Mit dem Livescribe 3 bietet Livescribe einen Smartpen an, der wie ein normaler Kugelschreiber schreibt, aber die Notizen abfotografiert. Ob der Livescribe 3 eine wirkliche Bereicherung ist und die Produktivität steigern kann, das verrät dir unser Testbericht.
Manche schwören bis heute auf Papier und Stift, um sich Notizen zu machen. Ab und zu wäre es aber doch praktisch, das eigene Gekritzel digitalisiert zu bekommen. Sei es für die Archivierung oder um das Geschriebene durchsuchbar zu machen. Der Smartpen von Livescribe hält während des Schreibens fest, was du gerade niedergekritzelt hast. Für diesen Testbericht haben wir die „Pro Edition“ des Livescribe 3 Smartpen als Leihstellung vom Hersteller erhalten. Der Unterschied zur Standard Variante hält sich jedoch in Grenzen, da beide Versionen den gleichen Stift beinhalten. Die Pro-Edition bietet 100 Seiten Livescribe-Papier, eine Jahreslizenz für Evernote, enthält zwei Tintenpatronen und ein schickes Notizbuch in Lederoptik. Bei Amazon kostet die Pro-Edition des Livescribe 3 Smartpen 200 Euro (http://amzn.to/1FEigRZ). Die Standard-Version enthält lediglich den Stift, eine Tintenpatrone, ein Livescribe-Starter-Notizbuch mit 50 Seiten und das Micro-USB Kabel. Sie kostet 150 Euro (Amazonpreis, http://amzn.to/1FEifxe).
Verarbeitung, Design und Haptik
Der Livescribe 3 ist solide gebaut und muss sich nicht hinter wertigen Kugelschreibern verstecken. Er besteht zum größten Teil aus Kunststoff, besitzt aber einen Clip und eine Spitze aus Metall. Zu oft brechen die Clips von günstigen Kugelschreibern beim Transport oder herumspielen. Gut also, dass sich Livescribe für Metall entschieden hat. Der benutzte Kunststoff ist glänzend. Das bedeutet, dass man nach einiger Zeit Fingerabdrücke entdeckt. Zwar fallen diese nicht sofort auf, jedoch merkt man, dass der Livescribe 3 nicht mehr so rein aussieht, wie neu aus der Box. Einen matten Kunststoff zu benutzen, wäre hier meiner Meinung nach die bessere Lösung gewesen.
Der Livescribe 3 ist spürbar größer als ein gewöhnlicher Kugelschreiber. Das Schreiben mit ihm ist keineswegs unangenehm, jedoch wäre er erheblich handlicher und angenehmer, wenn er etwas schmaler wäre. Akku, Speicher, Kamera und Bluetooth-Modul erfordern nun mal ihren Tribut bei der Bauweise. Aufgeladen wird der Livescribe der per Micro-USB-Kabel. Der dazu nötige Stecker befindet sich unter der gummierten Kappe am Kopf des Smartpens. Die Kappe ist nicht grundlos aus Gummi: Man kann mit ihr sein Smartphone oder Tablet bedienen. Dies ist sehr nützlich, weil man das Smartphone oder Tablet aus Erfahrung doch bei sich hat, auch wenn der Smartpen in Betrieb ist. So muss man ihn nicht aus der Hand legen und kann mit der Kugelschreiberspitze auf das Papier schreiben und ihn nach einer kurzen Drehung um 180° auf dem Touchscreen benutzen.


Einen klassischen On/Off-Schalter gibt es beim Livescribe 3 nicht. In seiner Mitte befindet sich ein Ring, der beim Drehen die Stiftspitze herausfährt und auch gleich den Smartpen anschaltet. Eine mehrfarbige LED zeigt den aktuellen Status des Smartpen an.
Nutzung in der Praxis
Das Schreiben mit dem Livescribe 3 ist fast so einfach wie mit jedem anderen Stift. Es gibt aber auch ein paar Schwierigkeiten: Dadurch, dass unterhalb der Tintenpatrone eine Kamera sitzt, welche die geschriebenen Worte aufzeichnet, sind die Tintenpatrone und die Stiftspitze nicht zentral im Stift platziert. Daran und an die Dicke des Stifts muss man sich erst mal gewöhnen. Die im Stift enthaltene schwarze Tinte trocknet schnell und hinterlässt einen guten Eindruck auf dem Papier. Da gibt es nichts zu meckern.
Damit der Stift deine Schrift korrekt erkennt, musst du spezielles Papier benutzen. Auf diesem befinden sich sehr kleine Punkte, die der Kamera des Livescribe 3 Smartpen als Orientierungspunkte dienen. Dieses Papier kann man direkt von Livescribe kaufen oder es selbst ausdrucken. Letzteres setzt einen Farblaserdrucker voraus, der mit mindestens 600 dpi arbeitet und mit Adobe PostScript kompatibel ist.

Zwei Livescribe-Apps
Die Livescribe Link App wird hauptsächlich genutzt, um den Smartpen per Bluetooth mit dem Smartphone oder Tablet zu verbinden. Darüber hinaus kann man den Smartpen einen Namen geben, den Akkustatus anzeigen lassen, den Sound ein und ausschalten und einstellen ob man Links- oder Rechtshänder ist. Des Weiteren werden über die Link-App Software Updates gemacht. Das Hochladen der Updates auf den Livescribe 3 via Bluetooth und Link-App dauert recht lange. Hier empfiehlt es sich, das Updaten per PC und USB-Kabel durchzuführen.

Die Livescribe+-App ist für alle Inhalte verantwortlich, die du aufschreibst. Sie zeigt die Notizen wahlweise als Seiten oder Zeilen in einem Feed an. Von hier kannst du die Inhalte direkt weiterleiten. Auch die Notizen ins Digitale umzuwandeln ist möglich. Jedoch macht die App nicht mehr ganz mit, wenn man Worte unterstreicht oder einkreist. Zudem brauchst du für die korrekte Texterkennung eine leserliche Handschrift. Die Übertragung der Informationen ans Android-Smartphone erfolgt quasi in Echtzeit. Alles was du schreibst, landet sofort in der App, sobald du den Stift abhebst. Schreibst du also in Druckbuchstaben, dann synchronisiert die App quasi Buchstabe um Buchstabe. Ein Limit für die Länge ist mir keines aufgefallen, auch beim Akku kam ich innerhalb der einwöchigen Testfrist nicht ans Limit der Laufzeit.

Notizen zu teilen oder bearbeiten, ist ebenfalls Aufgabe der Livescribe+-App. Hier stehen die üblichen Möglichkeiten von Android für das Sharing bereit, wobei Livescribe eine Kooperation mit Evernote nahelegt. Die „Pro Edition“ des Livescribe 3 enthält denn auch ein einjähriges Evernote-Abonnement im Wert von 45 Dollar.
Neben den schriftlichen Aufzeichnungen unterstützt die App auch Sprachaufnahmen, so genannte Pencasts. Da der Livescribe 3 selbst kein Mikrofon besitzt, musst du die Sprachaufzeichnungen mit deinem Handy oder Tablet erstellen. Das geht ganz einfach, indem du auf dem Livescribe-Papier auf das Symbol mit dem Record-Button tippst. Das Smartphone startet dann eine Sprachaufzeichnung.

Insgesamt machen die Livescribe+- und die Livescribe-Link-App einen sehr guten Eindruck. Beide sind einfach zu bedienen und kommen im Material Design von Android 5 daher. Die Implementierung von Diensten wie Evernote und One Note in die Livescribe + App macht bei der Nutzung des Smartpens wirklich Sinn und wirkt nicht aufgezwungen oder unnötig.
Fazit
Der Livescribe 3 Smartpen funktioniert einfach und gut. Bei der Handschrifterkennung ist aber klar noch Spielraum nach oben vorhanden. Auch an der Ergonomie lässt sich noch viel verbessern. Der Stift müsste noch etwas handlicher, leichter und kompakter werden, um ihn wirklich intutiv nutzen zu können. Der Anschaffungspreis von mindestens 150 Euro ist recht hoch, zudem kommen noch die Kosten für das Papier und Tintenpatronen (der Stift benutzt eine spezielle kohlenstofffreie Tinte) hinzu, wenn das im Lieferumfang befindliche Material verbraucht ist. Der Kauf lohnt sich also nur, wenn du den Stift auch regelmäßig benutzt, als Gimmick ist er etwas zu teuer. Der Einsatzzweck ist hingegen recht breit: Vom Studenten, der sich in einer Vorlesung Notizen macht, um sie später am Tablet oder PC zu bearbeiten, bis hin zur Hausfrau, die sich mal kurz ein Rezept notiert. Leuten wie mir kann er dabei helfen, nicht in einem Meer von Zetteln zu ertrinken und die Übersicht zu behalten. Insgesamt verdient sich der Livescribe 3 Smartpen mit dieser guten Leistung 4 von 5 Sternen.