30. Mai 2023
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Modding ohne Custom-ROM mit dem Xposed Framework

Wer sein Android-System tunen möchte, greift meistens zu einem Custom-ROM. Doch dabei gehen sinnvolle Anpassungen der Hersteller oft verloren. Einen neuen Weg geht das Xposed Toolkit: es verspricht Modding ohne Custom-ROM.

Sie haben Ihren Androiden gerootet, um extra Funktionen nutzen zu können, sind mit der Firmware an sich aber zufrieden? Dennoch haben Sie ein paar Kritikpunkte, die Sie an der Software Ihres Handys grundlegend ändern möchten? Dann ist das Xposed-Framework samt Tweak-Paket genau das Richtige für Sie. Das Framework kann mit individuellen Modulen gezielt die Firmware des Handys verändern.

Abbildung 1: Mit dem Xposed-Framework deaktivieren Sie diese lästige Warnung.
Abbildung 1: Mit dem Xposed-Framework deaktivieren Sie diese lästige Warnung.

Ein Beispiel für den Nutzen des Xposed-Frameworks findet man etwa bei der Lautstärkeregelung mancher Androiden. Das für den Test genutzt gerootete Galaxy Nexus zeigt beim Überschreiten einer gewissen Wiedergabe-Lautstärke immer eine Warnung an, die sich nicht deaktivieren lässt. Nervig! Mit dem Toolkit lässt sich dieser Dialog gezielt abschalten, ohne dass man gleich auf ein Custom-ROM umsteigen müsste.

Xposed Framework

Als Grundlage für diverse Module dient das Xposed-Framework. Es schafft die Basis für zusätzliche Tweak-Module, die nicht zwangsläufig von Xposed stammen müssen. Das Framework findet sich noch nicht im Play Store, es lässt sich jedoch als Xposed Installer APK-Datei aus dem Xposed-Framework-Entwicklungs-Thread [1] im XDA-Forum herunterladen.

Abbildung 2: Der Xposed Installer verankert das Framework direkt im System.
Abbildung 2: Der Xposed Installer verankert das Framework direkt im System.

Die heruntergeladene APK-Datei installieren Sie von Hand im System. Dazu muss auf Ihrem Androiden die Installation von Apps Unbekannter Herkunft unter Einstellungen | Sicherheit erlaubt sein. Wichtig ist, dass Xposed nicht das Rooten Ihres Androiden übernimmt. Um mit dem Framework arbeiten zu können, müssen Sie selber im Vorfeld dafür sorgen, dass sich Apps auf Ihrem Handy erweiterte Rechte holen können. Details dazu finden Sie in unserer Root-Ausgabe 02/2013 [2].

Nach der Installation des Xposed Installers müssen Sie das Framework installieren. Dies geschieht sehr bequem über die gerade installierte App. Sie lädt das aktuelle Framework-Build aus dem Netz und installiert es mit Root-Rechten im System. Möchten Sie später einmal das Framework wieder los werden, dann können Sie es mit dieser App auch deinstallieren. Zum Abschluss müssen Sie Ihr Handy neu starten. Einen entsprechenden Button finden Sie am unteren Ende der Installer-App.

Xposed Tweaks installieren

Ohne Module ist das Framework nutzlos. Die Entwickler des Xposed Frameworks pflegen deshalb mit der Xposed Tweakbox [3] ein Modul-Paket, das diverse Möglichkeiten bietet. Sie installieren die Tweakbox wieder über den Download der APK-Datei aus dem XDA-Developers-Forum. Nach erfolgreicher Installation der Datei, müssen Sie die Tweakbox als ersten Schritt im Xposed Installer unter Modules aktivieren.

Die Toolbox finden Sie nun als App in der Anwendungsschublade, alternativ starten Sie das Modul über einen Klick auf den Eintrag im Xposed Installer. Wie in den Android-Einstellungen haben Sie nun die Möglichkeit das System zu ändern. So können Sie zum Beispiel die (Hintergrund)-Farbe der Statusbar ändern, das Netzempfang-Icon mit mehr Balken ausstatten oder den Tastatur-Wähler (nach der Installation alternativer Tastatur-Apps) deaktivieren. Viele der Änderungen werden erst nach einem Neustart Ihres Androiden aktiv.

Abbildung 4: Die Tweakbox bietet diverse Optionen in das Android-System einzugreifen.
Abbildung 4: Die Tweakbox bietet diverse Optionen in das Android-System einzugreifen.
Abbildung 5: Ändern Sie zum Beispiel die Farbe der Toolbar oder das Icon der Netzstärke.
Abbildung 5: Ändern Sie zum Beispiel die Farbe der Toolbar oder das Icon der Netzstärke.

Weitere Toolkits

Neben der Toolbox-App haben sich inzwischen auch andere Entwickler dazu entschlossen Module für das Xposed Framework zu erarbeiten. Die wohl größte Mod-Sammlung finden Sie im MoDaCo Toolkit [4]. Das Toolkit bietet etwa eine Option um das Batterie-Symbol aus der Status-Leiste zu verbannen (interessant für User mit Android auf einem HDMI-Stick für das TV-Gerät) oder den Lockscreen ins Querformat zu drehen. Unter dem Eintrag für das Google Nexus findet sich auch die oben angesprochene Option, um die Lautstärke-Warnung zu deaktivieren.

Abbildung 6: Das Modaco Toolkit sammelt unzählige Hacks unter einer Oberfläche.
Abbildung 6: Das Modaco Toolkit sammelt unzählige Hacks unter einer Oberfläche.
Abbildung 7: Entfernen Sie zum Beispiel die Akku-Anzeige aus der Statusleiste.
Abbildung 7: Entfernen Sie zum Beispiel die Akku-Anzeige aus der Statusleiste.

Die Installation des Modaco Toolkits läuft genauso ab, wie die der Toolbox. Wieder installieren Sie die APK-Datei von Hand und aktivieren das Modul anschließend im Xposed Installer. Danach finden Sie das Toolkit ebenfalls wieder unter Ihren Apps und im Reiter Modules des Xposed Installers. Vergessen Sie nicht, nach der Installation der APK-Dateien die Einstellungen für Apps unbekannter Herkunft wieder zurückzusetzen.

Neben dem MoDaCo-Toolkit finden sich im Play Store bereits andere Apps, die auf das Framework zugreifen. So kann etwa Greenify [5] mit seinen experimentelle Features Push-Nachrichten zu schlafenden Apps durchleiten. Auch Trackball Alert [6] greift auf das Framework zurück, um die mehrfarbige LED vieler Handys (wie zum Beispiel bei einem Galaxy Nexus) individuell pro App mit unterschiedlichen Farben ansteuern zu können.

Viele Vorteile

Wer ein Custom-ROM installiert, verliert manch eine interessante Anpassung des Herstellers an der Original-Firmware. Stromspar-Maßnahmen (wie etwa der Stamina-Mode bei Sony) oder verbesserte Kamera-Treiber und -Apps bleiben beim Flashen einer alternativen Firmware auf der Strecke. Mit dem Xposed Toolkit passiert Ihnen das nicht: sämtliche Vorteile der Original-Firmware bleiben erhalten, viele Nachteile lassen sich beseitigen. Der vielleicht einzige Nachteil des Toolkits besteht darin, dass die Modul-Pakete oft nur auf Englisch verfügbar sind.

Infos

  1. Xposed-Framework: http://forum.xda-developers.com/showthread.php?t=1574401
  2. Root & Custom-ROM erklärt: https://www.android-user.de/Magazin/Archiv/2013/02
  3. Xposed Tweakbox: http://forum.xda-developers.com/showthread.php?t=1629653
  4. MoDaCo Toolkit: http://www.modaco.com/topic/361634-xmod-modaco-toolkit-for-xposed-framework
  5. Greenify: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.oasisfeng.greenify.pro
  6. Trackball Alert: https://play.google.com/store/apps/details?id=uk.co.lilhermit.android.TrackballAlertPro

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