Benchmarks dienen Android-User dazu die Leistungsfähigkeit von Handys miteinander zu vergleichen. Für manch einen Käufer mag die Platzierung im Ranking vielleicht das wichtigste Kriterium für die Entscheidung für ein bestimmtes Gerät sein. Samsung ist nun mit der Acht-Kern-Version des Galaxy S4 aufgeflogen das Gerät für Benchmarks optimiert zu haben.
Beim PKW weiß eigentlich jeder, dass die Autohersteller bei den angegebenen Verbräuchen schummeln. Der Motor wird während des Testzyklus mit speziellen Leichtlaufölen betrieben, das Fahrzeuggewicht durch Ausbau einiger Teile reduziert oder der Luftdruck in den Reifen erhöht. Zudem erkennt eine moderne Motorelektronik den genormten Fahrzyklus und fährt den Motor in besonders spritsparenden Bereichen.
Nichts anderes scheint auch Samsung bei seinem Exynos-5-Octa-Chipsatz zu machen, der zum Beispiel in der Octa-Core-Version des Samsung Galaxy S4 GT-I9500 zum Einsatz kommt. In Deutschland wird das GT-I9500 jedoch nach wie vor nicht offiziell vertrieben, in den Läden steht nur das GT-I9505 mit einem Qualcomm Snapdragon 600. Entdeckt wurde die Thematik von einem Mitglied des Beyond3D-Forums, das Blog AnandTech konnte die dort getroffene Aussagen auch umgehend bestätigen.
GPU taktet in Benchmarks höher
Samsung probiert der Analyse von AnandTech entsprechend auf zwei Wegen bessere Benchmark-Ergebnisse zu erzielen. Zum einen wird die GPU vom Typ PowerVR SGX 544MP3 im Normalfall mit 480 MHz betrieben, nur wenn Benchmark-Tools wie AnTuTu, Linpack, Benchmark Pi oder Quadrant im Vordergrund laufen, taktet das System auf die maximale Taktrate von 533 MHz hoch.
So kommt das Octa-Core-S4 zu Bestwerten in den Benchmarks, zieht aber im Alltag nicht ganz so schnell den Akku leer — auf Kosten von einer 14 Prozent geringeren Performance.
Samsung bewirbt die Geschwindigkeit der GPU nicht, daher wird der Kunde nicht getäuscht, doch bei solch einer Benchmark-Optimierung lässt sich durchaus von Schummelei sprechen. Und nicht nur beim Grafik-Prozessor wird getrickst, auch die CPU tut alles, um in Benchmarks die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
CPU dreht bei Benchmarks auf
Der Samsung Exynos 5 Octa folgt generell dem „big-little“-Prinzip, bei dem zwei Sätze an Prozessor-Kernen für die Rechenleistung verantwortlich sind. Im normalen Handy-Alltag erledigt ein relativ stromsparender und auf nur 1,2 GHz getakteter Part auf Basis eines ARM Cortex-A7 die Arbeit. Nur wenn extra viel Rechenleistung gebraucht wird, schaltet das Handy auf einen 1,6 GHz schnellen ARM Cortex-A15 um.
AnandTech hat nun beobachten können, dass das Octa-Core-S4 umgehend auf den ARM Cortex-A15 umschaltet, sobald ein Benchmark geladen wird. Der Benchmark muss gar nicht aktiv sein, es reicht im Menü der Benchmark-App zu sein, schon zeigen Analyse-Apps, dass die Taktrate der CPU nicht mehr unter 1,2 GHz abfällt.
Auffällig ist das Verhalten etwa im Menü von GLBenchmark bzw. GFXBench. Während bei der älteren Version GLBenchmark 2.5.1 die CPU beim Öffnen der App umgehend auf 1,2 GHZ hochläuft, bleibt sie beim aktuellen GFXBench 2.7 im Leerlauf bei 250 MHz stehen. Hier scheint die Erkennung des Benchmarks noch nicht einwandfrei zu funktionieren.
Hintergrunddienst sorgt für höhere Taktraten
Für die Benchmark-Optimierung verantwortlich ist eine auf dem Gerät installierte App. Die TwDVFSApp.apk (vermutlich TWeak Dynamic Voltage and Frequency Scaling) erkennt die aktuell im Vordergrund laufende App und führt anhand einer Whitelist einen BenchmarkBooster aus, der eben die Taktrate der GPU auf das Maximum erhöht und die CPU umgehend auf den leistungsfähigeren Part umschaltet.
Android User meint… Ist das Schummelei? Dass Samsung bei einem Benchmark sofort auf die vier schnelleren Cortex-A15-Kerne umschaltet ist verständlich. Schließlich geht es darum bei Bedarf der maximalen Performance freien Lauf zu lassen — darum geht es ja bei einem Benchmark. Im Alltag soll das Gerät die CPU runter fahren und somit kräftig Strom sparen.
Dass nun aber die GPU bei einem aktiven Benchmark höher taktet als bei einem aufwändigen 3D-Spiel ist Trickserei. Hier wird dem User eine höhere Leistung vorgegaukelt, als das Gerät eigentlich hat. Es geht Samsung an dieser Stelle ausschließlich um die Position im Ranking, nicht mehr um den Nutzen den der Anwender davon hat.