1. Dezember 2023
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NFC ? so benutzen Sie die neue Technologie schon heute

In puncto NFC gehören Deutschland und Europa noch zu den Entwicklungsländern. Lesen Sie in diesem Artikel, was die Technologie kann und wie Sie sie schon heute nutzen.

Die Nahfeld-Kommunikation (engl. near field communication, NFC) ist noch nicht sehr verbreitet, zumindest in Deutschland. Dabei ist es doch ein super Konzept: Durch die maximale Reichweite von vier Zentimetern werden Daten kontaktlos und trotzdem sicher übertragen, ohne dass die Daten abgefangen werden oder Fehler bei der Zuordnung entstehen können. Als Verwendungszwecke sind bargeldlose Zahlungen sowie papierlose Eintrittsermächtigungen in Form von Zutrittskarten angedacht. Das mögliche Einsatzspektrum ist aber wesentlich größer. Im Artikel möchten wir zeigen, wie man die Technologie schon heute mit sogenannten NFC Tags benutzen kann, aber auch welche Möglichkeiten es gibt und es zukünftig geben soll.

Woher nehmen?

Die erste Voraussetzung für die Benutzung von NFC ist ein Endgerät, das diese Technologie durch die entsprechende Hardware unterstützt. Das sind aktuell das Google Nexus S, das Samsung Galaxy SII (nur die LTE-Version) und das Samsung Galaxy Nexus, wobei es auch einige NFC-fähige Smartphones ohne Android Betriebssystem gibt. Für den Herbst sind zudem zahlreiche weitere Android-Smartphones mit NFC-Support angekündigt.

Natürlich ist auch eine Gegenseite nötig, mit der das Smartphone kommunizieren kann. Aktuell gibt es dazu einige Möglichkeiten, auch wenn diese größtenteils nicht in Deutschland verfügbar sind. Einen großen Schritt in die richtige Richtung hat Google mit dem Bezahlsystem Google Wallet gemacht. Zusammen mit NFC ermöglicht die „Google-Brieftasche“ das einfache Bezahlen an Getränkeautomaten, in Taxis oder einfach an Supermarktkassen. Dazu hält man das Smartphone einfach kurz an das dafür vorgesehene Terminal und bestätigt den Betrag. Abgerechnet wird dann über die in Google Wallet hinterlegte Kreditkarte.

Abbildung 1: Verfügen zwei Android-Geräte über Version 4.0 und NFC, dann lassen sich Daten via Android Beam übertragen.
Abbildung 1: Verfügen zwei Android-Geräte über Version 4.0 und NFC, dann lassen sich Daten via Android Beam übertragen.

Die Bahn als Pionier

Eine ähnliche Technik in einem anderen Anwendungsfall bietet die Deutsche Bahn bereits heute im Großraum Berlin und Frankfurt, aber auch bei allen ICE Strecken: Durch das Halten des NFC-Gerätes an den Touch&Travel-Punkt wird man an diesem Bahnhof eingebucht und kann losfahren. Am Ende der Fahrt muss man nur noch auschecken, worauf der günstigste Preis der Fahrtstrecke berechnet und vom Konto abgebucht wird. Allerdings gibt es hier einige Restriktionen, die diese Möglichkeit relativ uninteressant machen, wie beispielsweise die Notwendigkeit eines Mobilfunkvertrages im Netz der Telekom oder Vodafone, außerdem werden erst bis Mitte des Jahres alle Haltestellen mit NFC ausgestattet sein.

Auch die Sparkasse plant gegen August mit der Auslieferung ihrer NFC-Sparkassen-Cards einen Vorstoß in den neuen Markt, aber hier hakt es noch an einigen Stellen. Die Geldkarten können nur bis zu 20 Euro direkt vom Konto abbuchen, bis 200 Euro muss das Guthaben aufgeladen werden, darüber geht nichts mehr über die Nahfeld-Kommunikation. Auch der Smartphonemarkt wird völlig vernachlässigt, da wäre es doch ein gutes Konzept gewesen diese NFC-Bezahlmethode auch auf NFC-fähigen Handys anzubieten.

Eine weitere Möglichkeiten zur Benutzung der Nahfeld-Kommunikation ist momentan das mit Android 4.0 eingeführte Android Beam, mit dem man Inhalte (zum Beispiel Google Maps Karten, Kontakte, Internetseiten) durch Aneinanderhalten zweier Smartphones Teilen kann. Auch die PayPal App [1] unterstützt die neue Technologie mit Geldübertragen von Telefon zu Telefon. Der Social Network Gigant Facebook bietet ebenfalls eine App an, die über NFC funktioniert. Durch einfaches Zusammenhalten der beiden Telefone fügt die App AddFriend [2] den jeweiligen Kontakt der Gegenseite als Freund hinzu. Eine ebenso interessante Möglichkeit bietet der Türschlosshersteller Lockitron mit seinem NFC-fähigen Türschloss an. So entfällt die lästige Suche nach dem Haustürschlüssel und man muss nur noch das Androidphone an die Haustüre halten, um sie zu öffnen.

NFC-Tags selbst gemacht

Eine einfache Möglichkeit die Nahfeld-Kommunikation schon heute im Alltag zu benutzen bieten die sogenannten NFC-Tags. Das sind kleine Datenträger, die in Form von Aufklebern oder Scheckkarten erhältlich sind und sich via Smartphone mit den gewünschten Daten beschrieben lassen. Auch preislich halten sich diese Tags mit ein bis drei Euro im Rahmen, wobei beim Kauf Achtsamkeit geboten ist. Wie alle anderen Datenträger gibt es nämlich auch die Near Field Communication Chips in unterschiedlichen Speichergrößen von 64 Bytes bis zu vier Kilobytes – beim Kauf eines Tags mit zu geringer Größe kann man womöglich nicht alle gewünschten Aktionen auf den Tag schreiben.

In der Praxis hat sich allerdings erwiesen, dass realistische Anweisungen nie mehr als ein Kilobyte Platz benötigen – dazu aber später mehr. Ebenso muss man beachten, dass es mit der aktuellen Android 4.0.2 Version auf dem Galaxy Nexus nicht möglich ist unformatierte Tags zu beschreiben. Ein kurzer Vermerk beim Verkäufer sollte aber genügen, damit dieser die Chips vorformatiert, sodass diese auch mit dem aktuellen Google Handy beschrieben und genutzt werden können.

Nach der Anschaffung eines NFC-fähigen Smartphones und den entsprechenden NFC Tags sind also nahezu alle Anforderungen, zumindest die der Hardware, erfüllt. Was aber noch fehlt ist eine entsprechende App um die Tags zu beschreiben und um sie entsprechend auszulesen, da Android selbst hier keine weiterführende Lösung bereithält. Findige App Entwickler haben aber schon zu Zeiten des Google Nexus S Anwendungen programmiert, die genau dafür gedacht sind.

NFC Task Launcher

Die wohl bekannteste App in diesem Bereich ist NFC Task Launcher [3] vom Entwickler JWK Software. Diese App ermöglicht es, die NFC Tags mit unterschiedlichen Aktionen zu beschreiben und diese beim Einlesen des Tags wieder auszuführen. Die Möglichkeiten sind hier groß – man kann fast sämtliche Drahtlosverbindungen kontrollieren und so zum Beispiel WLAN, Bluetooth oder den Flugzeugmodus aktivieren. Auch eine Option um einen WLAN-Hotspot zu konfigurieren findet man in der Kategorie „Wireless & Connections“ der Applikation. Ein besonders geeigneter Anwendungsfall ist hierfür beispielsweise ein Café, das ohnehin ein WLAN anbietet. Sofern die Karte mit den Hotspot-Daten konfiguriert ist muss der Kunde nur noch sein Smartphone an den Tag halten, um es automatisch mit dem drahtlosen Netzwerk zu verbinden, ohne, dass dieser erst die Zugangsdaten manuell eintippen muss.

Es ist aber möglich mit dieser App noch wesentlich mehr Sachen zu regeln, beispielsweise das Öffnen von anderen Anwendungen oder von bestimmten Webadressen. Ebenso kann man sämtliche Lautstärken ändern oder das Abspielen beziehungsweise Stoppen von Musik initiieren. Eine weitere praktische Option ist das Konfigurieren und Aktivieren des WiFi-Tetherings, was zum Beispiel durch einen NFC Tag am Notebook eine erhebliche Arbeitserleichterung bietet.

Abbildung 2: Das Hauptmenü von NFC Task Launcher mit den zahlreichen Möglichkeiten.
Abbildung 2: Das Hauptmenü von NFC Task Launcher mit den zahlreichen Möglichkeiten.
Abbildung 3: Einige der möglichen Tasks von NFC Task Launcher.
Abbildung 3: Einige der möglichen Tasks von NFC Task Launcher.

Auch in der Küche könnte man sich eine praktische Anwendung der Nahfeld-Kommunikation vorstellen: Durch einen NFC Tag im Backrezept wäre es möglich den Timer beziehungsweise Wecker im Smartphone auf einen bestimmten Wert zu setzen und ihn zu starten. Hierfür stellt die App NFC Task Launcher unter „Alarms“ einen Menüpunkt bereit.

Auch Freunde von sozialen Netzwerken kommen mit dieser Anwendung auf ihre Kosten, da es ebenso möglich ist den Latitude-, Foursquare- und Facebook-Check in zu nutzen oder einfach einen Tweet über den NFC Tag abzusetzen. Gerade Letzteres funktioniert problemlos und wäre so auch eine gute Werbung, zum Beispiel für Cafés. Und wem der Funktionsumfang der App immer noch nicht groß genug ist, der kann per Befehl Tasks der Automatisierungsapplikation Tasker [4] ausführen.

Abbildung 4: Natürlich lassen sich auch vorhandene Tags recht einfach auslesen.
Abbildung 4: Natürlich lassen sich auch vorhandene Tags recht einfach auslesen.

In Verbindung mit NFC sind sogenannte Profile, die Vielen vielleicht von älteren Handys bekannt sind, wesentlich praxistauglicher verwendbar, da die Umschaltung nicht mehr manuell sondern einzig durch das Berühren eines NFC-Tags geschehen kann. So kann man sich zum Beispiel ein Profil fürs Zuhause, für das Auto oder den Arbeitsplatz anlegen und dieses jeweils mit einem Profil für Unterwegs auf einem Tag speichern. Diese Tags legt man dann zum Beispiel in den Eingangsbereich oder auf den Schreibtisch, wodurch man dort schnell in das entsprechende Profil wechseln kann. Im Gegensatz zu diversen ortsbezogenen Diensten hat das den Vorteil, dass es wesentlich genauer geregelt wird, erst dann aktiviert wird wenn der Benutzer es initiiert und dass es stromsparender als zum Beispiel eine Ortung per GPS ist.

Abbildung 5: Um Änderungen vorzubeugen, lassen sich Tags beim Schreiben sperren. Dieser Vorgang lässt sich nicht wiederrufen.
Abbildung 5: Um Änderungen vorzubeugen, lassen sich Tags beim Schreiben sperren. Dieser Vorgang lässt sich nicht wiederrufen.
Abbildung 6: Über den Task-Switcher lassen sich praktische Arbeiten erledigen, zum Beispiel beim Verlassen des Hauses.
Abbildung 6: Über den Task-Switcher lassen sich praktische Arbeiten erledigen, zum Beispiel beim Verlassen des Hauses.

Der NFC Task Launcher beherrscht aber nicht nur das Erstellen von Task-Tags, sondern auch von sogenannten Standard Tags. Diese Standard Tags sind nur mit einfachen Informationen, wie zum Beispiel vCards (Kontaktinformationen), Internetlinks, URIs für Telefonnummern oder E-Mails oder einfachem Text beschrieben. Das Ganze funktioniert auch sehr gut – die V-Cards beispielsweise kann man direkt aus dem Kontaktbuch auswählen und auf den NFC Chip speichern. Beim Einlesen wird dieser Kontakt dann direkt geöffnet. Zumindest bei einem genormten Format, wodurch der Tag quasi von allen NFC Lesegeräten als Kontakt erkannt werden würde, wäre dies ein guter Anwendungsfall für Visitenkarten, beispielsweise für Geschäftsleute.

Wie man also sieht gibt es alleine durch diese App und die NFC Tags schon einen großen Umfang an Anwendungsmöglichkeiten. Für Leute, die aber gerne noch mehr Informationen über die NFC Tags möchten gibt es auch Apps, zum Beispiel NFC TagInfo [5]. Damit lassen sich interessante Informationen über die Daten des Chips auslesen, auch wenn dies eher nur die eigene Neugierde stillt. Beispielsweise kann man sich sowohl den Typ und damit die ISO Norm des Tags als auch den Hersteller, aber auch die Speichergröße und die abgezielten Android Klassen anschauen. Außerdem ist es möglich den Inhalt des Speichermediums auszulesen oder einfach nur herauszufinden, ob der Tag wiederbeschreibar ist oder nicht.

Wie bereits oben erwähnt möchten wir nun noch kurz auf die Speichergrößen der Tags eingehen. Prinzipiell ist es sinnvoller NFC Chips zu kaufen, die ungefähr ein Kilobyte groß sind, da es sich in der Praxis erwiesen hat, dass man mit diesen keine Speicherplatzprobleme hat. Normale Tasks zum regeln von Einstellungen überschreiten zwar selten 100 Bytes, Kontakte können aber schon bis zu einigen hundert Kilobytes benötigen. Um sich die Speichergröße besser vorzustellen hilft vielleicht das Beispiel, dass circa 110 Wörter auf einen ein Kilobyte großen Speichertag passen. Da es kaum Preisunterschiede bei den Speichergrößen gibt, kauft man also am besten NFC Tags mit ungefähr einem Kilobyte.

Fazit

Wie man sieht gibt es schon einige Möglichkeiten die Nahfeld-Kommunikation bereits heute zu benutzen, sei es durch Angebote Dritter oder durch die Verwendung von NFC Tags. In den USA, Japan und weiteren Ländern gehört NFC schon längst zum Alltag. Bleibt zu hoffen, dass sich auch in Europa NFC weiter verbreitet und die Unterstützung zunimmt.

Marcel Hilzinger
Marcel Hilzinger
Ich bin Marcel und Gründer von Android User. Unsere Webseite existiert nun bereits seit dem Jahr 2011. Hier findest du eine Vielzahl von Artikeln rund um das Thema Android.

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