Die Anderen nennen es „Mini“ und verkaufen unter dem Namen des Topmodells abgespeckte Hardware zu einem überteuerten Preis. Nicht so bei Sony: Hier ist der Preis zwar auch nicht gerade günstig, dafür erhalten Sie beim Compact-Modell die praktisch identische Hardware wie beim großen Bruder. Wir haben getestet, ob sich 400 Euro für ein 4,3-Zoll-Smartphone lohnen.
Nirgends gibt es so gute Hardware in einem so kleinen Smartphone wie bei Sony. Das Xperia Z1 Compact vereint alles (außer Vanilla-Android), was sich Geeks von einem kleinen Smartphone wünschen: Snapdragon 800, 2 GByte RAM, 20,7-Megapixel-Kamera, LTE, Android 4.4.2 und ein wasserdichtes Gehäuse. Und das alles in vier trendigen Farben. Mehr Smartphone braucht eigentlich kein Mensch. In Anbetracht dieser Hardware geht auch der aktuelle Amazon-Preis von 429 Euro komplett in Ordnung.
Mit diesen technischen Daten gehört das Xperia Z1 Compact [1] zu den Top-Smartphones schlechthin. Dank eines aktuellen Updates auf Android 4.4.2 trübt auch keine veraltete Software den Android-Genuss, sodass sich das Z1 Compact weder vor dem Samsung Galaxy S5 noch vor dem HTC One M8 oder dem Xperia Z2 zu verstecken braucht. Lediglich beim Display müssen Sie auf etwas Komfort verzichten, wenn Sie größere Smartphones gewohnt sind. So zeigt die Tastatur zum Beispiel nur vier Reihen ohne Zahlen an. Dafür stimmt die Pixeldichte: 1280 x 720 Bildpunkte auf 4,3-Zoll sehen gestochen scharf aus – Pixel müssen Sie mit der Lupe suchen. Und falls Sie zu den Nutzern gehören, die seit dem Update auf Android 4.4 mit dem Problem kämpfen, dass die Tastatur immer ungewollt einen Punkt setzt: das hängt damit zusammen, dass die Leertaste ein paar Zehntelmilimeter schmaler geworden ist, sodass man sich schlicht etwas leichter vertippt. Geht Nexus-Nutzern auch so.

Sony auf den ersten Blick
Der erste Eindruck vom kleinen Sony-Smartphone fällt sehr positiv aus. Das Handy liegt gut in der Hand und hat in etwa die Größe des Motorola Moto G. Im direkten Vergleich mit dem Moto G ist es allerdings etwas flacher gebaut und die Form Sony-typisch recht eckig. Ein besonderes Merkmal des Xperia-Smartphones stellen die vielen Verschlusskappen dar. Da das Z1 Compact laut IP55-Norm gegen Wasser und Staub geschützt ist, hat Sony die Slots für die SIM-Karte (Micro-SIM), MicroSD-Karte und für den MHL-fähigen Micro-USB-Anschluss hinter massiven Klappen versteckt. Das trägt dazu bei, dass das Xperia Z1 Compact über ein recht industrielles Design verfügt, das bestimmt nicht jedermanns Geschmack ist. Zudem gibt es auf der linken Seite auch noch spezielle PINs für eine Docking Station. Auf der rechten Seite finden Sie das typische Sony-Design mit dem runden Einschalt-Button (dazu weiter unten mehr), der Lautstärkewippe und der separaten Kamera-Taste.
Auf der Oberseite finden Sie den 3,5mm Klinkenstecker für die Kopfhörer, der wie üblich nicht separat geschützt ist, den Lautsprecher hat Sony auf der Geräteunterseite angebracht. Gut finden wir die Entscheidung von Sony, die Rückseite nicht aus Glas sondern aus einem besonders strapazierfähigen Kunststoff herzustellen. So muss man nicht andauernd Angst haben, dass die Scheibe zersplittert. Dafür gelang es uns in den Tests bereits, zwei kleine Kratzer in den Kunststoff zu bringen. Die Front ist wie üblich aus gehärtetem Glas. Der Docking-Anschluss ist mit dem Z1 und dem Z Ultra kompatibel. Die Magnethalterung DK31 für das Z1 Compact gibt es bei Amazon schon ab 6 Euro.
Absolut Sony-typisch gibt sich auch die grafische Oberfläche, basierend auf Android 4.4.2 „KitKat“. Es erwartet Sie eine recht cleane Oberfläche, die zwar nicht mehr viel mit dem Vanilla-Android gemeinsam hat, dafür aber über umso mehr Anpassungsmöglichkeiten bietet und sich auch für Nexus-Besitzer absolut intuitiv bedienen lässt. Auf die Besonderheiten der Sony-Oberfläche im Detail einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wir gehen deshalb im Folgenden auf die Besonderheiten ein, die uns am besten gefallen haben. Lesen Sie zu den Besonderheiten des Sony-Androids auch unseren Testbericht vom Sony Xperia Z1.

Tolle Software-Features
Sonys Musik- und Multimedia-Apps muss man weder mögen noch nutzen, aber Sony hat sich für Android 4.4 recht viel Mühe gegeben. Die meisten Sony-eigenen Apps verfügen über ein Menü in der Sidebar und Sony hat auch beim App-Launcher die Sidebar sehr geschickt eingesetzt. Wer zu Hause weitere Hardware von Sony besitzt, wird schnell merken, dass die Integration der Geräte und Dienst gelungen und – vor allem – intuitiv verläuft. Probieren Sie unbedingt auch den Throw-Dienst aus den Schnelleinstellungen aus.

Besonders gut gefallen haben uns drei Sony-Besonderheiten. Wischen Sie im App-Drawer nach links, dann erscheint kein Bouncing-Effekt sondern eine Sidebar wie bei den anderen Sony-Apps. Hier können Sie nach Apps suchen, die Sortierung einrichten und hier finden Sie auch Links zum Play Store und zum Sony-eigenen App Store „Sony Select“. Besonders praktisch fanden wir dabei auch die Funktion „Am meisten verwendet für die Lieblingsapps und „Installiert“ für Apps, die man selbst installiert hat.

Als zweite Besonderheit verdienen die Miniprogramme in der App-Übersicht eine Erwähnung: Über ein Antippen der Fenster-/Menütaste sehen Sie nicht nur eine Übersicht über die aktiven Apps sondern starten auch nützliche Mini-Apps wie den Taschenrechner oder den Küchentimer. Auch Notizen lasen sich auf diese Art schnell anlegen und es gibt für Power User sogar eine Screenshot-Funktion.
Als dritte Besonderheit möchten wir die umfangreichen optischen Anpassungsmöglichkeiten hervorheben. Optisch so ansprechend wie bei Sony lässt sich kaum ein Android-Smartphone ohne zusätzliche Apps einrichten. Es gibt diverse Themes und Live-Wallpaper zur Auswahl und der Auswahldialog selbst ist auch deutlich besser gelungen als bei manchem Smartphone mit Android 4.4.

Darüber hinaus gibt es noch sehr viele nützliche Helferlein für den Alltag. Natürlich nehmen diese Apps alle auch etwas Platz vom internen Speicher weg, und da es sich um System-Apps handelt, können Sie zum Beispiel PlayStation Mobile (50 MByte), Facebook (77 MByte) oder InfoEye (30 MByte) nicht deinstallieren, nur deaktivieren. Damit haben wir aber auch schon die drei fettesten Apps genannt.
Gute Kamera, guter Musikplayer
Die 20,7-Megapixel-Kamera gehört ohne Zweifel zu den Highlights des Sony-Smartphones. Im direkten Vergleich mit dem Samsung Galaxy S5 fällt leider negativ auf, dass sie sich manchmal etwas mehr Zeit lässt, um den Auslöser zu betätigen. Der dedizierte Kamera-Button startet die Kamera ohne jegliches Entsperren laut Sony innerhalb von einer Sekunde, das stimmt tatsächlich. Schade nur, dass die Kamera dann nicht auch gleich ein Foto schießt. So vergehen noch ein paar Sekunden, bis das Bild im Kasten ist. Generell macht die Kamera schöne Fotos, die selbst mit dem digitalen Zoom noch brauchbar sind (wenn man es nicht übertreibt und eine ruhige Hand hat). Die meisten Software-Features der Kamera-App empfanden wir hingegen als Spielerei, nicht als nützlichen Zusatz.
Auch als Multimediaplayer eignet sich das Sony-Smartphone sehr gut. Die Walkman-App hatte zwar in den vergangenen etwas Schluckauf, aber mit dem jüngsten Update sind diese Probleme endlich behoben. Unser Tipp: werfen Sie unbedingt auch einen Blick in die Audio-Einstellungen. Mit xLoud und ClearSound lässt sich tatsächlich recht viel aus dem integrierten Lautsprecher herausholen. Für die Kopfhörer gibt es spezielle Einstellungen mit Raumklang.
Akkulaufzeit und allgemeine Performance
Sehr zufrieden waren wir mit der Performance und der Akkulaufzeit des Xperia Z1 Compact. Auch ohne den Stamina-Modus, der das Handy bei ausgeschaltetem Display in eine Art Tiefschlaf versetzt, erreichen Sie problemlos bis zu 18 Stunden bei sehr intensiver Nutzung. Bei der üblichen Dosis an Screen-Time, Social Media, Musikhören und ab und zu auch mal telefonieren, liegen zwischen 24 und 48 Stunden drin. Sind Sie Wenignutzer, dann erreichen Sie mit Stamina-Modus Laufzeiten zwischen drei und fünf Tagen. Im extremen Akkusparmodus liegt auch mal eine Woche drin, dann aber ohne Surfen.

An der Performance des Android-Systems gibt es dank Snapdragon 800 praktisch nichts auszusetzen, wären dann nicht ein paar Denkpausen bei den Sony-Apps gewesen. Hier scheint es sich zu rächen, dass einige der Filterfunktionen der Kamera-App in separate Apps ausgegliedert wurden. So dauert es manchmal etwas länger, bis zum Beispiel der Foto- oder Video-Editor startet. Das ist aber bereits Jammern auf höchstem Niveau.
Kritikpunkte
Der Power-Button der neuen Xperia-Serie ist ein sehr markantes Wahrzeichen der Sony-Smartphones – und Tablets und ohne Zweifel ein optischer Hingucker. Besonders praktisch ist er aber nicht, weil er einen recht festen Druckpunkt besitzt. Das verhindert zwar das ungewollte Einschalten, aber leider allzu oft auch das gewollte Einschalten des Smartphones. Damit er zuverlässig reagiert, müssen Sie entweder sehr fest zudrücken oder mit dem Fingernagel etwas nachhelfen. Der gleiche Kritikpunkt gilt auch für den dedizierten Kamera-Button. Hier hat sich Sony sehr viel Mühe gegeben und den Knopf so gebaut, dass Sie durch leichtes Drücken scharf stellen und durch festes Drücken den Auslöser betätigen. In der Praxis haut das aber einfach zu oft nicht hin und auch hier muss man so stark drücken, dass die meisten Fotos einfach verwackeln. Einmal mit dem Finger den Touchscreen antippen, fertig ist das Foto. So macht das Apple sehr Jahren und Samsung auch schon seit einer Weile und so muss es auch bei Sony funktionieren.
Nicht besser geworden seit unserem letzten Testbericht [2] ist auch die PlayStation-App: zu wenige Spiele, zu altbacken die App. zu lange Ladezeiten. Dabei bietet sich das Xperia Z1 Compact auch für Gamer an, die Hardware bietet mehr als genug Leistung.
Last but not least ist uns ein kleines Detail negativ aufgefallen: es befindet sich auf dem Homescreen kein Icon für die Kamera-App, sondern man muss zum App-Drawer wechseln, um die Kamera zu starten (oder den Hardware-Button drücken). Für ein Smartphone, das als Kamera-Handy beworben wird, hätten wir uns hier ein Kamera-Symbol auf dem Homescreen anstelle der nutzlosen PlayStation-App gewünscht.
Fazit
Sie haben auf das Top-Android-Smartphone unter 4,7-Zoll gewartet? Dann warten Sie nicht länger und holen Sie sich das Xperia Z1 Compact von Sony. Es verfügt über eine tolle Hardware, eine tolle Software und auch über eine sehr gute Akkulaufzeit und passt bequem in die Hosentasche. Reichen Ihnen die rund 10 GByte an freiem Speicher nicht aus, dann erweitern Sie das Handy einfach via MicroSD-Karte. Dass das Xperia Z1 Compact wasserdicht ist, macht es nur noch besser. Die 400 Euro sind wirklich gut investiert!