8. März 2023
StartMagazinSieben PDF-Reader im Vergleich

Sieben PDF-Reader im Vergleich

Das Anzeigen mehrseitiger und bunter PDF-Dokumente gehört nach wie vor zu den eher komplexen Aufgaben auf Smartphones. Kein Wunder, dass die eine oder andere App damit Probleme hat, wie dieser Artikel zeigt.

Die ersten Handhelds von Palm benötigten noch eine spezielle Windows-Software, um PDF-Dokumente auf dem Gerät lesbar zu machen. Heute ermöglichen leistungsstarke ARM-Prozessoren das Dekodieren der Dokumente am Smartphone. Damit wäre alles gut – wenn sich das PDF-Format nicht permanent weiterentwickeln würde. Denn: Ein vor einem Jahr problemlos mit allen Dokumenten zurechtkommender Viewer kann heute an aktuellen PDFs scheitern.

Dieser Test betrachtet einige Anzeigelösungen für Android anhand realer Dokumente aus dem beruflichen und privaten Leben des Autors.

Was ist PDF?

Die Dateierweiterung PDF steht für Portable Document Format. Dabei handelt es sich um ein vom amerikanischen Hersteller Adobe Systems im Jahre 1993 definiertes Dateiformat, das seither permanent weiterentwickelt wurde.

PDFs dienten von Anfang an als plattformunabhängiger Standard zum Austausch von Dateien, ohne dabei auf die erstellende Anwendung zurückgreifen zu müssen. So kann beispielsweise ein im PDF-Format vorliegende Präsentation auch auf Geräten angesehen werden, auf denen keine Office Suite installiert ist. Aus diesem Grund sind PDFs insbesondere im Druck- und Werbebereich der Austauschstandard schlechthin, auch die meisten öffentlichen Verwaltungen setzen immer mehr PDF-Dokumente ein.

Unsere Testdokumente

In unserem Test wurden insgesamt vier Dokumente verwendet. Eine Ausgabe der englischsprachigen Fotozeitung JPG Magazine dient als Stresstest für das Rendering großer Dateien. Das über 10 MB schwere File bereitete bis vor einigen Jahren selbst High-End-Smartphones massive Probleme.

Hinter dem Dokument Distimo verbirgt sich ein Bericht des gleichnamigen Analystenhauses, der durch das Verwenden fortschrittlicher Dokumentelemente den einen oder anderen Viewer vor arge Probleme stellt. Privatbank ist ein passwortgeschützter Kontoauszug einer Privatbank. Der letzte Test ist ein vom Autor zusammengebasteltes „Puzzle“ aus Korrektur- und Kommentarzeichen.

Adobe Reader

Der PDF-Urvater Adobe bietet für die meisten mobilen Plattformen eine eigene Viewerlösung an [1]. Auch die Version für Android stammt von Adobe selbst und ist somit wie der Adobe Reader für die meisten Plattformen kostenlos. Obwohl man PDF-Dokumente in der Regel aus dem Dateimanager öffnet, offeriert die App auch eine nicht sonderlich übersichtliche Oberfläche. Diese zeigt die zuletzt verwendeten und am Gerät vorhandenen PDF-Dateien an. Witzigerweise wird beim Anzeigen aller PDFs das eine oder andere Dokument unterschlagen, was erst recht das Starten des Dateimanagers erforderlich macht.

Beim Rendering gibt sich die Adobe-App keine Blöße. Alle Testdokumente werden auf dem Samsung Galaxy S II flott und korrekt dargestellt. Auch das Relief aus Kommentaren und Korrekturen stellt der Viewer korrekt dar, die Kommentarinhalte selbst zeigt sie jedoch am Telefon nicht an, wodurch der Nutzwert der Funktion stark geschmälert wird. Neben dem kostenlosen Adobe Reader gibt es im Market für 7,10 Euro auch Adobe CreatePDF, womit sich PDFs aus Microsoft-Office und einigen Adobe-Dateien erstellen lassen.

APV PDF Viewer

Der Android PDF Viewer [2] war einer der ersten PDF-Reader für Android. Er nutzt für das Rendering die freie muPDF-Bibliothek. Leider hat der Sand der Zeit auf dem Programm Spuren hinterlassen. Das User Interface ist nicht mehr zeitgemäß – es gibt kein Multitouch und die grafische Oberfläche darf man getrost als hässlich bezeichnen. Wer hofft, dass sich das Programm die Position im Dokument nach dem Schließen merkt, wird ebenfalls herb enttäuscht.

Auch im Bereich Rendering leistet APV PDF Viewer nicht genug. Das JPG Magazine stellt die App zwar korrekt dar, die Distimo-Analyse aber nur fragmentarisch. Der passwortgeschützte Kontoauszug der Privatbank bringt das Programm auf dem Samsung Galaxy S2 reproduzierbar zum Absturz.

Abbildung 1: Passwortgeschütztes PDF gegen APV PDF Viewer - 1:0 für das PDF.
Abbildung 1: Passwortgeschütztes PDF gegen APV PDF Viewer – 1:0 für das PDF.

Witzigerweise bietet APV PDF Viewer beim angereicherten PDF ähnliche Ergebnisse wie der Adobe Reader – Korrekturzeichen und Kommentare werden angezeigt, man kann aber nicht auf ihre Inhalte zugreifen.

BeamReader

Beam Reader [3] zeigt nach dem Start einen etwas spröden Dateimanager an, der sich nicht in den Landscape Mode umschalten lässt. Die Bedienung ist solides Mittelmaß: Pinch-to-Zoom wird unterstützt, allerdings merkt sich das Programm beim Schließen einer Datei nicht, wo genau auf der Seite man vorher war und setzt den Viewpoint – mit der vorher eingestellten Zoomstufe – ganz oben links.

Beim Rendering gibt sich Beam Reader keine allzu großen Blößen, wenn auch der Distimo-Report in hohen Zoomstufen bei anderen Viewern wesentlich besser aussieht. Kommentare zeigt die App wie der Rest des Testfelds als vorhanden an, Sie lassen sich aber nicht bearbeiten oder betrachten.

ezPDF Reader

Der ezPDF Reader [4] gehört zu den aktuell besten PDF-Betrachtern. Die App kostet allerdings knapp zwei Euro und es gibt keine kostenlose Testversion davon.

Nach dem Start zeigt das Programm ein PDF an, das für eine kostenlose PDF-Konvertierungssoftware für Windows wirbt. Durch die Reiter oben kommt man in den etwas abgespeckten Dateimanager, der der Übersicht halber nur die PDF-Dateien enthaltenden Ordner anzeigt:

Abbildung 2: Der ezPDF Reader zeigt nur jene Ordner an, die auch PDFs enthalten.
Abbildung 2: Der ezPDF Reader zeigt nur jene Ordner an, die auch PDFs enthalten.

Im Bereich Rendering gibt es keine Probleme. ezPDF Reader stellt alle ihm vorgesetzten Dokumente flott und ohne viel Aufsehen dar. Besonders souverän handhabt die App Kommentare: Klickt man ein Kommentaricon länger an, kann man seinen Inhalt ansehen. Auch ist es möglich, durch langes Antippen einer Stelle neue Kommentare und sogar Figuren zu erstellen – die Vollversion von Adobe Acrobat am Desktop lässt grüßen. Zu weiteren den Besonderheiten von ezPDF Reader gehört das Vorlesen von Dokumenten.

Mantano Reader

Mantano Reader [5] ist an sich ein Programm zum Lesen von E-Books. Allerdings kann man es auch als PDF-Reader missbrauchen, was insbesondere für Vielnutzer von E-Books im PDF-Format attraktiv ist.

Abbildung 3: Mantano zeigt an, wie viel Prozent eines PDFs man gelesen hat.
Abbildung 3: Mantano zeigt an, wie viel Prozent eines PDFs man gelesen hat.

Das User Interface des Programms ist deshalb in zwei „Modi“ geteilt – die Bibliotheksansicht verwaltet bekannte PDFs und zeigt den Lesefortschritt an, während der Dateimanager wie von anderen Programmen her bekannt funktioniert.

Das Erstellen von Kommentaren mit Mantano ist eine rein lokale Lösung. Der erstellte Kommentar wird nur lokal gespeichert und nicht in die Datei geschrieben. Wer dies nicht weiß, kann die Kommentare nachher am PC nochmals einpflegen. Abgesehen von diesem kleinen Manko macht die App einen guten Einruck.

Abbildung 4: Die Kommentare speichert Mantano Reader nur auf dem Telefon, nicht im PDF-Dokument selbst. Sie lassen sich somit nicht ohne weiteres weitergeben.
Abbildung 4: Die Kommentare speichert Mantano Reader nur auf dem Telefon, nicht im PDF-Dokument selbst. Sie lassen sich somit nicht ohne weiteres weitergeben.

RepliGo Reader

Cerience ist ein absolutes Traditionshaus, das schon in Zeiten des Palm OS aktiv war. Allerdings wurden Produkte manchmal extrem kurzfristig abgekündigt – der im Vergleich zum Rest des Testfelds relativ hohe Preis von 5 Euro ohne Testversion gewährt also nicht zwangsweise langfristige Investitionssicherheit.

Doch die fünf Euro ist RepliGo Reader [6] allemal wert. Beim Rendering gibt sich das Programm keine Blöße, alle Testdokumente wurden problemlos und fehlerfrei gerendert. Der Dateimanager von Repligo ist konventioneller als der in ezPDF integrierte. Im Bereich der Kommentare entspricht der Funktionsumfang 1:1 dem von ezPDF gebotenen. Das User Interface von RepliGo sieht allerdings professioneller aus und die App braucht wesentlich weniger RAM. Einzig das Erstellen von Figuren ist wesentlich aufwändiger als in ezPDF.

EBookDroid

Das Programm EBookDroid [7] ist das beste Beispiel dafür, warum man als Entwickler seinen Pirvate Key besser gut sichern sollte. Der Signaturschlüssel zum Originalprojekt ging mehrfach verloren, weshalb das ehemals unter dem Namen Vudroid Plus geführte Programm quasi zwangsumbenannt wurde und nun EBookDroid heißt.

Die EBookDroid zugrunde liegende Rendering Engine ist von APV PDF Viewer her bekannt und schlägt sich beim Rendering der Dokumente ähnlich schlecht. Allerdings ist die App wesentlich stabiler. So wird das Öffnen des Kontoauszugs mit einer Warnmeldung über das erforderliche Passwort belohnt – eingeben kann man es allerdings nicht.

Auch die Bedienung von EBookDroid ist nicht mir der von APV PDF Viewer vergleichbar – die App bietet Multitouch-Zoom, merkt sich die zuletzt gelesene Seite des Dokuments und sieht dabei noch ganz präsentabel aus.

Abbildung 5: So zeigt der Adobe Reader den Distimo-Bericht an?
Abbildung 5: So zeigt der Adobe Reader den Distimo-Bericht an?
Abbildung 6: ?und so sieht der Bericht in der App Beam Reader aus.
Abbildung 6: ?und so sieht der Bericht in der App Beam Reader aus.
Abbildung 7: Die Maximale Zoom-Stufe beim Adobe Reader zeigt ein perfektes Bild.
Abbildung 7: Die Maximale Zoom-Stufe beim Adobe Reader zeigt ein perfektes Bild.
Abbildung 8: Beam Reader zeigt in der maximalen Zoom-Stufe nur noch ein verpixeltes Bild an.
Abbildung 8: Beam Reader zeigt in der maximalen Zoom-Stufe nur noch ein verpixeltes Bild an.

Fazit

Die offizielle Betrachterlösung von Adobe ist für all jene ideal, die ihre PDF-Dateien am Telefon nur betrachten wollen: Die App hatte mit keinem unserer Testdokumente Probleme, kostet nichts und scheitert nur am Anzeigen der Inhalte von Kommentaren. Wer also auf Kommentare verzichten kann, spart sich mit Adobe Reader ein paar Euro.

Der Kampf zwischen ezPDF und Repligo ist hart: Von den Funktionen her schenken sich die beiden Konkurrenten nichts. ezPDF ist mit einem Preis von unter 2 Euro allerdings deutlich günstiger und das Erstellen von Figuren geht flott von der Hand. Das etwas klickintensivere User Interface von Repligo ist dafür konventioneller und RAM-sparender, der Hersteller ein Traditionshaus. Die Devise lautet deshalb downloaden, je 10 Minuten testen und das bessere Programm behalten.

Das außer Konkurrenz mitlaufende Mantano besticht immer dann, wenn man mit den PDF-Dokumenten „arbeitet“. Wer beispielsweise seine systemtechnische Bibliothek auf sein Android-Gerät bannt, wird mit der Bibliotheksverwaltung froh – ansonsten reicht der Adobe Reader, da das Programm mit Kommentaren nicht viel anfangen kann.

Zu Beam Reader lässt sich eigentlich nichts Positives sagen – er ist teurer als der Adobe Reader und rendert die Dokumente schlechter als die kostenlose Konkurrenz.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION

MAGAZIN

APPS & SPIELE