Dieser Artikel dreht sich nicht etwa um Putz-Apps. Stattdessen testen wir Multiplayer-Spiele, bei denen Android-User gemeinsam Hand anlegen ? auf einem Touchscreen.
Jede noch so ausgefeilte Künstliche Intelligenz kann nicht den Faktor Mensch ersetzen. Sicherlich gibt es auch einige nette Spiele, bei denen man alleine Spaß haben kann. Doch einen besonderen Reiz entfaltet erst der Wettbewerb gegen reale Menschen. Im Folgenden wollen wir nicht die oft thematisierten MMORPGs anschauen, sondern Spiele, bei denen der Mitspieler dasselbe Android-Gerät nutzt, oder sich zumindest im selben Raum befindet.
Monopoly
In fast jedem Haushalt findet sich ein Exemplar des Brettspiels Monopoly. So verwundert auch nicht, dass elektronische Versionen des Klassikers fast genauso lange existieren wie das Genre der Computerspiele an sich. Die Smartphone-Umsetzung von Electronic Arts [1] befindet sich auf der Höhe der Zeit. Nette Grafiken und Animationen wissen zu überzeugen (Abbildung 1 und 2). Der Spielablauf selbst ist mit dem Original identisch. Falls die Spieler eine bestimmte Regelvariante bevorzugen (zum Beispiel ob Steuern auf das Feld Frei Parken gelegt werden), können sie dies im Hauptmenü einstellen. Theoretisch kann der Nutzer auch alleine gegen sein Smartphone spielen, doch dies sorgt nur kurzfristig für Unterhaltung. Richtig Spaß macht die App erst mit mehreren Spielern, die nach Ihrem Zug jeweils das Handy weiterreichen (oder gemeinsam auf ein Tablet blicken). Das funktioniert im Gegensatz zum Original auch auf Reisen gut, die Spieleranzahl kann dabei zwischen zwei und vier variieren.
2 Spieler Reaktor
Positiv zu überraschen weiß die App 2 Spieler Reaktor [2]. Auf den ersten Blick wirkt ihre Idee simpel: Zwei Spieler sitzen an den gegenüberliegenden Enden des Handys. Jeweils eine Hälfte des Bildschirms zeigt jedem eine Aufgabe sowie eine Reaktionsfläche zum Berühren an. Beispielsweise müssen manchmal die beiden Kontrahenten entscheiden, ob der Name einer Farbe mit deren Erscheinung übereinstimmt (Abbildung 4). Wenn dies der Fall ist, bekommt derjenige, der als erstes seine Reaktionsfläche drückt, einen Punkt. Sollte jemand drücken, obwohl dies nicht der Fall ist, verringert die App das Punktekonto dieses Spielers um eins. Reagiert niemand, erscheint innerhalb kürzester Zeit die nächste Aufgabe. Und hierin liegt der Clou des Spieles: Die gestellten Rätsel wechseln sich in hohem Tempo voneinander ab. So kann es passieren, dass die Spieler innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden müssen, ob in einem Labyrinth eine Verbindung zwischen zwei Enden besteht (Abbildung 5).
Wieder ein anderes Mal muss jeder blitzschnell reagieren, wenn ein Paar aus Hauptstadt und Ländername zueinander passt. Kurz darauf sieht man das Smartphone rasant gegen sich selbst Tic-Tac-Toe spielen und muss drücken, sobald drei Symbole eine Reihe bilden. Die App enthält noch einige Aufgabenarten mehr, die der Nutzer im Einstellunsmenü auch selektiv ausschalten kann. Lässt er alle an, dann muss er sich auf so verschiedenen Gebieten wie Wahrnehmung, Reaktionsgeschwindigkeit, Kombinationsgabe, Logik und Allgemeinbildung mit seinem Mitspieler unter Zeitdruck messen. Gerade die Abwechslung macht das kostenlose Casual-Game interessant. Wer auch mit drei oder vier Spielern den Wettkampf proben möchte, benötigt stattdessen das 1,99 Euro teure 4 Spieler Reaktor [3]. Dieses bietet obendrein zusätzliche Aufgabenarten an und blendet im Hauptmenü keine Werbung ein. Allerdings sollte man dringend beachten, dass vier Spieler auf einem Gerät auch entsprechend viel Platz benötigen: In diesem Fall sollte es sich beim genutzten Gadget schon um einen Fünf-Zöller handeln.
Pocket Soccer
Eine ungewöhnliche Mischung stellt Pocket Soccer [4] dar. Anfangs wirkt das Spiel wie eine Fußballsimulation: Der Nutzer entscheidet, ob er alleine gegen einen KI-Gegner spielt, oder eine zweite Person anwesend ist, welche die andere Mannschaft mit ihren Fingerbewegungen steuert. Dann erscheint zunächst ein Fußballfeld. Anschließend erlebt der Nutzer jedoch Unerwartetes: Eine Mannschaft besteht hier nicht aus 11 Spielern, sondern umfasst jeweils drei Leute. Das klingt zunächst einmal plausibel, da zwei Menschen, die auf einem Smartphonebildschirm 22 Männchen aufeinmal spielen in Hinsicht auf Steuerbarkeit eine seltsame Vorstellung wären. Doch damit nicht genug: Die Spieler schieben nicht gleichzeitig ihre Männer durch die Gegend, sondern abwechselnd. Genaugenommen kann von „ziehen“ auch nicht die Rede sein, eher werden die Spieler wie eine Kugel in eine Richtung geschossen, in der Hoffnung, dass diese den Ball treffen.
Spätestens jetzt versteht der Nutzer, dass es sich hierbei eigentlich um eine Mischung aus Air Hockey und einem abgespecktem Billard handelt: Das erstere ist ein bekannter Zeitvertreib in Spielhallen, bei dem es darum geht, auf einem Tisch den Puck ins gegnerische Tor zu schießen. Die App Pocket Soccer packt nun das ganze in ein Fußballkostüm und fügt ein Billard-ähnliches Element hinzu, indem sich mehrere Fußballspieler auf dem Feld befinden, die sich gegenseitig über die Bande schießen können, um wiederrum indirekt den eigentlichen Fußball zu treffen. Insgesamt gesehen eine originelle Idee, bei der vor allem der Zwei-Spieler-Modus Spaß bereitet. Wer nicht direkt gegeneinander spielen möchte, kann erst einmal verschiedene Spielzüge trainieren (Abbildung 8). Die kostenlose Version blendet dezent Werbung ein, ganz umgehen lässt sich diese gegen einen Obulus von 2,28 Euro.

Glow Hockey 2
Im Gegensatz zu Pocket Soccer setzt Glow Hockey 2 [5] das Spielprinzip von Air Hockey originalgetreuer und ohne Modifikationen rum. Hier bewegt jeder Spieler nur jeweils einen Schläger, um den Puck durch das gegnerische Tor zu schießen. Außerdem existieren noch weitere Unterschiede: Die Züge finden live und unmittelbar statt, es wird also nicht nacheinander gezogen. Außerdem können die Spieler Ihren Schläger nur maximal bis zur Spielfeldmitte ziehen, spätestens ab da müssen sie den Puck in den Einflussbereich des Gegners schleudern. Insgesamt gewinnt das Spiel dadurch an Geschwindigkeit und Action.
Wer stattdessen lieber ganz bedacht seine Schüsse vornehmen möchte, ist bei Pocket Soccer besser aufgehoben. Glow Hockey 2 verspricht hingegen eine dynamischere und originalgetreue Umsetzung des Spielhallenklassikers. Die Optik des Spiels ist eher einfach gehalten, aber trotzdem zweckmässig. Falls sich irgendwann einmal kein Mitspieler auftreiben lassen sollte, kann der Nutzer auch gegen sein Handy spielen. Dessen Spielstärke varriert er im Optionenmenü innerhalb von fünf Stufen, wobei Easy geradezu lächerlich einfach ausfällt. Der höchste Schwierigkeitsgrad Insane erfordert hingegen soviel Training, dass man sich lieber wieder einen menschlichen Mitspieler sucht.
Schiffe versenken
Generationen von Schülern spielten es mit Bleistift und Papier: Schiffe versenken. Doch die Zeit ist nicht stehengeblieben, und so existieren auch Smartphone-Versionen des bekannten Zeitvertreibs. Wie gewohnt geht es darum, die Standorte von gegnerischen Schiffen zu erraten, bevor man selbst von diesen versenkt wird. Dieses Spielprinzip bedingt jedoch, dass die beiden Spieler die Positionen des anderen nicht sehen dürfen, weswegen sie nicht dasselbe Gerät verwenden können.
Der Programmierer der getesteten Schiffe Versenken App [6] hat dies gelöst, indem sich zwei Android-Gadgets via Bluetooth miteinander verbinden. Bei einem Gerät wählt der Nutzer im Menü I’m ready aus, bei dem anderen Connect. Anschließend lässt sich der Spielpartner auswählen (Abbildung 11). Die gegnerischen Schiffe sieht nun jeder im oberen Bereich des Bildschirms, während unten die eigenen Positionen sichtbar sind (Abbildung 12). Für den Erwerb der App fallen keine Kosten an, dafür blendet sie während des Spiels ein kleines Werbebanner ein.
Spielspaß schlägt Grafik
Ob unterwegs auf Reisen oder daheim: Das Spielen gegen reale Menschen, die sich im selben Raum befinden, birgt immer noch den größten Spaßfaktor. Interessanterweise sind hierfür nicht unbedingt Grafikfeuerwerke notwendig. Bei der App-Vorauswahl für diesen Artikel fielen einige aufwendig gemachten Werke durch, weil ihr Mehrspieler-Modus keine Unterhaltung versprach. Ausgerechnet der im schlichten Gewand daherkommende 2 Spieler Reaktor wusste besonders zu überzeugen.