Android-Smartphones begleiten den Benutzer inzwischen in allen Lebenslagen. Für den Outdoor- oder Wanderausflug eignen sich die kleinen Helfer als Orientierungshilfe, und viele Software-Anbieter bieten umfassende Kartenwerke für die Verwendung in der freien Natur an, die sich auch auf Android-Geräten verwenden lassen. Wir haben uns den Tour Explorer von Magicmaps genauer angesehen.
Wollte man noch vor 20 Jahren eine längere Wander- oder Bergtour unternehmen, war die Mitnahme von mehreren Landkarten im Maßstab 1:25000 oder 1:50000 unerlässlich. Das GPS-Zeitalter hatte noch nicht begonnen, und die ersten Navigationsgeräte tauchten erst langsam am Horizont auf. Seit der Einführung des Global Positioning System im Jahr 1995 hat sich das mit der zunehmenden Verbreitung von GPS-Empfängern und Smartphones massiv geändert. Magicmaps ist ein Anbieter von Kartensoftware, die in Kombination mit der App Scout das Übertragen von Kartenausschnitten auf das Android-Smartphone unterstützt. Im Folgenden haben wir die Funktion des Programms auf dem Desktop und auf dem Smartphone untersucht.
Detailgenauigkeit gefragt
Ist man viel in der freien Natur unterwegs, sind die Ansprüche an die Qualität von Wanderkarten nicht nur bei Detailliebhabern und sicherheitsbewussten Menschen sehr hoch. Reichen die bekannten Kompass-Karten für kleinere Ausflüge in flachere Gegenden meist aus, steigern sich die Ansprüche an das Kartenmaterial im Hochgebirge und in anderen einsamen Gebieten, denn bei der Orientierung im unwegsamen Gelände kommt es oft auf kleine Details an, will man sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Sonst unbedeutende Geländemerkmale sollten also so exakt wie möglich dargestellt werden, um Orientierungsfehler zu vermeiden – jeder, der sich aufgrund einer schlechten Karte einmal abseits der Zivilisation verlaufen hat, kann davon ein Liedchen singen. Um dem vorzubeugen, gibt es die topografischen Karten des Deutschen Alpenvereins oder die Landeskarten der Schweiz in Papierform oder auf CD-ROM [1], die in puncto Genauigkeit ihresgleichen suchen. Die Benutzung dieser exakten Kartenwerke auf dem Smartphone ist jedoch bis jetzt nur über Umwege möglich.
Nimm Zwei
Das Kartenmaterial auf den Tour Explorer-DVDs aus dem Hause Magicmaps hingegen ist im Duo mit der App Scout auch auf dem Androiden verwendbar. In der von uns getesteten Version „Bayern 25“ [2] bündelt die Software sämtliche amtlichen topographischen Karten des bayerischen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im Maßstab 1:25000, die den oben genannten Alpenvereinskarten in Sachen Detailgenauigkeit in nichts nachstehen. Die knapp 50 Euro teure Software deckt ganz Bayern und grenznahe Gebiete in den umgebenden Ländern ab und ist mit Windows XP, Vista und Windows 7 kompatibel. Der Entwickler bietet daneben auch Karten für das restliche Bundesgebiet und weitere europäische Regionen an. Um die Karten auch auf dem Android-Smartphone oder Tablet verwenden zu können, ist der Gang in den Android Market Pflicht: Hier gibt es die App Scout Fahrradnavigation [3], die man für den Preis von derzeit 2,39 Euro herunterladen kann.
Erste Schritte auf dem Desktop
Wir wollen auf die im DVD-Booklet ausreichend detailgenau ausgeführten Installationsanweisungen der Software nicht weiter eingehen – auch das gesamte Programm mit seinen Unterfunktionen zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Sie sollten lediglich beachten, dass Sie zur korrekten Anwendung des Programms zwei DVDs – nämlich die Programm-DVD und die DVD mit den Kartendaten – einlegen müssen. Soviel sei gesagt: Man wird zwar, egal ob nun im Booklet oder auf dem Rechner, mit reichlich Text und Menüs konfrontiert – doch wir können Sie beruhigen, denn am Ende lohnt es sich.
Ist das Programm einmal heruntergeladen, präsentiert sich der Startbildschirm von Tour Explorer mit allerlei Auswahlfunktionen. Entscheidend für die Bedienung des Programms sind die im oberen Bildschirmbereich eingeblendeten Reiter Datei, Ansicht, Erkunden, Objekte, Linie/Fläche, Übertragen und Hilfe. Hiermit steuern Sie die Grundfunktionen des Programms. Unser Tipp: Sie sollten, um mit der Software langsam vertraut zu werden, ein wenig mit den Tools und Einzelfunktionen experimentieren, so kommen Sie ganz von selbst auf Ihre Lieblingswerkzeuge.

Wichtig ist, dass Sie sich mit der Auswahl des gewünschten Kartenausschnittes vertraut machen, den sie später auf dem Smartphone weiterverwenden wollen. Scrollen Sie also ein bisschen hin und her und sehen Sie sich die vielen Auswahlwerkzeuge an, über die das Programm verfügt. Wichtig sind dabei ebenfalls die am rechten Rand des Bildschirms liegenden Menüfelder. Über Suchen können Sie direkt nach der Gegend suchen, aus der Sie einen Kartenausschnitt auf Ihr Android-Gerät übertragen wollen, und unter Straßen und POI-Anzeige können sie verschiedene Inhalte wie zum Beispiel das ADFC-Radwegenetz ein- und ausblenden.
Gut gefallen hat uns insbesonders die Routing-Funktion des Programms, die sich auch unter den Reitern auf der rechten Seite des Kartenausschnittes befindet. Um eine eigene Route zu erstellen, lassen sich einzelne Punkte, die auf der gewünschten Strecke liegen, per Mausklick direkt auf der Desktop-Karte eingeben. Im Anschluss sucht die Software die ideale Route zwischen den eingegebene Punkten. Dabei ist zu beachten, dass die von uns getestete Variante von Tour Explorer in Zusammenarbeit mit Experten des ADFC entstanden ist – Wander- und Fahrradrouten werden also bevorzugt auf verkehrsberuhigten Strecken und auf den Wegen des ADFC-Radwegenetzes erstellt.

Haben Sie manuell mit Hilfe der Funktion Linie/Fläche, über die Routing-Funktion oder über die integrierte ADFC-Datenbank, die Sie unter Datei | Tourenvorschläge finden, eine Route erstellt, sollten Sie diese im Anschluss abspeichern, um sie später für die Übertragung auf das Telefon wieder aufrufen zu können. Natürlich können Sie die erstellte Route auch sofort auf Ihr Android-Gerät laden. Bevor es soweit ist, kann man über Ansicht | Tour | Höhenprofil noch alle technischen Daten der gewünschten Route ansehen oder über 3D-Flug die Route aus der Vogelschau betrachten. Stets lässt sich die Ansicht über den Reiter Thema zwischen TK 25, also Topographische Karte im Maßstab 1:25000, und Luftbild wechseln.
Wichtiger Hinweis: Sind Sie (wie wir) von der Button-Vielfalt gleich zu Beginn der Programm-Benutzung überfordert, sollten Sie den Tutorial-Assistenten aktivieren – er führt Sie sicher und Schritt für Schritt durch die einzelnen Funktionen.
Nichts wie ab auf die App
Wir würden Magicmaps Tour Explorer 25 nicht testen, wenn sich nicht Kartenausschnitte auf den Androiden übertragen ließen. Voraussetzung für diesen Vorgang ist, dass Smartphone beziehungsweise Tablet und Computer im gleichen WLAN angemeldet sind und Sie die oben genannte App Scout, die im Android Market übrigens auch unter dem Namen Scout Outdoornavigation läuft, heruntergeladen haben.

Sind Smartphone und Computer im gleichen Netzwerk angemeldet, klicken Sie auf dem Desktop auf den Reiter Übertragen und dann Assistent starten | Mobile Geräte. Sodann wählen Sie unter den derzeit 12 angezeigten Optionen MagicMaps Scout für Android aus. Der Computer beginnt nun mit der Suche nach dem Androiden. Auf der auf dem Smartphone installierten App sollten Sie zeitnah über deren Einstellungen unter dem Menü Synchronisierung den Button Mit dem Computer verbinden betätigen – nur so finden PC oder Laptop und Android-Gerät zueinander. In der Regel sollte der Suchvorgang nicht länger als 10-20 Sekunden dauern. Alles, was Sie für eine geglückte Datenübertragung nun noch tun müssen, ist den vierstelligen Aktivierungscode, der nun auf dem Smartphone angezeigt wird, im entsprechenden Fenster auf dem Desktop eingeben – schon fragt Tour Explorer, ob Sie entweder den aktuellen Kartenausschnitt und ausgewählte Linien übertragen, nur den Kartenausschnitt übertragen oder Touren vom Mobiltelefon auf den Computer holen möchten. Es lassen sich auch nur ausgewählte Linien übertragen, um sie erst später in Karten einzublenden.
Nun haben Sie es also geschafft – im Handumdrehen lassen sich auf diese Weise zuvor ausgewählte Kartenausschnitte mit oder ohne eingezeichnete Routen auf den Androiden laden. Haben Sie Aktuellen Kartenausschnitt und ausgewählte Linien übertragen ausgewählt, und im folgenden Fenster Exportieren angeklickt, wandern die Kartendaten via WLAN auf Ihr Android-Gerät und können dort weiterverwendet werden. Die vom Entwickler angegebene Maximalgröße der zu exportierenden Datei liegt bei 1024 MByte. Empfohlen wird jedoch, Dateien bis maximal 256 MByte Größe zu übertragen, um nicht zuviel Zeit in Anspruch zu nehmen.
Ist ein Kartenausschnitt mit eingetragener Route auf Smartphone oder Tablet übertragen worden, können sie sich mit Hilfe der App per GPS an der gewünschten Linie entlang führen lassen. Die Navi-Funktion kann nicht ganz mit anderen Navigations-Apps wie Navigon mithalten – das wäre aber auch zuviel erwartet. Auf dem Smartphone-Display leitet Sie hier der bekannte blaue GPS-Pfeil in 2D die gespeicherte Route entlang. Wie die großen Brüder verfügt auch diese App über eine Abseits- Warnung – diese Funktion springt jedoch erst an, wenn man sich bereits weit abseits des geplanten Weges befindet, und ist damit auf schmalen Pfaden im steilen Gelände nicht von Nutzen. Aus Gründen der GPS-Toleranz kann man dies allerdings nur bedingt als Kritikpunkt anführen.
Die App verfügt übrigens auch ohne die Verwendung der Magicmaps-Kartensoftware über drei praktische Grundfunktionen. So beinhaltet Sie weltweite OpenStreet- und OpenCycleMaps mit Radwegen und Höhenlinien. Diese sind zwar nicht so exakt wie die amtlichen Karten, reichen aber für eine Grobplanung der Wander- oder Radreise aus. Wollen Sie kleinere Wanderwege beschreiten und ist daher Detailgenauigkeit wichtig, ist die Verwendung einer exakteren Kartensoftware von Magicmaps unerlässlich. Des weiteren verfügt die App über einen integrierten Tachometer, den man zum Laufen oder Radfahren einsetzen kann. Er zeichnet die Geschwindigkeit, Gesamtzeit, Maximalgeschwindigkeit und Gesamtstrecke auf – und speichert auf Wunsch die gefahrene Strecke ab, um sie auf der Karte betrachten und später noch einmal nachfahren zu können. Auch Höhe und Horizontale Genauigkeit werden GPS-gestützt angezeigt. Dies sind lediglich die voreingestellten Inhalte: Welche Parameter der Tacho anzeigt, kann über die Einstellungen individuell ausgewählt werden. Die dritte Grundfunktion der App ist der Reiter Touren: Hier finden sich alle Routen, die Sie aus der Kartensoftware heraus auf den Androiden übertragen oder direkt mit der App aufgezeichnet haben.
Randnotiz: Über Einstellungen | Topographische Karten kaufen kann man direkt aus der App heraus zusätzliche Karten kaufen. Die Anwendung verlinkt direkt mit dem Android Market, wo man 3,99 teure Regionenkarten im Maßstab 1:50000 aber auch andere Karten wie 1:24000-Karten des United States Geological Survey für 87 Cent käuflich erwerben kann.
Von einfacher und kundenfreundlicher Bedienung kann man beim Magicmaps Tour Explorer nur bedingt sprechen – hier sollten Sie entweder Kartensoftware-Profi sein oder sich reichlich Zeit nehmen, die Software auszuprobieren und den fast zu groß geratenen Funktionsumfang zu erforschen. Hat man dies aber einmal getan, bereitet der Umgang mit dem Magicmaps-System jede Menge Freude. Laien, die gerade erst die letzte topographische Karte in Papierform beiseite gelegt haben, werden sich jedoch eher einen persönlichen Berater herbeiwünschen, der Ihnen bei der Bedienung des Programms hilft. Wie dem auch sei: Wir hätten uns neben dem Profi-Modus einen Anfänger-Kurs gewünscht, der den Nutzer in die Bedienung des Programms einweist – denn speziell bei Kartensoftware dürfte der Wunsch vieler Benutzer lauten: Plug and Play. Manko: Die Übertragung der Kartenausschnitte funktionierte auch bei kleiner Dateigröße nicht immer einwandfrei, was sich auch in der Bewertung der Software im Market wiederspiegelt – größere Probleme hatten wir jedoch keine.
Fazit:
Magicmaps ist ein Muss für alle eingefleischten Kartenfans, die auch auf dem Android-Gerät exakte Angaben für den Ausflug in die freie Natur haben wollen. Kartensoftware-Neulinge sollten etwas Zeit mitbringen, um mit dem Funktionsumfang des Programms vertraut zu werden. Für längere, mehrwöchige Touren sollte man zudem sicherheitshalber einen zweiten oder gar externen Akku mitnehmen oder über externe Lademöglichkeiten verfügen – Im Heft gehen wir in unserem Akku-artikel genauer auf diese Thematik ein.