Wir zeigen Ihnen, mit welchem Zusatzwissen und welchen Tricks Sie aus Schnappschüssen wirklich gute Fotos machen.
Mit aktuellen Handys lassen sich recht gute Schnappschüsse erstellen. Sie können damit aber auch richtig gute Fotos machen. Während die Qualität der Schnappschüsse vom verbauten Objektiv und der Kamera-Software des Herstellers abhängt, benötigen Sie für richtig tolle Smartphone-Fotos ein gutes Auge, etwas Grundwissen und natürlich auch das nötige Quäntchen Glück. Mit Augen und Glück können wir nicht dienen, etwas Grundwissen finden Sie hier.
Richtige Haltung und Zeit
So trivial es auch klingt: Wenn Sie Ihr Handy richtig halten, dann gelingen auch bessere Fotos. Mit ausgestreckten Armen können Sie auch das leichteste Smartphone nicht allzu lange ruhig halten, also werden die Fotos je nach Belichtungszeit unscharf. Ziehen Sie das Handy etwas näher an sich heran oder versuchen Sie, es irgendwo aufzustützen. Oft hilft es bereits, sich an eine Mauer, eine Laterne oder einen Baum anzulehnen, um ein ruckelfreies Foto zu erstellen. Noch besser ist es, wenn Sie für ganz kurze Zeit den Atem anhalten. Dann werden sogar Fotos mit einer Belichtungszeit von einer 1/25 Sekunde scharf (sofern sich darauf nichts bewegt). Alternativ können Sie auch die Ellenbogen auf dem Brustkasten aufstützen.
Sie haben ein Wochenende in London geplant und möchten dabei ein paar tolle Fotos machen? Versuchen Sie gar nicht erst, das Parlament oder die Tower-Bridge bei Nieselregen oder der typischen Bewölkung zu fotografieren: Daraus werden keine guten Fotos entstehen. Warten Sie besser den Augenblick ab, an dem die Sonne durch die Wolken bricht und Ihr Motiv auf natürliche Weise erstrahlen lässt.
Die von der Beleuchtung her besten Fotos entstehen meistens am Morgen bei Sonnenaufgang und am Abend kurz vor der Dämmerung. Nutzen Sie diesen Vorteil. Idealerweise schauen Sie sich am ersten Tag die Stadt an und richten dann am zweiten Tag Ihren Fotospaziergang nach dem Tageslicht aus. So vermeiden Sie, dass Sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind und die Tower Bridge im Gegenlicht fotografieren müssen, anstatt die Sonne im Rücken zu haben.

Schlechtes Licht
Kein Smartphone-Objektiv ist groß genug, um auch genügend Licht auf den Sensor eindringen zu lassen. Bei Dämmerung oder schlechten Lichtverhältnissen sieht man auf den meisten Fotos deshalb nur noch ein Rauschen, abgesehen von den wenigen Fotos, bei denen der Blitz genau passt. Die meisten Kamera-Apps schrauben automatisch den ISO-Wert hoch, wenn Sie den Blitz ausschalten oder es zu dunkel ist. Durch alternative Kamera-Apps (zum Beispiel Camera FV-5 [1]) können Sie den ISO-Wert von Hand festlegen und die App somit zwingen, das Bild länger zu belichten. Ob das funktioniert, hängt jedoch stark vom Handy ab.
Wenn aus einem Motiv aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse oder wegen Gegenlichts nichts herauszuholen ist, dann seien Sie mutig und Fotografieren Sie das Gegenlicht. Falls Sie Ihr Handy mit einer Hand genug sicher halten können, lohnt es sich, direktes Sonnenlicht durch die zweite Hand etwas abzufangen. Formen Sie dazu mit der zweiten Hand eine Art Baseballkappe für das Objektiv. Auch Lampen lassen sich mit Handykameras toll fotografieren – oft ergeben sich daraus sogar ganz lustige Bilder.

Perspektive wechseln
Üblicherweise fotografieren Sie vermutlich im Stehen und halten Ihr Smartphone ungefähr auf Augenhöhe. Schließlich wollen Sie ja auch sehen, was auf dem Display zu sehen ist. Wechseln Sie für Ihr nächstes Foto mal die Perspektive. Stellen Sie dazu das Handy auf den Boden oder halten Sie es leicht über der Erde. Anstatt ein Haus wie üblich frontal zu fotografieren, gehen Sie ganz nahe ran und machen Sie ein Foto parallel zur Hauswand.
Stellen Sie das Motiv schräg: Sie müssen Ihr Handy nicht waagerecht oder senkrecht halten, Sie können es auch leicht drehen (zwischen 30° und 45°). Damit erreichen Sie oft mit einfachsten Mitteln ein außerordentliches Foto. Sie finden Spiegelungen cool? Suchen Sie dazu nicht nach einem Spiegel oder einem See, sondern machen Sie sich einfach eine Pfütze. Dazu reicht schon eine PET-Flasche mit Wasser. Halten Sie anschließend das Handy möglichst nahe an die Pfütze ran, sodass sich zum Beispiel der Himmel darin spiegelt.
Verfügt Ihre Kamera-App über ein Gitterraster, dann blenden Sie es ein. Meistens erreichen Sie schon dadurch ein besseres Foto, wenn Sie das Motiv am Raster nach den Regeln des goldenen Schnitts ausrichten. Also nicht zentriert wie üblich, sondern an den Kreuzungen des Rasters orientiert.
Portraits
Menschen gut zu fotografieren, ist mit dem Handy sehr schwierig. Bei kleinsten Bewegungen entstehen bereits Unschärfen, und üblicherweise passt das Licht nicht. Wenn Sie gute Portraits erstellen möchten, brauchen Sie dazu gute Lichtverhältnisse und ein entspanntes Verhältnis zur Person, die portraitiert sein will. Der Trick mit der kleinen Blende, um möglichst wenig Tiefenschärfe zu bekommen, funktioniert auf Handys nicht, weil die Optik das nicht hergibt und die Blende zudem fest ist. Üblicherweise ist somit nicht nur die Person, die Sie ablichten scharf sondern auch die Umgebung rund herum.
Als kleinen Trick können Sie hier einen runden Tiltshift-Filter anwenden. Das geht mit Snapseed [2] oder Kamera360 Ultimate [3] recht einfach. Alternativ versuchen Sie, so viel vom Kopf wie möglich auf das Foto zu bekommen, damit der Hintergrund nicht stört.
Klassische Portraitfotografie und Handy passen aber auch irgendwie nicht zusammen, schließlich wimmelt es heutzutage von Selbstportraits (so genannten "Selfies") im Internet, die aus fotografischer Sicht als dilettantisch bis mies zu bewerten sind. Setzen Sie diese Effekte bewusst ein: machen Sie ein überbelichtetes oder unterbelichtetes Foto, vergrößern Sie Kontraste, drehen Sie das Motiv um 30° oder fotografieren Sie nur die Hälfte des Gesichts. Hier müssen Sie kreativ sein, nicht langweilig wie ein Studiofotograf.
Tipp
Die meisten Frontkameras machen scheußliche Fotos. Drehen Sie das Handy um und nutzen Sie die Hauptkamera, wenn Sie nicht den Umweg über einen Spiegel gehen möchten.

Keine Angst vor Fotofilter-Apps
Viele Fotos wirken zunächst einmal schlicht unspektakulär. Erst durch die Nachbearbeitung erhalten sie das gewisse Etwas. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Fotos mit zusätzlichen Apps zu verbessern. Praktisch jeder Fotograf tut das, warum also genau Sie nicht? Sie brauchen dafür kein Photoshop oder einen superschnellen PC, es reicht eine der in unserem Fototools-Artikel vorgestellten Apps. Die meisten Apps sind zudem gratis oder bieten zumindest eine Gratis-Testversion an. Natürlich ersetzen auch diese Apps kein schlechtes Kameramodul oder eine zittrige Hand. Aber wenn Sie ein Bild im Kasten haben, dass Sie sich viel schöner oder anders vorgestellt hatten, dann bietet sich der Griff zur Nachbearbeitung an.
Oft reicht es schon, den passenden Ausschnitt zu wählen oder das Bild etwas aufzuhellen, eventuell noch die Saturation zu erhöhen. Mit Snapseed & Co. lassen sich aber noch viele weitere tolle Dinge anstellen. Welche Möglichkeiten sich dabei im Detail bieten, zeigen Ihnen die folgenden Artikel zu den alternativen Kamera-Apps und zu den besten Fotofilter-Apps.
Fazit
Auch die besten Handy-Kameras bleiben weit hinter den Möglichkeiten einer DSLR-Kamera zurück. Doch bei Handy und Profikamera gilt auch der Grundsatz, dass ein Foto nur so gut wird, wie sein Fotograf. Sind Sie also mit Ihren Fotos nicht zufrieden, muss nicht unbedingt ein neues Handy her. Oft reicht es schon, sich ein paar Stunden mit dem Thema Fotografie auseinanderzusetzen. Inspirationen können Sie sich dazu bei den zahlreichen Foto-Communities holen, zum Beispiel bei 500px [4], Instagram [5] oder EyeEm [6].
Infos
- Camera FV-5: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.flavionet.android.camera.pro
- Snapseed: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.niksoftware.snapseed
- Camera360 Ultimate: https://play.google.com/store/apps/details?id=vStudio.Android.Camera360
- 500px: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.fivehundredpx.viewer
- Instagram: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.instagram.android
- EyeEm: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.baseapp.eyeem