliert werden. Natürlich kann ein Usenet-Provider, über den du dich mit dem Usenet verbindest, Header-Informationen deiner Downloads speichern. Jedoch werben viele Provider damit, dass sie eben diese Metadaten nicht erfassen.
Was ist ein Newsserver?
Ein Newsserver ist ein Computer, welcher Usenet-Nachrichten weiterleitet, speichert oder zur Verfügung stellt. Zum Abrufen/Übertragen der Usenet-Nachrichten wird das Protokoll NNTP (Network News Transfer Protocol), oder UUCP (Unix to Unix Copy Protocol) genutzt. Es ist ein Protokoll zur Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Unix-Computer. Der Inhaber des Newsservers bestimmt dabei, wie lange die Nachrichten auf dem Server verbleiben. Dies nennt man Vorhaltezeit. Diese ist bei den meisten angebotenen Newsservern der Usenet-Provider ziemlich kurz und auch die Auswahl der Newsgroups ist eher gering. Allerdings gibt es da noch die kostenpflichtigen Newsgroup-Anbieter (Payserver genannt). Diese benötigst du, wenn du problemlos etwas in das Usenet up- und downloaden möchtest.
Was ist ein Payserver?
Ein Payserver ist ein Bezahlserver. Das heißt, du bezahlst Geld, um ins Usenet zu kommen. Bei den Bezahlservern hast du die Möglichkeit ein Abonnement abzuschließen. Hier gibt es zwei unterschiedliche Abos:
- Pay-by-Download: hier kaufst du eine bestimmte Anzahl an Gigabytes, welche du dann vom Newsserver herunterladen kannst. Diese Option ist vor allem für Nutzer geeignet, welche wirklich nur gelegentlich etwas herunterladen.
- Monatliches Abonnement: Hier kannst du mit einer bestimmten Geschwindigkeit so viele Daten vom Server herunterladen wie du möchtest.
Warum brauchst du einen Zugriff auf einen Usenet-Server?
Das Usenet und das Internet sind nicht dasselbe. Beide Netze existieren unabhängig voneinander. Usenet-Server werden benötigt, um eine Verbindung zum Netzwerk der Usenet Newsgroups herzustellen.
Was ist eine Newsgroup?
Newsgroups oder Diskussionsforen sind Bereiche im Internet, in denen man beliebige Themen diskutieren kann. Egal ob du dich nur über Kochrezepte austauschen möchtest oder dein Meerschweinchen einen Ausschlag hat: In den Newsgroups wirst du bestimmt fündig. Die Newsgroups sind globale Diskussionsforen in denen jeder, unter Einhaltung bestimmter Regeln, seine Meinung zu einem Thema kundtun kann. Ebenfalls kann von jedem Nutzer eine neue Newsgroup zu einem beliebigen Thema erstellt werden. Hier müssen aber bestimmte Kenntnisse über die Organisation einer Newsgroup vorhanden sein und die Newsgroup muss erst vor der Veröffentlichung von einem Gremium genehmigt werden.
Eine Newsgroup darf allerdings nicht mit einem Chat verwechselt werden. Denn ein Chat ist immer Live, das heißt du schreibst eine Antwort, welche direkt online gelesen wird. In einer Newsgroup finden Diskussionen zeitversetzt statt. Denn jeder Beitrag (Fragestellung und Antworten) wird an einen Newsserver geschickt. Dieser ist so etwas wie ein öffentliches, schwarzes Brett. Sofern der abgeschickte Beitrag auf dem Newsserver angekommen ist wird er veröffentlicht und jeder kann den Beitrag lesen und bei Bedarf öffentlich oder privat auf diesen Beitrag antworten. Auch diese Antwort landet zuerst auf dem Newsserver, von wo aus sie veröffentlicht wird. Der Newsserver speichert die einzelnen Beiträge jedoch nicht ewig, sondern löscht die Nachrichten nach einer gewissen Zeitspanne.
Was ist eine Usenet Binary Newsgroup?
Binaries sind Rohdaten. Diese können in verschiedenen Formaten vorkommen. Ursprünglich waren Newsgroups nur für Nachrichten im Textformat gedacht. Jedoch wurden bald auch Dateien ausgetauscht. Newsgroups, in denen Dateien getauscht werden, erkennst du daran, dass der Begriff binaries im Newsgroup-Namen vorkommt. Binary-Newsgroups sind in Zeiten des Breitband-Internets ziemlich populär. Ein Download von Binaries über Newsgroups war viel weniger beliebt, als das Downloaden über Peer-to-Peer-Netzwerke. Das lag daran, dass die Usenet-Software nicht sehr benutzerfreundlich war und die heruntergeladenen und dabei zerstückelten Binarys später mühevoll wieder zusammengesetzt werden mussten.
Download
Die Voraussetzungen für einen Download sind
- Internetverbindung
- Zugang zu einem Newsserver
- Newsreader oder Usenet-Client
Einige der Usenetprovider bieten einen kostenlosen Client (Programm, dass auf deinem Endgerät mit dem Newsserver kommuniziert) an, der den Nutzer bei seinen ersten Usenet-Schritten unterstützt. Der Usenet Client bezieht nur die Downloads direkt vom News-Server. Alle anderen Informationen wie Suche, Bildervorschauen und anderes werden bei einem Client nicht unmittelbar aus dem Usenet übertragen, es kommt von eigenen Servern. Somit ist der Nutzer abhängig vom Usenetanbieter, welcher den Client entwickelt hat.
Ein Newsreader wiederum bezieht alle Informationen ausschließlich direkt aus dem Usenet beziehungsweise vom mit dem Newsreader verbundenen News-Server. Mit einem Newsreader bist du unabhängig von einem Usenetanbieter.
Beiden gemeinsam, Client oder Newsreader, ist das zuerst einmal das Usenet nach passenden Newsgroups durchsucht werden muss. Das Suchen wird von einem Client erleichtert, da er die Newsgroups in Kategorien sortiert anzeigt.
Je nach Ausstattung des Newsreaders benötigt man gegebenenfalls noch einige Zusatzprogramme für die Überprüfung und Reparatur des Downloads, ein Programm zum Entpacken des Downloads, ein Programm, um in mehrere Teile zerlegte Dateien wieder zusammenzufügen (Binary-Dateien) und ein Programm für eine Videovorschau.
Datensuche und Download mit dem Newsreader
Der Newsreader liest zuerst die komplette Liste der Newsgroups auf dem Newsserver und speichert sie ab. Du suchst dir nun die Newsgroups aus, welche dich interessieren und “abonnierst” sie. Nach deiner Auswahl werden sofort die Header der Newsgroups eingelesen. Danach siehst du die einzelnen Artikel und den Betreff. Hast du nun etwas gefunden klickst du einfach auf Download und der Newsreader lädt die Datei auf deinen PC herunter.
Download über Usenet-Suchmaschinen
Um eine Usenet-Suchmaschine zu nutzen gibst du im Internet einfach die Anfrage “nzb suchmaschine” ein. Diese Suchmaschinen indizieren alle Postings mit Binärdaten im Anhang. Mit ihnen können NZB Dateien heruntergeladen werden. Diese öffnest du dann in deinem Newsreader. Alle Teile der Dateie werden automatisch zusammengefügt.
Download in Usenet-Foren
Weiterhin ist es möglich, als Mitglied eines Usenet-Forums, bequem an Usenet Inhalte zu kommen. Ein Forum findest du über den Suchbegriff “Usenet Board Deutsch” oder “Usenet Forum Deutsch”. In diesen Foren werden die Inhalte veröffentlicht und sind somit aber nur für die Forums-Mitglieder verfügbar. Jedes Forum hat eigene Aufnahmebedingungen und nimmt nicht einfach jede Anfrage an.
Fazit
Wie du siehst besteht das Internet nicht ausschließlich aus dem World Wide Web, was wir alle kennen. Es gibt noch jede Menge anderer interessante Facetten, wie z.B. das Tor-Netzwerk, das Darknet, oder wie hier beschrieben das Usenet. Es lohnt sich also auf jeden Fall, einmal über den Tellerrand hinaus zu schauen und etwas neues auszuprobieren.