23. September 2023
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Tasks managen, Cache leeren, Apps killen

Task-Killer sind so manchem Entwickler ein Dorn im Auge. Denn wer rechnet schon damit, dass seine App regelmäßig vom Benutzer brutal gestoppt wird. Doch was soll man als User tun, wenn das Handy zu wenig RAM und zu wenig Festplattenspeicher hat? Android User klärt auf.

Die Themen Task-Killer und Speicherplatz freimachen tauchen in der Android-User-Redaktion immer wieder mal auf. Viele Android-Nutzer sind mit Windows groß geworden und haben deshalb einige Gewohnheiten aus der Windows-Ära auch auf das Android-Handy übertragen. So viel vorweg: Das Handy neu zu booten, kann auch unter Android Wunder wirken, die restlichen Mittel sind hingegen eher fragwürdig.

Wie Android mit RAM umgeht

Android ist ein Linux-System, und um die Speicherverwaltung kümmert sich unter Linux und Android der Kernel. Er entscheidet, wann welche App wie viel RAM bekommt und wann sie den erhaltenen Speicher wieder zurückgeben muss. Generell wird verteilt, solange genügend RAM da ist. Haben die Apps den vorhandenen Speicher aufgebraucht, beginnt das Hin- und Herschieben der freien Speicherblöcke. Da Android ein Multitaskingsystem ist (mehrere Apps können gleichzeitig auf die Systemressourcen zugreifen), behält der Linux-Kernel die Inhalte so lange wie möglich im Speicher. So muss beim Wechsel von einer App zu einer anderen der RAM-Speicher nicht erst neu gefüllt werden.

Ist der verfügbare Hauptspeicher voll, fängt der Kernel an zu jonglieren. Da Android im Unterschied zu Windows und Linux von Haus aus keine Swap-Partition benutzt (es wird kein Speicher auf die Festplatte ausgelagert), muss das System also Apps RAM entziehen. Falls eine App oder Teile davon zu viel RAM verbrauchen, beendet das Android-System diese App bzw. den für den hohen Verbrauch zuständigen Teil der Anwendung. Zuvor gibt er der App aber noch die Möglichkeit, den aktuellen Zustand zu speichern, zum Beispiel einen Text im Editor oder Koordinaten auf einer Karte. Dabei geht das System nach festen Regeln vor, die sich allerdings nicht an persönliche Vorlieben des Nutzers halten („Bitte kill‘ mein WhatsApp nicht!“), sondern rein technischer Natur sind. Wird eine so beendete App später wieder gestartet, kann sie den Zustand also wieder herstellen.

Was tun bei wenig Speicherplatz?

Aus obigem Beispiel sollte klar werden, dass es nichts bringt, Apps über einen Taskmanager automatisch abschießen zu lassen. Sie werden dabei unter Umständen unsauber beendet, und der frei gewordene Speicher wird vom Android-System sowieso wieder aufgefüllt. Das führt üblicherweise nur dazu, dass Ihr Handy mehr Strom verbraucht, und schneller wird es dadurch auch nicht. Soweit die Theorie, die auch ganz gut zutrifft, solange Ihr Handy über genügend Hauptspeicher verfügt. 2 GByte sind wirklich toll!

Abbildung 1: Solange der Speicher nicht voll belegt ist, gibt es auch nichts zu bereinigen.

Verfügt Ihr Handy über einen Speicher mit nur 512 MByte oder noch weniger, dann können Sie nur eine bestimmte Anzahl von Apps gleichzeitig nutzen. Sonst ist das Android-System dauernd damit beschäftigt, den RAM-Bereich neu zu ordnen.

Stellen Sie sich ein Kino mit 50 Plätzen vor, in dem 70 Personen einen Film anschauen möchten. Niemand soll bevorzugt werden, niemand benachteiligt. Also müssen immer wieder Leute reingelassen und Leute nach draußen geschickt werden, damit alle etwa gleich viel sehen. Bis alle den Film in voller Länge gesehen haben, dauert es wesentlich länger als 90 Minuten. Hätte das Kino 100 Plätze, gäbe es keine Probleme.

Als Lösung bietet es sich hier an, den Film auf einer kleineren Leinwand in einem separaten Raum ebenfalls vorzuführen. Dazu kann man auf einem gerooteten Handy auf der MicroSD-Karte eine Swap-Partition anlegen und dem System beibringen, diese als RAM-Erweiterung zu nutzen. Diese Lösung ist vor allem dann sinnvoll, wenn bereits viele Apps auf die SD-Karte ausgelagert wurden und das System sowieso oft auf die MicroSD-Karte zugreift. Bei einem alten Handy kann man hier mit einer Class-10- oder noch besser Class-25-Karte viel bewirken. Allerdings ist das Setup nicht ganz trivial, und man braucht auch ein passendes Custom ROM, das Swap unterstützt. Zudem ist jede noch so schnelle MicroSD-Karte rund 100 Mal langsamer als ein gutes RAM-Modul. Theoretisch kann man diesen Swap-Bereich auch auf dem internen Speicher anbringen. Aber Handys mit zu wenig RAM, aber mehr als genug internem Speicher sind dann doch eher selten?

So viel Speicher wie möglich

So lapidar diese Überschrift klingen mag, machen Sie sich nichts vor: Ein Handy mit 512 MByte RAM wird bei mehreren aktiven Apps immer in die Knie gehen. Doch was tun, wenn das Handy selbst mit einem 2-GByte-RAM träge wirkt? Dann gilt es, die Apps ausfindig zu machen, die dafür verantwortlich sind, und diese von Hand (über Einstellungen | Apps) oder via Task-Killer dezidiert zu beenden.

Abbildung 2: Beenden Sie lieber einzelne Apps gezielt, als alle Apps mit einem Schlag zu killen.

Ein Task-Killer ist also insofern sinnvoll, dass er eine hübsche grafische Oberfläche bietet, um gezielt einzelne Apps zu beenden. Denn das Android-System geht nach strikten technischen Vorgaben vor. Es kann nicht wissen, ob Chrome für Sie wichtiger ist oder ein alternativer Launcher, den Sie vielleicht nicht einmal benutzen. Nach einem festen Zeitplan einfach alle Apps im Hintergrund zu beenden, bringt höchstens für ein paar Minuten Besserung. Anschließend füllt Android den Speicher wieder auf. Das geht zu Lasten der Akkulaufzeit.

Cache as Cache can

Neben dem RAM braucht das Android-System auch Speicher auf der Festplatte (bzw. dem fest verbauten Flashspeicher). Dieser dient dazu, Daten langfristig und persistent zwischenzuspeichern. Anders als im RAM sind diese Daten also auch nach einem Reboot noch vorhanden und befinden sich stets am gleichen Platz auf dem Dateisystem. Wie groß der Cache ist, hängt vom vorhandenen Komplettspeicher und der Partitionierung des Herstellers ab, da sich der Systemcache auf einer separaten Partition befindet. Diese /cache-Partition (nicht zu verwechseln mit dem Dalvik-Cache, der sich auf der /data-Partition befindet) füllt Android mit Daten, und da man sie ohnehin nicht für andere Zwecke nutzen kann, lohnt es sich auch nicht, hier von Hand aufzuräumen.

Abbildung 3: Mit 550 MByte fällt die Kapazität der Cache-Partition auf dem Nexus 4 sehr groß aus.

Es gibt Custom ROMs, die die /cache-Partition verkleinern, um mehr Platz für das System und Apps zu haben. Eine zu kleine Cache-Partition kann jedoch dazu führen, dass man keine großen Apps mehr herunterladen kann. Jede App kann von diesem vorübergehenden Speicher Gebrauch machen. Auf dem Nexus 4 mit 8 GByte Speicher beträgt die Größe der /cache-Partition rund 550 MByte, auf dem Galaxy S4 mini von Samsung hingegen nur 200 MByte, beim HTC One X1 sind es 252 MByte. Hier gibt es also große Unterschiede zwischen den Herstellern.

Apps cachen auch Daten

Ebenfalls als Cache bezeichnet man oft den Speicherbereich, der jeder App zusteht, um Daten langfristig zu speichern. Ist auf Ihrem Handy also nicht mehr genügend Platz vorhanden, dann lohnt es sich, hier aufzuräumen. Beachten Sie aber auch in diesem Fall, dass nicht jede Löschaktion sinnvoll ist. Zum Beispiel braucht die Galerie sehr viel Platz, um die Vorschaubilder Ihrer Fotos zu speichern. Löschen Sie diese, wird die Galerie-App die Minibilder beim nächsten Start neu anlegen. Das kostet Zeit und Akkuleistung, und der frei gewordene Speicher wird wieder belegt. Sie müssten dann also auch zahlreiche Fotos löschen, damit dieser Vorgang etwas bringt.

Abbildung 4: Google Play Music benutzt den Cache der Anwendung auch als Zwischenspeicher für gestreamte Musik.

Auch den Browser-Cache zu leeren, ist nicht unbedingt empfehlenswert, da darin ebenfalls sehr viele Bilder liegen. Diese müssen dann beim nächsten Besuch der Webseite wieder heruntergeladen werden, was Zeit kostet und unter Umständen auch das Datenvolumen unnötig belastet. Bei einigen Apps, die Sie nur selten benutzen und die viele Daten zwischenlagern, kann es sich aber lohnen, von Hand Platz zu schaffen. Play Music speichert zum Beispiel ganze Alben lokal, auch wenn Sie diese nur per Streaming anhören. Die Größe des Zwischenspeichers anzupassen, ist bei Play Music nicht möglich, aber Sie können der App das Cachen komplett verbieten.

App startet nicht mehr

Wenn eine App nach dem Start gleich abstürzt oder es nach einem Update zu Problemen kommt, lohnt es sich, zunächst nur den Cache zu löschen. Dann bleiben Ihre Einstellungen erhalten, aber das Problem ist eventuell gelöst. Klappt es damit nicht, müssen Sie auch die Daten löschen.

Wie viel Speicher jede App benutzt, erfahren Sie in den App-Infos unter Einstellungen | Apps. Hier gibt es einen Eintrag für die fest gespeicherten Daten und den (System-)Cache. Wählen Sie Daten löschen, wird automatisch auch der Cache bereinigt. Welche Daten wie gespeichert werden, legt der Entwickler fest. Die passende Dokumentation gibt es auf der Android-Entwicklerhomepage [1].

Und was ist mit Zombies?

Unter idealen Bedingungen muss man ein Computersystem nie neu starten. Es gibt Linux-Server, die arbeiten schon seit Jahren ohne Neustart. Doch bei Fehlern im System oder schlecht programmierten Apps können Prozesse bzw. Apps „sterben“, ohne richtig beendet worden zu sein. Man spricht hier von Zombies oder Zombieprozessen. Zombieprozesse verbrauchen keinen Speicher mehr, lediglich die Information, dass es sich um einen Zombie handelt, wird vom System gespeichert.

Daneben kann es aber auch Systemprozesse geben, die kaputt sind (defunct) und die auf dem RAM sitzen bleiben. Deshalb schadet es dem Handy überhaupt nicht, wenn man es von Zeit zu Zeit einfach neu startet. Erst dann werden solche Prozesse bereinigt, und es steht garantiert wieder der volle Speicher zur Verfügung.

Ran an die Infos!

Sie sind noch am Lesen? Schön, dann möchten Sie bestimmt auch wissen, wie Sie an die zentralen Informationen gelangen: Welche App wie viel Speicher im RAM und auf dem Dateisystem verbraucht und überhaupt: Welche Prozesse gerade aktiv sind. Und da sind wir wieder bei den Task-Killern angelangt.

Abbildung 5: Quick System Info Pro liefert viele Details zum Android-System und den einzelnen Prozessen.

Apps wie Clean Master [2] oder GO Cleaner & Task Manager [3] bieten eine Reihe solcher Infos, die Ihnen bei der Beurteilung helfen können, welche Apps schlecht für das System sind. Meiden sollten Sie hingegen One-Click-Lösungen, die das Blaue vom Himmel versprechen. Sehr umfangreiche Infos zu System, Speicher und Prozessen liefert die Gratis-App Quick System Info Pro [4]. Auch diese App erlaubt es, dezidiert Prozesse zu beenden.

Fazit

Gegen zu wenig RAM hilft in den meisten Fällen nur ein Handy mit mehr Hauptspeicher. Man kann jedoch den fehlenden Hauptspeicher auf eine schnelle MicroSD-Karte auslagern, um das Gerät wieder fit zu machen. Wird das Handy lahm, sind meistens schlecht programmierte Apps daran schuld oder zu wenig freier Speicherplatz.

In beiden Fällen bringt es langfristig mehr, die Sünder ausfindig zu machen und zu löschen, als mit einem Taskmanager stets alle Apps zu beenden. Egal ob mit oder ohne Task-Killer: Hauptsache das Resultat stimmt!

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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