24. September 2023
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Optimieren Sie die Akkulaufzeit ihres Androiden

Aktuelle Smartphones sind mehr Mikro-Notebook als Telefon mit Zusatznutzen. Das schlägt sich in der Leistungsfähigkeit ebenso nieder wie im Stromverbrauch. Mit einigen wenigen Maßnahmen überlebt der Akku jedoch auch mehr als einen Arbeitstag.

Steigt man von einem normalen Telefon auf ein Smartphone um, ist der Schock erstmal groß wenn das neue Handy nach vielleicht nicht einmal einem Tag Nutzung nach der Steckdose verlangt. Halten herkömmliche Telefone leicht eine Woche und länger durch, so machen Smartphones auch im Stromverbrauch deutlich, dass sie leistungsmässig in einer anderen Liga spielen.

Ein neues Smartphone hat dabei einen doppelten Startnachteil: Zum Einen muss es den eingebauten Akku erst genauer kennenlernen und benötigt einige Ladezyklen bis die Anzeige sich auf den Energiespeicher eingestellt hat. Zum Anderen ist die Neugier gerade zu Anfang groß, so dass während der Ersteinrichtung das Telefon ausführlicher genutzt wird als später im Alltag. Daher sollte man Anfangs nicht zu sehr über die kurze Akkulaufzeit des neuen Handy-Spielzeugs schockiert sein.

Grundregel

Wichtigster Grundsatz um den Stromverbrauch im Griff zu halten oder auch nur zu verstehen ist: Komfort kostet Strom. Jeder Automatismus, jede Benachrichtigung bedingt, dass ein Programm im Hintergrund aktiv ist, Zustände überwacht und/oder Daten überträgt. Das gilt auch für Widgets auf dem Homescreen, denn Widgets sind letztlich auch nur Programme die dauerhaft angezeigt werden.

Stromverbrauch(er) erkennen

Um den Stromverbrauch zu begrenzen ist es wichtig zu wissen was überhaupt Strom verbraucht. Android bringt dazu selbst Statistik-Tools mit. Sie finden sie in den Einstellungen unter Über das Telefon | Akkuverbrauch. Hier sehen Sie oben den grafischen Verlauf der Akkuentladung, darunter die Stromverbraucher, typischerweise stehen hier das Display oder Anrufe ganz oben. Sind dort Apps unter den ärgsten Stromschluckern aufgeführt, die Sie nur selten benutzen, dann sollten Sie überlegen ob die App die verminderte Akkulaufzeit wirklich wert ist.

Den allgemeinen Stromverbrauch bekommen Sie näher aufgeschlüsselt, wenn Sie auf die Kurve oben tippen. Beim Telefonsignal sind vor allem die roten Bereiche interessant, sie sind ein Hinweis auf schlechten Empfang. Dieser führt dazu, dass das Telefon mehr Strom verbraucht, um das Netz zu beobachten und immer wieder vergeblich versucht sich einzubuchen. Hier ist wichtig zu wissen, dass Smartphones wie herkömmliche Handys immer ein UMTS-Netz bevorzugen, auch wenn es schlechter zu empfangen ist als das langsamere GSM. Sind sie regelmäßig an Orten mit schlechtem Signal, kann es daher helfen das Telefon auf 2G-Betrieb zu beschränken.

Abbildung 1: Große Touchscreens sind oft die größter Verbraucher eines Smartphones.
Abbildung 1: Große Touchscreens sind oft die größter Verbraucher eines Smartphones.

Abbildung 2: Ein schlechtes Telefonsignal kann ebenfalls deutlich die Laufzeit reduzieren.
Abbildung 2: Ein schlechtes Telefonsignal kann ebenfalls deutlich die Laufzeit reduzieren.

Unter dem Telefonsignal ist das WLAN verzeichnet. WLAN Nutzung kostet Strom und wie beim Mobilfunknetz sind vor allem vergebliche Anmeldeversuche unnötige Stromverbraucher. Befindet sich das Telefon am Rande der WLAN-Abdeckung, so empfängt es zwar noch ein Signal, kann sich aber nicht mehr einbuchen. Deaktivieren Sie daher das WLAN wenn möglich an solchen Stellen. Über Hilfsprogramme lässt sich das auch automatisieren (siehe unten).

Als nächstes wird mit Aktiv angezeigt wann das Telefon aktiv, d.h. nicht in einem Ruhemodus war. Normalerweise sollte es möglichst oft und lange im stromsparenden Ruhemodus sein, wenn der Balken hier fast dauerhaft gezeichnet wird, ist das ein Zeichen dafür dass Programme ständig aktiv sind. Der vorletzte Punkt Bildschirm an markiert die Zeiten an denen der Bildschirm an war, das sind normalerweise die Zeiten zu denen Sie aktiv mit dem Gerät gearbeitet haben. Der Stromverbrauch ist zu diesen Zeiten sowohl durch den Bildschirm als auch durch die genutzten Programme erhöht. Diese Anzeige sollte zur Orientierung dienen ob und wie sehr Sie selbst aktiv zum Stromverbrauch beigetragen haben.

Diese Anzeigen helfen schon mal ein gutes Stück weiter, sind aber noch relativ grob. Intern ermittelt Android aber noch wesentlich genauer was wie viel Strom verbraucht. Diese internen Daten lassen sich mit dem kostenlosen Programm Spare Parts [1] bzw der werbefreien Version Spare Parts Plus! [2] anzeigen.

SpareParts für mehr Infos

Besonders interessant ist hier der erste Menüpunkt Batteriechronik. Hier können Sie sehen, welche Verbraucher die verschiedenen Systemressourcen belasten. Die vorausgewählte Option Other usage zeigt den generischen Verbrauch an, der nicht auf eine bestimmte Ressource heruntergebrochen werden kann.

Abbildung 3: Muss Bluetooth denn immer aktiv sein?
Abbildung 3: Muss Bluetooth denn immer aktiv sein?

Abbildung 4: Die App OpenWatch ist hier der größte Stromschlucker.
Abbildung 4: Die App OpenWatch ist hier der größte Stromschlucker.

Die weiteren Punkte in der oberen Drop-Down Liste führen unmittelbar die jeweiligen Verbraucher auf. Besonderes Augenmerk sollten Sie hier auf die Tabelle Partial wake usage legen, sie führt auf welche Programme das Telefon aus dem Stromsparmodus geholt haben. Ein E-Mail Programm das regelmäßig auf neue Nachrichten prüft, muss das natürlich kurz tun, es sollte das Telefon aber auch anschließen wieder schlafen lassen. Ein Programm das hier sehr stark hervorsticht, ist ein guter Kandidat mit Einsparpotenzial.

Maßnahmen gegen den Stromverbrauch

Die allgemeinen Ansatzpunkte, die bei jedem Telefon gelten, wirken natürlich auch und sogar stärker bei Smartphones: UMTS verbraucht mehr Energie als das langsamere GSM, wenn Sie etwa während der Arbeit die meiste Zeit nicht aktiv die Datendienste nutzen, spart es viel Energie wenn sie das Telefon in den 2G Modus schalten. Die langsamere Datenübertragung stört hier nicht, spart aber dennoch Energie. Auch vermeidet man den oben erwähnten Effekt des Netzwechsels weil UMTS Verbindungen bevorzugt werden.

Abbildung 5: 2G-Netze sind langsamer, sparen aber Strom.
Abbildung 5: 2G-Netze sind langsamer, sparen aber Strom.

Die großen Bildschirme der Smartphones benötigen auch mehr Energie, Einsparpotenzial gibt es hier bei der Zeit die der Bildschirm wartet ehe er sich bei Nichtbenutzung ausschaltet. 15 Sekunden sind sicher unkomfortabel kurz, 10 Minuten sind normalerweise aber nicht nötig. Achten Sie doch einmal drauf, das Handy beim Ablegen sofort von Hand in den Standby zu schicken.

Die Ansatzpunkte um den Stromverbrauch einzudämmen liegen ansonsten auf der Hand: Abgesehen von fehlerhaften Programmen gilt der Grundsatz: Komfort kostet Strom. Wählen Sie die Aktualisierungsintervalle möglichst groß. Das Wetter ändert sich meist nicht so schlagartig dass man es alle 5 Minuten prüfen muss. Auch bei E-Mail Konten sollte man einen Weg suchen zwischen Komfort und Sromverbrauch.

GPS nicht zwingend nötig

Das GPS verbraucht zwar nur dann Strom wenn es auch benutzt wird, doch leider bevorzugen viele Programme die genauere Position des GPS gegegenüber der ungenaueren Netzwerklokalisierung. Die Netzwerklokalisierung benötigt allerdings fast keinen Strom, da sie die Daten verwendet, die das Telefon sowieso hat (wie etwa die Feldstärke der Funkmasten in Reichweite) und nur eine kurze Datenverbindung benötigt, um damit die ungefähre Position abzufragen. Sie funktioniert zudem ohne freie Sicht zum Himmel.

Da die meisten Programme lieber die genaue Position wissen möchten, nutzen sie auch ein eingeschaltetes GPS und verbrauchen somit unnötig Strom. Denn das Wetter ist in 500 Meter Entfernung genauso gut oder schlecht wie am genauen Standort und auch die Restaurantsuche reicht meist auf die Stadt oder Stadtteil genau. Lassen Sie daher das GPS aus und aktivieren es nur bei Bedarf.

WLAN nur bei Bedarf

Ein weitere Punkt ist hier die Benachrichtigung bei einem offenen WLAN. Dies ist ein gutes Beispiel für eine Komfortfunktion die Strom kostet, da ständig die Umgebung nach offenen Netzwerken abgesucht werden muss. Deaktivieren Sie daher in den Einstellungen für Drahtlos & Netzwerke | WLAN-Einstellungen den Netzwerkhinweis.

Abbildung 6: Das Suchen nach offenen WLANs kostet nur unnötig Energie.
Abbildung 6: Das Suchen nach offenen WLANs kostet nur unnötig Energie.

Etwa versteckt ist hier auch die Einstellung für den Standby-Modus des WLAN: drücken Sie in den "WLAN-Einstellungen" die Menütaste und wählen Erweitert aus, dann öffnen sich weitergehende Einstellmöglichkeiten. Mit der WLAN Standby-Richtlinie wird festgelegt wann sich das WLAN abschalten soll um Strom zu sparen.

Hier gibt es die Optionen Wenn Bildschirm sich abschaltet (Trennt sobald der Bildschirm sich abschaltet), Nie, wenn im Netzbetrieb (Trennt es wenn der Bildschirm sich abschaltet, aber nicht wenn eine Stromversorgung angeschlossen ist) und Nie. Welche Einstellung hier geeignet ist, hängt sehr von der persönlichen Nutzung ab, generell sollten Sie hier so restriktiv sein wie es praktikabel ist.

Zur manuellen Steuerung von WLAN, GPS oder Bluetooth bringt Android das Energiesteuerungs-Widget von Haus aus mit. Über diese kleine Kontrollprogramm haben Sie die einzelnen Ressourcen immer im Griff.

Abbildung 7: Brauchen Sie eine WLAN-Verbindung, selbst wenn das Gerät im Standby ist?
Abbildung 7: Brauchen Sie eine WLAN-Verbindung, selbst wenn das Gerät im Standby ist?

Abbildung 8: Mit Energiesteuerungs-Widget de-/aktivieren Sie ohne Umwege wichtige Funktionen.
Abbildung 8: Mit Energiesteuerungs-Widget de-/aktivieren Sie ohne Umwege wichtige Funktionen.

Hilfsprogramme

Die Mittel des Smartphones lassen sich hier aber auch gut kombinieren. Das kleine Programm Y5 [3] beobachtet die über die Mobilfunkmasten bestimmte Position und aktiviert das WLAN nur dort, wo auch ein bekanntes WLAN Netz ist. Die App lernt dabei selbstständig, man aktiviert also nur das WLAN an einem neuen Orten manuell, Y5 lernt daraufhin den Standort und aktiviert von da an automatisch das WLAN wenn der passende Mobilfunkmast in Reichweite ist.

Abbildung 9: Der Y5 Battery Saver de-/aktiviert das WLAN automatisch.
Abbildung 9: Der Y5 Battery Saver de-/aktiviert das WLAN automatisch.

Abbildung 10: Der JuiceDefender kämpft um die Akkulaufzeit ihres Handys.
Abbildung 10: Der JuiceDefender kämpft um die Akkulaufzeit ihres Handys.

Ein wahres Universalwerkzeug ist der JuiceDefender [4]. Die kostenlose Basisversion deaktiviert jegliche Funkverbindungen wenn der Bildschirm ausgeschaltet ist und aktiviert sie nur alle 15 oder 30 Minuten für einen kurzen Moment, so dass Benachrichtungen und Mails abgerufen werden können. Diese simple Maßnahme spart sehr viel Strom, da ein großer Teil der Stromverbraucher so nur für kurze Zeit aktiv ist. JuiceDefender lässt sich in zwei Stufen kostenpflichtig erweitern und ermöglicht dann die Konfiguration praktisch aller relevanten Aspekte wie Zeitfenster und Schwellwerte, Zeitpläne für Tag, Nacht und Wochenende, abhängig von den aktiven Programmen oder auch standortbasiert wie Y5.

Fazit

Es sind selten fehlerhafte oder unzureichend konfigurierbare Programme, die für hohen Stromverbrauch verantwortlich sind, sondern in der Regel Komforteinstellungen, die im Hintergrund eine erhöhte Aktivität erfordern und in Summe zu einem erhöhten Energieverbrauch führen. Die meisten problematischen Einstellungen können Sie auch im vorraus erahnen. Einige dieser Einstellungen kommen allerdings neu mit einem Programmupdate hinzu oder ihr Effekt auf den Stromverbrauch ist nicht offensichtlich.

Tipp

Mit dem Hilfsprogramm DrainGuard [5] können Sie sich warnen lassen wenn der Stromverbrauch einen bestimmten Wert übersteigt. Das Programm beobachtet den Ladestand und gibt Alarm, wenn er zu schnell abnimmt. Das Programm selbst ist darauf getrimmt selbst keinen erhöhten Stromverbrauch zu verursachen und beobachtet eher langfristig den Verlauf im Standby, aktive Nutzung des Geräts wird nicht überwacht.

Andy Ziegler
Andy Ziegler
Leidenschaftlicher Tech-Enthusiast mit einer Vorliebe für Android und Linux. Falls du Fragen rund um Android und Smartphones hast oder Hilfe benötigst, schreib mich gerne an.
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