Bei einem Gerätewechsel überträgt Google den Kalender und die Kontakte problemlos auf den neuen Androiden. Wollen Sie hingegen Ihre SMS, Anrufliste, Fotos, Musik und mehr übertragen — oder kommen sogar vom iPhone, dann wird der Datenumzug schon etwas schwieriger. Wondershare verspricht, Daten zwischen Android, Symbian und iOS-Geräten zu übertragen. Wir machten den Test.
Der mobile Markt hat in den letzten sieben Jahren einen Wandel erfahren, wie nie zuvor! Smartphones haben die Handys abgelöst, Android hat Apple überholt, Symbian ist zu einem Auslaufmodell geworden und zahlreiche Tablets sind als neue Geräte-Gattung hinzugekommen. Neue Modelle lösen in immer kürzeren Abständen die Vorgänger ab und bestimmt sind nicht nur wir in der Redaktion infiziert, wenn es darum geht etwas Neues auszuprobieren! Vielleicht kommt auch in Ihrem Umfeld, in der Familie häufiger etwas Neues hinzu und dann sollen die Daten so einfach wie möglich vom alten Gerät auf das neue übertragen werden.
Wondershare MobileTransfer verspricht Ihnen mit nur einem Klick die Übertragung Ihrer Kontakte, SMS, Musik, Videos, Fotos, der Anruflisten und Apps. Die beiden letzt-genannten können aus naheliegenden Gründen nur innerhalb des Android-Systems übertragen werden. Viele Apps, die in Apples App-Store angeboten werden, gibt es zwar auch mittlerweile im Play Store von Google oder anderen Anbietern; sind aber nur innerhalb der gleichen Systems lauffähig. Die Datenübertragung erfolgt nicht direkt zwischen den Geräten, sondern über Ihren Desktop-PC, der ein Window 8/7/Vista/XP (32 & 64 Bit) sein kann. Für das OSX-Betriebssystem der Apple-Rechner bietet der Anbieter keine Version an.
Wondershare erlaubt Ihnen den kostenlosen Download einer Testversion mit der Sie die Konnektivität Ihrer Geräte ausprobieren können. Leider ist damit nur die Übertragung von fünf Kontakt-Adressen möglich. Die Vollversion ohne Beschränkungen kostet 39,99 Euro.
Wir haben die Anwendung mit vier Samsung-Phones der neuesten Generation, dem Asus-Padfone-New-Infinity und einem iPad gestetet. Laut Datenbank sollen insgesamt 2000 Geräte lauffähig sein. Die Liste der unterstützten Geräte können Sie auf der Webseite des Anbieters einsehen.
Download und erster Start
Nach der Installation der heruntergeladenen EXE-Datei haben Sie es nur mit einem einfachen Fenster zu tun, dessen Funktionen weitgehend selbsterklärend sind. Da keine Zwischenspeicherung auf Ihrem Desktop erfolgt, läuft die Datenübertragung live, indem Sie beide Geräte gleichzeitig über jeweils ein USB-Kabel anschließen. Sie benötigen deshalb zwei freie USB-Buchsen. Wondershare prüft anschließend, ob die entsprechenden Treiber installiert sind und versucht andernfalls zu helfen. Für exotische Geräte müssen Sie eventuell selbst die Windows-Treiber besorgen.
In den Einstellungen des Android-Phones müssen Sie das USB-Debugging aktivieren. Gehen Sie dazu in den Geräte-Einstellungen zur Rubrik Entwickler-Optionen. Bei allen aktuellen Android-Geräten inklusive Samsung muss diese Rubrik erst sichtbar gemacht werden, indem Sie unter dem Menüpunkt „Info zu Gerät“ einige Male kurz hintereinander auf den Eintrag „Buildnummer“ klicken. Anschließend werden auch die Entwickler-Optionen eingeblendet. Auf diesen Umstand werden Sie aber auch von Wondershare hingewiesen.
Um auch die Apps mit Wondershare übertragen zu können, müssen Sie noch einmal in die Geräte-Einstellungen Ihres neuen Handys. Standardmäßig blockiert Android die Installation von Apps unbekannter Herkunft. Anwendungen, die nicht aus dem Play-Store stammen, sollen aus Sicherheitsgründen keinen Zugang haben. Da Sie die Herkunft ja kennen (sollten), setzen Sie — zumindest während der Übertragung — den Haken bei der Checkbox in den Android-Einstellungen unter dem Punkt Sicherheit. Auch dieser Vorgang ist systembedingt notwendig und kann Ihnen von der Software nicht abgenommen werden.
Kleine Probleme
Obwohl unsere mobilen Testgeräte in allen anderen Bereichen dem verwandten PC bekannt waren und verbunden werden konnten, hatte Wondershare wiederholt Probleme, diese sofort zu erkennen. Nach dem ersten Start hat Wondershare nach aktiven USB-Ports gesucht, zunächst den Card-Reader und den Bluetooth USB Host Controller gefunden und an diesen Ports dauerhaft festgehalten. Der Wiederhol-Button bietet sich auf den ersten Blick als Lösung an, führt aber zum gleichen Ergebnis.
Zwar ist in der ansonsten modernen und einfachen Bedienoberfläche der Hinweis zu lesen, dass man die oben abgebildeten Telefone erst entfernen muss, wenn man ein drittes hinzufügt. Das ist aber wider erwarten nicht durch Klick auf die entsprechenden Schaltflächen möglich, sondern mittels rechtem (!) Mausklick auf die oberhalb der Grafiken befindlichen Bezeichnungen. Danach erst wechselt die Anzeige dann nach jedem Rechts-Klick durch die unbenötigten USB-Anschlüsse und nervt jedesmal mit einer Genehmigung durch die Benutzerkontensteuerung.
Wir haben den englischsprachigen Support auf diesen Bug aufmerksam gemacht und halten es für sinnvoll, wenn in der Bedienoberfläche erwähnt wird, dass man auf die entsprechenden Telefon-Namen mit der rechten Maustaste klicken muss, um den nächsten USB-Post zu prüfen. Noch besser wäre es, wenn die Software automatisch erkennen würde, an welchen Eingängen Telefone angeschlossen sind. Zumindest wäre eine zeitgemäße manuelle Auswahl durch Verwendung der bekannten Drop-Down-Menüs zu erwarten. Erst auf einem zweiten Windows-PC lief die Software zuverlässiger.
Bevor Sie den zu kopierenden Inhalt im mittleren Fenster auswählen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Richtung der Datenübertragung stimmt! Links steht das Quelltelefon und rechts das Zieltelefon. Es wird also immer von links nach rechts kopiert. Falls erforderlich, können Sie mit der Wechsel-Schaltfläche die Position der Geräte austauschen. Befinden sich schon Daten auf dem Empfängerphone, können diese auf Wunsch vor dem Kopieren gelöscht werden.
SMS, Anrufliste und Kontakte
Egal ob aus sentimentalen Gründen oder zur sachlichen Dokumentation: Wenn Sie Wert darauf legen, Ihre bisherigen SMS-Dialoge zu behalten, erledigt Wondershare das mit einem Klick. Die Nachrichten finden Sie dann in der richtigen zeitlichen Reihenfolge korrekt zugeordnet auf Ihrem neuen Android-Smartphone, als wären sie schon immer dort gewesen. Dieses Feature ist wirklich sehr praktisch!
Wenn es Ihnen egal ist, auf welchem Server Ihre Kontakte gespeichert werden, können Sie diesen Abschnitt überspringen. Doch spätestens seitdem die NSA nicht mehr für einen neuen Weg der Datenübertragung gehalten wird, sondern als Synonym für den gläsernen Bürger steht, könnte die direkte Übertragung der Kontaktliste ohne Cloud durchaus von Wert sein. Viele Arbeitgeber unterbinden zudem schon seit langer Zeit die Synchronisation über externe Anbieter auf Firmentelefonen. Wir haben uns deshalb erhofft, dass die Übertragung der Kontakte von diversen Anbieter-Accounts direkt in den Gerätespeicher des Zieltelefons möglich ist. Dem zunehmenden Bedarf nach mehr Privatsphäre hätte der Anbieter sich zunutze machen können und damit sicherlich auch viele Nutzer angesprochen. Wondershare bleibt auch hier bei dem Alles-oder-nichts-Prinzip und lässt keine Wahl der Kontakt-Quelle zu. Es werden also alle gefundenen Kontakte vom alten Handy auf das neue übertragen, egal wie diese gespeichert waren: SIM, lokales Adressbuch oder Cloud.
Nach der Übertragung vom Asus-Padfone-Infinity befanden sich seltsamerweise alle Google-Kontakte im Samsung-Account des S4-Zoom. Obwohl wir auf dem Zielgerät den Sync zum Google-Account und zu den Samsung-Servern deaktiviert hatten und das WLAN abgeschaltet war. Erst nachdem wir das Samsung-Konto komplett entfernten, erfolgte die Speicherung im Gerät, wie von uns gewünscht. Wir lassen es offen, ob Samsung oder Wondershare hier die Finger im Spiel hatte, aber es ist in jedem Fall gut zu wissen, dass Sie alle Konten auf dem Zielgerät löschen sollten, wenn Sie Ihre Kontakte nur lokal speichern möchten!
Wondershare greift zudem irgendwie auf einen eigenen Cache-Speicher zurück. So löschten wir vor dem zweiten Versuch 60 von 63 Kontakten, die Software übertrug aber weiterhin alle 63, nicht nur drei, wie von uns beabsichtigt.
Apps und Multimedia behalten
Bereits installierte Apps finden Sie jederzeit im Play Store, wenn Sie oben links in der Ecke den Eintrag Meine Apps wählen. Im Laufe der Zeit kann die Liste aber mitunter sehr lang werden und sie müssen entsprechend viel scrollen, um Ihre aktuell noch genutzten Anwendungen wieder zu finden. Erfahrungsgemäß übersieht man dann doch einige und man muss später die Prozedur wiederholen. Leider gibt es in Wondershare keinen Filter, der es erlaubt nur einzelne Apps zu behalten; respektive auszuschließen, so dass auch hier gilt: Alles oder nichts!
Es gibt aber eine wichtige Ausnahme: Das Übertragen von gekauften Apps ist systembedingt nicht möglich, um die Verbreitung von Raubkopien zu unterbinden. Nachdem Wondershare die Apps übertragen hat, werden diese rot markiert. Falls Sie viel Kauf-Apps nutzen, empfehlen wir die Namen auf einem Zettel zu notieren und die Apps manuell auf herkömmlichen Weg aus dem Play-Store wieder zu installieren.
Fotos und Videos werden nicht in einen neuen Ordner kopiert, sondern in den Camera-Ordner und erscheinen auch in der Galerie so, als wären sie mit dem neuen Smartphone aufgenommen worden. Das mag man bedauern, weil nicht mehr erkennbar ist, welche Aufnahmen mit welcher Kamera erfolgt sind. Es entspricht aber der Philosophie des Anbieters, die Daten zu spiegeln, also ein 1:1-Abbild herzustellen. Beim ersten Datentransfer empfehlen wir, zunächst die Video-Übertragung nicht zu aktivieren, da diese — je nach USB-Verbindung und Video-Größe sehr lange dauern kann.
Musikdateien transferiert die App ebenso problemlos. Unser Quellordner Musik befand sich beim Testgerät auf einer externen Speicherkarte. Die Songs schob Wondershare aber in den Standardordner Music des internen Speichers auf dem Zielgerät. Wenn Sie also viele Songs auf der SD-Karte gespeichert haben, sollten Sie diesen Schritt auslassen, um nicht den internen Speicher des Handys zu füllen.
Mit iPhone nur begrenzt
Bekanntlich geht Apple in vielen belangen seinen eigenen Weg: Abschottung ist das Motto und so sind die Geräte nicht sehr kommunikativ. Musikdateien sind im Netz der hauseigenen iTunes-Software gefangen, werden nicht im Dateimanager angezeigt und auch Wondershare kann da keine Wunder vollbringen. Immerhin lassen sich aber die Kontakte und Fotos übertragen. Dass Apps aus dem IOS-App-Store außen vorbleiben, erwähnen wir nur der Vollständigkeit hier noch einmal. Für alle Funktionen gilt: iTunes muss auf dem PC installiert sein, auf dem Sie Wondershare verwenden. Zudem ist auch eine Verbindung zwischen iTunes und dem iPad oder iPhone erforderlich.

Fazit
Wondershare Mobile Trans ist — im Regelfall — eine einfach zu bedienende Software, um Daten zwischen unterschiedlichen Systemen und Geräten zu kopieren. Die Verbindung und der Wechsel angeschlossener Phones kann mitunter aber etwas hakelig sein und die Erkennung bedarf noch etwas Feinschliff, wenn die Software dem Anspruch auf eine zuverlässige Benutzung gerecht werden will. Zu Gunsten einer einfachen Bedienung setzt Wondershare stets auf das Prinzip „alles oder nichts“. Darauf Einfluss nehmen zu können, wäre zumindest manchmal sinnvoll. Auf der Webseite gibt es eine kostenlose Test-Software, mit der Sie aber lediglich fünf Kontakte übertragen können. Die Vollversion kostet 39,99 Euro. Für Nutzer, die das Programm häufiger nutzen können, ist der Kauf durchaus empfehlenswert.